Hausaufgaben, Teil 1
Welcher Monat ist der längste? Es ist der Oktober, er hat 31 Tage und dazu noch eine Stunde von der Zeitumstellung. Solche Aufgaben fördern das Denken und verdeutlichen die Lebensweisheit, daß es neben einer korrekten Antwort, oftmals um Präzisierung der Fragestellung geht. Auch als Hausaufgaben für Schüler sind solche Aufgaben gerechtfertigt, solange der Lehrer selbst sie jederzeit durchschaut. Das scheint mir nicht immer der Fall zu sein. Paradebeispiel sind Zinseszinsaufgaben:

Du hast 511,29 Euro, die mit 3,6 Prozent verzinst werden. Wieviel befindet sich nach 18 Monaten auf deinem Konto? Jede Antwort zwischen 520,48 und 539,66 Euro sollte die volle Punktzahl erhalten, wenn sie ordentlich begründet ist. Gemeint ist neben kostenloser Kontoführung natürlich eine nachschüssige jährliche Verzinsung am Jahresende, Einzahlung des Startkapitals zu Jahres­beginn, Verzinsung auch der Cent-Beträge und vor allem Kontoauflösung, nicht Kontostand nach 18 Monaten.

Leider hatte ich meiner Tochter zu genau erklärt, was in solchen Zinseszins­aufgaben fast immer gemeint ist, nämlich Kontoeröffnung am Jahresbeginn und Verzinsung am Jahresende. So hat sie für eine 18-monatige Laufzeit korrekt keine Zinseszinsen berechnet. Nur weil dadurch die Note noch ausreichend blieb und der Lehrer die halbe Punktzahl wegen guter Begründung gab, habe ich von Diskussionen mit ihm abgesehen.

Und weil man immer mitdenken, präzisieren, und auch übertragen können sollte, habe ich als Überschrift Hausaufgaben gewählt, gleichwohl es in diesem ersten Beispiel ein Aufgabe aus einer Klassenarbeit war.

Liste aller Hausaufgaben

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1.1.2007
In wenigen Minuten endet der erste Tag des neuen juliani­schen Jah­res, jeden­falls für unsere Zeit­zone und unter der Annahme, daß ein neuer juli­ani­scher Tag um Mit­ter­nacht beginnt und nicht erst mit dem Auf­gang der Sonne. Immer noch gibt es Regi­onen und Glau­bens­berei­che, die sich am juli­ani­schen Kalen­der orien­tie­ren und sich dabei wohl noch beson­ders christ­lich vor­kom­men, gleich­wohl ich als Pro­testant es ver­stehe, wenn man nicht sofort katho­li­schen Kalen­der­refor­men nach­gibt.

Der julianische Kalender macht keine Aus­nahmen von der Regel, alle vier Jahre einen Schalt­tag einzu­fügen, ist somit im Mit­tel genau 365,25 Tage lang und sollte von ge­schicht­li­chen Be­trach­tun­gen abge­sehen heute nur noch des­halb inter­es­sant sein, weil auf seiner Basis die meß­tech­nische Jahres­länge defi­niert wurde. Ein Jahr hat 31.557.600 Se­kun­den, das sind 365,25 Tage zu 86400 Se­kun­den.

Wir schreiben das Jahr 2021 und haben ein Jahr hinter uns, des­sen mitt­lere Länge eines Sonnen­tages seit langer Zeit kürzer war als 86400 Se­kun­den. Lang­fri­stig aber steigt diese Tages­länge und liegt gegen­wär­tig um 86400,002 Se­kun­den. Die Abwei­chung des die Jahres­zei­ten bestim­men­den tro­pi­schen Jah­res von den 31.557.600 Se­kun­den ist deut­lich grö­ßer. Es ist nur 31.556.925,26 Se­kun­den lang. Das sind 365,24219 Tage oder 0,99997862 Jahre.

235 Monate zu 29,53059 Tagen umfassen 6939,689 Tage. Das sind nur zwei Stun­den mehr als die 6939,602 Tage des metoni­schen Zyk­lus aus 19 tro­pi­schen Jahren zu 365,2422 Tagen. Aus diesem Grunde liest man gele­gent­lich
235 Monate = 19a 2h
Das ist nicht ganz richtig. Vielmehr sollte es heißen:
235 synodische Monate = 18a 365d 4,5h
 19 tropische Jahre   = 18a 365d 2,5h
Das mag den meisten als Pipifax erschei­nen und dem Rest so und so klar sein. Aber viel­leicht gibt es den einen oder ande­ren Schüler, der sich wie ich vor fast einem hal­ben Jahr­hun­dert fragt: Wie lang ist denn ein Jahr, wenn da einfach nur a steht? Heut­zu­tage sollte es klar sein: 31.557.600 Se­kun­den!

19 | Schalttag | Sternzeit | Kirchenjahr

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0,875
Gestern habe ich erstmalig eine dreistündige 5-Millionen-Euro-SKL-Show vollständig gesehen. Es hat sich gelohnt. Dem Zuschauer wurde ein tiefer Einblick in die Geistesgröße seiner Prominenten gewährt, erworben im bürgerlichen Elternhaus und verfeinert durch den Überlebenskampf im D-Promi-Panel.

Die zwei glanzlosen Männer Hape Kerkeling und Marcel Reif lasse ich ungeschoren, den Nervsack Hellmuth Karasek aber muß ich loben. Er sagte gleich, wovon er keine Ahnung hat (Flex), und konnte geschickt eine Rechenaufgabe lösen. Nachdem er von Günther Jauch einen Kugelschreiber erhielt, rechnete er 7/8 und 8/10 korrekt in 70/80 und 64/80 um und erkannte 7/8 als größer. Im Kopf wäre er wohl bei den 56/80 für 7/8 geblieben. Der Oberlehrer Jauch meinte, es ginge auch einfacher durch Umrechnung in Dezimalbrüche. Ja, wenn man weiß, wie das bei Achteln geht! Dabei war Herr Karasek spontan schon sehr nah dran, als er sofort 8/10 als 4/5 erkannte, dem ein Fünftel zur eins fehlt, den 7/8 aber nur ein Achtel. Egal, denn demnächst darf man auch einen Taschenrechner benutzen.

Damen waren natürlich auch dabei: Auf Platz 2 Anke Engelke, die den sprachlustigen Österreichern als Führerschein eher eine Zündlizenz, denn eine Lenkerlaubnis zutraute. Auf Platz 1 aber unangefochten Barbara Schöneberger, die auf den zweiten Sonntag im Mai Fronleichnam legte und sich so gleichberechtigt gegen Vater- und Muttertag entschied, zumal sie Himmelfahrt am 1. Mai vermutete. Auch dem folgte eine Denkhilfe durch Günther Jauch: Himmelfahrt und Fronleichnam fallen immer auf einen Donnerstag. Ja, wenn man das weiß, dann ist der Muttertag natürlich kein Problem mehr!

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Kirchenjahr
Heute hat das neue Kirchen­jahr begon­nen. Zumeist hat es 52 Wo­chen, man­chmal auch 53. Im Gegen­satz zum bürger­lichen Jahr beginnt es stets am Sonntag, den 1. Ad­vent und zeigte deshalb nicht dessen Probleme mit der Wochen­nume­rie­rung, wenn man sie denn durch­zählen und nicht jedes Jahr anders benennen würde.

Da wir uns nie von der seit Jahr­tau­sen­den ohne Unter­bre­chung durch­gehal­tenen Abfolge der Wochen­tage tren­nen werden, wäre es sinn­voll, ein Normal­jahr mit 364 und ein Schaltjahr mit 371 Ta­gen zu haben. Aus dem tropi­schen Jahr zu 52,1774558 Wochen ergibt sich ein sehr genauer Zyklus von 62 Jah­ren mit 51 Nor­mal­jah­ren zu 52 Wo­chen und 11 Schalt­jah­ren zu 53 Wo­chen. Doch so christ­lich sie auch wäre, wird es eine sol­che Kalen­der­re­form nie geben. Sie ändert zuviel, und eine Anpas­sung an über­kom­mene Vor­stel­lun­gen berei­tet Pro­bleme:

Ohne große Geräusche wurde vor vierzig Jahren die am Sonn­tag begin­nende christ­liche Woche durch die bür­ger­liche ab Montag ersetzt. Sol­len die ersten sie­ben Tage des 364- bzw. 371 tägigen Jahres die erste Woche bil­den, wäre Neu­jahr immer montags. Damit der 1. Ad­vent nicht auf Sil­vester fällt und der Jahres­wech­sel sich kaum ver­schiebt, könnte das Jahr am Montag nach dem 5. Ad­vent beginnen. Soll der erste Weih­nachts­feier­tag wei­ter­hin am 25. genau eine Woche vor Neu­jahr liegen, bleibt nur der Mon­tag nach dem 4. Advent.

Der Dezember hätte dann immer 31 Tage und schiede als Schaltmonat aus. Damit auch die ele­gante Mög­lich­keit, in Schalt­jahren dem letz­ten Monat eine ganze Schalt­woche anzu­hän­gen, damit jeder Tag des Jahres stets auf den glei­chen Wochentag der glei­chen Woche und den gleichen Tag des glei­chen Monats fällt. Wäre der wahre Ge­burts­tag Jesu bekannt, könnte vielleicht auf einige Restrik­tio­nen ver­zich­tet wer­den.

7 | 1.1.2007 | Planetenwoche

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Was erlauben Strunz
und Struck sich, dachte ich gestern beim Abschlußzappen durch die Fernsehprogramme. Letzterer nannte Pofalla einen Dünnbrettbohrer wie Söder und den auf Jürgen Trittin gestylten Christian Wulff publizitäts..., was von ersterem gerne ergänzt wurde. Es war aber ganz lustig, wenn Struck sich auch die SPD-Schelte Angela Merkels nicht so sehr hätte zu Herzen nehmen sollen. Sie hatte sich doch nur verbeten, ihre Ministerpräsidenten von der SPD kritisieren zu lassen. Diese indirekte Art innerparteilichen Austeilens hätte Struck doch würdigen können.

Das allein war schon recht lustig. Doch dann kam noch die Werbung der Firma Wall AG für ihre Strunz-Möbel, die mir ohne Michel Friedman nie im Gedächtnis geblieben wären. Es paßt einfach alles: Strunz-Wall-Friedman. Was sich in deren Reklame immer dreht, ist trotzdem kein aufgeschnitttenes Cafe Achteck, sondern eine Haltestelle, mit der sich ebenfalls Geld verdienen läßt, selbst wenn man sie den Blogs analog umsonst aufstellt und sich aus der darin möglichen Werbung finanziert. Das habe ich erst heute im Internet erkannt, das mich auch über den Welttoilettentag informierte. Und für mich war der 19. November einfach Volkstrauertag.

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Popstars
Seit bei Amazon bereits die CD der Popstars-Gewinner, die erst am kommenden Donnerstag live ermittelt werden sollen, angepriesen wurde, will meine Tochter nicht mehr mit SMS für Senna stimmen. Ähnlich werden viele denken und die erwarteten Einnahmen halbieren. Mir kam natürlich sofort in den Sinn, daß die abgebildeten drei Mädchen (Kati, Mandy, Bahar) auf der Couch nur eine Beispielkombination sind. Flugs wurde das auch öffentlich behauptet und die Anzahl möglicher Kombinationen genannt, nämlich 20. Das ist nicht schwer zu rechnen, denn 6 über 3 ist (6*5*4)/(1*2*3)=20.

Angeblich sollen alle diese 20 Kombinationen im Internet als Beweis hinterlegt sein. Ich habe nur einige gesehen, die offensichtlich montiert waren, weil beim Bildwechsel ein Mädchen umsprang und zwei regungslos sitzen blieben. So stieg in mir die Frage auf, wieviele Dreiergruppen auf der Couch denn fotografiert werden müssen, um jedes der möglich 20 Ergebnisse daraus montieren zu können. Es sind nur vier.

Ganz allgemein: Sollen nicht wie bei Popstars 3 aus 6, sondern m aus n gewählt werden, macht man das erste Bild mit den Nummern 1 bis m nebeneinander sitzend. Das zweite mit 2 bis m+1 und so weiter bis zum (n-m+1)-ten Bild, auf dem n-m+1 bis n abgebildet sind. Man überlegt sich leicht, daß jede Kombination von m aus n aus diesen n-m+1 Bildern zusammensetzbar ist. Mit weniger Bildern geht es nicht, da in jeder Sitzposition mindestens n-m-1 Personen abzulichten sind. Wären es n-m oder weniger an einer Position, würden die fehlenden m Personen nicht darstellbar sein.

Es ist also gar nicht so schlimm, wenn statt der drei aus sechs bei Popstars ein Doppelchor von 8 aus 16 gebildet werden müßte. Es reichten 16-8+1=9 Bilder, auf denen jeweils 8 Personen ohne viel Überlappung auf der Couch sitzen. Aus ihnen kann jede der 15444 Kombinationen durch einfache Zusammensetzung gebildet werden.

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Fünf-Achtel-Gott
Mein Mathematik-Google-Alert verweist zumeist nur auf Rankwerk und Blödsinn. Heute auf einen Aufsatz, dessen Wörter "nicht", "des" und "ohne" als Werbeträger verkauft waren und auf die neueste Ausgabe des PM-Magazins hinweist, in dem die Wahrscheinlichkeit der Existenz Gottes auf 62 Prozent berechnet wird, nicht etwa auf gerundete 60 oder gar 50 Prozent.

Nun komme mir keiner damit, daß dies in jedem Falle falsch sei, denn die korrekte Wahrscheinlichkeit betrage 0 oder 100 Prozent, niemals aber 62. Doch das ist bei 62 Prozent Regen am morgigen Tag nicht anders. Zwar gibt es mehr konkrete Erfahrung mit dem Wetter als mit Gott, doch von wenigen Zweifelsfällen einmal abgesehen regnet es morgen oder es regnet nicht, niemals aber mit 62 Prozent.

Im Falle des Wetters kann eine Prozentangabe dadurch gerechtfertigt werden, daß umfangreiche Daten aus ähnlichen Wetterlagen vorliegen. Und ganz allgemein könnte ich meine Apriori-Wahrscheinlichkeiten dadurch erhärten, daß ich gegen andere Behauptungen mit angemessener Quote zu wetten bereit bin.

Doch mit Gott scheidet diese Möglichkeit aus, denn die Gewinnauszahlung wird nicht zu Lebzeiten erfolgen. Und wer weiß, wieviel die Wettsumme dann noch wert ist. Gibt es keinen Gott, so gibt fällt der Wert des Euro auf null. Andernfalls könnte er sogar negativ werden.

Net-Tribune

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