2. Schwanzvergleich

Vergleich von Ländern normaler Entwicklung (png)

Im zweiten Schwanzvergleich geht es um Staaten, deren erste Welle halb­wegs normal verlief. Unter Norma­lität ver­stehe ich nicht schwarz, weib­lich und homo­sexuell, sondern in der Spitze der ersten Welle eine der Morta­lität ange­messene Leta­lität. Konkret meint das eine Leta­lität L in Prozent von ln((M+e)/2) bis ln((M+e)·2), worin M die Morta­lität in ppm ist. Dieser Norma­litäts­streifen ist grau hinter­legt. [1] Alle acht betrach­teten Staaten liegen mit der Spitze der ersten Welle in diesem Strei­fen, vom ganz dünn besie­delten und wenig getrof­fenen Austra­lien (M=4, L=1,4) bis hin zu den stark gebeu­telten USA (M=265, L=6,1), deren kata­stro­phaler Teil­staat New York (M=1662, L=8,1) eben­falls gerade noch als normal einzu­stufen ist. [2] Ebenso natür­lich alle deut­schen Bundes­länder von Meck­lenburg-​Vorpom­mern bis Bayern. [3]

Liefe die erste Welle normalverteilt ab, käme es zu einem Anstieg, der in der Nähe der Spitze des ersten Berges erstirbt. Man­geln­des Durch­halte­vermögen führte aber dazu, daß sich auf dem abstei­genden Ast weiter­hin sehr viele infizierten, die aber dank ihrer Jugend­lich­keit ein­fach nicht ster­ben woll­ten. So tropfte die Kurve herab, und der Still­stand würde später bei grö­ßerem M und gerin­gerem L erreicht, schlüge die Krank­heit nicht wieder auf die Gesamt­bevöl­kerung durch. So kommt es zu einer zweiten Welle, die wegen der Arg­losig­keit der Men­schen mit deut­lich höhe­rer Mor­ta­lität ver­bunden ist, jedoch wegen der Vor­sicht der Alten und ihrer Impfun­gen nicht mehr so töd­lich verläuft.

Österreich zeigt meines Erachtens am besten den typi­schen Verlauf. Der Anstieg der ersten Welle endete mit einer für Europa beschei­denen Mor­ta­lität von 77 ppm. Von den positiv Gete­steten starben 4 Pro­zent. Jetzt sind es über 15 mal soviele Tote und fast 40 mal soviele posi­tiv Gete­stete, von denen je­der 61. gestor­ben ist. Das ist nur einer von 836 aller Öster­reicher. Doch ein Blick auf andere Staaten zeigt, daß es auch deut­lich schlimmer geht und es ohne jede Maß­nahme zu einer Kata­strophe gekom­men wäre, nicht nur in Öster­reich.

Portugal hatte ich eigentlich nur zum Vergleich zu Spanien betrach­ten wollen. Später machte es uner­wartet nega­tive Schlag­zeilen, weil die Gesund­heits­versor­gung zusam­menzu­bre­chen drohte, obgleich Por­tugal im Vergleich zu Öster­reich die ganze Zeit über nur dop­pelt soviel Tote hatte und von den positiv Geste­steten letzt­lich nicht mehr und nicht weniger starben.

Auch Tschechien kommt zur Zeit auf die gleiche Letalität wie Por­tugal und Öster­reich, die jedoch nur durch über­mäßiges Testen erreicht werden konnte, denn die Mor­tali­tät wird 2800 ppm noch über­schreiten. Einer von 359 Tschechen ist bereits an Corona ver­storben, obwohl es in der ersten Welle um Größen­ordnun­gen besser aussah als in den Nach­bar­län­dern Deutsch­land und Öster­reich. Nur jeder hun­derste Tote verstarb vor Juni 2020. Es folgte eine gran­diose Fehl­leistung.

Selbst die USA brachten es auf eine Letalität von etwas unter zwei Prozent, auch durch Runter­testen. Die Mor­tali­tät liegt bei 1830 ppm und damit 66 Pro­zent unter der tsche­chi­schen, aber ebenfalls 66 Prozent über der deut­schen. Eine zweite Welle ist kaum zu erkennen. Sie ist allen­falls eine kleine Beule im Abklin­gen der riesigen ersten. Das hat die Situ­ation Ame­rikas im Ver­gleich zum Rest der Welt ver­bes­sert, sie bleibt aber schlecht. Trotz der sehr hohen Leta­lität von 6% in der Spitze liegen die USA noch im Normal­bereich, wenn auch mit sehr hoher Betrof­fenheit. Das anfäng­liche Gerede von der Über­lastung eines maroden ameri­kani­schen Gesund­heits­systems ist des­halb größten­teils nicht gerecht­fertigt.

Daß Deutschland mit einer deutlich höheren Letalität von 2,5 Pro­zent endet, ist nur inso­fern ein Makel als sie anzeigt, daß nicht so inten­siv gete­stet wurde wie anderswo, viel­leicht auch schär­fere Krite­rien für eine wirk­liche Erkran­kung ange­legt wurden, weshalb der Vor­wurf, PCR-​Tests würden mit zuvie­len Zyklen ausge­führt, für Deutsch­land wenig zutref­fen sollte. Wichtig ist nicht die Leta­lität, sondern die Morta­lität von bald 1100 ppm, also etwas weni­ger als in Öster­reich, das den leichten Vor­sprung gegen­über Deutsch­land nach der ersten Welle mit der zwei­ten ver­spielt hat.

Dänemark hat gezeigt, wie man dazu­lernt und in der zwei­ten Welle anwendet. Die Mortalität entsprach in der ersten Welle ziem­lich genau der Deutsch­lands, doch wurde wohl weniger getestet, weshalb die Leta­liät dauer­haft etwa ein Prozent höher lag. Danach konnten sie uns abhängen. Die aktu­elle Morta­lität ist weniger als halb so hoch wie die deut­sche. Daß zudem die Leta­lität unter einem Prozent liegt, ist unter diesen Umstän­den weniger ver­wunder­lich, da die über­schüs­sigen Tests die Dunkel­ziffer drücken und damit die Inzi­denz hoch treiben.

Südkorea war und ist eigentlich noch ein Musterknabe, hat sich aber ganz klar eine dritte Welle gelei­stet. Die Mor­tali­tät von win­zigen 5 ppm der ersten Welle wurde in der zweiten verdop­pelt und in der dritten noch einmal ver­vier­facht. Trotz­dem wird es bei 40 ppm bleiben, das ist ein Toter auf 25.000 Kore­aner. Wohl nicht so sehr ein Erfolg des Masken­tragens, eher Ergeb­nis rigoroser Maßnah­men und konse­quenter Ein­däm­mung.

In Australien sah es mit 4 ppm in der ersten Welle noch besser aus als in Korea. Dann galop­pierte eine zweite Welle voran. Die Mor­tali­tät verneun­fachte sich, liegt aber dank der korea­nischen Aufhol­jagd wieder auf dem letz­ten Platz. Bemer­kens­wert ist vor allem, daß die zweite Welle auch die Leta­lität ver­drei­facht hat, während sie in allen ande­ren Ländern deut­lich sank. Wahr­schein­lich wurde kaum gete­stet. [4]

[1] Zwei Gründe fallen mir zur Erklärung ein. Der charmatere: In gering betrof­fenen Gebieten (Mor­tali­tät M nie­drig) können die vorhan­denen Tests auch an Per­sonen mit gerin­gen Symp­tomen ver­schwen­det werden. Das verin­gert die Dunkel­ziffer, erhöht die Inzidenz I und senkt dadurch die errech­nete Letalität L=M/I. Weniger freund­lich: Wer sich stark durch­seuchen läßt, zeigt die gleiche Nach­lässig­keit auch in der Behand­lung der Kranken.
[2] Für die Stadt New York habe ich keine Zahlen. Ich gehe aber davon aus, daß sie den Streifen der Norma­lität nach oben durch­brochen hat, also weit­aus mehr Men­schen gestor­ben sind als man ohne­hin bei der hohen Betrof­fen­heit erwar­ten darf.
[3] Das waren zur ersten Welle die beiden Länder mit der nie­drig­sten bzw. höch­sten Inzi­denz. Im weite­ren Ver­laufe der Epi­demie über­nahm Schleswig-​Holstein die rote Laterne, Bayern wurde letzt­lich von Sachsen und Thü­ringen über­flügelt.
[4] Ich hatte kurz die Gelegen­heit fernzu­sehen. Und da erzählte eine Frau, wie kata­stro­phal die Lage in Indo­nesien sei. Und für Asien zustän­dig hakte sie auch gleich Austra­lien ab, wo trotz rigo­roser Abschot­tung nach außen, sich Corona immer mehr aus­breite. Was soll dieses Gerede, wenn über zwei Monate kein einziger ver­starb. Und was soll ich zu Indone­sien mit mehr als dreimal sovie­len Einwoh­nern, aber weniger Posi­tiven und Toten als Deutsch­land sagen? Soll ich sie bedauern, weil sie nun zur Ehr­lich­keit gefun­den haben und Ver­hält­nisse zutage treten wie bei uns Ende Mai? Da müssen sie durch, und sie werden es schaf­fen. Gefühls­duselnde Berichte, die fremde Völker zu bedau­erns­werten Klein­kindern degra­dieren, sind einfach über­flüssig.

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