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Das andere Ufer
wuerg, 26.12.2017 01:32
Heute habe ich wenig davon, nicht mehr so schüchtern wie als junger Mann zu sein, der nie in trauter Zweisamkeit gesehen wurde und sich deshalb dem durchaus ausgesprochenen Verdacht ausgesetzt sah, von anderem Ufer zu sein. Von 175ern wurde nur gesprochen, wenn man es auch zu wissen glaubte. Freddy Quinn, der Sangesheld meiner Mutter galt als homosexuell, weil von seiner Frau nichts an die Öffentlichkeit drang. Ewigkeiten ist das nicht her, denn Alan Turing, der Schwulenheld war bereits tot. Anders als Schneewittchen überlebte er nicht den vergifteten Apfel, in den er biß, nachdem eine Therapie ihn depressiv gemacht hatte. Die Alternative war eine Gefängnisstrafe. Sechzig Jahre später hat die englische Königin ihren Kriegshelden rehabilitiert.
Inzwischen sind Homosexuelle zwar nicht flächendeckend akzeptiert, doch rechtlich weitgehend gleichgestellt. Viele haben noch vor Weihnachten geheiratet. Mir untergekommen sind nur Prominente wie Volker Beck, Barbara Hendricks, Hape Kerleling und Jens Spahn, deren Veranlagung lange bekannt und im Politik- und Vergnügungsbetrieb auch akzeptiert ist. Zumindest die unverheirateten Männer ohne Weibergeschichten waren schon immer Schwarm vieler Ferseherinnen. Daß Alfred Biolek schwul war, dachte eigentlich jeder, bevor Rosa von Praunheim 1991 auf dem heißen RTL-Stuhl sitzend ihn und Hape Kerkeling als homosexuell outete.
Von Turing bis zur Ehe für alle ist etwas mehr als ein halbes Jahrhundert verstrichen, der größte Teil meiner Lebenszeit. Eine lange Zeit für Menschen, die sich in dieser Frage engagiert haben und oftmals kein Fortkommen sahen, doch für einen alten Menschen und vor allem mit Blick auf die Geschichte eine kurze Zeit. Andere Reformen wie die Aufhebung des Zölibats werden länger dauern, das heliozentrische Weltbild benötigte weit über ein Jahrhundert. Manchmal gehen für aussichtslos gehaltene Vorhaben wie die UN-Gerichtsbarkeit relativ schnell. Andere Rückschrittlichkeiten wie der Islam werden sich gegen jede Vernunft noch lange behaupten.
Daß gewisse Fortschritte mehr Zeit benötigen als manchen lieb ist, weil schnell ihre Lebensspanne überschritten ist, liegt nicht nur an der Bösartigkeit der gerne in den Kirchen gesehenen und gefundenen ewig Gestrigen. Auch nicht nur an der Durchseuchung der Menschheit mit religiösem und anderem schlichten Gedankengut. Vielmehr erscheinen neue Theorien und Auffassungen zunächst als ungenauer oder unterlegen. Außerdem sind selbst Reformer und Forscher nicht frei von überkommenem Gedankengut. Die perfekten Kreise des Kopernikus waren den ausgefeilten Epizyklen an Genauigkeit unterlegen. Und selbst aufgeschlossene Forscher wie Kinsey und Morgenthaler sahen in der homosexuellen Promiskuität ein Hindernis. Sie wußten nicht wie bieder AIDS machen würde.
Me2weihnacht | 1 von 25
Inzwischen sind Homosexuelle zwar nicht flächendeckend akzeptiert, doch rechtlich weitgehend gleichgestellt. Viele haben noch vor Weihnachten geheiratet. Mir untergekommen sind nur Prominente wie Volker Beck, Barbara Hendricks, Hape Kerleling und Jens Spahn, deren Veranlagung lange bekannt und im Politik- und Vergnügungsbetrieb auch akzeptiert ist. Zumindest die unverheirateten Männer ohne Weibergeschichten waren schon immer Schwarm vieler Ferseherinnen. Daß Alfred Biolek schwul war, dachte eigentlich jeder, bevor Rosa von Praunheim 1991 auf dem heißen RTL-Stuhl sitzend ihn und Hape Kerkeling als homosexuell outete.
Von Turing bis zur Ehe für alle ist etwas mehr als ein halbes Jahrhundert verstrichen, der größte Teil meiner Lebenszeit. Eine lange Zeit für Menschen, die sich in dieser Frage engagiert haben und oftmals kein Fortkommen sahen, doch für einen alten Menschen und vor allem mit Blick auf die Geschichte eine kurze Zeit. Andere Reformen wie die Aufhebung des Zölibats werden länger dauern, das heliozentrische Weltbild benötigte weit über ein Jahrhundert. Manchmal gehen für aussichtslos gehaltene Vorhaben wie die UN-Gerichtsbarkeit relativ schnell. Andere Rückschrittlichkeiten wie der Islam werden sich gegen jede Vernunft noch lange behaupten.
Daß gewisse Fortschritte mehr Zeit benötigen als manchen lieb ist, weil schnell ihre Lebensspanne überschritten ist, liegt nicht nur an der Bösartigkeit der gerne in den Kirchen gesehenen und gefundenen ewig Gestrigen. Auch nicht nur an der Durchseuchung der Menschheit mit religiösem und anderem schlichten Gedankengut. Vielmehr erscheinen neue Theorien und Auffassungen zunächst als ungenauer oder unterlegen. Außerdem sind selbst Reformer und Forscher nicht frei von überkommenem Gedankengut. Die perfekten Kreise des Kopernikus waren den ausgefeilten Epizyklen an Genauigkeit unterlegen. Und selbst aufgeschlossene Forscher wie Kinsey und Morgenthaler sahen in der homosexuellen Promiskuität ein Hindernis. Sie wußten nicht wie bieder AIDS machen würde.
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