noon
Vorgestern habe ich etwas über Menschen gelästert, die zwischen dieser Woche und der nächsten noch eine kom­mende ein­schieben. Es sind wohl weit­gehend die gleichen, die den Mittag nicht um 12 Uhr herum sehen, sondern so zwischen 13 und 16 Uhr. Ich frage mich, was sie dann unter Nach­mittag ver­stehen? Glück­licher­weise meinen sie mit „in einer Stunde“ nicht in 120 Mi­nu­ten. Auch ist mir noch keiner unter­gekommen, der vor der näch­sten Minute eine kom­mende einfügte. Und wer nach der großen Pause in der näch­sten Stunde Mathe­matik hat, schiebt nicht noch eine kom­mende mit Deutsch ein.

Das englische Wort noon scheint um einiges präziser zu sein als unser Mittag. Mir fehlen tiefe Kennt­nisse der engli­schen Sprache und Seele, doch scheint mir die Genauig­keit darin begrün­det zu sein, daß einem Ameri­kaner eine tiefe Unsicher­heit befällt, wenn er die Zeit zwischen 12 und 13  Uhr benennen soll. Das gleiche gilt für die erste Stunde des Tages nach Mitter­nacht. Deshalb glaube ich nicht an einen ameri­kani­schen Angriff in diesen beiden Stunden, weil auch die für den mili­täri­schen Gebrauch gefer­tigten Umrech­nungs­tabel­len für Zeit­zonen das Problem brutal umschiffen:

Es werden immer nur Umrechnungen für ganze Stunden angegeben, worin die militä­rische Zeit (0 bis 23 Uhr) ein­deutig bezif­fert ist, die AM-PM-Zeiten jedoch nur bis 11:59 gehen. Statt 0 oder 12 Uhr steht dort zumeist noon oder mid­night. Das läßt den schlich­ten Soldaten darüber im Unkla­ren, was 12:35 a.m., 12:35 p.m., 0:35 a.m. und 0:35 p.m. bedeu­ten. Offen­sicht­lich sind die Ameri­kaner der Meinung, a.m. (ante meri­diem) ginge von 00:01 bis 11:59 und p.m. (post meri­diem) von 12:01 bis 23:59, während noon und mid­night dazwi­schen lägen. Für mich ist noon einfach 12:00 p.m., weil 12:00:01 bereits p.m. ist. Noch lustiger: Die Stunde 00 wird mit 12 bezeichnet, weshalb es eine Stunde nach dem Mittag von 12:59 p.m. um zwölf zurück auf 1:00 p.m. geht.

Das mag uns nicht stören, solange man nicht Computer grund­sätzlich in ameri­kani­schem Eng­lisch konfi­guriert, um Probleme mit schlechten Über­set­zungen zu ver­meiden. Aber man gewöhnt sich an alles. Auch daran, daß GMT+01:00 für Berlin bei Bill Gates eine andere Zeit als GMT+01:00 für West- Zentral­afrika ist, nur weil wir uns gerade in der Sommer­zeit befinden. Und da bin ich bei einem anderen Übel, das mittler­weile zu einer Selbst­verständ­lichkeit geworden ist: Statt die Tages­schau auf 19 Uhr vorzu­ziehen hat man sich für eine Ver­schie­bung der Zeit ent­schieden. Konfu­sionen mit der Benen­nung der einen doppel­ten Stunde im Herbst sind die gerechte Strafe, wenn der ganze Quatsch uns auch eine origi­nelle Antwort auf die Frage gebracht hat, welcher Monat im Jahr der längste sei.

kommende Woche

... link (3 Kommentare)   ... comment