Heilige Zahlen
Die Heilig­sprechung einer Zahl erfordert mit zuneh­mender Größe eine immer bessere Begrün­dung. Mit der 1 und der 3, die für den (drei)einen Gott stehen, gibt es noch keine Probleme. Die 2 fällt durch, denn zwischen 1 und 3 kann kaum eine weitere heilige Zahl stehen. Außerdem spielt der durch sie repräsen­tierte Dua­lismus im Abend­land keine bedeu­tende Rolle. Und die 0 ist nichts, also auch nicht heilig.

Zur Gewinnung heiliger Zahlen nutzen manche eine geschlecht­liche Verer­bung durch Addi­tion und Multi­plika­tion. So entsteht zunächst die 4 aus 1+3. Ich sehe nicht, was an ihr heilig sein soll, auch wenn ich kein Chinese bin. Sie wird aber benötigt, um weiter aufstei­gen zu können:

3+4 = 7
3·4 = 12

Das ist doch wunderbar, denn die heraus­ra­gende Bedeu­tung der 7 Tage einer Woche und der 12 Monate eines Jahres läßt sich nicht leug­nen. Und in der Bibel kommen beide massen­haft vor. Auch 4+4=8 gilt als gut, doch 3+3=6 als Zahl des Men­schen weniger. Nun geht es munter weiter. Aus den beiden ersten Genera­tionen entsteht die dritte:

3+7 = 10
7+12 = 19
4·7 = 28
7·7 = 49
7·12 = 84
12·12 = 144

Natürlich wären auch 4+7=11 und 7+7=14 mögliche Nach­fahren, doch über­leben nicht alle, nur die geneh­men. Ich persön­lich sehe in der 10 keine Heilig­keit. Ihr Vor­kommen beruht einzig auf unserer dezi­malen Zahldar­stel­lung. Die 19 mag vielen fremd vorkommen, doch manche sehen sie massen­haft im Koran. In 28 erkenne ich nichts von Heilig­keit. Man kann in ihr die vier Wochen eines Monats sehen. Auch ist sie eine vollkom­mene Zahl. Doch das ist die 6 eben­falls. Die 84 mag für die 12 Le­bens­abschnitte zu 7 Jahren stehen. Diese Umlauf­zeit des Uranus finde ich bemer­kens­wert, aber nicht heilig.

Anders ist es schon mit 144, vor allem in der Ver­tausend­fachung als der Zahl der Logen­plätze im Himmel. Damit sind wir bei einer weiteren Art der Fort­pflanzung, der ungeschlecht­lichen Vermehrung. Man kann nicht nur drei Nullen anhängen, es reicht auch eine. Und sehr beliebt ist die Verdrei­fachung der Ziffern, manchmal auch die Ver­doppe­lung. So entstehen

2 mal 3 → 33
3 mal 7 → 777
10·7 = 70
1000·144 = 144000

Auf diese Art und Weise findet man zu jeder Zahl etwas. So steht 8880 für Christus, was sich aus 888 wie Jesus ableitet, und das aus der 8, die eigen­ständig oder wegen 8=4+4 bzw. 8=2+2+2 als gut, wenn nicht mehr gilt. Diese Infla­tion gefällt mir nicht. Mir reichen 1, 3, 7 und 12 als bedeutsam in unserer abendländi­schen Kultur.

1 | 3 | 7 | 12 | 84

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