Hissa Hilal
wuerg, 08.12.2017 22:16
Eines Tages hatte Unitymedia mir die letzten analogen Sender gestrichen. Durch meinen Mietvertrag gebunden konnte ich nicht kündigen. Ein halbes Jahr hielt ich durch, dann habe ich mir einen HD-Empfänger mit Scart-Kabel für meinen Zwanzigzöller gekauft. Nach dem Suchlauf "zappte" ich durch die Programme und blieb beim Qualitätssender Arte hängen, wo ein gespenstisches Bild mich fesselte. Lange Gestalten in weißen Tücher wie Außerirdische standen herum. Es dauerte eine Weile bis ich die um eine Quarte [1] zu hoch dargestellten Menschen als Araber identifizierte. Dann sah ich auch eine Bollywood-Frau durch das Bild turnen, wahrscheinlich die Moderatorin. Und ganz zum Schluß abseits am Bühnenrand ein schwarzes Gespenst mit einem goldenen Drahtgeflecht in der Hand. Ich dachte, sie sei die arabische Uschi Siebert und müsse gleich den Preis hereintragen. [2] Doch war sie die erste Frau, die jemals das Finale der Sendung "Milion's Poet" erreichte, wohl Dieter Bohlen für Araber mit Text statt Musik.
Ihr Name ist Hissa Hilal, sie schreibt mir unbekannte Gedichte, auch gegen die Obrigkeit. [3] Nach vielen Jahren hatte ihr Mann die Ausreise zum Wettbewerb gestattet. Kaum einer hat je von ihr mehr gesehen als ihre Augen, obgleich sie für eine Ehrung in der Schweiz den Gesichtsschleier ablegen mußte. Ich gehe davon aus, daß sie sich nicht wegen ihres Mannes oder ihrer Kinder bedeckt, nicht zum Schutz vor Verfolgung, sondern aus Überzeugung. Hätte ich ein Leben lang meine Kopfbehaarung unter einem Turban verborgen, würde ich ihn auch nicht in der Öffentlichkeit ablegen, wie ich auch eine Einladung zur Bloglesung ausschlagen müßte, fände sie am FKK-Strand statt.
Das war im Jahre 2010. Zwischenzeitlich hat sich in ihrem Teil der Welt für unsere Augen wenig geändert. Ganz allgemein und mit Blick auf die gesamte Menschheit bin ich aber zuversichtlich. Der Islam und Arabien haben sich derart in den Vordergrund gedrängt, daß nur noch wenig einer orientalischen Verklärung unterliegt. Der Zahn der Zeit nagt auch an Arabien. Die Vorzüge der Zivilisation werden sich schneller durchsetzen als das Öl versiegt. Der Islam ist entzaubert, die neueste Intifada ein Papiertiger [4].
[1] Wenn ein 9:16-Bild 3:4 dargestellt wird, ist es um (3/4)/(9/16)=4/3, also eine Quarte zu hoch.
[2] Die langjärige Assistentin von Hans-Joachim Kulenkampff, dem Thomas Gottschalk der sechziger Jahre.
[3] Das ist wohl auch besser so. Wahrscheinlich würden ihre Gedichte mich aufregen.
[4] Worte des Vorsitzenden Mao Tse-Tung. Verlag für fremdsprachliche Literatur, Peking, 1967, erste Auflage. Seite 86: Alle Reaktionäre sind Papiertiger. Dem Aussehen nach sind sie furchterregend, aber in Wirklichkeit sind sie nicht gar so mächtig. Auf lange Sicht haben nicht die Reaktionäre, sondern hat das Volk eine wirklich große Macht.
Fernsehen
Ihr Name ist Hissa Hilal, sie schreibt mir unbekannte Gedichte, auch gegen die Obrigkeit. [3] Nach vielen Jahren hatte ihr Mann die Ausreise zum Wettbewerb gestattet. Kaum einer hat je von ihr mehr gesehen als ihre Augen, obgleich sie für eine Ehrung in der Schweiz den Gesichtsschleier ablegen mußte. Ich gehe davon aus, daß sie sich nicht wegen ihres Mannes oder ihrer Kinder bedeckt, nicht zum Schutz vor Verfolgung, sondern aus Überzeugung. Hätte ich ein Leben lang meine Kopfbehaarung unter einem Turban verborgen, würde ich ihn auch nicht in der Öffentlichkeit ablegen, wie ich auch eine Einladung zur Bloglesung ausschlagen müßte, fände sie am FKK-Strand statt.
Das war im Jahre 2010. Zwischenzeitlich hat sich in ihrem Teil der Welt für unsere Augen wenig geändert. Ganz allgemein und mit Blick auf die gesamte Menschheit bin ich aber zuversichtlich. Der Islam und Arabien haben sich derart in den Vordergrund gedrängt, daß nur noch wenig einer orientalischen Verklärung unterliegt. Der Zahn der Zeit nagt auch an Arabien. Die Vorzüge der Zivilisation werden sich schneller durchsetzen als das Öl versiegt. Der Islam ist entzaubert, die neueste Intifada ein Papiertiger [4].
[1] Wenn ein 9:16-Bild 3:4 dargestellt wird, ist es um (3/4)/(9/16)=4/3, also eine Quarte zu hoch.
[2] Die langjärige Assistentin von Hans-Joachim Kulenkampff, dem Thomas Gottschalk der sechziger Jahre.
[3] Das ist wohl auch besser so. Wahrscheinlich würden ihre Gedichte mich aufregen.
[4] Worte des Vorsitzenden Mao Tse-Tung. Verlag für fremdsprachliche Literatur, Peking, 1967, erste Auflage. Seite 86: Alle Reaktionäre sind Papiertiger. Dem Aussehen nach sind sie furchterregend, aber in Wirklichkeit sind sie nicht gar so mächtig. Auf lange Sicht haben nicht die Reaktionäre, sondern hat das Volk eine wirklich große Macht.
Fernsehen
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