Altgrad
wuerg, 10.05.2005 17:59
Üblicherweise teilen wir den Kreisbogen in 360 Grad. Genauer gesagt in Altgrad. Von den Bemühungen um 400 Neugrad habe ich seit langem nichts mehr gehört. Meine Tafel der Logarithmen der trigonometrischen Funktionen nach neuer Teilung hat auch deshalb und nicht nur wegen der Taschenrechner und Computer reinen Erinnerungswert. Eine dritte Möglichkeit ist, auf eine Gradeinteilung zu verzichten und den Winkel einfach durch das Bogenmaß, die Länge des Einheitskreisbogens zu messen. Darüber hinaus gibt es noch den Vollwinkel und zahlreiche geschichtliche, militärische und nautische Einheiten.
Obwohl es nur einer Multiplikation bedarf, um die verschiedenen Winkelangaben umzurechnen, ist dies doch so wenig geläufig, daß Taschenrechner über Einstellungen für die verschiedenen Darstellungen verfügen. Meiner erlaut in einem verborgenen Menu die Umschaltung zwischen Deg, Gra und Rad. Man muß deshalb aufpassen, wenn man mit den Ergebnissen weiterrechnet. Ist zum Beispiel sin(x)/x zu berechnen, dann erhält man den Wert für 30° sicherlich nicht dadurch, daß man im Altgrad-Modus sin(30) berechnet und dann durch 30 teilt.
Nicht nur bei Taschenrechnern begeht man gerne den menschlichen Fehler, die angezeigten Zeichenketten falsch zu interpretieren, weil Zehnerpotenzen oder andere Umrechnungsfaktoren nicht beachtet werden. Die gespeicherten Konstanten und die vielfältige Tastenbelegung begünstigen solche Verwechselungen. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Wie 3 Millionen 3·1.000.000=3.000.000 ist, anderthalb Kibibyte 1,5·1024·8=12288 Bit meint, und 0,8 Promille für 0,8/1000=0,0008 steht, so entspricht 30 Altgrad einem Winkel der Größe (π/180)·30≈0,5236.
Manche spendieren dieser simplen Umrechnung von Altgrad in das Bogenmaß eine eigene Funktion namens Arcus, abgekürzt arc, definiert durch arc(x)=x·π/180. Eine Funktion für eine einfache Multiplikation, was soll das? Wer es duchschaut, schreibt zum Spaß arc(x)=x°, keinen Blödsinn wie arc α oder gar arcα und erst recht nicht arc(30°)=π/6. Vor allem Sportlehrer mit Nebenfach Mathematik scheinen bei α[°]=α·180/π einen Orgasmus zu bekommen. Ein zweiter mit arcα=(α°/360)·2π geht in die Hose, weil α einen Winkel vortäuscht, aber einfach eine Zahl ist und es 360° statt 360 heißen müßte.
Auf Taschenrechnern soll es gelegentlich Tasten ARC und auch MULπ geben, die einen Winkel in der ausgewählten Darstellung in das Bogenmaß bzw. Vielfache von π umrechnen. Wie Funktionen sinpi(x)=sin(πx) ersparen sie dem Kundigen Zeit, sind aber nichts für Leute ohne Durchblick, was aber nicht daran hindert, diesen Kram besonders an Berufs- und Fachschulen zu unterrichten. Besser wäre meines Erachtens Schnell-, Kopf- und Überschlagsrechnen, schriftliches Wurzelziehen, Nutzung von Tabellen samt Interpolation sowie die Handhabung eines Rechenschiebers, auch wenn man heute alles nicht mehr zu benötigen scheint. Wahrscheinlich muß ein Hochseekapitän auch nicht mehr segeln können.
Während man Neugrade und die meisten anderen Winkelmaße centesimal unterteilt, ist es bei Altgraden üblich, sie in 60 Minuten (′, arcmin, Bogen- oder Winkelminute) und die Minute in 60 Sekunden (″, arcsec, Bogen- oder Winkelsekunde) zu teilen. Eine weitere Unterteilung in 60 Tertien ist nicht mehr üblich. Stattdessen werden den Sekunden dezimale Nachkommastellen angefügt. Man kann aber auch auf Minuten und Sekunden verzichten und nur Nachkommastellen benutzen. So hat das regelmäßie Siebeneck einen Zentralwinkel von 2π/7≈128°34′17,142857″≈128,571428°. Sehr kleine Winkel werden auch gerne in tausendstel Bogensekunden (mas, milliarcsecond) angegeben. Mit zunehmender astronomischer Genauigkeit sind auch millionstel Bogensekunden (μas, microarcsecond) üblich.
Logarithmentafel | Rechenschieber
1 pla = 360 deg = 400 gon = 2π rad 1 τ = 360° = 400ᵍ = 2πDer Vollwinkel (plenus angelus, turn, revolution, cycle, Umdrehung) kommt im Leben eines normalem Menschen allenfalls beim Salto oder als Umdrehungen pro Minute vor. Die Abkürzung τ wurde zum Liebling der Pi‑Gegner, die 2π gerne durch τ ersetzen möchten. Das ist ja nicht falsch, nur ungewöhnlich. Zumindest in theoretischen Ausführungen harter Wissenschaften hält man sich an die dimensionslose SI‑Einheit mit 2π für den Vollwinkel. Also rad=1 und in der Folge pla=2π, deg=π/180 und gon=π/200. Alle keine echten Maßeinheiten, sondern schlichte Zahlen. Im überwiegenden Teil der Welt, insbesondere im Alltag sind jedoch die 360 Altgrade üblich und werden es auch bleiben.
Obwohl es nur einer Multiplikation bedarf, um die verschiedenen Winkelangaben umzurechnen, ist dies doch so wenig geläufig, daß Taschenrechner über Einstellungen für die verschiedenen Darstellungen verfügen. Meiner erlaut in einem verborgenen Menu die Umschaltung zwischen Deg, Gra und Rad. Man muß deshalb aufpassen, wenn man mit den Ergebnissen weiterrechnet. Ist zum Beispiel sin(x)/x zu berechnen, dann erhält man den Wert für 30° sicherlich nicht dadurch, daß man im Altgrad-Modus sin(30) berechnet und dann durch 30 teilt.
Nicht nur bei Taschenrechnern begeht man gerne den menschlichen Fehler, die angezeigten Zeichenketten falsch zu interpretieren, weil Zehnerpotenzen oder andere Umrechnungsfaktoren nicht beachtet werden. Die gespeicherten Konstanten und die vielfältige Tastenbelegung begünstigen solche Verwechselungen. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Wie 3 Millionen 3·1.000.000=3.000.000 ist, anderthalb Kibibyte 1,5·1024·8=12288 Bit meint, und 0,8 Promille für 0,8/1000=0,0008 steht, so entspricht 30 Altgrad einem Winkel der Größe (π/180)·30≈0,5236.
Manche spendieren dieser simplen Umrechnung von Altgrad in das Bogenmaß eine eigene Funktion namens Arcus, abgekürzt arc, definiert durch arc(x)=x·π/180. Eine Funktion für eine einfache Multiplikation, was soll das? Wer es duchschaut, schreibt zum Spaß arc(x)=x°, keinen Blödsinn wie arc α oder gar arcα und erst recht nicht arc(30°)=π/6. Vor allem Sportlehrer mit Nebenfach Mathematik scheinen bei α[°]=α·180/π einen Orgasmus zu bekommen. Ein zweiter mit arcα=(α°/360)·2π geht in die Hose, weil α einen Winkel vortäuscht, aber einfach eine Zahl ist und es 360° statt 360 heißen müßte.
Auf Taschenrechnern soll es gelegentlich Tasten ARC und auch MULπ geben, die einen Winkel in der ausgewählten Darstellung in das Bogenmaß bzw. Vielfache von π umrechnen. Wie Funktionen sinpi(x)=sin(πx) ersparen sie dem Kundigen Zeit, sind aber nichts für Leute ohne Durchblick, was aber nicht daran hindert, diesen Kram besonders an Berufs- und Fachschulen zu unterrichten. Besser wäre meines Erachtens Schnell-, Kopf- und Überschlagsrechnen, schriftliches Wurzelziehen, Nutzung von Tabellen samt Interpolation sowie die Handhabung eines Rechenschiebers, auch wenn man heute alles nicht mehr zu benötigen scheint. Wahrscheinlich muß ein Hochseekapitän auch nicht mehr segeln können.
Während man Neugrade und die meisten anderen Winkelmaße centesimal unterteilt, ist es bei Altgraden üblich, sie in 60 Minuten (′, arcmin, Bogen- oder Winkelminute) und die Minute in 60 Sekunden (″, arcsec, Bogen- oder Winkelsekunde) zu teilen. Eine weitere Unterteilung in 60 Tertien ist nicht mehr üblich. Stattdessen werden den Sekunden dezimale Nachkommastellen angefügt. Man kann aber auch auf Minuten und Sekunden verzichten und nur Nachkommastellen benutzen. So hat das regelmäßie Siebeneck einen Zentralwinkel von 2π/7≈128°34′17,142857″≈128,571428°. Sehr kleine Winkel werden auch gerne in tausendstel Bogensekunden (mas, milliarcsecond) angegeben. Mit zunehmender astronomischer Genauigkeit sind auch millionstel Bogensekunden (μas, microarcsecond) üblich.
Logarithmentafel | Rechenschieber
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fritz_,
07.08.2023 16:45
Da Sie den 2005er Beitrag gerade mal wieder hochholen ...
Ich freue mich schon immer wie Bolle, dass die 24 Stunden eines Tages so schön mit den 360 Grad zusammenpassen, wenn man sich die Erde als Kugel denkt.
Wenn ich an einen Ort irgendwo in Europa oder irgendwo in der Welt denke, schaue ich mir irgendwann sowieso die Koordinaten an. Meistens geht es da nur um die Vollen und höchstens noch um die erste Kommastelle. Berlin ist 52,5 und 13,4, genauer braucht man's nicht. Mein Kumpel Goethe, wenn er nach Italien fuhr, sagte dann immer solche Sachen wie "Ich bin jetzt unter dem 48. Grade angekommen."
Mir erleichtert es die Vorstellung, dass eine Zeitzone freundlicherweise glatte 15 Grad breit ist. Man muss dann zur Intuition nur noch dran denken, dass die Zeitzone mit dem Abstand vom Äquator schmaler wird. Wenn mich die Navi-App nicht belügt, sind 15 Grad Länge in unserer Gegend gerade mal ungefähr 1000 km breit. Ach, schön.
Ich freue mich schon immer wie Bolle, dass die 24 Stunden eines Tages so schön mit den 360 Grad zusammenpassen, wenn man sich die Erde als Kugel denkt.
Wenn ich an einen Ort irgendwo in Europa oder irgendwo in der Welt denke, schaue ich mir irgendwann sowieso die Koordinaten an. Meistens geht es da nur um die Vollen und höchstens noch um die erste Kommastelle. Berlin ist 52,5 und 13,4, genauer braucht man's nicht. Mein Kumpel Goethe, wenn er nach Italien fuhr, sagte dann immer solche Sachen wie "Ich bin jetzt unter dem 48. Grade angekommen."
Mir erleichtert es die Vorstellung, dass eine Zeitzone freundlicherweise glatte 15 Grad breit ist. Man muss dann zur Intuition nur noch dran denken, dass die Zeitzone mit dem Abstand vom Äquator schmaler wird. Wenn mich die Navi-App nicht belügt, sind 15 Grad Länge in unserer Gegend gerade mal ungefähr 1000 km breit. Ach, schön.
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wuerg,
07.08.2023 19:48
Das ist nicht der einzige Beitrag, den ich überarbeitete, gibt es doch immer etwas zu verbessern, oft zu vereinfachen. So habe ich munter die 16 Prozent Mehrwertsteuer gestrichen, da sie nach 2007 nur zu Corona-Zeiten galten.
Natürlich dachte ich auch an den Stundenwinkel, der den Kreis in 24 Stunden teilt. Ich habe ihn ausgelassen, weil er den dimensionslosen Winkel 𝛼 in (43200/π)𝛼 Sekunden, also eine Größe der Dimension Zeit umrechnet. Das ist natürlich gerechtfertigt und am Sternenhimmel üblich, an dem man sich ständig mit der Frage konfrontiert sieht, wann ein Himmelskörper wo steht.
Ein Lichtjahr ist auch keine Zeit, sondern eine Entfernung von exakt 9.400.730.472.580.000 Metern. Zu Goethes Zeiten nahm man es nicht so genau. Wie weit eine Tagesreise war, kann man nur schätzen. Mit der Postkutsche kaum 100 Kilometer. Über den 48. Breitengrad war er noch nicht weit gekommen. Und heute hätte er korrekt schreiben müssen: Ich habe den 48. Breitengrad des globalen Nordens in südlicher Richtung überschritten.
Und wenn Sie nicht nur über die Ortszeit den Wohnort einengen, sondern auch Stunden in Kilometer umrechnen wollen, dann kommen Sie für Bremen etwa auf ihre (40.000/24)cos(53°5′)≈1000 Kilometer. Solche Beziehungen erleichtern die Geographische Betrachtung von Welt.
Natürlich dachte ich auch an den Stundenwinkel, der den Kreis in 24 Stunden teilt. Ich habe ihn ausgelassen, weil er den dimensionslosen Winkel 𝛼 in (43200/π)𝛼 Sekunden, also eine Größe der Dimension Zeit umrechnet. Das ist natürlich gerechtfertigt und am Sternenhimmel üblich, an dem man sich ständig mit der Frage konfrontiert sieht, wann ein Himmelskörper wo steht.
Ein Lichtjahr ist auch keine Zeit, sondern eine Entfernung von exakt 9.400.730.472.580.000 Metern. Zu Goethes Zeiten nahm man es nicht so genau. Wie weit eine Tagesreise war, kann man nur schätzen. Mit der Postkutsche kaum 100 Kilometer. Über den 48. Breitengrad war er noch nicht weit gekommen. Und heute hätte er korrekt schreiben müssen: Ich habe den 48. Breitengrad des globalen Nordens in südlicher Richtung überschritten.
Und wenn Sie nicht nur über die Ortszeit den Wohnort einengen, sondern auch Stunden in Kilometer umrechnen wollen, dann kommen Sie für Bremen etwa auf ihre (40.000/24)cos(53°5′)≈1000 Kilometer. Solche Beziehungen erleichtern die Geographische Betrachtung von Welt.
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fritz_,
07.08.2023 21:14
Meine Gedanken wandern dann unweigerlich ab zu unserer schönen MESZ und zu EU-Ländern, die sich tapferer als wir zu einer brutal falschen Zeitzone bekennen, mit der sie High noon um 14 Uhr oder 14.30 Uhr haben, aber dieses erstaunlich alte Saure-Gurken-Fass müssen wir jetzt nicht aufmachen. :-)
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wuerg,
07.08.2023 22:53
Damit die Wadenbeißer aus dem Osten der EU nicht erneut zuschnappen, könnten wir ihre Zeitzone (OEZ) europaweit übernehmen, vielleicht sogar deren Sommerzeit (Iran-Zeit). Dann stünde in Dublin die Sonne um halb vier am höchsten. Aber so schnell ist die EU nicht. Ich habe nicht gehört, daß sich deren Staaten bis 2019 festgelegt und auf einen Wechsel zwischen Winter- und Sommerzeit verzichtet hätten. Es wird also noch lange dauern, bis wir mit der Kiew-Zeit zu leben haben. Eher früher wird sich die Ukraine in die EU und Nato gedrängt haben. Ich weiß nicht, was von alledem das größte Übel ist.
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fritz_,
17.08.2023 18:16
"Warum essen die Spanier so spät ist die falsche Frage. Eigentlich sollte man fragen: why are the clocks out of synch?"
https://www.telegraph.co.uk/travel/food-and-wine-holidays/why-spanish-eat-late-night-food-tradition/
Wer bis hierher gelesen hat, muss den Spoiler auch noch mitnehmen: Grund für Spaniens komische Zeitzone ist offenbar irgendwas mit Hitler, und nach dem Krieg dann die Macht der Gewohnheit.
Nee, eigentlich geht es in dem Artikel ums Essen. Erstes Frühstück, zweites Frühstück, Zwischenmahlzeit zwischen der Zwischenmahlzeit und dem Mittagessen, und so geht das die ganze Zeit. Abendbrot ist 22 Uhr.
"There is an increasing demand to get Spain back on GMT, but the shift in routine would require other changes too." Also lässt man alles, wie es ist.
https://www.telegraph.co.uk/travel/food-and-wine-holidays/why-spanish-eat-late-night-food-tradition/
Wer bis hierher gelesen hat, muss den Spoiler auch noch mitnehmen: Grund für Spaniens komische Zeitzone ist offenbar irgendwas mit Hitler, und nach dem Krieg dann die Macht der Gewohnheit.
Nee, eigentlich geht es in dem Artikel ums Essen. Erstes Frühstück, zweites Frühstück, Zwischenmahlzeit zwischen der Zwischenmahlzeit und dem Mittagessen, und so geht das die ganze Zeit. Abendbrot ist 22 Uhr.
"There is an increasing demand to get Spain back on GMT, but the shift in routine would require other changes too." Also lässt man alles, wie es ist.
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wuerg,
19.08.2023 01:12
Gut, ein Reisebericht oder Werbeartikel für Spanien, in dem Lokalkolorit, Eßgewohnheiten, Fernweh, Hitler und die Zeitzonen aufeinander treffen. Ich war mit dem Vorurteil meiner Jugend aus Tagen ohne Klimakatastrophe zufrieden: In südlichen Ländern ist es wärmer, dort verschläft man die Mittagshitze und ißt gerne dann, wenn es kühler wird.
Daß Hitler den Spaniern die mitteleuropäische Zeit und den Rechtsverkehr dort brachte, wo Napoleon Lücken ließ, kann mich nicht stärker beeindrucken als unsere Sommerzeit, denn Mittag ist dann in Deutschland auch zwischen 13:00 im Osten und 13:36 im Westen.
Ich weiß nicht, wer die Spanier zwang, diese Sommerzeit mitzumachen und in der mitteleuropäischen Zone zu verbleiben. Doch nach dem Brexit bin ich der Meinung: Der Löwenanteil der EU‑Staaten befindet sich darin, Irland, Portugal, Finnland, Baltikum, Griechenland und Zypern sollten heranrücken. Kiew-Zeit für alle und immer wie jetzt im Sommer wäre falsche Solidarität.
Ganz China lebt in einer einzigen Zeitzone. Da ißt man eben im Westen später, weil die Sonne dort tasächlich später untergeht. Davon sollten sich die Russen eine Scheibe abschneiden und nicht warten bis fast die ganze Welt außer den USA, Liberien und Birma die einheitliche Weltzeit eingeführt hat. Der gregorianische Kalender hat es ja auch in 400 Jahren geschafft, wenn man von einigen ewig Gestrigen im Bande der Idiotie absieht.
Kiew-Zeit | Band der Idiotie | Liberien
Daß Hitler den Spaniern die mitteleuropäische Zeit und den Rechtsverkehr dort brachte, wo Napoleon Lücken ließ, kann mich nicht stärker beeindrucken als unsere Sommerzeit, denn Mittag ist dann in Deutschland auch zwischen 13:00 im Osten und 13:36 im Westen.
Ich weiß nicht, wer die Spanier zwang, diese Sommerzeit mitzumachen und in der mitteleuropäischen Zone zu verbleiben. Doch nach dem Brexit bin ich der Meinung: Der Löwenanteil der EU‑Staaten befindet sich darin, Irland, Portugal, Finnland, Baltikum, Griechenland und Zypern sollten heranrücken. Kiew-Zeit für alle und immer wie jetzt im Sommer wäre falsche Solidarität.
Ganz China lebt in einer einzigen Zeitzone. Da ißt man eben im Westen später, weil die Sonne dort tasächlich später untergeht. Davon sollten sich die Russen eine Scheibe abschneiden und nicht warten bis fast die ganze Welt außer den USA, Liberien und Birma die einheitliche Weltzeit eingeführt hat. Der gregorianische Kalender hat es ja auch in 400 Jahren geschafft, wenn man von einigen ewig Gestrigen im Bande der Idiotie absieht.
Kiew-Zeit | Band der Idiotie | Liberien
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fritz_,
20.08.2023 15:21
Bei dem Fetisch der einheitlichen Zeitzone, da wundere ich mich ein bisschen, dass da niemand auf die US of A verweist. Das Kernland hat 4 Zeitzonen, 4 "gesunde" Zeitzonen, die mit dem Sonnenstand gut im Einklang sind.
Selbiges müsste doch wirtschaftsfeindlich sein usw., doch das böseste Kapitalistenland schlechthin schert sich nicht drum. Und Überraschung: es geht.
Schöner Witz bei Wikipedia: Arizona macht die Sommerzeitumstellung nicht mit. Wieso ist das erwähnt? Die in Arizona liegende Navajo-Nation macht die Sommerzeit trotzdem mit. Die innerhalb der Navajo-Nation liegende Hopi-Nation macht sie wiederum nicht mit. Da kann sich jeder Provinzfürst mal bedeutend fühlen.
Neulich las ich von der Schwierigkeit, eine allgemein brauchbare Mondzeit zu etablieren, wo doch jetzt bald jeder Daniel Düsentrieb seinen Kleingarten auf dem Mond abstecken will. Auch das noch!
https://www.derstandard.at/story/2000142947744/einsteins-theorie-laesst-uhren-auf-dem-mond-schneller-laufen
"Der Mond ist leichter, was dazu führt, dass zwei baugleiche Uhren hier und da unterschiedlich schnell laufen. Etwa 56 Mikrosekunden beträgt der Unterschied alle 24 Stunden. Das liegt unabhängig von der Art der Uhren an der Veränderung der Zeit selbst.
Um wirklich die Zeit zwischen verschiedenen – menschlichen und maschinellen – Teilnehmenden einer Mondmission zu synchronisieren, denken Weltraumagenturen derzeit darüber nach, Uhren per Satellit zu synchronisieren. Doch es ist unklar, ob sich die Mondzeit überhaupt an UTC orientieren sollte oder ob der Mond seine eigene Zeit bekommt."
Selbiges müsste doch wirtschaftsfeindlich sein usw., doch das böseste Kapitalistenland schlechthin schert sich nicht drum. Und Überraschung: es geht.
Schöner Witz bei Wikipedia: Arizona macht die Sommerzeitumstellung nicht mit. Wieso ist das erwähnt? Die in Arizona liegende Navajo-Nation macht die Sommerzeit trotzdem mit. Die innerhalb der Navajo-Nation liegende Hopi-Nation macht sie wiederum nicht mit. Da kann sich jeder Provinzfürst mal bedeutend fühlen.
Neulich las ich von der Schwierigkeit, eine allgemein brauchbare Mondzeit zu etablieren, wo doch jetzt bald jeder Daniel Düsentrieb seinen Kleingarten auf dem Mond abstecken will. Auch das noch!
https://www.derstandard.at/story/2000142947744/einsteins-theorie-laesst-uhren-auf-dem-mond-schneller-laufen
"Der Mond ist leichter, was dazu führt, dass zwei baugleiche Uhren hier und da unterschiedlich schnell laufen. Etwa 56 Mikrosekunden beträgt der Unterschied alle 24 Stunden. Das liegt unabhängig von der Art der Uhren an der Veränderung der Zeit selbst.
Um wirklich die Zeit zwischen verschiedenen – menschlichen und maschinellen – Teilnehmenden einer Mondmission zu synchronisieren, denken Weltraumagenturen derzeit darüber nach, Uhren per Satellit zu synchronisieren. Doch es ist unklar, ob sich die Mondzeit überhaupt an UTC orientieren sollte oder ob der Mond seine eigene Zeit bekommt."
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wuerg,
24.08.2023 19:04
Wenn schon, dann Einstein: Zeit ist, was die Uhr anzeigt. Wenn zwei gleich gehen und eine mehr anzeigt, dann ist ihr Träger stärker gealtert, meinetwegen auch ‚schneller‘. Auf der Erde gehen die Uhren ‚schneller‘ als in ihrem Kern und ‚langsamer‘ als auf dem Mond, obwohl der sich schneller durch den Raum bewegt. Nicht nur in der Astronomie sind daher ausgeklügelte Zeitsysteme und ihre Synchronisation erforderlich. Für unsere Zeitzonen ist das bedeutungslos.
Die Abschweifung zum Mond hat dennoch einen Nährwert: Wenn Seleniten der Sinn nach einer eigenen Zeit steht, dann werden sie keine Zeitzonen errichten, wahrscheinlich einfach UTC übernehmen. Auf dem Mars mag man den Tag in 24 Stunden zu etwa 61,65 Minuten teilen, hoffentlich einheitlich und nicht zonenweise. Das ist auch auf der Erde sinnvoll. Keine zwei Datumsgrenzen mehr! Kein Rätselraten bei elektronischer Post aus den USA! Nie wieder Hochsommerzeit!
Gerne im sentimentalen und religiösen Gedächtnis bleiben können unsere vielen Bahnhofsuhren vor 150 Jahren und die lokalen Ellen an den Rathäusern. Ebenso der Kreiszoll, die Gallone und die Zeitzonen der Amis. Auch darf der Imam gerne am Abend des 29. auf den Berg steigen und Ausschau halten, ob der 30. oder der 1. kommt. Keiner muß seinen Fetisch aufgeben.
Die Abschweifung zum Mond hat dennoch einen Nährwert: Wenn Seleniten der Sinn nach einer eigenen Zeit steht, dann werden sie keine Zeitzonen errichten, wahrscheinlich einfach UTC übernehmen. Auf dem Mars mag man den Tag in 24 Stunden zu etwa 61,65 Minuten teilen, hoffentlich einheitlich und nicht zonenweise. Das ist auch auf der Erde sinnvoll. Keine zwei Datumsgrenzen mehr! Kein Rätselraten bei elektronischer Post aus den USA! Nie wieder Hochsommerzeit!
Gerne im sentimentalen und religiösen Gedächtnis bleiben können unsere vielen Bahnhofsuhren vor 150 Jahren und die lokalen Ellen an den Rathäusern. Ebenso der Kreiszoll, die Gallone und die Zeitzonen der Amis. Auch darf der Imam gerne am Abend des 29. auf den Berg steigen und Ausschau halten, ob der 30. oder der 1. kommt. Keiner muß seinen Fetisch aufgeben.
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fritz_,
25.08.2023 20:59
hoffentlich einheitlich und nicht zonenweise. Das ist auch auf der Erde sinnvoll.
Eine einheitliche Erdzeit erwarte ich (als jemand, der mit Arnis Terminatorfilmen aufgewachsen ist) just in dem Moment, in dem die Maschinen die Macht übernehmen (also jetzt mal echt). Und die Menschen dürfen gnädigerweise erst mal als Haustiere der Maschinen weiterleben.
Irgendwann kurz danach, weil die Maschinen für die erste Zeit noch in Feedbackschleifen festhängen, was das Machine(!)-learning irgendwelcher Moralaufsätze angeht, stellen sich die Maschinen die Frage nach dem Warum und schmoren durch, wie in dem Film War Games. Vielleicht auch, weil sie nicht kiffen können und nie geliebt haben.
Dann geht's bei den Menschen mit Ackerbau und Viehzucht weiter und unsere Politiker werden (wieder) Schweinebauern oder bleiben Haustier und landen im Kochtopf. That's life.
Und das alles nur wegen der einheitlichen Erdzeit.
Eine einheitliche Erdzeit erwarte ich (als jemand, der mit Arnis Terminatorfilmen aufgewachsen ist) just in dem Moment, in dem die Maschinen die Macht übernehmen (also jetzt mal echt). Und die Menschen dürfen gnädigerweise erst mal als Haustiere der Maschinen weiterleben.
Irgendwann kurz danach, weil die Maschinen für die erste Zeit noch in Feedbackschleifen festhängen, was das Machine(!)-learning irgendwelcher Moralaufsätze angeht, stellen sich die Maschinen die Frage nach dem Warum und schmoren durch, wie in dem Film War Games. Vielleicht auch, weil sie nicht kiffen können und nie geliebt haben.
Dann geht's bei den Menschen mit Ackerbau und Viehzucht weiter und unsere Politiker werden (wieder) Schweinebauern oder bleiben Haustier und landen im Kochtopf. That's life.
Und das alles nur wegen der einheitlichen Erdzeit.
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wuerg,
16.09.2023 00:15
Gerne können Sie archaische Konstrukte als Kennzeichen der Menschlichkeit sehen. Und die intelligenten Maschinen werden sie uns auch lassen, weil sie es lustig finden, sich an gelebter Geschichte erfreuen und mit den vielen Umrechnungen im Gegensatz zu uns nicht die geringsten Probleme haben. Auch ich kaum, denn für die Uhrzeiten der Snookerspiele reicht meine Rechenfähigkeit. Nur als seinerzeit der Tsunami in Hawaii ankommen sollte, zweifelte ich an den Uhrzeiten, denn es war nur das übliche Geplätscher zu sehen.
Aber zurück zur Realität oder der näheren menschlichen Zukunft: Es wird äußerst unpraktisch sein, auf dem Mars einen eigenen Kalender mit eigener Uhrzeit zu haben, um so menschelnde Fragen wie die nach dem Geburtstag diskutieren zu können, so man auf den Mars gesiedelt oder gar dort geboren ist. Eine einheitliche Zeit im gesamten von Menschen oder Sonden erreichten Universum wird zunächst einfach UTC sein und langfristig die irdischen Zeitzonen in den Hintergrund treten lassen.
Dabei spielt es keine Rolle, daß die UTC-Sekunde nicht mit meiner Eigenzeit-SI-Sekunde ‚übereinstimmt‘, weil ich mich nicht auf dem korrekten Schwerepotential befinde und mich bewege, wenn auch zuwenig. Daß Uhren anderswo ‚anders‘ gehen, ist kein Problem, solange keine übertriebene Synchronität erforderlich ist, die über große Entfernungen nicht so zeitnah realisiert werden kann wie derzeit auf der Erde und ihren Satelliten, die zum Wohle vor allem militärischer Navigationsgeräte eine sehr genaue gemeinsame Zeit benötigen.
Aber zurück zur Realität oder der näheren menschlichen Zukunft: Es wird äußerst unpraktisch sein, auf dem Mars einen eigenen Kalender mit eigener Uhrzeit zu haben, um so menschelnde Fragen wie die nach dem Geburtstag diskutieren zu können, so man auf den Mars gesiedelt oder gar dort geboren ist. Eine einheitliche Zeit im gesamten von Menschen oder Sonden erreichten Universum wird zunächst einfach UTC sein und langfristig die irdischen Zeitzonen in den Hintergrund treten lassen.
Dabei spielt es keine Rolle, daß die UTC-Sekunde nicht mit meiner Eigenzeit-SI-Sekunde ‚übereinstimmt‘, weil ich mich nicht auf dem korrekten Schwerepotential befinde und mich bewege, wenn auch zuwenig. Daß Uhren anderswo ‚anders‘ gehen, ist kein Problem, solange keine übertriebene Synchronität erforderlich ist, die über große Entfernungen nicht so zeitnah realisiert werden kann wie derzeit auf der Erde und ihren Satelliten, die zum Wohle vor allem militärischer Navigationsgeräte eine sehr genaue gemeinsame Zeit benötigen.
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