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Weggehende
wuerg, 16.11.2023 17:30
Schutzsuchende, Asylbewerber, Einwanderer, Migranten, Goldstücke, Fachkräfte, kulturelle Bereicherer. Es gibt viele Begriffe für oder im Zusammenhang mit Flüchtigen. Nicht alle sind Euphemismus-Versuche wie das besonders ekelige substantivierte Partizip Ankommende. Nun aber stelle ich erfreut fest, daß Janine Wissler bei Frau Maischberger nicht sagen konnte, die teuersten Ankommenden seien die Steuerankommenden. Sie mußte auf das Wort Steuerflüchtling zurückgreifen und wollte damit sagen, daß die abgängige Richtung uns viel mehr Geld kostet. Ein auf dem Rückzug untauglicher Versuch, fortbestehende Fehleinschätzungen zu beschönigen, denn eines ist klar: Sowohl Steuer- als auch Wirtschaftsflüchtlinge sind beide Ergebnis einer verfehlten Politik.
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Robert Habeck
wuerg, 11.11.2023 21:11
Robert Habeck hat mich mit seiner Rede gegen Antisemitismus überrascht und auch beeindruckt. Und ich unterstelle ihm nicht, damit seinen Kanzler oder seine Parteikollegin ausstechen zu wollen. Offen hat er den Antisemitismus der Islamisten angesprochen. Er greift aber etwas kurz und könnte sich angesichts des sich wandelnden Klimas auch sagen: Die Mehrheit der Moslems in Deutschland mag zivilisiert sein, dennoch ist nicht nur der radikale Islam das Problem, sondern der Antisemitismus als (((Klammer))) und Credo der muslimen Welt.
Angesichts der palästinesischen Auswüchse ist es nicht gerade die Zeit, aber für einen Robeck Habeck unerläßlich, auf rechten Antisemitismus hinzuweisen und der AfD zu unterstellen, sie würde sich nur aus taktischen Gründen judenfreundlich geben. Zwar liegt es auf der Hand, daß mit dem Aufstieg der AfD und der Renaissance nationalen, meinetwegen auch völkischen Gedankengutes sich Antisemitismus breitmacht, doch wird er nach meinem Dafürhalten in der zivilisierten Welt niemals mehr derart aus anderen Vorurteilen hervorstechen wie er es in der Geschichte tat und in weiten Teilen der Welt und unserer Angekommenen noch tut. Vom Dritten Reich ganz zu schweigen.
Und da ich mit diesen Einlassungen schon in die Nähe eines Naziverdachtes geraten kann, gleich hinterher: Wir von der Gnade der späten Geburt stehen zu den Verfehlungen unserer Großeltern. Wir nehmen es hin, in weiten Teilen der Welt ein schlechtes Image zu haben, in amerikanischen Filmen wie Hitler zu reden oder SS-Uniformen zu tragen, in Holland ein Hakenkreuz auf die Kühlerhaube gemalt zu bekommen, nicht Sieg Heil rufen und keine Hakenkreuze zeigen zu dürfen. Nur noch wenige schimpfen auf die Bombardierungen der Alliierten, denen unschuldige Frauen und Kinder zum Opfer fielen. Das war keine Sippenhaft. Und es ist auch keine, wenn allen Palästinensern die Gemeinheiten der Hamas zugerechnet werden, so sehr sie auch ihren Enkeln dereinst erzählen mögen: Wir haben von nichts gewußt, wir demonstrierten in gutem Glauben auch auf deutschen Straßen. Wer von ihnen wirklich für Frieden und Zivilisation ist, wird es verstehen und eigenes Leid hinnehmen.
Das schrieb ich schon vor einer Woche. Und beinahe hätte es ich den Freunden des Robert Habeck gleichgetan und nichts veröffentlicht. Denen scheint es nicht in den Kram zu passen, oder sie befürchten zurecht, daß jede Stellungnahme sie zu Antisemiten oder Moslemfeinden stempeln könnte. Auf der anderen Seite wurde man ebenfalls nicht vom Hocker gehauen, hält seine Rede für ein vom Teleprompter abgelesenes ‚staatsmännisches‘ Lippenbekenntnis, aus dem nichts folgen wird. Der palästinesische Mob darf weiterhin hetzen. Moslems nehmen die Gelegenheit wahr, zum offenen Kampfder Kulturen zu blasen. Helau!
Moslemversteher | Maybritt Illner | Berlin, Jerusalem
Angesichts der palästinesischen Auswüchse ist es nicht gerade die Zeit, aber für einen Robeck Habeck unerläßlich, auf rechten Antisemitismus hinzuweisen und der AfD zu unterstellen, sie würde sich nur aus taktischen Gründen judenfreundlich geben. Zwar liegt es auf der Hand, daß mit dem Aufstieg der AfD und der Renaissance nationalen, meinetwegen auch völkischen Gedankengutes sich Antisemitismus breitmacht, doch wird er nach meinem Dafürhalten in der zivilisierten Welt niemals mehr derart aus anderen Vorurteilen hervorstechen wie er es in der Geschichte tat und in weiten Teilen der Welt und unserer Angekommenen noch tut. Vom Dritten Reich ganz zu schweigen.
Und da ich mit diesen Einlassungen schon in die Nähe eines Naziverdachtes geraten kann, gleich hinterher: Wir von der Gnade der späten Geburt stehen zu den Verfehlungen unserer Großeltern. Wir nehmen es hin, in weiten Teilen der Welt ein schlechtes Image zu haben, in amerikanischen Filmen wie Hitler zu reden oder SS-Uniformen zu tragen, in Holland ein Hakenkreuz auf die Kühlerhaube gemalt zu bekommen, nicht Sieg Heil rufen und keine Hakenkreuze zeigen zu dürfen. Nur noch wenige schimpfen auf die Bombardierungen der Alliierten, denen unschuldige Frauen und Kinder zum Opfer fielen. Das war keine Sippenhaft. Und es ist auch keine, wenn allen Palästinensern die Gemeinheiten der Hamas zugerechnet werden, so sehr sie auch ihren Enkeln dereinst erzählen mögen: Wir haben von nichts gewußt, wir demonstrierten in gutem Glauben auch auf deutschen Straßen. Wer von ihnen wirklich für Frieden und Zivilisation ist, wird es verstehen und eigenes Leid hinnehmen.
Das schrieb ich schon vor einer Woche. Und beinahe hätte es ich den Freunden des Robert Habeck gleichgetan und nichts veröffentlicht. Denen scheint es nicht in den Kram zu passen, oder sie befürchten zurecht, daß jede Stellungnahme sie zu Antisemiten oder Moslemfeinden stempeln könnte. Auf der anderen Seite wurde man ebenfalls nicht vom Hocker gehauen, hält seine Rede für ein vom Teleprompter abgelesenes ‚staatsmännisches‘ Lippenbekenntnis, aus dem nichts folgen wird. Der palästinesische Mob darf weiterhin hetzen. Moslems nehmen die Gelegenheit wahr, zum offenen Kampf
Moslemversteher | Maybritt Illner | Berlin, Jerusalem
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Waschmaschinen
wuerg, 10.11.2023 13:44
In letzter Zeit höre ich immer öfter, daß nicht nur alles teurer würde, sondern es mit der deutschen Wirtschaft ganz allgemein bergab ginge. Das Markenzeichen „Made in Germany“ soll einem „german free“ gewichen sein. Es soll helfen, kein noch so kleines Bauteil aus Deutschland zu verarbeiten, das schon in naher Zukunft nicht mehr lieferbar ist oder zu teuer wurde, weil neue Auflagen zu beachten sind. Das gilt nicht nur für die klassischen regulierten Produkte wie Waffen. Von neuen Sanktionen einmal ganz abgesehen.
Ich konnte mir das gar nicht vorstellen. Deshalb bin ich Annalena Baerbock für ein schönes Beispiel dankbar, sei es von ihr selbst oder ihrer Parodie: Sie nennt Waschmaschinen als ein deutsches Spitzenprodukt, in dem Prozessoren verbaut sind, die nicht nur den Waschvorgang steuern, sondern auch mit dem Benutzer kommunizieren. Die könnten ausgebaut und umprogrammiert Drohnen, Panzer und Raketen steuern. Ja, dachte ich mir, und dann dürfen Wasch- und Spülmaschinen nicht mehr nach Israel geliefert werden.
Ich nehme einmal an, daß Haushaltsgeräte wie meine Personenwaage heute aus Kostengründen mit Universalprozessoren ausgestattet sind, die auch andere Tätigkeiten steuern können. Nur frage ich mich: Sind diese schlauen Chips nicht kistenweise zu kaufen und damit viel billiger als eine ganze Waschmaschine? Und reicht deren Leistungsfähigkeit tatsächlich für eine bewegliche Objekte erkennende oder auch nur fernsteuerbare Drohne? Wenn ja, so sollte doch jedes Land in der Lage sein, solche Prozessoren selbst herzustellen oder von befreundeten Schurken zu kaufen, auch programmieren zu lassen.
Weshalb schreibe ich das? Es erinnert mich an eine Zeit, da ich den Begriff Waschmaschinenprozessor erfand oder unbewußt von anderen übernahm. Es war die 8080-Z80-Zeit, und man konnte nicht überall diese teuren Bauteile einsetzen. Zudem waren sie nicht arbeitsfähig, wenn sie ihr Programm verloren. Ein Waschmaschinenprozessor war dagegen klein, aber von eingeschränkter Funktionalität. Dafür hatte er ein festes Programm auf dem gleichen Chip und lief nach dem Einschalten sofort los. Sie steckten damals noch in keiner Waschmaschine, deren elektromechanische Steuerung noch viel, viel billiger war. Aber zum Beispiel in Handfunkgeräten der Polizei, um dem naiven Leser eine Brücke zu bauen: Dann müssen heutige Prozessoren doch von noch höherer Sicherheitsrelevanz sein.
Leider habe ich keine technischen Unterlagen oder gar Programme zu meinem Waschmaschinenprozessor mehr. Er bestand aber aus einer kleinen CPU, die nur wenige Befehle verarbeiten konnte. Das fest zu brennende Programm durfte zwei Kilobyte nicht überschreiten und war in Blöcken zu 256 Byte zu gliedern. Ein paar wenige Daten konnten gespeichert werden, waren aber mit dem Abschalten weg. Es war eine schöne Aufgabe, heute würde man Challenge sagen. Das Ziel war nicht eine Drohne in Gaza, sondern eine möglichst einfache, billige und robuste Gerätesteuerung. Mein erster privater Computer war kaum größer: 4 Kilobyte ROM, 1 Kilobyte RAM. Ich habe ihn samt Nachfolger an einen Liebhaber verkauft, der hoffentlich keinen Krieg damit führt.
Im Nachgang wollte ich mich informieren, ob dies alles ein Spaß sei, da lese ich von unserem Waffenspezialisten Hofreiter, in russischen Panzern hätte man Bauteile gefunden, die auch in unseren Waschmaschinen stecken. Haben die Russen unter einem Prozessormangel leidend mit übermenschlicher Fähigkeit sie aus Waschmaschinen gebrochen und neu programmiert? Oder haben sie einen Sack voll davon in China gekauft, woher auch unsere für Waschmaschinen stammen? Hauptsache german free!
Fettwaage
Ich konnte mir das gar nicht vorstellen. Deshalb bin ich Annalena Baerbock für ein schönes Beispiel dankbar, sei es von ihr selbst oder ihrer Parodie: Sie nennt Waschmaschinen als ein deutsches Spitzenprodukt, in dem Prozessoren verbaut sind, die nicht nur den Waschvorgang steuern, sondern auch mit dem Benutzer kommunizieren. Die könnten ausgebaut und umprogrammiert Drohnen, Panzer und Raketen steuern. Ja, dachte ich mir, und dann dürfen Wasch- und Spülmaschinen nicht mehr nach Israel geliefert werden.
Ich nehme einmal an, daß Haushaltsgeräte wie meine Personenwaage heute aus Kostengründen mit Universalprozessoren ausgestattet sind, die auch andere Tätigkeiten steuern können. Nur frage ich mich: Sind diese schlauen Chips nicht kistenweise zu kaufen und damit viel billiger als eine ganze Waschmaschine? Und reicht deren Leistungsfähigkeit tatsächlich für eine bewegliche Objekte erkennende oder auch nur fernsteuerbare Drohne? Wenn ja, so sollte doch jedes Land in der Lage sein, solche Prozessoren selbst herzustellen oder von befreundeten Schurken zu kaufen, auch programmieren zu lassen.
Weshalb schreibe ich das? Es erinnert mich an eine Zeit, da ich den Begriff Waschmaschinenprozessor erfand oder unbewußt von anderen übernahm. Es war die 8080-Z80-Zeit, und man konnte nicht überall diese teuren Bauteile einsetzen. Zudem waren sie nicht arbeitsfähig, wenn sie ihr Programm verloren. Ein Waschmaschinenprozessor war dagegen klein, aber von eingeschränkter Funktionalität. Dafür hatte er ein festes Programm auf dem gleichen Chip und lief nach dem Einschalten sofort los. Sie steckten damals noch in keiner Waschmaschine, deren elektromechanische Steuerung noch viel, viel billiger war. Aber zum Beispiel in Handfunkgeräten der Polizei, um dem naiven Leser eine Brücke zu bauen: Dann müssen heutige Prozessoren doch von noch höherer Sicherheitsrelevanz sein.
Leider habe ich keine technischen Unterlagen oder gar Programme zu meinem Waschmaschinenprozessor mehr. Er bestand aber aus einer kleinen CPU, die nur wenige Befehle verarbeiten konnte. Das fest zu brennende Programm durfte zwei Kilobyte nicht überschreiten und war in Blöcken zu 256 Byte zu gliedern. Ein paar wenige Daten konnten gespeichert werden, waren aber mit dem Abschalten weg. Es war eine schöne Aufgabe, heute würde man Challenge sagen. Das Ziel war nicht eine Drohne in Gaza, sondern eine möglichst einfache, billige und robuste Gerätesteuerung. Mein erster privater Computer war kaum größer: 4 Kilobyte ROM, 1 Kilobyte RAM. Ich habe ihn samt Nachfolger an einen Liebhaber verkauft, der hoffentlich keinen Krieg damit führt.
Im Nachgang wollte ich mich informieren, ob dies alles ein Spaß sei, da lese ich von unserem Waffenspezialisten Hofreiter, in russischen Panzern hätte man Bauteile gefunden, die auch in unseren Waschmaschinen stecken. Haben die Russen unter einem Prozessormangel leidend mit übermenschlicher Fähigkeit sie aus Waschmaschinen gebrochen und neu programmiert? Oder haben sie einen Sack voll davon in China gekauft, woher auch unsere für Waschmaschinen stammen? Hauptsache german free!
Fettwaage
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Spieltheorie
wuerg, 23.10.2023 21:27
„Die Spieltheorie ist eine mathematische Methode, die das rationale Entscheidungsverhalten in sozialen Konfliktsituationen ableitet, in denen der Erfolg des Einzelnen nicht nur vom eigenen Handeln, sondern auch von den Aktionen anderer abhängt.“ [1]
Wegen des Wörtchens „ist“ muß ich das gelten lassen. Als es noch den „einzelnen“ gab, war die Spieltheorie zumindest für mich ein Gebiet der Mathematik, in dem man nicht zu ergründen versuchte, wie „Schach, Mühle, Dame, etc.“ [1] zu spielen ist, sondern sich überlegte, unter welchen Bedingungen gute, wenn nicht optimale Strategien existieren und wie man sie zumindest theoretisch findet. Das scheint als „mathematische Spieltheorie“ herabgewürdigt Teil einer allgemeinen Spieltheorie geworden zu sein, die den Finanztöpfen nachhängt und einen Pseudo-Nobelpreis ermöglicht. [2]
So bleiben mir nur sentimentale Erinnerungen an ein Seminar: Auf die Eingangsfrage des Professors, ob das Maximum der Minima kleiner oder größer sei als das Minimum der Maxima, war ich natürlich vorbereitet, hätte es mir aber auch schnell neu überlegen können. Damit machte es Sinn fortzufahren und den Beweis des Brouwerschen Fixpunktsatzes aus dem Buch von Burger [3] vorzutragen.
Wenn ich mir heute Youtube-Filmchen [4] des Spieltheoretikers Christian Rieck ansehe, dann scheint mir alles sehr weit davon entfernt. Seine Vorlesungen gehen gewiß tiefer als seine regelmäßigen Einlassungen zu aktuellen Themen, in denen immer wieder alte chinesische Kriegslisten angeführt werden. Nicht als historische Referenz, sondern als immer noch gültige Strategeme.
Trotzdem sehe ich mir seine Erläuterungen gerne an, weil sie zumeist die aktuelle Situation rationaler zu beleuchten vermögen als es im allgemeinen ‚Diskurs‘ üblich geworden ist. Und so war ich zuvor gar nicht auf eine Binsenweisheit im spieltheoretischen Konflikt zwischen der Hamas und dem Staate Israel gekommen:
Es geht der Hamas gar nicht um einen unmöglichen Sieg über Israel, sondern um die Festigung der eigenen Herrschaft. Ihr Angriff soll verhindern, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Das hat Herr Rieck der NZZ entnommen, darauf sind also andere auch ohne Spieltheorie gekommen. Mich aber erinnert das an die folgende Überlegung:
Selbst theoretisch allereinfachste Spiele wie Schach können ihre optimalen, wenn auch unbekannten Strategien einbüßen, wenn die Auszahlungsfunktion der Beteiligten sich ändert, etwa durch Nebenabsprachen. [5] Im allgemeinen ist unbekannt, was ein rationaler Spieler zu optimieren sucht. Das führte mich schon früh zur Umkehrung: Wenn seine Vorgehensweise einigermaßen gewinnversprechend ist, um was spielt er dann eigentlich, was ist seine Auszahlungsfunktion?
Was verspricht sich die Hamas von einem Angriff, obwohl sie Israel nicht das Wasser reichen kann? Was macht die Ampelparteien glücklich, daß sie Wahlschlappen inkauf nehmen? Um was geht es Sahra Wagenknecht, zumal sie in der Linken jede Position hätte erlangen können? Warum wollten viele den jetzt aufgeflogenen Elefanten im Raum nicht sehen, obschon sie ihn selbst einließen? Was sind ihre Auszahlungsfunktionen?
[1] Wikipedia. Spieltheorie.
[2] Natürlich ist es eine große Leistung, Modelle durchzurechnen, die dem Kern einer realen Situation nahe kommen sollen. Selbst wenn es nur eine Simulation mit dem Computer ist. Ich kenne außer dem Film nichts von John Forbes Nash, doch wird er sowohl den Abelpreis für Mathematik als auch den Gedächtnis-Nobelpreis für Wirtschaft verdient haben. Im Gegensatz zu Arafat für den Frieden.
[3] Ewald Burger: Theorie der Spiele. De Gruyter, 1966. Mein Exemplar habe ich meinem Sohn überlassen, der den Wert hoffentlich zu schätzen weiß: Gebunden oder als PDF für 65 Cent pro Seite.
[4] Christian Rieck: Hamas greift Israel an: spieltheoretische Überlegungen. Youtube, 14.10.2023.
[5] Die Spieltheorie wird gerne dahingehend kritisiert, daß Menschen sich eben nicht rational verhielten. Diesen Makel weist die mathematische Spieltheorie nicht auf. In ihr geht es nicht um menschliche Spieler, sondern um die Spiele selbst. Und wenn einer sich schlau fühlt und zum Beispiel einwendet, im Turnier ginge es gar nicht um den Einzelsieg im Spiel, dann lautet die Antwort: Ein Turnier ist eben ein anderes Spiel!
Wegen des Wörtchens „ist“ muß ich das gelten lassen. Als es noch den „einzelnen“ gab, war die Spieltheorie zumindest für mich ein Gebiet der Mathematik, in dem man nicht zu ergründen versuchte, wie „Schach, Mühle, Dame, etc.“ [1] zu spielen ist, sondern sich überlegte, unter welchen Bedingungen gute, wenn nicht optimale Strategien existieren und wie man sie zumindest theoretisch findet. Das scheint als „mathematische Spieltheorie“ herabgewürdigt Teil einer allgemeinen Spieltheorie geworden zu sein, die den Finanztöpfen nachhängt und einen Pseudo-Nobelpreis ermöglicht. [2]
So bleiben mir nur sentimentale Erinnerungen an ein Seminar: Auf die Eingangsfrage des Professors, ob das Maximum der Minima kleiner oder größer sei als das Minimum der Maxima, war ich natürlich vorbereitet, hätte es mir aber auch schnell neu überlegen können. Damit machte es Sinn fortzufahren und den Beweis des Brouwerschen Fixpunktsatzes aus dem Buch von Burger [3] vorzutragen.
Wenn ich mir heute Youtube-Filmchen [4] des Spieltheoretikers Christian Rieck ansehe, dann scheint mir alles sehr weit davon entfernt. Seine Vorlesungen gehen gewiß tiefer als seine regelmäßigen Einlassungen zu aktuellen Themen, in denen immer wieder alte chinesische Kriegslisten angeführt werden. Nicht als historische Referenz, sondern als immer noch gültige Strategeme.
Trotzdem sehe ich mir seine Erläuterungen gerne an, weil sie zumeist die aktuelle Situation rationaler zu beleuchten vermögen als es im allgemeinen ‚Diskurs‘ üblich geworden ist. Und so war ich zuvor gar nicht auf eine Binsenweisheit im spieltheoretischen Konflikt zwischen der Hamas und dem Staate Israel gekommen:
Es geht der Hamas gar nicht um einen unmöglichen Sieg über Israel, sondern um die Festigung der eigenen Herrschaft. Ihr Angriff soll verhindern, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Das hat Herr Rieck der NZZ entnommen, darauf sind also andere auch ohne Spieltheorie gekommen. Mich aber erinnert das an die folgende Überlegung:
Selbst theoretisch allereinfachste Spiele wie Schach können ihre optimalen, wenn auch unbekannten Strategien einbüßen, wenn die Auszahlungsfunktion der Beteiligten sich ändert, etwa durch Nebenabsprachen. [5] Im allgemeinen ist unbekannt, was ein rationaler Spieler zu optimieren sucht. Das führte mich schon früh zur Umkehrung: Wenn seine Vorgehensweise einigermaßen gewinnversprechend ist, um was spielt er dann eigentlich, was ist seine Auszahlungsfunktion?
Was verspricht sich die Hamas von einem Angriff, obwohl sie Israel nicht das Wasser reichen kann? Was macht die Ampelparteien glücklich, daß sie Wahlschlappen inkauf nehmen? Um was geht es Sahra Wagenknecht, zumal sie in der Linken jede Position hätte erlangen können? Warum wollten viele den jetzt aufgeflogenen Elefanten im Raum nicht sehen, obschon sie ihn selbst einließen? Was sind ihre Auszahlungsfunktionen?
[1] Wikipedia. Spieltheorie.
[2] Natürlich ist es eine große Leistung, Modelle durchzurechnen, die dem Kern einer realen Situation nahe kommen sollen. Selbst wenn es nur eine Simulation mit dem Computer ist. Ich kenne außer dem Film nichts von John Forbes Nash, doch wird er sowohl den Abelpreis für Mathematik als auch den Gedächtnis-Nobelpreis für Wirtschaft verdient haben. Im Gegensatz zu Arafat für den Frieden.
[3] Ewald Burger: Theorie der Spiele. De Gruyter, 1966. Mein Exemplar habe ich meinem Sohn überlassen, der den Wert hoffentlich zu schätzen weiß: Gebunden oder als PDF für 65 Cent pro Seite.
[4] Christian Rieck: Hamas greift Israel an: spieltheoretische Überlegungen. Youtube, 14.10.2023.
[5] Die Spieltheorie wird gerne dahingehend kritisiert, daß Menschen sich eben nicht rational verhielten. Diesen Makel weist die mathematische Spieltheorie nicht auf. In ihr geht es nicht um menschliche Spieler, sondern um die Spiele selbst. Und wenn einer sich schlau fühlt und zum Beispiel einwendet, im Turnier ginge es gar nicht um den Einzelsieg im Spiel, dann lautet die Antwort: Ein Turnier ist eben ein anderes Spiel!
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Brandmauer
wuerg, 08.10.2023 21:26
Schon lange frage ich mich, wie die Brandmauer wohl fallen wird. Und mit der heutigen Wahl will ich eine Prognose wagen, die so falsch sein kann wie meine zu Corona und deren Eintreffen oder Scheitern ich wohl nicht mehr erleben werde.
Die Ampelparteien werden sich angesicht wegschwimmender Felle sowohl ordentlich streiten als auch in einer Wagenburg ums Überleben kämpfen. Doch schon bald können sie allein keine Regierungen mehr stellen und müssen bei der CDU um Posten betteln. Die ist gezwungen, mindestens einen der Wadenbeißer mit ins Boot holen, im Bund wahrscheinlich sofort zwei. Intern wird man diskutieren, ob die aufstrebende AfD nicht doch der angenehmere Koalitionspartner sein könnte. Mit ihr hätte man mehr gemein, und sie stellte aus Dankbarkeit nicht soviele Ansprüche auf Posten.
Das alles kann schneller gehen, als man denkt. Zunächst im Osten, irgendwann auch im Bund. Verliert die CDU dort nochmals über 8 Prozentpunkte, halbiert sich die SPD erfolgreich und orientieren sich auch Grüne und FDP weiterhin nach unten, so kommt die Viererbande der Demokraten nur knapp auf die Hälfte aller Stimmen, müßte also hoffen, daß erhebliche Anteile unter die Fünfprozenthürde fallen. Eine Wagenknecht-Partei könnte also den Prozeß beschleunigen.
Die Ampelparteien werden sich angesicht wegschwimmender Felle sowohl ordentlich streiten als auch in einer Wagenburg ums Überleben kämpfen. Doch schon bald können sie allein keine Regierungen mehr stellen und müssen bei der CDU um Posten betteln. Die ist gezwungen, mindestens einen der Wadenbeißer mit ins Boot holen, im Bund wahrscheinlich sofort zwei. Intern wird man diskutieren, ob die aufstrebende AfD nicht doch der angenehmere Koalitionspartner sein könnte. Mit ihr hätte man mehr gemein, und sie stellte aus Dankbarkeit nicht soviele Ansprüche auf Posten.
Das alles kann schneller gehen, als man denkt. Zunächst im Osten, irgendwann auch im Bund. Verliert die CDU dort nochmals über 8 Prozentpunkte, halbiert sich die SPD erfolgreich und orientieren sich auch Grüne und FDP weiterhin nach unten, so kommt die Viererbande der Demokraten nur knapp auf die Hälfte aller Stimmen, müßte also hoffen, daß erhebliche Anteile unter die Fünfprozenthürde fallen. Eine Wagenknecht-Partei könnte also den Prozeß beschleunigen.
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AfD-Mann
wuerg, 25.09.2023 21:59
In Überschriften wird gejubelt, daß die Zivilgesellschaft den AfD-Mann nicht gewählt hat. Oftmals erst im Text hat er wie hier bei mir auch einen Namen, Jörg Prophet. Eigentlich ist das alles wirklich unwichtig, zumindest ich kannte Nordhausen nicht, auch keine Gedenkstätte. Auch hätte ich ihn nicht gewählt. Zu sehr verfängt selbst bei mir die Warnung unserer Gemeinsamkeit der Demokraten samt den Haltung zeigenden abgehalfterten Politikern und Künstlern, ich könne an einem vierten Reich schuldig werden. Und statt mich zu enthalten, hätte ich nicht als gesichert rechtsextremer AfD-, aber weißer heterosexueller cis-Mann zusammen mit intersektionalen Feministinnen über die Vorwürfe gegen den parteilosen Gewinner Kai Buchmann hinwegsehen können.
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39,2 Megatonnen
wuerg, 08.09.2023 18:50
Das Heizungsgesetz soll bis zu 39,2 Megatonnen Kohlendioxyd bis 2030, also in maximal 7,2 Jahren einsparen. Kritiker wenden schnell ein, daß die Chinesen jeden Tag 32 Megatonnen ausstoßen. Das ist unfair, denn sie bringen es zwar auf 7,7 Tonnen pro Kopf und Jahr, wir aber auf stolze 9. Trotzdem handelt es sich bei den 39,2 Megatonnen um eine Winzmenge, zumal Deutschland in dieser Zeit wohl 5000 Megatonnen in die Luft blasen wird.
Es bedarf nur einer kleinen kostengünstigen Einsparung, um dieses Ziel zu erreichen, ohne Eigenheimbesitzern Milliarden in den Arsch zu blasen: Fährt jeder täglich zwei Kilometer weniger mit dem Auto, so spart er 170 Gramm am Tag, 62 Kilogramm pro Jahr und 450 bis Ende 2030. Alle zusammen bringen es so auf 38 Megatonnen, weit mehr als aus dem Heizungsgesetz wirklich zu erwarten ist. Und um das durchzusetzen bedarf es keiner komplizierten, sondern nur einer anderen unpopulären Entscheidung: Anhebung der Mineralölsteuer. Aber das haben die Grünen ja weit hinter sich gelassen.
Oder: Pflanzt man für jeden Deutschen sechs Bäume, binden sie jährlich 5 Megatonnen Kohlendioxyd. Auch so kommt man auf 36 Megatonnen bis Ende 2030. Diese sechs mögen viel erscheinen, doch gibt es auf der Erde immer noch 370 Bäume pro Mensch, da sind sechs mehr eigentlich nicht viel. Und noch eine Rechnung: 39,2 Megatonnen sind etwa 500 Kilogramm pro Kopf. Die technisch aus der Luft zu ziehen, kostet derzeit etwa 250 Euro, vorwiegend für Strom, weit weniger als eine Wärmepumpe in sieben Jahren verpulvert. Trotzdem: Es ist besser, weniger Kohlenstoff zu verbrennen als dessen Oxyd wieder aus der Luft zu ziehen.
Es bedarf nur einer kleinen kostengünstigen Einsparung, um dieses Ziel zu erreichen, ohne Eigenheimbesitzern Milliarden in den Arsch zu blasen: Fährt jeder täglich zwei Kilometer weniger mit dem Auto, so spart er 170 Gramm am Tag, 62 Kilogramm pro Jahr und 450 bis Ende 2030. Alle zusammen bringen es so auf 38 Megatonnen, weit mehr als aus dem Heizungsgesetz wirklich zu erwarten ist. Und um das durchzusetzen bedarf es keiner komplizierten, sondern nur einer anderen unpopulären Entscheidung: Anhebung der Mineralölsteuer. Aber das haben die Grünen ja weit hinter sich gelassen.
Oder: Pflanzt man für jeden Deutschen sechs Bäume, binden sie jährlich 5 Megatonnen Kohlendioxyd. Auch so kommt man auf 36 Megatonnen bis Ende 2030. Diese sechs mögen viel erscheinen, doch gibt es auf der Erde immer noch 370 Bäume pro Mensch, da sind sechs mehr eigentlich nicht viel. Und noch eine Rechnung: 39,2 Megatonnen sind etwa 500 Kilogramm pro Kopf. Die technisch aus der Luft zu ziehen, kostet derzeit etwa 250 Euro, vorwiegend für Strom, weit weniger als eine Wärmepumpe in sieben Jahren verpulvert. Trotzdem: Es ist besser, weniger Kohlenstoff zu verbrennen als dessen Oxyd wieder aus der Luft zu ziehen.
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