Juli Zeh
In meiner Stadtrand­bibliothek mit ihren Spiegel-​Best­sellern griff ich zu „Zwischen Welten“ von Juli Zeh und Simon Urban. [1] Der Roman besteht aus einem papier­losen Schrift­wechsel zwischen einem Chef­redak­teur und einer Bäuerin. Ersterer gibt aus Über­zeu­gung und Ehrgeiz dem Druck woker Rotz­gören nach, letztere radika­lisiert sich nach rechts bis zur einer öffent­lichen Ohrfeige. Es ist ein Dialog und Streit zwischen den beiden Polen unserer Gesell­schaft, die kein Mittelmaß, kein gemisch­tes oder ausge­wogenes Urteil zuläßt: „Wenn du deine Seite nicht wählst, tun es die anderen für dich.“ [1, S. 239]

Als die beiden das Buch schrieben, konnten sie die Aktua­lität des Themas allen­falls erahnen. Auch ich wußte vorher nicht, daß es wie die Faust aufs Auge zu den aktu­ellen Pro­testen der Bauern paßt. Die reichen kommen nicht vor, nur die armen, die nicht wissen, ob sie statt Kühe zu melken und Getreide anzu­pflanzen lieber Biogas erzeu­gen, Benzin anbauen oder gar CO₂-Zer­tifi­kate unter­pflügen sollen.

Was mir wie in vielen Romanen nicht gefiel ist, daß nach langer Entwick­lung und Beschrei­bung alles recht schnell einem konstru­ierten Ende zustrebt: Ein Bild von der Ohr­feige kommt ganz zufällig auf die Titel­seite der Erst­ausgabe. Aber wenig­stens endet es nicht mit sich andeu­tendem Sex.

[1] Zeh, Urban: Zwischen Welten. Luchterhand, 2023.

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Frank Schätzing
Ich habe mich tatsächlich hinreißen lassen und noch vor Weih­nachten geschafft, den Schwarm von Frank Schät­zing¹ insofern voll­ständig zu lesen, als ich nur kurze Abschnitte gäh­nender Lange­weile ausließ. Ich hatte keine Verfil­mung gesehen, keine Zusammen­fassung oder Rezen­sion gelesen, konnte mir aber anhand des Titels und vom Hören­sagen vorstellen, um was es geht. Nach wenigen Seiten war mir auch genauer klar, auf was es nach 1000 hinaus­laufen wird, was die schlichte Botschaft sein soll.

Besonders enttäuschend fand ich, daß mehrfach Geschichten und Filme mit der Kritik erwähnt werden, sie malten schwarz-​weiß, gute Wissen­schaftler gegen böses Militär. Und dann ist es genau das! Dazu noch wie in einem Action-​Film dauernd wech­selnde Schau­plätze, bekannte Orte, überheb­liche Ameri­kaner, viele Tote, über­lebende Einzel­kämpfer, Erfolg durch eine Wunder­waffe, eine singu­läre und trotz aller Hinder­nisse geglückte Hand­lung eines ein­zelnen.

Da wundert es nicht, daß die von mir im Nachgang zur Kenntnis genom­menen Beur­tei­lungen kein Mittel­maß kennen. Dennoch gemittelt und auf Schul­noten umge­rechnet nur eine Vier plus für das Buch, nicht die ZDF-​Ver­filmung, mit der Frank Schätzing unzu­frieden war. Das scheint mir modernes Gehabe. Wäre Goethe auch unzu­frieden? Oder kennte er den Unter­schied zwischen einem lang­atmigen Roman und einer kurz­weiligen Verfil­mung?

Eines hat er aber dadurch bewirkt. Wer nach Schätzing, Schwarm und Kritik googelt, wird mit diesem Streit zuge­müllt. Zag­hafte negative Einlassungen zum Roman selbst habe ich allen­falls in sehr frühen Rezen­sionen gefunden. Es wurde auch der moderne Vorwurf laut, plagi­iert zu haben. Doch was denken die Menschen? Daß man in einem Roman mit derart vielen Details glänzen kann, ohne sich Infor­mati­onen beschafft zu haben, die im Ergebnis wie abge­schrieben wirken und viel­leicht auch sind?

Ich hätte zur Einordnung gleich nur den mit „Dank“ über­schrie­benen Abgesang lesen sollen, in dem einer end­losen Reihe wich­tiger Menschen (nicht Yrr) für ihre Unter­stüt­zung gedankt wird. Er wird einge­leitet mit den beschei­denen Worten: „Auf über 1.000 Sei­ten ‒ prall­voll mit Wissen und Wissen­schaft ‒ sollte man die Einflüsse vieler kluger Leute erwarten, und so ist es auch.“

 1 Frank Schätzing: Der Schwarm. Kiepenheuer & Witsch, 2004.

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Böllerei
Vor drei Monaten wollte ich im Polizei­revier anfragen, was gegen die ständige Böllerei unter­nommen würde. Da ich keinen Brief­kasten vorfand und keine Lust hatte, mir am Tresen etwas von Über­lastung und anderen Schwie­rig­keiten anzu­hören, beru­higte ich mich in der Hoff­nung, das würde sich legen wie jede andere ‚Chal­lenge‘ verblö­derter Jugend­licher. Das war aber nicht der Fall.

Vor einem Monat erzählte ich beiläufig von meinem Ansinnen und wurde in die Nähe eines Block­wartes gerückt. Warum soll ich mich also anstren­gen für eine Bevöl­kerung, der abge­sehen von ein paar älte­ren Mitbür­gern, die erfolg­los bei der Polizei anrie­fen, alles am Arsch vorbei geht, bis es nur schwer rever­sible Ausmaße ange­nommen hat?

Mich stört Lärm an sich nicht. Einjäh­rige Wärme­däm­mungs­maß­nahmen an meinem Wohn­haus mit Fahr­stuhl direkt vor dem Balkon sah ich als Abwech­selung, auch wenn die Fenster­austau­scher mir Corona eintrugen und ich nun zur Parade­gruppe der Impf­gegner gehöre: Viermal geimpft und trotz­dem einmal genesen.

Selbst leise Geräusche dagegen, die auf asozi­ales Ver­halten deuten, rufen in mir Abscheu und Verär­gerung hervor. Beides relati­viere und ertrage ich, sobald sich der Gedanke breit macht und ich ihn erneut verinner­liche, daß die Polizei sich als Tanz­truppe in der Sozial­arbeit versteht und das Gros der Bevöl­kerung nicht den Arsch hoch­kriegt, es also nicht besser ver­dient hat.

So sehe und vor allem höre ich leiden­schafts­los, daß sich die seit drei Monaten anhal­tende gelegent­liche Böllerei seit Tagen zu einer perma­nenten Hinter­grund­knal­lerei gestei­gert hat, die seit gestern, erst recht heute anmutet, als sei das neue Jahr gerade einmal zehn Sekun­den alt. [1] Nun erwarte ich die Berichte über Aus­schrei­tungen, die über die bereits in Berlin abge­fackel­ten Autos hinaus gehen.

Um mir nicht sagen zu lassen, mich am Neujahrs­tag nach­gängig zu beklagen, schreibe ich nicht nur dies noch im alten Jahr, sondern auch der Polizei meiner Stadt: „Rück­sichts­losig­keiten zu verhin­dern ist zumeist nicht Aufgabe der Polizei, sie hielten sich aber in Grenzen, wenn die eindeu­tigen Ruhe­störun­gen und andere Über­griffe geahndet würden. Das scheint mir kaum der Fall. Egal ob wegen Unver­mögens, Unwil­lig­keit, Über­lastung oder Vor­gabe von oben. ... Und wenn Sie in 2024 weiterhin nichts unter­nehmen, dann wird es irgend­wann Bürger­wehren geben, die nicht nur links und recht gucken, ob die Grün­anla­gen sauber sind. Das will keiner.“

[1] Das ist natürlich über­trieben, denn bis jetzt wurden viel­leicht 10 Pro­zent dessen abge­fackelt, was um Mitter­nacht binnen einer halben Stunde über den Jordan geht. Aber dank des mensch­lichen Gehörs entspre­chen 10 Pro­zent der vielleicht mittleren 60 Dezi­bel eine halbe Stunde lang 33 auf einen Tag verteilt und 13 auf drei Monate. Das ist zwar nahe der Hörbar­keits­grenze und ginge im Alltags­geräusch unter, wären Knaller nicht punk­tuelle Ereig­nisse von eheb­licher Laut­stärke, weit über dem, was der Mensch im Wach­zu­stand aus­blen­den kann.

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Katharina Zweig
Meine Stadtrandbibliothek bietet vor allem Spiele, Kinder­bücher, DVD und Bahn­hofs­lite­ratur, aber auch Spiegel-​Best­seller. So griff ich zu einem Buch von Katha­rina Zweig. [1]

Es ist ja ganz lustig von den vielen Fällen zu lesen, in denen die KI versagt hat: Falsche Kredit­würdig­keit, dunkle Gesichter nicht erkannt, Weg falsch, trotz Alibi ver­haftet, massen­weise falsch-​positiv, Uber-​Unfall, Stopp­schild nicht erkannt, um nur einige zu nennen. Lasse ich aber sowohl die recht schlichten, die falsch trai­nierten, die arglos einge­setzten und über­forder­ten Systeme als auch mensch­liches Ver­sagen außen vor, bleibt nur wenig:

Eigentlich nur ChatGPT und Konsorten, die zwar auch nicht mit Fakten­kennt­nis und Konsi­stenz glänzen, aber dem geneig­ten Anwender viel Arbeit abnehmen können. Ein Kollege sagte ange­sichts eines ersten Schach spie­lenden Taschen­rechners, es inter­essiere in wenig, wie gut er spiele, sei aber beein­druckt, daß er nur korrekte Züge mache. Das kann ChatGPT nicht, aber über­wälti­gend ist die einwand­freie Sprache und die formale Erfül­lung der gestell­ten Aufgabe.

Dagegen würde ich Systeme, die allent­halben zur Einstu­fung, Selek­tion oder Bilder­kennung einge­setzt werden, zumeist nicht als KI-Systeme bezeich­nen, insbe­sondere nicht solche, die aus wenigen am PC einge­hackten Daten mit einem Infor­mations­gehalt von ein paar Dutzend Bit Einstu­fungen ableiten. Soweit waren wir schon vor dreißig Jahren, da ich nach einer schönen Fort­bildung zu damaligen KI-Syste­men ganz normal mit PL/I weiter­gemacht habe. Geblie­ben ist mir nur ein Buch. [2]

[1] Katharina Zweig: Die KI war's! Heine, 2023. Der Titel erinnert mich daran, wie sehr für den Endbe­nutzer immer der Computer und für den Auftrag­geber der Program­mierer schuld war. Nie die falsche Erwar­tung und Bedie­nung, nie ungenaue Vor­gaben und mangel­hafte Hilfs­mittel.
[2] Michael Eisenberg: programming in Scheme. The Scien­tific Press, 1988. Die Effekt­hasche­rei beginnt schon mit dem klei­nen P im Titel. Und Scheme ist auch nur eine Program­mier­sprache, um das zu basteln, was man damals schon KI nannte und auf eine 5‑1/4-Zoll-​Diskette paßte.
[3] Helmar Frank (Hrg.): Kybernetik - Brücke zwischen den Wissen­schaften. Umschau Verlag, Frank­furt, 3. Auf­lage, 1962. Aus dem Umschlag­text: „Für die Kyber­netik ist kenn­zeich­nend, daß mathe­mati­sche Methoden in wissen­schaft­liche Bereiche ein­dringen, in denen sie bisher als nicht prakti­kabel erschie­nen, z. B. in Physio­logie, Psycho­logie und Sozio­logie.“ Dagegen ist der heutige Anspruch der KI doch recht beschei­den.

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get woke, go broke
Ich habe auch schon „go woke, get broke“ gelesen. Ursprüng­lich war es wohl „go woke, go broke“. Ich über­lasse es den Angli­sten, von denen wir dank end­loser ameri­kani­scher Serien ja soviele haben, formale und sprach­liche Richtig­keit zu bewer­ten. Inhaltlich meinen alle Varianten: Wer sich erweckt gebärdet, muß mit seinem Schei­tern rechnen. Eine Erfahrung, die viele Firmen bereits gemacht haben sollen.

Früher gab es in der Werbung Schwule am Spül­becken und Frauen, die Mauern ein­rissen. Das war normale Effekt­hasche­rei. Heute werden allent­halben Far­bige unter­ge­bracht, sei es zur Deko­ration wie am veganen Tisch der Rügen­walder Mühle oder gleich­berech­tigt mit weißem Ehe­gatten beim Auto­kauf. Schwule werden nicht nur ange­deutet, sondern schwuch­teln gestylt auf der Toi­lette herum, während sie bei Ebay Uhren ver­kaufen.

Obwohl Werbung nie Lebens­realität abbil­dete, fallen die modernen woken Devia­tionen auf. Sie sollen es auch, sie schaffen Auf­merk­sam­keit und senden eine Bot­schaft: Wir sind modern, wir sind acht­sam, kauft bei uns! Ob sich das aus­zahlt, sei dahin­gestellt. Insbe­sondere, wenn man einen far­bigen Mann hinter einer weißen Frau gehend Klei­dung von Aldi präsen­tieren läßt und somit spon­tane Assozia­tionen der Kunden weckt.

Farbige Fotomodelle haben Konjunk­tur, doch die evange­lische Kirche kommt ohne sie aus. Ihnen reicht ein queerer Gott, der keine Zeit mehr hat und sich ans Klima klebt. [1] Das ist keine Werbe­stra­tegie, sondern Über­zeu­gung. Nur wird diese Anbie­derung an den Zeit­geist den Schrum­pfungs­prozeß nicht aufhal­ten. Ich würde lieber auf einen kleinen harten Kern setzen als mich an eine undank­bare Letzte Gene­ration kleben.

[1] Susanne Gaschke: Evangelischer Kirchentag in Deutsch­land: Klima ist wich­tiger als Gott. NZZ, 12.06.2023.

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Gott ist queer
Ich habe es nun Monate aufge­schoben, doch bald wird die evange­lische Kirche mich als Mit­glied ver­lieren. Nicht wegen der Kirchen­steuer, die ich als Bezieher leistungs­losen Ein­kommens zahle, sondern anläß­lich einer Kirchen­zeitung, auf deren Titel­seite ein als Engel verklei­detes CSD-Männ­chen mit den Worten prankt: Kirche ist bunt.

Auf dem Bauch des Abgebildeten eine täto­wierte oder aufge­klebte Internet­adresse, über die ich erfuhr, daß es sich um einen Lok­führer handelt, der darunter leidet, einen Menschen über­fahren zu haben. Ich gönne ihm die beschei­dene Publi­zität. Und er hat für das Bild hoffent­lich etwas Geld bekommen. Er hat es sich verdient, denn nur wegen seines Bildes schlug ich das Blätt­chen auf.

Im Editoral heißt es über den örtli­chen CSD: „Es waren auch Pastor*in und Engel da.“ Und auf dem Schluß­gottes­dienst des Kirchen­tages soll „Gott ist queer“ viel Begei­ste­rung, aber auch Ent­rüstung und Hetze hervor­gerufen haben. Auch Lobhude­leien? Nach „wir finden die Predigt so ein­drucks­voll, dass wir sie kom­plett abge­druckt haben“ nahm das Unheil seinen Lauf. Ich habe sie gelesen:

Zunächst machte Pastor Quinton Ceasar meinen zweiten Trau­spruch nieder, der sich in vielen, letzt­lich auch nega­tiven Aspekten bewahr­heitete: „Dieses melo­dische »Alles hat seine Zeit« - das ruft bei mir Unbe­hagen hervor.“ Weil es Akti­vist*in­nen und Margi­nali­sierte vertröste. Sie wollen jetzt die ganze Hand, nachdem sie den Finger zu fassen bekamen. Und weiter: „Wir können nicht mehr warten. Nicht bis morgen oder nächste Woche. [...] Jesus sagt nicht »Alles hat seine Zeit«, Jesus sagt: »Jetzt ist die Zeit!«“

Wer nicht Opfer ist, gehört zumeist zu den Happyländer*innnen, die „sagen «Gott liebt uns doch alle gleich du« [...] »ich sehe keine Haut­farbe, keine Behin­derung, kein Geschlecht.«“ [1] Man will also unter­schied­lich und vor allem als Opfer gesehen werden, ohne als weißer Happyländer Unter­schiede disku­tieren, ja nur bezeichnen zu dürfen. „Wir ver­trauen eurer Liebe nicht! Wir haben keine siche­ren Orte, in euren Kirchen!“ Auch ich bin dort nicht mehr vor ihnen sicher.

„Jetzt ist die Zeit zu sagen: wir sind alle die Letzte Genera­tion. Jetzt ist die Zeit zu sagen: Black lives always matters. Jetzt ist die Zeit zu sagen: Gott ist queer.“ Ja, Gott ist inter­sekti­onal, Frau und schwul. Er schuf den Menschen nach seinem Bilde. Seinem Bilde von was? Oder war es ihr oder ems Bild?

[1] Für die queeren Anführungszeichen «...« kann der Redner natürlich nichts. Auch Ausrufezeichen hat er nicht unbedingt gesprochen.

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Transe
Im zarten jugend­lichen Alter, also bis zum Ende meines 20. Lebens­jahres [1] dachte ich, Transen seien als Frauen ver­klei­dete Männer. Später erkannte ich, daß es umge­kehrt nicht nur Mann­weiber gibt, sondern auch Frauen, die gerne ein Mann wären. Es blieb die Frage, ob Trans­frauen Männer oder Frauen und umge­kehrt Trans­männer Frauen oder Männer waren oder wurden. Nun hat es sich geklärt: Wer von A nach BA wech­selt ist Trans-B, nicht Trans-A. Modern gespro­chen: Alle Trans-Cs sind Cs. Und wirk­lich korrekt: Es gibt keine Trans-Ds, nur Ds. Auch als Cis-E darf keiner diffamiert werden, nur weil er noch keine Neu­eti­kettie­rung hinter sich hat. Durch ein Verbot der Vor­sätze cis und trans [2] wären viele Pro­bleme umschifft: Wer von A nach BA und zurück nach A wechselt, wäre dann weder Cis-A-ler, noch Trans-A-ler oder gar Retro-A-ler, sondern einfach ein* A-ler*in.

Nach einer Abstimmung des Repräsentantenhauses von Indiana wurde die Ent­schei­dung für π=3,2 oder ähn­liches auf Eis gelegt. [3] Sonst wären die Amerikaner möglicherweise nicht nur wegen Pfund pro Quadrat­zoll auf dem Mars zer­schellt. Wenn nunmehr bestimmt wird wird, daß nur der als Frau oder Mann ange­spro­chen werden darf, der sich das weib­liche bzw. männ­liche Geschlecht zu­spricht, dann bleibt wohl nichts anderes, als sich für das wahre Geschlecht neue Bezeich­nungen auszu­denken, auch wenn sie nur noch im Unter­grund ausge­spro­chen werden können.

Ganz unerwartet tut sich mir aber eine neue Ein­nahme­quelle auf: Ich beschwere mich massen­weise bei Gewerbe­trei­benden über schlechte Behand­lung oder Produkte und hoffe darauf, daß auf­grund meines Namens wei­terhin ein erheb­licher Anteil mich als Frau anredet. Dann ist ein hoffent­lich an mich zu zah­lendes Buß­geld fällig. [4] Aber das wird wohl nicht klappen, weil dann auch der letzte anstän­dige Mensch zu Hy oder Hallo übergeht, ohne mit mir im Sand­kasten gespielt zu haben. Auch den Vor­namen wird man sich ver­kneifen, denn er könnte sich geän­dert haben. [5]

[1] Eine Frage: Die Volljährigkeit wurde irgendwann auf 18 herab­gesetzt. Bin ich nun prolep­tisch drei Jahre weniger jugend­lich gewesen? Müssen Wahlen für ungültig erklärt werden, weil ich nicht abstimmen durfte? Wahr­schein­lich nicht. Es ist dem­nächst wohl ledig­lich verboten, mich als Per­son (m/w/d) zu outen, die mit 20 noch minder­jährig war. Vorsichtshalber könnte man mich Twen, davor Teen nennen. Noch besser wäre, ich könnte den am 1. Ja­nuar gebo­renen Horden gleich mein Alter und mein Geburts­datum frei wählen.
[2] Ich habe mir angewöhnt nicht nur wie in der Mathe­matik üblich Variable, son­dern auch wie in der Chemie cis und trans kursiv zu schrei­ben. Hier habe ich aus Gründen der Klar­heit beim Zusammen­treffen beider davon abge­sehen.
[3] Wikipedia. Indiana Pi Bill.
[4] Oder das Finanz­amt schickt mir einen Steuer­bescheid, der meines Wissens bei fehlerhafter Anrede ungültig ist. Hinzu käme ein saf­tiges Bußgeld.
[5] Wenn man sich mit dem Geschlecht auch den Namen ändern kann, warum dann nicht auch unter Beibehaltung des Geschlechtes, zum Beispiel von Adolf zu Olaf. Dann hätte sich mein Onkel nicht Addi nennen müssen.

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