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Biafra, Katalonien, Bayern
wuerg, 28.10.2017 20:22
Wir steuern auf ein Zeitalter unstrukturierter Kleinteiligkeit zu. Das verdanken wir der Automatisierung und einer Unzahl von Menschen mit freien Kapazitäten. Mein geliebtes Schubladendenken ist auf dem Rückzug. Kategorien werden gemieden und geleugnet. Statt großer Rassen gibt es nur noch hunderte von Volksgruppen, deren Sprache und Kultur es zu bewahren gilt, obgleich es für die menschliche Entwicklung recht gleichgültig ist, ob es sie jemals gegeben hat. Was würde die Menschheit missen, wäre Goethe nie geboren worden?
Ich kann mir gerade einmal die fünf Kontinente merken. Hunderte von Staaten und Gebiete sind mir zuviel, vor allem die ständige Übernahme von Eigenbezeichnungen. Demnächst dank Unicode auch noch in fremden Zeichen. In meiner Jugend gab es große Blöcke. Ich dachte, die Kleinstaaterei sei ebenso überwunden wie die Tätowierungen. Doch der moderne Mensch ist unsolidarisch, pflegt seinen Style, seine Musik, seine Sprachverhunzung, sein Arschgeweih. Damit setzt er sich von der Masse ab und formiert sich zu Kleingruppen gleicher Abartigkeit.
Die Zerschlagung des Ostblockes erbrachte viele Staaten und uns deren Probleme. Hinzu kommen die ständigen Befreiungsbewegungen und Unabhängigkeitsbestrebungen. In den sechziger Jahren dachte ich dank der üppigen Berichterstattung, Che Guevara führe einen Befreiungskampf. Ein solcher galt Linken stets als gerechtfertigt. Doch Biafra ließ mich erstmals zweifeln. Dort wollten sich arme Ibo von noch ärmeren Haussa absetzen. Im Ergebnis wären unterdrückte Minderheiten entstanden, die beständig in die Waden beißen, weil sie anderswo die Mehrheit stellen.
Mit den Katalanen ist es nicht anders. Sie wollen kein Geld an Spanien abgeben und einen eigenen Staat, in dem die spanische Bevölkerung und deren Weltsprache zurückgedrängt werden. Eine einvernehmliche Abstimmung in harmonischer Atmosphäre hätte mit 49 Prozent alles beenden können. Doch anfängliches Zuwarten und spätere Härte führten zu 95 Prozent Zustimmung unter den 42 Prozent, die eine Wahlurne erreichten. Es ist nicht davon auszugehen, daß die übrigen zu 80 Prozent dagegen gestimmt hätten.
Damit ist die Unabhängigkeit praktisch besiegelt. Der spanische König hätte gut daran getan, den Abtrünnunen viel Glück in ihrer Republik zu wünschen. Noch besser hätte er abgedankt und ganz Spanien vom Anachronismus der Monarchie befreit. Vielleicht schaffen es ja die anderen Abtrünnigen auf den britischen Inseln, wenn Elisabeth stirbt. Sollte aus der EU einmal etwas werden, dann ist es ziemlich egal, ob es einen Staat mehr oder weniger gibt. Ich könnte mit Bayern in einer funktionierenden EU gut leben.
Das hatte ich vor mehr als einer Woche notiert. Zwischenzeitlich haben sich die Fronten vehärtet. Die Welt entsendet keine Blauhelme und steht pflichtgemäß hinter Spanien, das nach einer Phase der Gesichtswahrung Katalonien in die Unabhängigkeit entlassen kann oder sich auf lange Zeit Konflikte mit einer Region einhandelt, die irgendwann die Gelegenheit ergreifen wird, sich von der Monarchie, dem Zwangskatholizismus, der Arbeitslosigkeit, den Transferleistungen, der Vergreisung und den mit der spanischen Sprache einhergehenden Altlasten zu befreien.
Ich kann mir gerade einmal die fünf Kontinente merken. Hunderte von Staaten und Gebiete sind mir zuviel, vor allem die ständige Übernahme von Eigenbezeichnungen. Demnächst dank Unicode auch noch in fremden Zeichen. In meiner Jugend gab es große Blöcke. Ich dachte, die Kleinstaaterei sei ebenso überwunden wie die Tätowierungen. Doch der moderne Mensch ist unsolidarisch, pflegt seinen Style, seine Musik, seine Sprachverhunzung, sein Arschgeweih. Damit setzt er sich von der Masse ab und formiert sich zu Kleingruppen gleicher Abartigkeit.
Die Zerschlagung des Ostblockes erbrachte viele Staaten und uns deren Probleme. Hinzu kommen die ständigen Befreiungsbewegungen und Unabhängigkeitsbestrebungen. In den sechziger Jahren dachte ich dank der üppigen Berichterstattung, Che Guevara führe einen Befreiungskampf. Ein solcher galt Linken stets als gerechtfertigt. Doch Biafra ließ mich erstmals zweifeln. Dort wollten sich arme Ibo von noch ärmeren Haussa absetzen. Im Ergebnis wären unterdrückte Minderheiten entstanden, die beständig in die Waden beißen, weil sie anderswo die Mehrheit stellen.
Mit den Katalanen ist es nicht anders. Sie wollen kein Geld an Spanien abgeben und einen eigenen Staat, in dem die spanische Bevölkerung und deren Weltsprache zurückgedrängt werden. Eine einvernehmliche Abstimmung in harmonischer Atmosphäre hätte mit 49 Prozent alles beenden können. Doch anfängliches Zuwarten und spätere Härte führten zu 95 Prozent Zustimmung unter den 42 Prozent, die eine Wahlurne erreichten. Es ist nicht davon auszugehen, daß die übrigen zu 80 Prozent dagegen gestimmt hätten.
Damit ist die Unabhängigkeit praktisch besiegelt. Der spanische König hätte gut daran getan, den Abtrünnunen viel Glück in ihrer Republik zu wünschen. Noch besser hätte er abgedankt und ganz Spanien vom Anachronismus der Monarchie befreit. Vielleicht schaffen es ja die anderen Abtrünnigen auf den britischen Inseln, wenn Elisabeth stirbt. Sollte aus der EU einmal etwas werden, dann ist es ziemlich egal, ob es einen Staat mehr oder weniger gibt. Ich könnte mit Bayern in einer funktionierenden EU gut leben.
Das hatte ich vor mehr als einer Woche notiert. Zwischenzeitlich haben sich die Fronten vehärtet. Die Welt entsendet keine Blauhelme und steht pflichtgemäß hinter Spanien, das nach einer Phase der Gesichtswahrung Katalonien in die Unabhängigkeit entlassen kann oder sich auf lange Zeit Konflikte mit einer Region einhandelt, die irgendwann die Gelegenheit ergreifen wird, sich von der Monarchie, dem Zwangskatholizismus, der Arbeitslosigkeit, den Transferleistungen, der Vergreisung und den mit der spanischen Sprache einhergehenden Altlasten zu befreien.
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AfD
wuerg, 25.09.2017 21:28
Deutschland hat östlich seiner geographischen Mitte ein deutliches Geschwür, die AfD-Hochburg in Sachsen. Es strahlt in die ganze Zone aus, aber auch ins katholische Fulda, nach Bayern und selbst Baden-Württemberg. Beschwerdefrei sind im wesentlichen nur das Rhein-Main-Gebiet, das Ruhrgebiet und Norddeutschland, wo Hühner nicht Hennen heißen [1], Ausländer ihr Schuldeutsch wiedererkennen und der Blick weit ist.
Gerne wird anhand der Wählerschichten versucht, die Ursachen für den AfD-Erfolg zu ermitteln. Für mich ist es recht einfach. Jeder fünfzehnte Normal-Bürger nutzte die Gelegenheit, bei der Wahl geheim und ohne die Gefahr einer Belehrung der verordneten Willkommenskultur zu widersprechen. In der DDR war Internationalismus verordnet, weshalb es dort nach 30 Jahren immer noch eine tief verwurzelte Ausländerfeindlichkeit gibt. Die kommt noch oben drauf.
Die SPD kümmert sich um Beamte und Angestellte, vor allem Lehrer. Sie hat die Arbeiterklasse verraten. Die ist nicht fein genug. Arbeiter fahren nicht mit dem Auto zwischen Eigenheim, Büro, Theater und Lieblings-Italiener hin und her, sondern mit Bussen und Bahnen durch die wahre Welt, in der zwar gerne geklagt und geschimpft wird, direkte Beleidigungen aber nur selten vorkommen und manchmal das Wort Nazi enthalten.
Arbeiter zu sein allein reicht nicht für die AfD. Man sollte dazu eine dieser drei Voraussetzungen erfüllen: Zum einen von Natur aus rechtsradikal sein, zum anderen in der Tradition der Ossis stehen oder zum dritten um bescheidenen Wohlstand fürchten. Das erklärt, warum das Geschwür nach Bayern und Baden-Württemberg ausstrahlt, wo auch der einfache Mann zumindest meint, etwas Besseres zu sein. Und glücklicherweise erklärt es auch, warum meine Heimatstadt mit hoher Arbeitslosigkeit nicht über den Bundesdurchschnitt kommt. Sie liegt an der Nordsee.
[1] König, Werner: dtv-Atlas zur deutschen Sprache. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2. Auflage, 1978. Seite 217.
Gerne wird anhand der Wählerschichten versucht, die Ursachen für den AfD-Erfolg zu ermitteln. Für mich ist es recht einfach. Jeder fünfzehnte Normal-Bürger nutzte die Gelegenheit, bei der Wahl geheim und ohne die Gefahr einer Belehrung der verordneten Willkommenskultur zu widersprechen. In der DDR war Internationalismus verordnet, weshalb es dort nach 30 Jahren immer noch eine tief verwurzelte Ausländerfeindlichkeit gibt. Die kommt noch oben drauf.
Die SPD kümmert sich um Beamte und Angestellte, vor allem Lehrer. Sie hat die Arbeiterklasse verraten. Die ist nicht fein genug. Arbeiter fahren nicht mit dem Auto zwischen Eigenheim, Büro, Theater und Lieblings-Italiener hin und her, sondern mit Bussen und Bahnen durch die wahre Welt, in der zwar gerne geklagt und geschimpft wird, direkte Beleidigungen aber nur selten vorkommen und manchmal das Wort Nazi enthalten.
Arbeiter zu sein allein reicht nicht für die AfD. Man sollte dazu eine dieser drei Voraussetzungen erfüllen: Zum einen von Natur aus rechtsradikal sein, zum anderen in der Tradition der Ossis stehen oder zum dritten um bescheidenen Wohlstand fürchten. Das erklärt, warum das Geschwür nach Bayern und Baden-Württemberg ausstrahlt, wo auch der einfache Mann zumindest meint, etwas Besseres zu sein. Und glücklicherweise erklärt es auch, warum meine Heimatstadt mit hoher Arbeitslosigkeit nicht über den Bundesdurchschnitt kommt. Sie liegt an der Nordsee.
[1] König, Werner: dtv-Atlas zur deutschen Sprache. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2. Auflage, 1978. Seite 217.
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20 Prozent
wuerg, 19.09.2017 21:08
Diesmal will ich vor der Wahl eine Prognose abgeben und eine Analyse versuchen, gleichwohl ich angesichts der Lage und der kurzen Zeitspanne dadurch nicht zu einem Propheten werde: Die SPD wird um die 20 Prozent der Stimmen bekommen. Mit einer zwei an der Zehnerstelle werde ich zufrieden sein. Woran liegt das:
Zum einen an den aktiven Mitgliedern, die nicht in der Lage sind, zu Wahlkampfzeiten einmal über ihren Schatten zu springen und ihrem Spitzenkandidaten die Freiheit zu lassen, dem Volke aufs Maul zu schauen und ihnen zu sagen, was sie hören wollen. Diesen Lehrern ist ihre humanduselige Selbstgerechtigkeit wichtiger als eine aktive Gestaltung unseres Gemeinwesens abseits einer undankbaren Juniorpartnerschaft in einer großen Koalition.
Zum anderen an den Flüchtlingen, die im eigenen Land einen Bürgerkrieg losbrachen, aber weder die Welt noch die USA zu einem Eingreifen nötigen konnten, um letztlich in andere Länder einzufallen. Das hat vorhandenen Rechtsradikalismus geweckt und bisher wahlneutrale Ängste bestätigt. Frau Merkel hat den Begrüßungsbonus eingestrichen, die CDU wird dank Annähreung an eine Obergrenze von denen belohnt, die sich zur AfD nicht trauen. Die SPD steht paralysiert daneben.
Ich bedanke mich bei den genannten Gruppen. Keinem werde in hinterherweinen, der zu euphorischen Zeiten mit weltfremden Vorstellungen in meine Partei oder mein Land kam. Ich kann mit dem erwarteten Ergebnis leben. Sollen sie es doch auch!
Zum einen an den aktiven Mitgliedern, die nicht in der Lage sind, zu Wahlkampfzeiten einmal über ihren Schatten zu springen und ihrem Spitzenkandidaten die Freiheit zu lassen, dem Volke aufs Maul zu schauen und ihnen zu sagen, was sie hören wollen. Diesen Lehrern ist ihre humanduselige Selbstgerechtigkeit wichtiger als eine aktive Gestaltung unseres Gemeinwesens abseits einer undankbaren Juniorpartnerschaft in einer großen Koalition.
Zum anderen an den Flüchtlingen, die im eigenen Land einen Bürgerkrieg losbrachen, aber weder die Welt noch die USA zu einem Eingreifen nötigen konnten, um letztlich in andere Länder einzufallen. Das hat vorhandenen Rechtsradikalismus geweckt und bisher wahlneutrale Ängste bestätigt. Frau Merkel hat den Begrüßungsbonus eingestrichen, die CDU wird dank Annähreung an eine Obergrenze von denen belohnt, die sich zur AfD nicht trauen. Die SPD steht paralysiert daneben.
Ich bedanke mich bei den genannten Gruppen. Keinem werde in hinterherweinen, der zu euphorischen Zeiten mit weltfremden Vorstellungen in meine Partei oder mein Land kam. Ich kann mit dem erwarteten Ergebnis leben. Sollen sie es doch auch!
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Graue Zellen lieben Mario
wuerg, 15.08.2017 01:18
Nun wollen Forscher festgestellt haben, daß einige Spiele wie "Call of Duty", die mehr auf schnelle Reaktion als auf langes Nachdenken zielen, die grauen Zellen im Hippocampus verringern, obschon solche Spieler schon weniger davon haben. Auf der anderen Seite vermögen Spiele wie "Super Mario" diese Substanz zu fördern. Und was sollen wir nun daraus lernen? Nach einer Stunde Ballerspielen das Gehirn wieder mit anderem Schwachsinn regenerieren? Wenn ich dem überhaupt Glauben schenken kann, dann müßten meine verlorenen grauen Zellen schon durch einwöchiges Training sich wieder einfinden.
[1] Bestimmte Videospiele vernichten wertvolle Gehirn-Masse im Hippocampus-Areal. Heilpraxisnet.de, 13.08.2107.
[1] Bestimmte Videospiele vernichten wertvolle Gehirn-Masse im Hippocampus-Areal. Heilpraxisnet.de, 13.08.2107.
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Eaten und Drinken
wuerg, 14.08.2017 01:39
In letzter Zeit habe ich mir unter Youtube einige Vorträge von Rudolf Taschner angesehen und darin zweimal seine Anmerkung gehört, daß Albert Einstein einen englischsprachigen Text des indischen Physikers Satyendranath Bose gerne ins Deusche übersetzt sah, damit die gesamte wissenschaftliche Welt ihn lesen könne. Mit dem Dritten Reich ging auch Deutsch als Wissenschaftssprache unter. Die internationale Verkehrssprache Englisch löste sie ab. Jeder sollte darin radebrechen können, vor allem im Ausland oder im Umgang mit Fremden. Ansonsten muß in Deutschland die deutsche Sprache ausreichen, denn wir leben nicht wie Bose in einer Kolonie mit fremder Amtssprache.
Wenn Jens Spahn bemerkt, daß Kellner zunehmend gar nicht mehr deutsch sprechen können, so mag das dem Wahlkampf geschuldet sein, spricht aber dennoch vielen aus der Seele, die sich auf Stellen nicht beworben haben, weil neben fließendem Deutsch auch gute Englischkenntnisse gefordert waren. Meine sind nicht berauschend, doch ausreichend zu erkennen, wie andere durch schnelles Gebrabbel darüber hinwegtäuschen. Sie sehen die Urknall-Theorie im Original und lachen einfach mit wie sie auch englische Lieder trällern, ohne den Text je verstanden zu haben. Diese Angeber gab es schon immer. Vor dreißig Jahren lasen sie Gödel-Escher-Bach im Original.
Ich verstehe gut, wenn es Jens Spahn auf den Keks geht, mitten in Deutschland mit Dienstleistern konfrontiert zu werden, die nicht in der Lage oder nur auf Wunsch bereit sind, deutsch zu sprechen. Es ist eine Unverschämtheit, sich über Speisen und Getränke nicht eindeutig verständigen zu können. Auch einem englischen Muttersprachler wird es zumeist wohl nicht gelingen, toleriert es aber, weil er den Kellner für einen Deutschen mit schlechten Englischkenntnissen hält. Ich verkehre nicht in solchen Angeber-Lokalen, weshalb mir etwas anderes auf den Keks geht, nämlich Nachrichten im Internet, die mit belanglosen Bildern hinterlegt vorgelesen werden und dann verschwinden, weshalb ich nicht auf den Focus-Beitrag verweise, der durch drei beschämende Einlassungen politischer Gegner angereichert ist:
Die beiden Volker, Beck von den Grünen und Wissing von der FDP gehen nur unqualifiziert am Thema vorbei. Meine Genossin Juliane Seifert allerdings hat wohl zuviel Strukturalismus geraucht und schießt mit ihrer englischsprachigen Arroganz den Vogel ab: "I'm feeling so sorry for him. Poor guy." Wie soll man mit einer solchen Geschäftsführerin einer zu großen Teilen gleichermaßen weltfremden Partei eine Wahl gewinnen? Mit dieser Überheblichkeit und Verachtung des mehrheitlich noch deutschsprachigen Wählers sicherlich nicht. Da hilft auch kein Gottkanzler.
[1] Spahn ist von Englisch sprechenden Kellnern genervt. RP Online, 12.08.2017.
Wenn Jens Spahn bemerkt, daß Kellner zunehmend gar nicht mehr deutsch sprechen können, so mag das dem Wahlkampf geschuldet sein, spricht aber dennoch vielen aus der Seele, die sich auf Stellen nicht beworben haben, weil neben fließendem Deutsch auch gute Englischkenntnisse gefordert waren. Meine sind nicht berauschend, doch ausreichend zu erkennen, wie andere durch schnelles Gebrabbel darüber hinwegtäuschen. Sie sehen die Urknall-Theorie im Original und lachen einfach mit wie sie auch englische Lieder trällern, ohne den Text je verstanden zu haben. Diese Angeber gab es schon immer. Vor dreißig Jahren lasen sie Gödel-Escher-Bach im Original.
Ich verstehe gut, wenn es Jens Spahn auf den Keks geht, mitten in Deutschland mit Dienstleistern konfrontiert zu werden, die nicht in der Lage oder nur auf Wunsch bereit sind, deutsch zu sprechen. Es ist eine Unverschämtheit, sich über Speisen und Getränke nicht eindeutig verständigen zu können. Auch einem englischen Muttersprachler wird es zumeist wohl nicht gelingen, toleriert es aber, weil er den Kellner für einen Deutschen mit schlechten Englischkenntnissen hält. Ich verkehre nicht in solchen Angeber-Lokalen, weshalb mir etwas anderes auf den Keks geht, nämlich Nachrichten im Internet, die mit belanglosen Bildern hinterlegt vorgelesen werden und dann verschwinden, weshalb ich nicht auf den Focus-Beitrag verweise, der durch drei beschämende Einlassungen politischer Gegner angereichert ist:
Die beiden Volker, Beck von den Grünen und Wissing von der FDP gehen nur unqualifiziert am Thema vorbei. Meine Genossin Juliane Seifert allerdings hat wohl zuviel Strukturalismus geraucht und schießt mit ihrer englischsprachigen Arroganz den Vogel ab: "I'm feeling so sorry for him. Poor guy." Wie soll man mit einer solchen Geschäftsführerin einer zu großen Teilen gleichermaßen weltfremden Partei eine Wahl gewinnen? Mit dieser Überheblichkeit und Verachtung des mehrheitlich noch deutschsprachigen Wählers sicherlich nicht. Da hilft auch kein Gottkanzler.
[1] Spahn ist von Englisch sprechenden Kellnern genervt. RP Online, 12.08.2017.
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Der unheimliche Eisberg A68
wuerg, 13.07.2017 02:12
Unheimlich: "Einer der größten jemals gesichteten Eisberge hat sich von der Antarktis gelöst. Die Ablösung könnte das Eisschelf nachhaltig destabilisieren - wodurch ein Anstieg des Meeresspiegels drohen könnte." Nach dieser Verdoppelung der Bildunterschrift mit jeweils zwei "könnte" beginnt der eigentliche Artikel [1] von Caroline Ring zum Eisberg A68 mit einer übersteigerten Wiederholung: "Ein gigantischer Eisblock ist von einer Eisplatte in der Antarktis abgebrochen. Damit geht eine wichtige Stütze für die Platte verloren. Sollte sie kollabieren, droht Dramatisches." Die Dreizahl macht es deutlich.
"Wann genau sich A68 selbstständig machte, kann niemand sagen. Auch nicht Martin O'Leary, obwohl er einer der ersten war, die von dem neuen gigantischen Eisberg erfahren haben." Ja, so ist das: Wann der Mord geschah, konnte der Kommissar nicht sagen, obwohl er schnell am Tatort eintraf. Und von dem ist O'Leary weit entfernt, denn der "Gletscherforscher von der Universität Swansea läuft in der walisischen Hauptstadt an der Küste entlang, die Möwen kreischen über ihm, während er von dem Spektakel erzählt." Und die Möwen verraten ihm nichts.
Nicht er selbst, doch "Forscher um O'Leary fürchten nun" um das Schelfeis: "Sollte es kollabieren, würde das dramatische Folgen für die Antarktis und auch für den Planeten haben." Und weiter aus dem Rechenbuch für Apokalyptiker: "Alles Wasser, das in dem Schelfeis gespeichert ist, würde den Meeresspiegel um zehn Zentimeter heben." Wenn es aus dem Weltall ins Meer fiele. Da es aber bereits im Wasser schwimmt, hebt es gar nichts. Daß Eis vom Festland nachrückt, wird mit "zudem" zudem als zusätzlicher Effekt draufgeschlagen: "Zudem gilt es als eine Art Puffer für die Gletscher, die hinter ihm auf der Landfläche des Antarktischen Kontinents liegen. Fehlt das Schelfeis, rutschen sie weiter Richtung Küste und geben so noch mehr Wasser frei." Ja, Eisberge, Schelfeis und Gletscher geben vor allem dann sehr viel Wasser frei, wenn man Eis nicht als Wasser zählt.
Die meisten werden nicht viel weiter lesen, denn nach dem Drama kommt immer die langweilige Ernüchterung: Der Eisberg kommt nicht weit, wir haben 2002 den Verlust eines ganzen Schelfgebietes überlebt, und es wird ganz anders Anders Levermann zitiert: "Erste Analysen des Kräftefeldes von Larsen C legen nahe, dass der Eisberg sich im passiven Bereich des Eisschelfes befand, daher ist keine fundamentale Störung des Kräftefeldes zu erwarten und damit auch kein plötzliches Zerbrechen des Eises wie 2002 bei Larsen B."
[1] Caroline Ring: Was den Riesen-Eisberg A68 so unheimlich macht. Welt-N24, 12.07.2017.
"Wann genau sich A68 selbstständig machte, kann niemand sagen. Auch nicht Martin O'Leary, obwohl er einer der ersten war, die von dem neuen gigantischen Eisberg erfahren haben." Ja, so ist das: Wann der Mord geschah, konnte der Kommissar nicht sagen, obwohl er schnell am Tatort eintraf. Und von dem ist O'Leary weit entfernt, denn der "Gletscherforscher von der Universität Swansea läuft in der walisischen Hauptstadt an der Küste entlang, die Möwen kreischen über ihm, während er von dem Spektakel erzählt." Und die Möwen verraten ihm nichts.
Nicht er selbst, doch "Forscher um O'Leary fürchten nun" um das Schelfeis: "Sollte es kollabieren, würde das dramatische Folgen für die Antarktis und auch für den Planeten haben." Und weiter aus dem Rechenbuch für Apokalyptiker: "Alles Wasser, das in dem Schelfeis gespeichert ist, würde den Meeresspiegel um zehn Zentimeter heben." Wenn es aus dem Weltall ins Meer fiele. Da es aber bereits im Wasser schwimmt, hebt es gar nichts. Daß Eis vom Festland nachrückt, wird mit "zudem" zudem als zusätzlicher Effekt draufgeschlagen: "Zudem gilt es als eine Art Puffer für die Gletscher, die hinter ihm auf der Landfläche des Antarktischen Kontinents liegen. Fehlt das Schelfeis, rutschen sie weiter Richtung Küste und geben so noch mehr Wasser frei." Ja, Eisberge, Schelfeis und Gletscher geben vor allem dann sehr viel Wasser frei, wenn man Eis nicht als Wasser zählt.
Die meisten werden nicht viel weiter lesen, denn nach dem Drama kommt immer die langweilige Ernüchterung: Der Eisberg kommt nicht weit, wir haben 2002 den Verlust eines ganzen Schelfgebietes überlebt, und es wird ganz anders Anders Levermann zitiert: "Erste Analysen des Kräftefeldes von Larsen C legen nahe, dass der Eisberg sich im passiven Bereich des Eisschelfes befand, daher ist keine fundamentale Störung des Kräftefeldes zu erwarten und damit auch kein plötzliches Zerbrechen des Eises wie 2002 bei Larsen B."
[1] Caroline Ring: Was den Riesen-Eisberg A68 so unheimlich macht. Welt-N24, 12.07.2017.
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Eine evolutionäre Sackgasse
wuerg, 24.06.2017 13:03
Wes Geistes Kind ein Regime ist, erkennt man nicht nur an seiner Brutatlität, sondern auch an der Intensität, mit der es das Denken der eigenen und mit Glück auch der Weltbevölkerung in eine wohlgefällige Richtung drängt. Wenn man trotz eines Gefühles von Minderwertigkeit und Benachteiligung an die eingene Überlegenheit und Auserwählung glaubt, steht die Evolutionstheorie im Wege. [1] Erdogan möchte sie zunächst aus den Schulbüchern verbannen, weil sie umstritten sei und die Schüler überfordere.
Gewiß muß nicht jeder Furz in die Lehrpläne. Doch die Evolutionstheorie scheint besonders zu stinken. Sie sticht nicht nur in die Nasen von Diktatoren, auch weite Teile der Bevölkerung verspüren einen unangenehmen Geruch. Bilder wie das unter der Überschrift des Artikels [2] lassen auch mich zweifeln. Sieht so das Ergebnis einer erfolgreichen Selektion aus? Möglicherweise, denn Zuchtwahl gehört auch dazu. Und es kann von evolutionärem Vorteil sein, sich einem Führer zu unterwerfen, selbst wenn es ihn gar nicht gibt.
[1] Wikipedia/Evolutionstheorie: "In den Strömungen des Islam sind nicht-wissenschaftliche Argumentationsweisen und eine rein religiös begründete Betrachtung der irdischen Lebewesen generell weit verbreitet."
[2] Erdogan streicht Evolutionslehre aus türkischen Lehrplänen. Süddeutsche Zeitung, 23.07.2017.
Gewiß muß nicht jeder Furz in die Lehrpläne. Doch die Evolutionstheorie scheint besonders zu stinken. Sie sticht nicht nur in die Nasen von Diktatoren, auch weite Teile der Bevölkerung verspüren einen unangenehmen Geruch. Bilder wie das unter der Überschrift des Artikels [2] lassen auch mich zweifeln. Sieht so das Ergebnis einer erfolgreichen Selektion aus? Möglicherweise, denn Zuchtwahl gehört auch dazu. Und es kann von evolutionärem Vorteil sein, sich einem Führer zu unterwerfen, selbst wenn es ihn gar nicht gibt.
[1] Wikipedia/Evolutionstheorie: "In den Strömungen des Islam sind nicht-wissenschaftliche Argumentationsweisen und eine rein religiös begründete Betrachtung der irdischen Lebewesen generell weit verbreitet."
[2] Erdogan streicht Evolutionslehre aus türkischen Lehrplänen. Süddeutsche Zeitung, 23.07.2017.
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