3. Schwanzvergleich


Länder mit Versagen in der ersten Welle (png)

In diesen dritten Schwanzvergleich kommt man nicht allein mit vielen Toten, son­dern durch selbst ver­öffent­lichte Zahlen zuge­gebe­nes Ver­sagen wäh­rend der ersten Welle. [1] Es sind Länder, die sich eine Leta­lität gelei­stet haben, die weit über das grau hinterlegte nor­male Maß hinaus­geht, die nicht mehr allein dadurch erklärt werden kann, daß man viele Infek­tionen zu ver­zeich­nen hatte. Wenn nicht gran­diose Unfähig­keit oder vorsätz­liches Fehl­verhal­ten vor­lagen, muß das Gesund­heitssystem über­lastet gewe­sen sein.

Belgien scheint eine einzige Kata­strophe. Wir müssen also gar nicht in die Ferne schweifen. Daß die Leta­lität nun­mehr etwa der deut­schen ent­spricht, sagt nichts. Es haben sich einfach dop­pelt soviele ange­steckt, und doppelt soviele sind gestorben. Das kann nicht allein auf eine desa­ströse erste Welle gescho­ben werden, auch wenn in ihr bereits einer von 1200 verstarb. Die Leta­lität von 16,5 Pro­zent in der Spitze ist bla­mabel für ein EU-Mit­glied, das zudem noch an Nord­rhein-​West­falen grenzt. Die zweite Welle lief auch nicht besser als bei uns, muß aber den Bel­giern ange­sichts ihres Fehl­startes wie ein Spa­zier­gang vorge­kommen sein.

Italien lag in der ersten Welle gegen­über Belgien bei den Toten um etwa 30 Pro­zent zurück. Da wohl weniger gete­stet wurde, liegt die Spitzen-​Leta­tilät nur zwei Prozent­punkte tiefer bei 14,5 Pro­zent. Im Laufe der zweiten Welle schloß Ita­lien etwas zu Bel­gien auf, konnte es aber bisher nicht ein­holen. In Ita­lien verstarb einer von 475, in Belgien von 458. Zum Vergleich in Deutschland einer von 909.

Großbritannien und Italien entwickelten sich in der zwei­ten Jahres­hälfte fast syn­chron. In der ersten Welle waren die Angaben der Eng­län­der recht unor­dent­lich und lagen etwas höher. Durch die wohl früher ein­set­zen­den Impfun­gen konnten sie in der zweiten Welle die Leta­lität schnel­ler drücken und letzt­lich trotz Delta-Variante auch die Mor­tali­tät mit einem Toten auf 527 etwas gerin­ger halten als die Italiener.

Auch Spanien lief weitgehend synchron mit Italien und Groß­britan­nien, weil sie ihren Vorteil mit nur 12 Prozent Leta­lität in der Spitze der ersten Welle schnell ver­spiel­ten. In der zweiten Welle konnten sie sich dann besser zusam­men­reißen, wes­halb es derzeit bei einem Toten auf 578 Spa­nier geblieben ist.

Frankreich ist mit nochmals 25 Pro­zent weniger Toten als Spanien, Italien und Groß­britan­nien aus der ersten Welle gekommen, wenn auch mit recht hoher Letalität von über 15 Pro­zent. Es wurde wohl weniger getestet. In der zweiten Welle aber haben die Fran­zosen ihren Vorsprung zumin­dest gegen­über Spanien fast voll­stän­dig verspielt. Einer von 586 Franzosen ist zur Zeit tot.

Die Niederlande sind nicht gut, bleiben aber mit 25 Pro­zent weniger Toten nach der ersten Welle hinter Frank­reich zurück. Und in der zweiten Welle ist es Holland wohl durch rigoroses Testen gelungen, nicht nur die Letalität auf fast 1 Pro­zent zu drücken. Es kommen auch stolze 983 Bürger auf einen Toten. Besser als Deutsch­land, weshalb man vor den Nieder­ländern nicht soviel Angst hätte haben müssen.

Schweden hat der Epidemie weitgehend freien Lauf gelassen und wie die USA einen sehr breiten Verlauf mit einer Delle im Abstieg. Die mit den Nieder­landen und Spa­nien ver­gleich­bare Spitzen­leta­lität von 12,5 Prozent hielt sehr lange an. Sie ist zudem dop­pelt so hoch wie die ameri­kani­sche. Die zweite Welle wurde jedoch eiger­maßen bewäl­tigt, wes­halb Schwe­den mit einem Toten auf 686 Bürger nicht mehr so schlecht dasteht wie die USA, die Ende Septem­ber 2020 obsieg­ten und nun bei einem Toten auf 546 Ameri­kaner liegen.

Es bleibt Polen, das mit einer Spitzen­leta­lität von 5 Pro­zent unter­halb der deut­schen nicht in diese Kate­gorie zu gehö­ren scheint. Dennoch liegen sie ober­halb des Nor­mal­berei­ches, denn bei nur einem Toten auf 40.000 Mitte Mai 2020, als alle anderen bereits den Höhe­punkt der ersten Welle hinter sich hatten, wären allenfalls 3 Pro­zent Leta­lität zu erwar­ten. Trotz geringer anfäng­licher Betrof­fen­heit hat sich Polen in der Folge­zeit und mit der zweiten Welle auf einen Toten pro 505 hoch­ge­schafft. Wäh­rend ich dies hier schreibe, werden es nur noch 500 sein. Wie ist das möglich? Die zweite Welle ist überall und insbe­son­dere in Polen so mächtig, daß die Fälle der ersten so gut wie keine Rolle für das End­ergeb­nis spie­len. Es ist also weit­gehend egal, ob Polen nur kräf­tig nach­gelegt oder, was mir viel plau­sibler er­scheint, in der ersten Phase, wo es für hohe Zah­len noch nichts gab, einfach betro­gen hat. Ich vermute, man hat zu Beginn die Inzi­denz etwa um den Fak­tor 8 und die Mor­tali­tät um 20 herun­terge­rechnet.

[1] Natürlich gibt es in der fernen Welt auch weitere Länder dieser Kate­gorie. Sogar wie Sand am Meer, wenn alle von Anfang an ehr­liche Zah­len gelie­fert hät­ten.

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