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Widerstandslinie
wuerg, 21.02.2021 21:38
In den sinnleeren Börsennachrichten ist gelegentlich von Widerstandslinien die Rede, besonders gerne bei Kursen mit mehreren Nullen am Ende. Das kann nur insofern einen Funken von Wahrheit enthalten, als viele Anleger diese Linien fürchten, zumindest annehmen, ihre Mitbewerber an der Börse würden sie beachten. Keine Linien, doch Widerstand gibt es wirklich. Oben riskiert man, mit der Gier zu spät zu kommen und überteuerte Papiere zu kaufen, die bald in den Keller fallen. Unten hat es mit den Massenverkäufen aus Angst oder triftigem Grund spätestens dann ein Ende, wenn der wahre Wert des Unternehmens erreicht ist oder ein Großteil der Aktien sich in Händen derer befindet, die nicht handeln, sondern halten und auf bessere Zeiten warten.
Mit Corona ist es ählich. Um eine Siebetageinzidenz von 500 setzt Panik ein, und sobald sie wieder unter 50 fallen könnte [1] nicht nur Nachlässigkeit, es macht sich auch der Bodensatz derer bemerkbar, die sich nie an Regeln hielten und zu Zeiten hoher Inzidenzien [2] in der Masse untergingen. Es mag sein, daß neben allgemeiner Müdigkeit auch der Karneval den R‑Wert wieder über die Eins getrieben hat. Wegen der Überlagerung mit anhaltender Renitenz im Süden, in der Zone und wie jetzt in Bremen auftretenden begrenzten Ausbrüchen, kann ich das den Zahlen nicht entnehmen. Wahrscheinlich auch kein Mathematiker, der beruflich damit befaßt ist, auf viele Daten zugreifen kann und es bei Herrn Lanz [3] auch nur auf eine Palette extremer Szenarien bringt, für die Detailwissen überflüssig ist.
Immerhin konnte Herrn Lanz seine offensichtlich frische Erkenntnis bestätigt werden, daß es von 50 auf 25 genauso lange dauert wie von 200 auf 100, auch wenn das Bild vom bremsenden Auto völlig falsch war. Das bilden sich nämlich nur Raser ein. Und ganz richtig ist die Vorstellung konstanter relativer Abnahme der Infizierten auch nicht. Oben kann man im Bild des Autofahrers bleiben, der mit zunehmender Geschwindigkeit kaum noch gegen den Fahrtwind ankommt. Unten ist es jedoch anders. Es geht auch logarithmisch immer schwächer bergab. Wie ein Eimer Wasser nicht leer wird, wenn das Loch an der Seite und nicht im Boden ist, um ein weiteres blödes Bild zu bemühen und die Frage zu stellen: Müssen wir den Boden mühsam ausschöpfen oder lassen wir ihn langsam verdunsten?
[1] Eine Siebentageinzidenz von 50 bedeutet 6000 Infizierte jeden Tag. Eine Zahl, die vor einem Jahr noch Angst und Schrecken verbreitet hätte und in der ersten Welle nur wenige Tage erreicht wurde.
[2] Diesen sich bildungssprachlich gebenden Plural höre ich immer wieder.
[3] Ekelhaft, wie auch Herr Lanz sich begierig einreiht in die Riege der vermeintlichen Bildungsbürger, die mit ihrer mathematischen Unbelecktheit kokettieren.
Mit Corona ist es ählich. Um eine Siebetageinzidenz von 500 setzt Panik ein, und sobald sie wieder unter 50 fallen könnte [1] nicht nur Nachlässigkeit, es macht sich auch der Bodensatz derer bemerkbar, die sich nie an Regeln hielten und zu Zeiten hoher Inzidenzien [2] in der Masse untergingen. Es mag sein, daß neben allgemeiner Müdigkeit auch der Karneval den R‑Wert wieder über die Eins getrieben hat. Wegen der Überlagerung mit anhaltender Renitenz im Süden, in der Zone und wie jetzt in Bremen auftretenden begrenzten Ausbrüchen, kann ich das den Zahlen nicht entnehmen. Wahrscheinlich auch kein Mathematiker, der beruflich damit befaßt ist, auf viele Daten zugreifen kann und es bei Herrn Lanz [3] auch nur auf eine Palette extremer Szenarien bringt, für die Detailwissen überflüssig ist.
Immerhin konnte Herrn Lanz seine offensichtlich frische Erkenntnis bestätigt werden, daß es von 50 auf 25 genauso lange dauert wie von 200 auf 100, auch wenn das Bild vom bremsenden Auto völlig falsch war. Das bilden sich nämlich nur Raser ein. Und ganz richtig ist die Vorstellung konstanter relativer Abnahme der Infizierten auch nicht. Oben kann man im Bild des Autofahrers bleiben, der mit zunehmender Geschwindigkeit kaum noch gegen den Fahrtwind ankommt. Unten ist es jedoch anders. Es geht auch logarithmisch immer schwächer bergab. Wie ein Eimer Wasser nicht leer wird, wenn das Loch an der Seite und nicht im Boden ist, um ein weiteres blödes Bild zu bemühen und die Frage zu stellen: Müssen wir den Boden mühsam ausschöpfen oder lassen wir ihn langsam verdunsten?
[1] Eine Siebentageinzidenz von 50 bedeutet 6000 Infizierte jeden Tag. Eine Zahl, die vor einem Jahr noch Angst und Schrecken verbreitet hätte und in der ersten Welle nur wenige Tage erreicht wurde.
[2] Diesen sich bildungssprachlich gebenden Plural höre ich immer wieder.
[3] Ekelhaft, wie auch Herr Lanz sich begierig einreiht in die Riege der vermeintlichen Bildungsbürger, die mit ihrer mathematischen Unbelecktheit kokettieren.
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Das Ende ist nahe
wuerg, 21.02.2021 01:40
So langweilig das ständige Corona-Gerede auch ist, habe ich mir dennoch die heutige Diskussion zu Bürgerfragen im linearen Live-Stream bis zum Ende angesehen, weil ich zwei bekannte, aber wichtige und erwähnenswerte Punkte gehört habe:
Zum einen betonte Klaus Cichutek von der Ständigen Impfkommission mehrfach, daß die Priorisierung der Impfung nach Erkrankungs-, nicht Infektionsrisiko geschehen solle, wonach die 75- bis 80-Jährigen eher dran seien als irgendwelche Berufsgruppen, sofern sie nicht ständig direkt mit der Hauptrisikogruppe in Kontakt kämen. Er räumte jedoch der Politik das Recht ein, aus gutem Grund davon abzuweichen, etwa Erzieher früher zu impfen. Für mich bedeutet das einfach: Leben und Gesundheit von älteren Menschen muß „ein stückweit“ hinter dem Bildungsauftrag zurückstehen.
Zum anderen meinte Jens Spahn, es sei ganz wichtig, mit den Menschen zu sprechen und die Fakten ständig zu wiederholen. Auch dem stimme ich zu, gleichwohl es nur wenig zu verkünden gibt, was wirklich interessant ist und nicht auf der Hand liegt. Doch Wiederholung erhöht die Glaubwürdigkeit und verbessert die Stimmung. Deshalb müssen immer wieder blöde Impffragen beantwortet werden, gleichwohl wir seit Jahrzehnten uns gegen alles mögliche impfen lassen, ohne zu wissen oder zu fragen, was ein Vektor ist.
Insgesamt fühle ich meine Auffassung bestätigt, daß Erfolg und Scheitern stark von Propaganda, Angst, Durchhaltevermögen, aber auch Ermüdung, Vergnügungssucht und Renitenz abhängen, kaum von laschen Vorschriften und zumindest jetzt noch nicht von Impfraten. Wenn nunmehr drei Prozent der älteren Menschen geimpft wurden, dann sollte das Infektions‑R leicht, das Sterbe‑R deutlich sinken. Beides ist nicht der Fall. Der Impferfolg wird in Nachlässigkeit umgemünzt.
Auch ein Langzeitlerneffekt ist zu sehen: Im April ging es den meisten noch am Arsch vorbei, ob man den R-Faktor weiter drücken solle, um auf dem Pfad einer Normalverteilung Corona so schnell gehen zu lassen wie „sie“ gekommen ist, oder ob man knapp unter der Eins dümpelnd nur exponentiell fällt. Und im Juli glaubten viele noch, es ginge nach dem Tönnies-Berg wieder wie zuvor schleichend bergab, weil das „Containment“ es schon richten werde. Doch inzwischen scheinen die Medien frühzeitiger zu sehen, daß sich das geringe Gefälle nicht nur abschwächt, sondern es bald wieder bergauf gehen kann.
Ich hoffe, die Politiker haben dazugelernt und geben den erneuten Öffnungsdiskussionsorgien nicht nach. Für das wirksamste Mittel ist es wohl zu spät: Die Einschränkung des Autoverkehrs auf ein absolut notwendiges Maß. Ohne Ausnahmegenehmigung nur eine Person im Wagen, Höchstgeschwindigkeit von 100, Umdefinition der Zahl auf Schildern zur Geschwindigkeitsbeschränkung von Kilometer auf Kiloyard. Dann wäre Schluß mit Familienkutschereien und dem dämlichen Gelalle der Vertreter einer freien Fahrt für freie Bürger, Busfahren müsse wie Restaurantbesuche verboten werden.
Bei aller Misanthropie bin ich zuversichtlich. Die Menschen sind wie sie sind, die Evolution wird an ihnen nicht scheitern. Wenn die Blumen gewachsen sind, für die Mütterchen heute Erdsäcke schulterten, also noch dieses Jahr, werden wir mit dem Virus leben, ohne es „gelernt“ zu haben: Jeder kann sich impfen lassen, alles ist für alle offen, Kranke und Tote muß keiner mehr fürchten oder bedauern, anders als bei Masern trifft es kaum unschuldige Kinder verantwortungsloser Erwachsener.
Zum einen betonte Klaus Cichutek von der Ständigen Impfkommission mehrfach, daß die Priorisierung der Impfung nach Erkrankungs-, nicht Infektionsrisiko geschehen solle, wonach die 75- bis 80-Jährigen eher dran seien als irgendwelche Berufsgruppen, sofern sie nicht ständig direkt mit der Hauptrisikogruppe in Kontakt kämen. Er räumte jedoch der Politik das Recht ein, aus gutem Grund davon abzuweichen, etwa Erzieher früher zu impfen. Für mich bedeutet das einfach: Leben und Gesundheit von älteren Menschen muß „ein stückweit“ hinter dem Bildungsauftrag zurückstehen.
Zum anderen meinte Jens Spahn, es sei ganz wichtig, mit den Menschen zu sprechen und die Fakten ständig zu wiederholen. Auch dem stimme ich zu, gleichwohl es nur wenig zu verkünden gibt, was wirklich interessant ist und nicht auf der Hand liegt. Doch Wiederholung erhöht die Glaubwürdigkeit und verbessert die Stimmung. Deshalb müssen immer wieder blöde Impffragen beantwortet werden, gleichwohl wir seit Jahrzehnten uns gegen alles mögliche impfen lassen, ohne zu wissen oder zu fragen, was ein Vektor ist.
Insgesamt fühle ich meine Auffassung bestätigt, daß Erfolg und Scheitern stark von Propaganda, Angst, Durchhaltevermögen, aber auch Ermüdung, Vergnügungssucht und Renitenz abhängen, kaum von laschen Vorschriften und zumindest jetzt noch nicht von Impfraten. Wenn nunmehr drei Prozent der älteren Menschen geimpft wurden, dann sollte das Infektions‑R leicht, das Sterbe‑R deutlich sinken. Beides ist nicht der Fall. Der Impferfolg wird in Nachlässigkeit umgemünzt.
Auch ein Langzeitlerneffekt ist zu sehen: Im April ging es den meisten noch am Arsch vorbei, ob man den R-Faktor weiter drücken solle, um auf dem Pfad einer Normalverteilung Corona so schnell gehen zu lassen wie „sie“ gekommen ist, oder ob man knapp unter der Eins dümpelnd nur exponentiell fällt. Und im Juli glaubten viele noch, es ginge nach dem Tönnies-Berg wieder wie zuvor schleichend bergab, weil das „Containment“ es schon richten werde. Doch inzwischen scheinen die Medien frühzeitiger zu sehen, daß sich das geringe Gefälle nicht nur abschwächt, sondern es bald wieder bergauf gehen kann.
Ich hoffe, die Politiker haben dazugelernt und geben den erneuten Öffnungsdiskussionsorgien nicht nach. Für das wirksamste Mittel ist es wohl zu spät: Die Einschränkung des Autoverkehrs auf ein absolut notwendiges Maß. Ohne Ausnahmegenehmigung nur eine Person im Wagen, Höchstgeschwindigkeit von 100, Umdefinition der Zahl auf Schildern zur Geschwindigkeitsbeschränkung von Kilometer auf Kiloyard. Dann wäre Schluß mit Familienkutschereien und dem dämlichen Gelalle der Vertreter einer freien Fahrt für freie Bürger, Busfahren müsse wie Restaurantbesuche verboten werden.
Bei aller Misanthropie bin ich zuversichtlich. Die Menschen sind wie sie sind, die Evolution wird an ihnen nicht scheitern. Wenn die Blumen gewachsen sind, für die Mütterchen heute Erdsäcke schulterten, also noch dieses Jahr, werden wir mit dem Virus leben, ohne es „gelernt“ zu haben: Jeder kann sich impfen lassen, alles ist für alle offen, Kranke und Tote muß keiner mehr fürchten oder bedauern, anders als bei Masern trifft es kaum unschuldige Kinder verantwortungsloser Erwachsener.
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