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Tod im Netz
wuerg, 18.12.2017 20:16
Früher ging man zu Beerdigungen, sah den Sarg in die Grube fahren und wußte: Der kommt nicht mehr zurück, es ist vorbei. Soziale Medien bieten zunehmend Dienste für diesen Fall an. Gelegentlich melden sich Tote, wie mein verstorbener Neffe über Facebook. Zum einen wurde noch in seinen Bereich geschrieben, zum anderen hatte er wohl Automatismen losgetreten. Nun aber ist er ganz gestorben, da ich so gut wie nie mehr Facebook aufrufe.
Doch diesen Beitrag schreibe ich nicht, weil Tote im Netz weiterleben wollen oder müssen, sondern umgekehrt: Sie verschwinden sang- und klanglos als seien sie tot. Irgendwie irritiert mich das. Wüßte ich doch gerne, ob es sie noch gibt, gleichwohl ich sie nie gesehen habe. Nicht, um großartig zu trauern, sondern wegen des geschilderten Rituals: Wer in die Grube fährt, der kommt nicht mehr zurück!
Ich habe mir eine Unzahl von Siedler-IV-Missionen unter Youtube angesehen. Eine überschaubare Gruppe produziert immer noch Filme. Dazu gehörte auch IRClevor, der unter "Settlers Saturday" einmal wöchentlich seine Bemühungen fortführte. Er betonte wie wichtig es ihm sei, wirklich jeden Samstag etwas hochzuladen. Und plötzlich war gar nichts mehr zu sehen. Wäre ein Sinneswandel, viel Arbeit oder eine schwere Krankheit der Grund, könnte er doch wenigstens eine Kommentarzeile schreiben, ein Lebenszeichen senden, um das viele ihn gebeten haben. Es ist, als sei er plötzlich gestorben. Vielleicht ist er wirklich tot, und keiner seiner Nachfahren konnte oder wollte es mitteilen.
Und da ist die Mohammedanerin, die kurze Zeit hier auf blogger.de ihren Blog führte. Plötzlich und unerwartet wurde auch ich Objekt ihrer chaotischen Kritik. Plötzlich war nichts mehr von ihr zu lesen, der letzte Beitrag sogar entfernt. Und nun habe ich Angst, sie könne sich dem Mann vor der Moschee an den Hals geworfen haben. Ich werde es wohl nie herausfinden. Es ist eigentlich schade. Der Streit war völlig überflüssig. Vielleicht liest sie dies und meldet sich noch einmal. Vielleicht reaktiviert sie ihren Blog wieder, schließlich war er interessanter als viele anderen. Und eine gewisse Kontroverse vergrößert doch den Leserkreis. [1]
Im letzten Falle bin ich selbst gestorben. Eines Tages wollte ich wissen, was die Menschen in der Straßenbahn so hin und her schieben, habe mich bei Candy Crush auf Ebene 160 hochgespielt und dann aufgehört. Und obwohl die Kommunikation dort auf wenige Standard-Meldungen eingeschränkt ist, manche sogar meinen, die Mitspieler seien vom Computer simuliert, habe ich ständig auf die Hilfe anderer gewartet und sie auch erhalten, weil ich ihnen meinerseits half weiterzukommen. Als ich aufhörte, fehlte mir etwas. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, die noch aktiven Spieler allein gelassen zu haben. Auch könnten sie meinen, ich sei gestorben.
[1] Was ich hier geschrieben habe, ist schon ein paar Tage alt. Und eben sehe ich die Mohammedanerin wieder in der Liste der letzten Änderungen. Sofort hatte sie zehn Klicks von blogger.de zu verzeichnen, doch konnte ich keine inhaltliche Änderung erkennen. Vielleicht war es wieder eine Löschung.
Doch diesen Beitrag schreibe ich nicht, weil Tote im Netz weiterleben wollen oder müssen, sondern umgekehrt: Sie verschwinden sang- und klanglos als seien sie tot. Irgendwie irritiert mich das. Wüßte ich doch gerne, ob es sie noch gibt, gleichwohl ich sie nie gesehen habe. Nicht, um großartig zu trauern, sondern wegen des geschilderten Rituals: Wer in die Grube fährt, der kommt nicht mehr zurück!
Ich habe mir eine Unzahl von Siedler-IV-Missionen unter Youtube angesehen. Eine überschaubare Gruppe produziert immer noch Filme. Dazu gehörte auch IRClevor, der unter "Settlers Saturday" einmal wöchentlich seine Bemühungen fortführte. Er betonte wie wichtig es ihm sei, wirklich jeden Samstag etwas hochzuladen. Und plötzlich war gar nichts mehr zu sehen. Wäre ein Sinneswandel, viel Arbeit oder eine schwere Krankheit der Grund, könnte er doch wenigstens eine Kommentarzeile schreiben, ein Lebenszeichen senden, um das viele ihn gebeten haben. Es ist, als sei er plötzlich gestorben. Vielleicht ist er wirklich tot, und keiner seiner Nachfahren konnte oder wollte es mitteilen.
Und da ist die Mohammedanerin, die kurze Zeit hier auf blogger.de ihren Blog führte. Plötzlich und unerwartet wurde auch ich Objekt ihrer chaotischen Kritik. Plötzlich war nichts mehr von ihr zu lesen, der letzte Beitrag sogar entfernt. Und nun habe ich Angst, sie könne sich dem Mann vor der Moschee an den Hals geworfen haben. Ich werde es wohl nie herausfinden. Es ist eigentlich schade. Der Streit war völlig überflüssig. Vielleicht liest sie dies und meldet sich noch einmal. Vielleicht reaktiviert sie ihren Blog wieder, schließlich war er interessanter als viele anderen. Und eine gewisse Kontroverse vergrößert doch den Leserkreis. [1]
Im letzten Falle bin ich selbst gestorben. Eines Tages wollte ich wissen, was die Menschen in der Straßenbahn so hin und her schieben, habe mich bei Candy Crush auf Ebene 160 hochgespielt und dann aufgehört. Und obwohl die Kommunikation dort auf wenige Standard-Meldungen eingeschränkt ist, manche sogar meinen, die Mitspieler seien vom Computer simuliert, habe ich ständig auf die Hilfe anderer gewartet und sie auch erhalten, weil ich ihnen meinerseits half weiterzukommen. Als ich aufhörte, fehlte mir etwas. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, die noch aktiven Spieler allein gelassen zu haben. Auch könnten sie meinen, ich sei gestorben.
[1] Was ich hier geschrieben habe, ist schon ein paar Tage alt. Und eben sehe ich die Mohammedanerin wieder in der Liste der letzten Änderungen. Sofort hatte sie zehn Klicks von blogger.de zu verzeichnen, doch konnte ich keine inhaltliche Änderung erkennen. Vielleicht war es wieder eine Löschung.
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