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Regenbogen
wuerg, 05.12.2017 20:02
Man kann es unseren frühen Vorfahren nicht verdenken, wenn sie am Himmel eigenartige Gestalten und in den Wandelsternen Götter sahen oder auch umgekehrt. Für die vielen Geschichten um Götter, Halbgötter, Titanen, Helden und Frauen interessiere ich mich nicht. Für die Reihenfolge der Planeten auch nur wegen ihres Fortbestandes bis in die heutige Zeit. Ihre Bedeutung in der Astrologie liegt auf der Hand. Zwar hat man mit den sieben Wandelsternen und den zwölf Sternbildern das gleiche Zuordnungsproblem wie mit heptatonischen Tonleitern auf die zwölf Halbtöne der Oktave, doch mit einem ausreichenden Maß an Willkür gelingt das. Ebenso die Abbildung auf die vier Elemente oder die sechs Ecken eines Hexagrammes mit dem aufrechten männlichen und dem abwärts zeigenden weiblichen Dreieck.
Auch ohne Physik kannte man die Abfolge aus der Wahrnehmung und dem Regenbogen, obgleich man noch nichts von den drei verschiedenen Zapfen im Auge wußte, schon gar nicht von der Blauempfindlichkeit der roten, wodurch die Purpurgerade nicht nur die Enden des Spektrums mischt, sondern den Farbkreis zu schließen scheint. Da es bei der Farbwahrnehmung nicht nur um Physik und Drucktechnik geht, ist es durchaus angemessen, im täglichen Leben die zwei Komplementärpaare rot-grün und blau-gelb als Grundfarben zu sehen. Kein Künstler kann mit seinem konstruierten Farbkreis dagegen anstinken. Das sind alles Halbheiten zwischen gesunder Empfindung und korrekter Farbmetrik. [3]
In den Fahnen der Friedensbewegung finden sich oft sieben Spektralfarben, zumeist im kritischen Bereich von grün bis violett recht ungenau, wenn nicht falsch und zumeist recht blaß. [4] Das fand ich immer schon häßlich und naiv zugleich. Dagegen ist die Fahne der Homosexuellen mit nur sechs Spektralfarben die reinste Augenweide. Die Farben sind gesättigt und setzen sich klar voneinander ab. Außerdem ist die Reihenfolge der am Himmel sichtbaren Farben des Regenbogens beachtet.
[1] Einer meiner verschollenen Duden-Bände ließ sich lange über die vielen Grüntöne der Indianern aus. Sie hatten dafür viele Namen, doch keine anderen Augen und wohl auch keine anderen Regenbogenfarben als wir.
[2] Für Deutsche ist b ein h.
[3] Will man mit den wenigen Wollfarbstoffen einen Bademantel in der Farbe des synthetischen Bikinis färben, kommt man mit dem Tuschkasten eines Künstlers kaum ans Ziel. Mit Farbmetrik, Spektroskopie und dem Lösen von drei Gleichungen mit drei Unbekannten aber geht es recht flott.
[4] Ich hoffe, es ist noch politisch korrekt, in rosa ein weiß verhülltes rot zu sehen. Und in braun ein schwarz verhülltes?
1 - Saturn - Saturn - Chronos - Pb - Blei - ♄ 2 - Jupiter - Jupiter - Zeus - Sn - Zinn - ♃ 3 - Mars - Mars - Ares - Fe - Eisen - ♂ 4 - Sonne - Apollo - Helios - Au - Gold - ☉ 5 - Venus - Venus - Aphrodite - Cu - Kupfer - ♀ 6 - Merkur - Merkur - Hermes - Hg - Quecksilber - ☿ 7 - Mond - Luna - Selene - Ag - Silber - ☽Beziehungen zu Edelsteinen, Getreiden, Charakteren, Organen, Bäumen, Chakren, aber auch Geschlechtern und Farben wurden erst spät, willkürlich und uneinheitlich erfunden. Mir ist keine schlüssige Abbildung zwischen den sieben Gestirnen und den Spektralfarben bekannt, bemerkenswert aber ist deren Siebenzahl, obgleich ich mit den meisten Menschen nur sechs Farben sehe, nämlich rot, orange, gelb, grün, blau und violett. Es gehört zu den minder überzeugenden Leistungen des Isaak Newton, eine siebte Farbe indigo zwischen blau und violett eingeschoben zu haben. [1] Wahrscheinlich wollte er unbedingt die Siebenzahl erreichen. Da für ihn die Sonne und der Mond keine den Planeten gleichgestellten Wandelsterne mehr waren, orientierte er sich wohl mehr an den sieben Intervallen einer Oktave. Vielleicht erkannte er bereits, daß indigo und orange wenig eigenständige Bedeutung zukommt und legte sie auf die Halbtöne e-f und h-b. So wurde d-e-f-g-a-b-c-d zu rot-orange-gelb-grün-blau-indigo-violett. [2]
Auch ohne Physik kannte man die Abfolge aus der Wahrnehmung und dem Regenbogen, obgleich man noch nichts von den drei verschiedenen Zapfen im Auge wußte, schon gar nicht von der Blauempfindlichkeit der roten, wodurch die Purpurgerade nicht nur die Enden des Spektrums mischt, sondern den Farbkreis zu schließen scheint. Da es bei der Farbwahrnehmung nicht nur um Physik und Drucktechnik geht, ist es durchaus angemessen, im täglichen Leben die zwei Komplementärpaare rot-grün und blau-gelb als Grundfarben zu sehen. Kein Künstler kann mit seinem konstruierten Farbkreis dagegen anstinken. Das sind alles Halbheiten zwischen gesunder Empfindung und korrekter Farbmetrik. [3]
In den Fahnen der Friedensbewegung finden sich oft sieben Spektralfarben, zumeist im kritischen Bereich von grün bis violett recht ungenau, wenn nicht falsch und zumeist recht blaß. [4] Das fand ich immer schon häßlich und naiv zugleich. Dagegen ist die Fahne der Homosexuellen mit nur sechs Spektralfarben die reinste Augenweide. Die Farben sind gesättigt und setzen sich klar voneinander ab. Außerdem ist die Reihenfolge der am Himmel sichtbaren Farben des Regenbogens beachtet.
[1] Einer meiner verschollenen Duden-Bände ließ sich lange über die vielen Grüntöne der Indianern aus. Sie hatten dafür viele Namen, doch keine anderen Augen und wohl auch keine anderen Regenbogenfarben als wir.
[2] Für Deutsche ist b ein h.
[3] Will man mit den wenigen Wollfarbstoffen einen Bademantel in der Farbe des synthetischen Bikinis färben, kommt man mit dem Tuschkasten eines Künstlers kaum ans Ziel. Mit Farbmetrik, Spektroskopie und dem Lösen von drei Gleichungen mit drei Unbekannten aber geht es recht flott.
[4] Ich hoffe, es ist noch politisch korrekt, in rosa ein weiß verhülltes rot zu sehen. Und in braun ein schwarz verhülltes?
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