Medaillenspiegel
wuerg, 01.03.2018 20:32
Putin wurde bescheiden. Er sei mit einer Medaille zufrieden, wenn es die goldene im Eishockey ist. Sie sei ihm gegönnt, auch wenn Deutschland dadurch hinter Norwegen nur den zweiten Platz im Medaillenspiegel 2018 erreichte. Sollte sich ein russischer Eishockeyspieler noch als gedopt erweisen, würden wir an Norwegen vorbeiziehen, also das Jahr 2002 wieder ausgleichen, in dem Norwegen wegen Dopings anderer nachträglich aufrückte. Im ewigen winterlichen Medaillenspiegel aber bleibt Deutschland vor den Russen und den Norwegern in Führung, wenngleich die Deutschen nur fünfmal die Nationenwertung anführten, weniger oft als die Russen und die Norweger. Die deutsche Leistung scheint konstanter. Eine gerechte Bewertung fällt schwer, denn Deutschland trat lange Zeit mit zwei Mannschaften an, deren Medaillen später addiert wurden.
Man kann durchaus der Meinung sein, der olympische Schwanzvergleich sei ungerecht, weil er weder die Größe der Länder berücksichtige noch deren wintersportliche Möglichkeiten. Das erinnert mich an Polen, die unbedingt mehr Stimmen im Rat der EU haben wollten. Sie erhielten wie das größere Spanien 27, während Frankreich und Großbritannien, vor allem aber Deutschland nur 29 haben. Mir graut schon vor den Türken, die sich nicht so bescheiden wie Deutschland geben werden. Der grundlegende Widerspruch besteht amerikanisch ausgedrückt zwischen "one country, one vote" und "one man, one vote". Wollte man bei den olympischen Spielen von der ersten zur zweiten Zählweise übergehen, müßte man konsequenterweise auch die Mannschaftsgrößen nach den Einwohnerzahlen bemessen.
Solche Überlegungen ändern nichts an der Tatsache, daß südlich des 30. Breitengrades nur Australien und Neuseeland es je zu einer Medaille brachten. Das ist sicherlich dem Klima geschuldet, das die weiße Rasse im weißen Schnee bevorzugt. Doch sieht es bei den Sommerspielen kaum besser aus. China auf Platz 3 ragt etwas nach Süden, gefolgt von Kuba auf Platz 16. Danach kommt bis Kenia auf dem 31. Platz nichts. Wohl aus diesem Grunde schlägt Ralf Hutter [1] vor, den einzelnen Sportler und nicht seine Nation in den Vordergrund zu stellen. Das ist ein schöner Gedanke, doch steht der Medaillengewinner bereits im Rampenlicht, zumindest dem seiner Nation. Das macht klar, wie sehr die persönlichen Leistungen als nationale gesehen werden, selbst in Deutschland. Und solange Nationen viele Millionen in den Spitzensport stecken, dürfen sie sich auch mit anderen vergleichen.
Die Stoßrichtung des Herrn Hutter ist klar, wird nur noch als Gerechtigkeit getarnt. Es geht nicht um den einzelnen Sportler, nicht um gerechte Punktesysteme, auch nicht um die Abschaffung des Medaillenspiegels, den es früher nicht gegeben haben soll. Es geht noch nicht einmal darum, die Minderleistung weiter Landstriche zu kaschieren. Vielmehr soll die Nation bedeutungslos gemacht werden. Ralph Hutter traut sich nur bis zum Wort "Nationalismus". Und es wundert mich, noch nicht das Wort "Rassismus" im Zusammenhang mit der Nationenwertung oder den olympischen Spielen als solchen gehört zu haben. In zwei Jahren gibt es dazu Gelegenheit.
[1] Ralf Hutter: Weg mit dem Medaillenspiegel! Deutschlandfunk, 22.02.2018.
Opfer | Quadratwurzelgesetz
Man kann durchaus der Meinung sein, der olympische Schwanzvergleich sei ungerecht, weil er weder die Größe der Länder berücksichtige noch deren wintersportliche Möglichkeiten. Das erinnert mich an Polen, die unbedingt mehr Stimmen im Rat der EU haben wollten. Sie erhielten wie das größere Spanien 27, während Frankreich und Großbritannien, vor allem aber Deutschland nur 29 haben. Mir graut schon vor den Türken, die sich nicht so bescheiden wie Deutschland geben werden. Der grundlegende Widerspruch besteht amerikanisch ausgedrückt zwischen "one country, one vote" und "one man, one vote". Wollte man bei den olympischen Spielen von der ersten zur zweiten Zählweise übergehen, müßte man konsequenterweise auch die Mannschaftsgrößen nach den Einwohnerzahlen bemessen.
Solche Überlegungen ändern nichts an der Tatsache, daß südlich des 30. Breitengrades nur Australien und Neuseeland es je zu einer Medaille brachten. Das ist sicherlich dem Klima geschuldet, das die weiße Rasse im weißen Schnee bevorzugt. Doch sieht es bei den Sommerspielen kaum besser aus. China auf Platz 3 ragt etwas nach Süden, gefolgt von Kuba auf Platz 16. Danach kommt bis Kenia auf dem 31. Platz nichts. Wohl aus diesem Grunde schlägt Ralf Hutter [1] vor, den einzelnen Sportler und nicht seine Nation in den Vordergrund zu stellen. Das ist ein schöner Gedanke, doch steht der Medaillengewinner bereits im Rampenlicht, zumindest dem seiner Nation. Das macht klar, wie sehr die persönlichen Leistungen als nationale gesehen werden, selbst in Deutschland. Und solange Nationen viele Millionen in den Spitzensport stecken, dürfen sie sich auch mit anderen vergleichen.
Die Stoßrichtung des Herrn Hutter ist klar, wird nur noch als Gerechtigkeit getarnt. Es geht nicht um den einzelnen Sportler, nicht um gerechte Punktesysteme, auch nicht um die Abschaffung des Medaillenspiegels, den es früher nicht gegeben haben soll. Es geht noch nicht einmal darum, die Minderleistung weiter Landstriche zu kaschieren. Vielmehr soll die Nation bedeutungslos gemacht werden. Ralph Hutter traut sich nur bis zum Wort "Nationalismus". Und es wundert mich, noch nicht das Wort "Rassismus" im Zusammenhang mit der Nationenwertung oder den olympischen Spielen als solchen gehört zu haben. In zwei Jahren gibt es dazu Gelegenheit.
[1] Ralf Hutter: Weg mit dem Medaillenspiegel! Deutschlandfunk, 22.02.2018.
Opfer | Quadratwurzelgesetz
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