Zwanzigeins
Wenn man den Deutschen eine der Ziffern­reihen­folge ange­paßte Sprech­weise wie zwanzig­eins statt einund­zwanzig auf­drücken will, dann sollte auch nicht mehr zwan­zig gesagt oder gar drei­ßig geschrieben werden, sondern zum Beispiel ein­zig, zwei­zig, drei­zig. Zur weiteren Syste­mati­sie­rung könnte eins durch ein und sie­ben durch sieb ersetzt wer­den. Unter Bei­behal­tung der höhe­ren Posi­tio­nen hun­dert, tau­send, Mil­lion, Milli­arde usw. nebst Unter­drückung der Null, würde 10.700.001.234 als

einzigmilliarden­siebhundertmillionen­eintausend­zweihundert­dreizigvier

geschrieben werden. Kürzt man neben eintau­send und einhun­dert auch ein­zig, so erge­ben sich verwir­rende zig­milli­arden. Eine Erset­zung von zig durch zehn macht es mit drei­zehn­vier nicht besser. Viel­leicht werden sich mode­rate Bemü­hun­gen zur Zwan­zig­eins¹ eines Tages durch­setzen, wahr­schein­lich aber wie die Zehn­tage­woche und der Sech­zehn­stun­den­tag schei­tern. Schön, wenn man das für alle Sprach­gänge­lungen sagen könnte!

Natürlich ist es ungerecht, die Bestre­bun­gen zur Anpas­sung der Zahl­wörter an die Abfolge der Ziffern mit wei­teren Proble­men zu kari­kie­ren. Ist die deut­sche Sprech­weise aber wirk­lich so abwe­gig, daß Kindern und Aus­län­dern durch eine Reform die Aneig­nung erleich­tert werden sollte? Kommt es wirk­lich zu vielen Zahl­verdre­hun­gen, die gele­gent­lich auch Geld kosten? Es sollte doch egal sein, ob man vierzig­fünf oder fünfund­vierzig sagt. In beiden Fällen führt das auf 40+5=5+40=45. Wer 54 schreibt, hat nicht rückgelesen, sonst wäre ihm sowohl mit vierund­fünfzig als auch fünfzig­vier das Versehen aufge­fallen.

Und so geht es dem Verein Zwanzig­eins zumin­dest im ersten Schritt nicht darum, die einund­zwanzig aus der Schule und dann aus der Gesell­schaft zu drängen, son­dern um eine Aner­ken­nung der Zwanzig­eins als korrekt und allge­mein ver­standen, so wie 3 Uhr 45 statt drei­viertel Vier. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, daß wie mit der Recht­schreib­reform und vor allem zwan­zig Jahre später der Gende­risie­rung eine nervige Sprach­verhun­zung über Schu­len, Behör­den und aggres­sive Minder­heiten durch­ge­drückt wird. Wenn es Schwie­rig­keiten berei­tet, deut­sche oder fran­zösi­sche Zahl­wörter zu erlernen, sollte man sich eher fragen, wel­chen Nutzen Sprachen neben der des eigenen Landes und Eng­lisch haben. Wer meint, dadurch in die Kultur viel­fäl­tiger Völker einzu­drin­gen, der kann gerne mit den Zahl­wörtern begin­nen.

 ¹ Zwanzigeins. Von Prof. Lothar Gerrit­zen gegrün­deter Verein Zwanzig­eins. Leider habe ich es in Frank­furt ver­säumt, eine seiner Vor­lesun­gen zu hören.

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