Kirchhoffsche Gesetze
Die Summe der zufließenden Ströme ist gleich der Summe der abflie­ßenden. So lautet das erste Kirch­hoff­sche Gesetz. [1] Im Beispiel
             +------+  I1
      +------|  R1  |------+
      |      +------+      |
   I  |                    |  I
------+ A                B +------
      |                    |
      |      +------+  I2  |
      +------|  R1  |------+
             +------+
bedeutet das I=I1+I2 an beiden Punkten A und B. Das zweite Kirch­hoff­sche Gesetz besagt, daß in einer Schleife sich die anlie­genden Span­nungen zu Null addieren. [1] Hier liegt also von A nach B gemessen am Wider­stand R1 die gleiche Spannung U an wie an R2. Da beides einfache ohmsche Wider­stände sind gilt I1=U/R1 und I2=U/R2. Damit fließt ein Gesamt­strom I=I1+I2=U(1/R1+1/R2), womit R=U/I=1/(1/R1+1/R2) der Gesamt­wider­stand ist. Oder wie in der Schule für die Paral­lel­schal­tung aus­wendig gelernt: 1/R=1/R1+1/R2. [2]

Auch für den Professor aus Heidel­berg mit einem F weniger im Namen gelten diese Gesetze. Es kann nur das auf die Rei­chen (I1) und die Ar­men (I2) ver­teilt werden, was insge­samt (I) da ist. Etwas in der Hand hat er ledig­lich die Wider­stände R1 und R2, die beide Volks­gruppen dem Geld ent­gegen­bringen. Im allge­meinen leiten die Reichen das Geld besser (R1&nbso;klei­ner als R2). Deshalb bekommen sie auch mehr (I1 grö­ßer als I2).

Eine flat tax [3] muß ich nicht fürchten, denn im Spiegel vom kommen­den Montag sehe ich eine Grafik, nach der mein Steuer­satz gemes­sen am Brutto­ein­kommen [4] am unteren Rand des ober­sten Ein­kom­mens-x‑tel liegt, meine Ein­künfte aber deut­lich dahinter zurück­bleiben. [5]

Das bedeutet: Der Heidelberger Professor wird mir sehr viel Freude bereiten, vor allem wenn alles nicht nur über die Mehr­wert­steuer, sondern auch durch den Subven­tions- und Abschrei­bungs­abbau finan­ziert wird. Die Steuer­senkung nehme ich gerne und freue mich über den Wegfall von Verlust­abschrei­bungen, Pendler­pau­schalen und Eigen­heim­zulagen.

Einzig treffen könnte mich der Wegfall des Steuer­vorteils für Mit­glieds­beiträge an meine Partei, der ich vierzig Jahre angehöre und für deren unwahr­schein­lichen Wahlsieg ich auf Ver­günsti­gungen der CDU ver­zichten würde. Somit geht die Wahl für mich immer gut aus. Gejammer höre ich mir hinter­her nicht an, denn die Reichen haben auch nur eine Stimme.

[1] Wer eine politisch korrekte Formu­lierung der Kirch­hoff­schen Gesetze bevor­zugt, muß sich in der Wikpedia oder ähnli­chem sach­kundig machen.

[2] Wer statt der Wider­stände R* (*=1,2,leer) einfach die Leit­werte G*=1/R* und I*=U⋅G* betrach­tet, kommt auch ohne große Rech­nerei auf G=G1+G2. Doch damit kann kein Physik­lehrer glänzen.

[3] Gilt nur im Zusammen­hang mit einem Wahl­sieg der CDU. Die dadurch ent­stehen­den Bela­stungen sind in Büchern beschrie­ben, die in jeder Bahn­hofs­buch­hand­lung zu erwer­ben sind.

[4] Für die Freunde des Unter­schiedes zwischen Brutto und Netto: Das ist nicht die tarif­liche Steuer gemes­sen am zu ver­steu­ernden Ein­kommen.

[5] Ich hatte mich sicherlich anhand der Grafik im Spiegel korrekt einge­ordnet. Dennoch scheint mir mein dama­liges Geschreib­sel von Hunder­steln und Zehn­teln zu angebe­risch, viel­leicht auch falsch gewesen zu sein, weil ich die darge­botenen Daten fehler­haft inter­pre­tierte oder sie einfach nicht stimmten.

[6] Die Wahl ging schlecht aus. Auf Schröder folgte Merkel, doch ohne die flat tax des Herrn Kirchhof. Von der Steuer­erklä­rung des Herrn Merz auf einem Bier­deckel ganz zu schweigen. Ich habe es über­lebt und freue mich, auf meine nach zwei Ehen verblie­bene Rest­rente noch Steuern zahlen zu dürfen.

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Nachdem die Vorstel­lungen von Paul Kirchhof in der SPD auf Kritik stießen [1] und für die CDU nur ein Aushänge­schild [2] waren, soll nunmehr die AfD seine Forde­rungen aufge­griffen haben. Wahr­schein­lich, weil sie so alter­nativ klingen, alles verein­fachen und gerechter machen sollen. Sollte die AfD jemals in die Ver­legen­heit kommen, sein alter­natives Bundes­steuer­gesetz­buch durch­setzen zu können, werden sich sicher­lich Wider­stände und gute Argu­mente auftun, es allenfalls stark aufge­weicht zu tun.

[1] Warum? Weil Herr Kirchhof dem Kompe­tenz­team der CDU ange­hörte und meinte, die Politik müsse sich weit­gehend aus der Wirt­schaft heraus­halten? Weil die SPD von Detail­gerech­tigkeit beseelt durch ausufernde Rege­lungen ständig der einen oder anderen für benach­teilgt gehal­tenden Gruppe Ver­güng­sti­gungen zukommen lassen wollte?

[2] Weder Herr Merz, noch Herr Kirchhof konnten die Devise „weiter so“ von Angela Merkel erweichen. Ersterer war bereits kaltge­stellt, letz­terer so ent­täuscht, daß er auf das Finanz­ministe­rium ver­zichtete.

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