K-Wort, M-Wort
wuerg, 03.02.2018 21:16
Ich bin aus dem Einkaufszentrum zurück. Ist es meine vorurteilsbeladene Wahrnehmung, daß der Anteil derer, die nach Migrationshintergrund aussehen, Richtung 50 Prozent geht? Sind Einkaufszentren etwas für die Unterschicht? Bleibt der gutsituierte Biodeutsche zu Hause und fährt mit dem Auto zwischen Eigenheim, Arbeitsplatz Geschäft, Theater und gutem Italiener hin und her, nachdem die Frau alle seine Teddybären verschenkt hat? Ist das alles nur Einbildung?
Ist es auch ein extremer Zufall, wenn die kulturelle Bereicherung nun auch meinen Dunstkreis erreicht? Jedenfalls schreibt die "Goethe-Universität intern" unter dem Betreff "Informationen des Präsidiums nach sexuellen Übergriffen auf dem Campus Westend", daß es "mehrere sexuelle Angriffe auf Studentinnen im Umfeld des Campus Westend gegeben" habe. Im Begleitdokument werden nützliche Hinweise gegeben. Nur der wichtigste fehlt, die Personenbeschreibung. Dafür mußte ich die Bildzeitung bemühen: Aufgestumpter Nafri-Typ mit mäßigem Deutsch, um den ich als Frau grundsätzlich einen Bogen machen würde.
Auch die Goethe-Universität zu Frankfurt bietet ein Gender-Studium an. Jeden Donnerstag von 16 bis 18 Uhr gibt es eine "Introduction to Critical Race Theory" bei Dr. Nobrega. Danach könnten doch alle den Sonnenuntergang beobachten und eine praktische Übung rund um den Campus absolvieren. Und wenn der Täter dereinst gefaßt ist, könnte er im Sommersemester 2018 als Gastredner die Thematik vertiefen.
Frau Nobrega hat mit dem nichts zu tun, und ich kenne sie nicht. Ich habe nur im Vorlesungsverzeichnis nach einer geeigneten Veranstaltung gesucht, die von Frau Nobrega gefunden und mich im Anschluß exemplarisch informiert, was sie zum Studium vonGrimms Märchen Rassismus und Konsorten beiträgt. Ich begann mit der Wikipedia und ihrem vollen Namen Dr. Onur Suzan Kömürcü Nobrega und stieß bald auf das K-Wort. Das hat bei mir genau das bewirkt, worauf es offensichtlich zielt, nämlich bedeutend und interessant zu machen.
Ich habe mich gefragt, wofür das K steht, dachte an Kolonialismus, Kommunismus und Kapitalismus. Auf Kanake kam ich nicht. Das mußte ich einem Aufsatz von Frau Nobrega entnehmen. [1] Den fasse ich wie folgt zusammen: Das Wort Kanake hat eine dankbare Geschichte, es geriet als Schimpfwort aus der Mode, wurde zur Eigenbezeichnung mancher Gruppen und sei durch das M-Wort abgelöst worden. Welches M-Wort, wird sich jeder denkende Mensch fragen: Muslim! Ein dreister Versuch, alle veralteten negativen Konnotationen des Kanaken auf Muslime zu übertragen, durch M-Wort sich interessant zu machen und zu behaupten, Muslime würden wie seinerzeit die Kanaken verächtlich gemacht.
Wenn Muslime ein zunehmend schlechtes Ansehen genießen, dann haben sie es nicht von den Kanaken geerbt, sondern sich selbst erarbeitet. Durch die Bezeichnung M-Wort soll die teilweise vorhandene, oft aber nur unterstellte Verachtung durch die Weißen überhöht werden, als seien Muslime so schlecht, daß man sie noch nicht einmal beim Namen nennt. In Wirklichkeit habe ich die Bezeichnung M-Wort noch nie gehört. Nach der Bedeutung befragt, hätte ich vielleich "Migrationshintergrund" vermutet.
Onur Suzan Kömürcü Nobrega: Kanake - Das 'K-Wort' im Kontext von europäischem Kolonialismus und Nachkriegsmigration in Deutschland. Aus "Wie Rassismus aus Wörtern spricht - (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk", Unrast Verlag, 2011, S. 636-641. Neben Ü und Ö begeistern mich "K-Wort", "(K)Erben", "Wissensarchiv", "kritisches Nachschlagewerk" und "Unrast".
Ist es auch ein extremer Zufall, wenn die kulturelle Bereicherung nun auch meinen Dunstkreis erreicht? Jedenfalls schreibt die "Goethe-Universität intern" unter dem Betreff "Informationen des Präsidiums nach sexuellen Übergriffen auf dem Campus Westend", daß es "mehrere sexuelle Angriffe auf Studentinnen im Umfeld des Campus Westend gegeben" habe. Im Begleitdokument werden nützliche Hinweise gegeben. Nur der wichtigste fehlt, die Personenbeschreibung. Dafür mußte ich die Bildzeitung bemühen: Aufgestumpter Nafri-Typ mit mäßigem Deutsch, um den ich als Frau grundsätzlich einen Bogen machen würde.
Auch die Goethe-Universität zu Frankfurt bietet ein Gender-Studium an. Jeden Donnerstag von 16 bis 18 Uhr gibt es eine "Introduction to Critical Race Theory" bei Dr. Nobrega. Danach könnten doch alle den Sonnenuntergang beobachten und eine praktische Übung rund um den Campus absolvieren. Und wenn der Täter dereinst gefaßt ist, könnte er im Sommersemester 2018 als Gastredner die Thematik vertiefen.
Frau Nobrega hat mit dem nichts zu tun, und ich kenne sie nicht. Ich habe nur im Vorlesungsverzeichnis nach einer geeigneten Veranstaltung gesucht, die von Frau Nobrega gefunden und mich im Anschluß exemplarisch informiert, was sie zum Studium von
Ich habe mich gefragt, wofür das K steht, dachte an Kolonialismus, Kommunismus und Kapitalismus. Auf Kanake kam ich nicht. Das mußte ich einem Aufsatz von Frau Nobrega entnehmen. [1] Den fasse ich wie folgt zusammen: Das Wort Kanake hat eine dankbare Geschichte, es geriet als Schimpfwort aus der Mode, wurde zur Eigenbezeichnung mancher Gruppen und sei durch das M-Wort abgelöst worden. Welches M-Wort, wird sich jeder denkende Mensch fragen: Muslim! Ein dreister Versuch, alle veralteten negativen Konnotationen des Kanaken auf Muslime zu übertragen, durch M-Wort sich interessant zu machen und zu behaupten, Muslime würden wie seinerzeit die Kanaken verächtlich gemacht.
Wenn Muslime ein zunehmend schlechtes Ansehen genießen, dann haben sie es nicht von den Kanaken geerbt, sondern sich selbst erarbeitet. Durch die Bezeichnung M-Wort soll die teilweise vorhandene, oft aber nur unterstellte Verachtung durch die Weißen überhöht werden, als seien Muslime so schlecht, daß man sie noch nicht einmal beim Namen nennt. In Wirklichkeit habe ich die Bezeichnung M-Wort noch nie gehört. Nach der Bedeutung befragt, hätte ich vielleich "Migrationshintergrund" vermutet.
Onur Suzan Kömürcü Nobrega: Kanake - Das 'K-Wort' im Kontext von europäischem Kolonialismus und Nachkriegsmigration in Deutschland. Aus "Wie Rassismus aus Wörtern spricht - (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk", Unrast Verlag, 2011, S. 636-641. Neben Ü und Ö begeistern mich "K-Wort", "(K)Erben", "Wissensarchiv", "kritisches Nachschlagewerk" und "Unrast".
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mark793,
03.02.2018 22:16
Ich hätte hinter M-Wort ja eher die pejorative Variante Musels vermutet, die sich in der Kommentatorenkurve von PI und anderen einschlägigen Angeboten großer Beliebtheit erfreut.
Aber Muslime - ernsthaft?
Aber Muslime - ernsthaft?
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wuerg,
04.02.2018 02:04
Wer über Muslime redet, kann Muslime sagen. Verwendet er Musel, dann will er abwerten und tarnt dies nicht als ein unverstandenes M-Wort. Das war mit dem N-Wort anders. Wer über Neger reden wollte, sagte auch Neger. Erst als dies als abwertend eingestuft wurde, ging er zu Euphemismen über oder sagte N-Wort. Das M-Wort scheint mir eine Erfindung, eine Analogie zum auch schon unbekannten K-Wort, um der Argumentation am Ende der in meinem Hauptbeitrag unter [1] aufgeführten Arbeit wenigstens eine suggestive Grundlage zu bereiten:
"In den öffentlichen Diskursen der vergangenen Jahre wurde das 'K-Wort' weitgehend durch das 'M-Wort' - Muslim - ersetzt. Während von den 1960er bis in die 1990er Jahre Schlüsselbegriffe wie --> 'Gastarbeiter', --> 'Ausländer', 'Asylant', 'Kanake' als aufgerufene Figuren des ultimativen 'Anderen' die Grenze zum homogenisierten weißen deutschen christlichen 'Volkskörper' aufzeigten, wird nun der Schlüsselbegriff (und die Figur) der/des Muslim_in massiv mobilisiert."
Das kurze Stück abzuschreiben war noch mühsamer als es zu lesen: Anführungsstriche, Gedankenstriche, Unterstrich, Schrägstrich, Pfeile, Text in Klammern, Auszeichnungsschrift. Dazu eigenartige Begriffe wie "aufgerufene Figuren", Nazi-Jargon wie "Volkskörper" sowie Asylant und Kanake in einer Reihe. Ein Zusammenhang zwischen Kanake und Muslim ist inhaltlich nicht zu erkennen, er besteht nur in der Ähnlichkeit der Ersetzungen K-Wort und M-Wort. Und wohl dazu ist das M-Wort erfunden worden. Es kommt nirgendwo im Leben vor. Das N-Wort dagegen sogar in Filmen.
"In den öffentlichen Diskursen der vergangenen Jahre wurde das 'K-Wort' weitgehend durch das 'M-Wort' - Muslim - ersetzt. Während von den 1960er bis in die 1990er Jahre Schlüsselbegriffe wie --> 'Gastarbeiter', --> 'Ausländer', 'Asylant', 'Kanake' als aufgerufene Figuren des ultimativen 'Anderen' die Grenze zum homogenisierten weißen deutschen christlichen 'Volkskörper' aufzeigten, wird nun der Schlüsselbegriff (und die Figur) der/des Muslim_in massiv mobilisiert."
Das kurze Stück abzuschreiben war noch mühsamer als es zu lesen: Anführungsstriche, Gedankenstriche, Unterstrich, Schrägstrich, Pfeile, Text in Klammern, Auszeichnungsschrift. Dazu eigenartige Begriffe wie "aufgerufene Figuren", Nazi-Jargon wie "Volkskörper" sowie Asylant und Kanake in einer Reihe. Ein Zusammenhang zwischen Kanake und Muslim ist inhaltlich nicht zu erkennen, er besteht nur in der Ähnlichkeit der Ersetzungen K-Wort und M-Wort. Und wohl dazu ist das M-Wort erfunden worden. Es kommt nirgendwo im Leben vor. Das N-Wort dagegen sogar in Filmen.
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klagefall,
04.02.2018 09:30
Ich denke, das ist ein Wahrnehmungsproblem. Dinge, die jemand negativ assoziiert, fallen ihm besonders auf. Es gibt dazu Untersuchungen zu Lärm: die Lästigkeit, mit der Geräusche empfunden werden, hängt nicht nur mit der physikalischen Stärke des Geräuschs, sondern auch mit dem emotionalen verhältnis zur Lärmquelle zusammen (es gibt Leute, die z.B. Fluglärm - in Maßen - mögen).
Deshalb nehme ich an, dass die 50 v.H. stark überzogen sind. Vorurteile machen einem das Leben schwerer als es ist.
Deshalb nehme ich an, dass die 50 v.H. stark überzogen sind. Vorurteile machen einem das Leben schwerer als es ist.
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wuerg,
04.02.2018 17:41
Natürlich ist vieles nur selektive Wahrnehmung. Nicht jeder, der keinen deutschen Eindruck macht, ist ein Migrant oder hat in Gestalt seiner Oma einen Migrationshintergrund. Viele sind bereits lange Zeit eingebürgert, manche pflegen erst in letzter Zeit wieder ihr Image. Hinzu kommen Deutsche mit Terroristen- oder Hipster-Bart. Auch hier ist bemerkenswert: Obwohl zu den 15 Prozent schwarzhaarigen Deutschen nur 3 Prozent mit gefärbten Haaren hinzukommen, hat man den Eindruck, es gäbe gar keine anderen mehr. Besonders schaurig ist der Blick durch das Schaufenster der neuen Männerfriseure.
Mit dem Lärm ist es ähnlich. Manchen kann man vergeblich erklären, warum leise Geräusche stören können, laute aber nicht, warum die Renovierungsgeräusche von Amateuren ärgern, die von Profis aber nicht. Musik aus Ohrhörern ist wegen des selektiven Spektrums unangenehm, Amateure gehen mir auf die Eier, weil sie mit schlechten Maschinen doppelt so laut sind und die dreifache Zeit benötigen. Und wenn laut und fremdländisch in ein Handy geplärrt oder gar noch der Lautsprecher eingeschaltet wird, dann ist meine Geduld am Ende. Ich würde im Kosovo nicht deutsch in ein Telefon schreien, wenn ich im Bus sitze.
Und mit dem Bus bin ich auch wieder beim Einkaufszentrum. An beiden Orten sammelt sich die ärmere Hälfte der Bevölkerung. Während sie dort aber nur sich gegenüber sitzen oder aneinander vorbeilaufen müssen, sieht es auf dem Wohnungsmarkt und letztlich in allen Sozialsystemen anders aus. Hier entsteht echte Konkurrenz, während die Bessergestellten aus ausländerfreien Wohngebieten im Mercedes durch den Großstadtdschungel fahren und deren Frauen in der Flüchtlingsindustrie endlich eine herzerfüllende Beschäftigung gefunden haben. Sonst müßten sie Blockflöte spielen.
Als Angela Merkel Massen ins Land ließ, war ich noch stolz auf Deutschland, das Flüchtlinge nicht im Regen stehen ließ. Nur hätte man von Anfang an sagen müssen, daß die Massen eine Herausforderung, eine Belastung sind, die möglichst gut bewältigt werden müssen. Statt den Berg mit deutscher Gründlichkeit abzuarbeiten, hat man ihn zu purem Gold deklariert, aus dem die Rente meiner Kinder gezahlt wird, und auf ganz Deutschland breitgeschmiert. Den Kommunen, aber auch den einfachen Menschen wurden die Probleme aufgebürdet, eine echte Lösung verweigert.
So wurde aus dem Flüchtlingsproblem ein gesamtgesellschaftliches, das nur noch von Menschen zu lösen ist, die sich nicht scheuen als rechtsradikal diffamiert zu werden. Deshalb wurde ich in den Augen mancher nicht von 1968 bis 2018 zu einem Rechten, sondern innerhalb der letzten drei Jahre. Dafür bedanke ich mich weniger bei den Flüchtlingen, mehr bei denjenigen, die sich ins vermeintlich grüne, linke, menschenfreundliche Lager verkrümelt haben, um weiterhin alles schönreden zu können, solange nur andere Verteilungskämpfen und Übergriffen zum Opfer fallen.
Mit dem Lärm ist es ähnlich. Manchen kann man vergeblich erklären, warum leise Geräusche stören können, laute aber nicht, warum die Renovierungsgeräusche von Amateuren ärgern, die von Profis aber nicht. Musik aus Ohrhörern ist wegen des selektiven Spektrums unangenehm, Amateure gehen mir auf die Eier, weil sie mit schlechten Maschinen doppelt so laut sind und die dreifache Zeit benötigen. Und wenn laut und fremdländisch in ein Handy geplärrt oder gar noch der Lautsprecher eingeschaltet wird, dann ist meine Geduld am Ende. Ich würde im Kosovo nicht deutsch in ein Telefon schreien, wenn ich im Bus sitze.
Und mit dem Bus bin ich auch wieder beim Einkaufszentrum. An beiden Orten sammelt sich die ärmere Hälfte der Bevölkerung. Während sie dort aber nur sich gegenüber sitzen oder aneinander vorbeilaufen müssen, sieht es auf dem Wohnungsmarkt und letztlich in allen Sozialsystemen anders aus. Hier entsteht echte Konkurrenz, während die Bessergestellten aus ausländerfreien Wohngebieten im Mercedes durch den Großstadtdschungel fahren und deren Frauen in der Flüchtlingsindustrie endlich eine herzerfüllende Beschäftigung gefunden haben. Sonst müßten sie Blockflöte spielen.
Als Angela Merkel Massen ins Land ließ, war ich noch stolz auf Deutschland, das Flüchtlinge nicht im Regen stehen ließ. Nur hätte man von Anfang an sagen müssen, daß die Massen eine Herausforderung, eine Belastung sind, die möglichst gut bewältigt werden müssen. Statt den Berg mit deutscher Gründlichkeit abzuarbeiten, hat man ihn zu purem Gold deklariert, aus dem die Rente meiner Kinder gezahlt wird, und auf ganz Deutschland breitgeschmiert. Den Kommunen, aber auch den einfachen Menschen wurden die Probleme aufgebürdet, eine echte Lösung verweigert.
So wurde aus dem Flüchtlingsproblem ein gesamtgesellschaftliches, das nur noch von Menschen zu lösen ist, die sich nicht scheuen als rechtsradikal diffamiert zu werden. Deshalb wurde ich in den Augen mancher nicht von 1968 bis 2018 zu einem Rechten, sondern innerhalb der letzten drei Jahre. Dafür bedanke ich mich weniger bei den Flüchtlingen, mehr bei denjenigen, die sich ins vermeintlich grüne, linke, menschenfreundliche Lager verkrümelt haben, um weiterhin alles schönreden zu können, solange nur andere Verteilungskämpfen und Übergriffen zum Opfer fallen.
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wuerg,
05.02.2018 19:51
Die veraltete Bausubstanz meines Wohnortes zieht natürlich Ausländer an, die das Auskommen meines türkischen Gemüsehändlers sichern. Die Mieten sind nicht hoch, doch auch nicht am unteren Ende, weshalb Deutsche und Ausländer recht zivilisiert sind. Ich habe auch gelesen, daß irgendwo Flüchtlinge untergebracht wurden, doch weiß ich nicht wo. Und mir ist auch noch keiner als solcher kenntlich über den Weg gelaufen. Trotzdem waren heute auf dem Heimweg im Bus Weiße in der Minderheit. Außer mir saßen vorne noch drei weiße Frauen, hinten und auf dem Fahrersitz acht mit zu vermutendem Migrationshintergrund. Lasse ich den Fahrer und das Kind im Kinderwagen außen vor, war die Quote 60 Prozent. Für eine ordentliche Statistik müßte ich auch mich selbst ausnehmen. Dann sind es zwei Drittel gewesen.
Es ist mir schon klar, daß zur nämlichen Zeit am frühen Nachmittag auch die Weißen unter sich geblieben sind, nämlich am Arbeitsplatz. Im Berufsverkehr ist nicht nur die mittlere Pigmentierung geringer, die Busse sind auch voller. Es macht mir nichts aus, unter lauter Fremden oder hinten zu sitzen. In Afrika saß ich auf der Rückbank. Außer mir war nur meine Frau weiß. Und man wollte mir einen riesigen Massai auf den Schoß setzen. Ich frage mich nur, worin diese räumliche Teilung der Gesellschaft begründet ist. Daß die Bürgerlichen weißer sind als die Proletarier, ist wohl jedermann klar. Doch warum sitzen die dunkleren Menschen im Bus hinten?
Früher saß ich auch gerne hinten, von wo man einen Gesamtüberblick genießt. Heute mehr vorne im Viererblock, wo man sich gelegentlich mit dem Gegenüber unterhalten kann. Nicht daß ich Fremde anquatschen würde. Wer immer Bus fährt, bewegt sich in einer Teilgesellschaft, weshalb man im Laufe der Jahre mit so manchem ins Gespräch kommt. So auch heute, daß ich einen alten Witz anbringen konnte: Ein südafrikanischer Busfahrer läßt alle Schüler aussteigen, weil sie sich wieder einmal Weiße und Schwarze prügeln: Die Apartheid ist vorbei, ihr seid nicht mehr schwarz und weiß, sondern alle grün. Und jetzt steigt ihr wieder ein. Die Hellgrünen vorne, die Dunkelgrünen hinten!
Zurück zu meiner Platzwahl. Vorne kann ich in Fahrtrichtung den Fahrer und durch die Frontscheibe den Straßenverkehr beobachten. Wie heute gegen die Fahrtrichtung kann ich fast alle Fahrgäste sehen. Hinten sitzen traditionell Jugendliche, die sich gerne dem Blick des Fahrers entziehen. Dort ist auch die Dichte der MP3-Plärrer deutlich höher als vorne. Auch wenn sie im Notfall vom Fahrer keine Hilfe erwarten dürfen, sitzen die alten Weißen vorne. Unter ihnen fühlt sich der Dunkelhäutige weniger wohl, steigt also hinten ein. Sollte sich dennoch einer nach vorne verirren, sieht er zumeist mächtig integriert aus. Nur im dichten Berufsverkehr passiert es, daß handyaffine Nervsäcke mit Tastaturklick vorne sitzen.
Es ist mir schon klar, daß zur nämlichen Zeit am frühen Nachmittag auch die Weißen unter sich geblieben sind, nämlich am Arbeitsplatz. Im Berufsverkehr ist nicht nur die mittlere Pigmentierung geringer, die Busse sind auch voller. Es macht mir nichts aus, unter lauter Fremden oder hinten zu sitzen. In Afrika saß ich auf der Rückbank. Außer mir war nur meine Frau weiß. Und man wollte mir einen riesigen Massai auf den Schoß setzen. Ich frage mich nur, worin diese räumliche Teilung der Gesellschaft begründet ist. Daß die Bürgerlichen weißer sind als die Proletarier, ist wohl jedermann klar. Doch warum sitzen die dunkleren Menschen im Bus hinten?
Früher saß ich auch gerne hinten, von wo man einen Gesamtüberblick genießt. Heute mehr vorne im Viererblock, wo man sich gelegentlich mit dem Gegenüber unterhalten kann. Nicht daß ich Fremde anquatschen würde. Wer immer Bus fährt, bewegt sich in einer Teilgesellschaft, weshalb man im Laufe der Jahre mit so manchem ins Gespräch kommt. So auch heute, daß ich einen alten Witz anbringen konnte: Ein südafrikanischer Busfahrer läßt alle Schüler aussteigen, weil sie sich wieder einmal Weiße und Schwarze prügeln: Die Apartheid ist vorbei, ihr seid nicht mehr schwarz und weiß, sondern alle grün. Und jetzt steigt ihr wieder ein. Die Hellgrünen vorne, die Dunkelgrünen hinten!
Zurück zu meiner Platzwahl. Vorne kann ich in Fahrtrichtung den Fahrer und durch die Frontscheibe den Straßenverkehr beobachten. Wie heute gegen die Fahrtrichtung kann ich fast alle Fahrgäste sehen. Hinten sitzen traditionell Jugendliche, die sich gerne dem Blick des Fahrers entziehen. Dort ist auch die Dichte der MP3-Plärrer deutlich höher als vorne. Auch wenn sie im Notfall vom Fahrer keine Hilfe erwarten dürfen, sitzen die alten Weißen vorne. Unter ihnen fühlt sich der Dunkelhäutige weniger wohl, steigt also hinten ein. Sollte sich dennoch einer nach vorne verirren, sieht er zumeist mächtig integriert aus. Nur im dichten Berufsverkehr passiert es, daß handyaffine Nervsäcke mit Tastaturklick vorne sitzen.
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