Heulsusen
Hier ist nur wenig zum Anschlag in Hanau zu lesen. Auch ich habe schon lange das Interesse an solchen Ereig­nissen verloren, die gleich dem Corona-Virus nur dank medialer Aufmerksamkeit an mein Ohr dringen. Nun aber lese ich beiläufig eine Über­schrift der Bild­zeitung [1] mit der Frage, ob wir Ferhat und Sedal weniger beweinen als Seba­stian und Chri­stoph. [2] Ich jeden­falls nicht, da mich bisher keiner zu Tränen rührte.

Ich will nicht ungerecht sein: In der Überschrift [1] geht es nicht um mich, sondern um den Grad [3] des Weinens der Deutschen. Und der ist sicher­lich verschieden, denn es liegt in der Natur der Menschen, nicht nur um Verwandte, Freunde und Bekannte stärker zu weinen als über Fremde, auch über Angehörige des eigenen Volkes und der eigenen Ethnie, um dieses sonst jede Schandtat recht­ferti­gende Wort zu verwenden. Auch sind mir Schie­ßereien in einer Shisha-Bar lieber als im Theater.

Ich will nicht ablenken: Die blumige Überschrift [1] stellt eigentlich die Frage, ob wir rechts­radikalen Anschlägen mehr Verständnis entgegen­bringen als linken oder reli­giösen. Ja, denn wahr­scheinlich herrscht zur Zeit rechts breitere Begei­sterung als zu RAF-Zeiten klamm­heimliche Freude. Im Gegenzuge darf man unge­scholten die AfD der geistigen Brand­stiftung beschul­digen, während sonst mantrahaft zu hören ist, daß nicht alle Moslems Terro­risten sind, auch seien die nicht unzurech­nungsfähig.

Neben den regelmäßig im Vorfeld schlafenden Behörden, könnte man dank ihrer Zuwan­derungs­politik auch Angela Merkel Schuld zuschieben, selbst dem säbel­rasselnden Mohammed. Besser wären dagegen Anschläge erschwe­rende Maßnahmen. Und ich meine keine Poller auf Weihnachts­märkten, sondern ein umfas­sendes Verbot von Schuß­waffen, denn aus den USA wissen wir, wie sehr deren Zugäng­lichkeit vor allem die Besitzer und deren Umfeld gefährdet, so auch die fast verges­sene Mutter in Hanau. Statt endlosem Biathlon könnte im Winter Eis­stock­schießen das Fern­sehpro­gramm dominieren.

[1] Julian Reichelt: Weint Deutschland um die Terror-Opfer so, wie um Opfer mit deutschem Namen, Bild, 21.02.2020.
[2] Dazu habe ich nach den Namen der Opfer vom Breit­scheid­platz gesucht. Die waren nur zur Hälfte deutsch. Wenn man also die Frage nach dem Grad der Trauer in Abhän­gigkeit vom Namen unter­suchen möchte, bietet dieser Anschlag gleiche Rand­bedin­gungen für alle.
[3] Deutschland kann nicht weinen. Gemeint sind wohl die Deutschen, die auch nicht "so" oder anders weinen, sondern möglich­weise nicht so sehr oder derart. Bezöge man alle Personen mit "Wohnsitz oder gewöhn­lichem Aufent­halt in Schleswig-Holstein" ein, wären die vergos­senen Wasser­mengen kaum ausge­glichener.

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Es überrascht nicht, wenn 60 Prozent der AfD eine Mitverant­wortung zuweisen, die in Über­schriften zu einer Mitschuld wird, solange es beim gutmensch­lichen Konsenz bleibt, daß jeder bis zu seiner Verur­teilung als unschuldig zu gelten hat und es die AfD in diesem Sinne auch ist, zumal sie entgegen manch anderer Organi­sation, der man man Verständnis entgegen­bringt und deren Nachwuchs dank der Gnade später Geburt sogar gewählt werden kann und sollte, meines Wissens über keinen verlän­gerten Arm verfügt, der mit der Waffe in der Hand kämpft. Trotzdem ist nichts dagegen einzu­wenden, wenn Meinungs­forscher beauftragt werden, ein Urteil über die AfD einzu­holen, denn sie machen es ja allent­halben, selbst über die Größe der Kappen von Lenor-Flaschen. Und wenn ich auch noch nichts davon gehört habe, wurde in den vergan­genen Jahren sicher­lich auch erfragt, inwiefern der Islam für Anschläge verant­wortlich ist.

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