Rote Bärte
wuerg, 22.02.2018 18:46
In der Regel hatten die Germanen rote Bärte. Trotzdem habe ich lange Zeit nur wenige gesehen. Vielmehr schienen alle Männer Terroristen oder Hipster mit schwarzen Haaren und schwarzem Bart sein zu wollen. Ich kann nicht glauben, daß allein die kulturelle Bereicherung mein Kleinhirn zu diesem Eindruck verleitete. Vor allem die Werbung hat dazu beigetragen. Weniger die mageren drei Prozent deutscher Männer, die sich die Haare färben. Und ganz sicher wurde mein Eindruck durch die gestiegene Anzahl der Bärte beeinflußt. Die müssen nicht gefärbt sein. Es reicht, wenn nur die Schwarzhaarigen sich einen wachsen lassen, wie nur die Langpimmeligen sich bei "Naked Attraction" bewerben.
Warum schreibe ich das? Weil ich nicht als Prophet gelte, wenn ich eine Mode mitmache, sondern sie vorhersage: Männer werden sich auch im Gesicht wieder rasieren. Und wenn sie es nicht tun, dann darf der Bart auch wieder rotstichig sein. Meine Erwartung gründete sich zunächst auf die wachsende Zahl der Rotbarte in der Werbung. Selbst rote Haare waren wieder dabei. Und diese Woche habe ich mir die Gesichter realer junger Männer angesehen: Kaum einer trägt noch einen Vollbart, und der ist oftmals nicht mehr schwarz. Bald gibt es wieder gut rasierte Blonde, auch wenn unser Deniz sie für blöd hält. Vielleicht auch rot behaarte Säcke bei "Naked Attraction".
Eaten und Drinken | K-Wort, M-Wort | Unser Deniz
Warum schreibe ich das? Weil ich nicht als Prophet gelte, wenn ich eine Mode mitmache, sondern sie vorhersage: Männer werden sich auch im Gesicht wieder rasieren. Und wenn sie es nicht tun, dann darf der Bart auch wieder rotstichig sein. Meine Erwartung gründete sich zunächst auf die wachsende Zahl der Rotbarte in der Werbung. Selbst rote Haare waren wieder dabei. Und diese Woche habe ich mir die Gesichter realer junger Männer angesehen: Kaum einer trägt noch einen Vollbart, und der ist oftmals nicht mehr schwarz. Bald gibt es wieder gut rasierte Blonde, auch wenn unser Deniz sie für blöd hält. Vielleicht auch rot behaarte Säcke bei "Naked Attraction".
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22.02.2018 21:37
Rasieren ist ein auf und ab,
um das Thema mal auszuweiten: Zur Zeit ist ja die Ganzkörperrasur total hipp. Gleichzeitig gibt es aber auch schon Gegenbewegungen. Madonna war eine der ersten Damen, die sich nicht mehr unter den Achseln rasierten, der Fachmann spricht auch vom Achselbusch. Auch der andere Busch, weiter unten, ist wieder im kommen. Es soll Pornoseiten geben, die sich speziell auf Frauen mit Busch bzw. Büschen konzentrieren. Hat man mir gesagt, ich kenne mich da überhaupt nicht aus.
Und wenn wir mal weit zurückgehen: Die alten Römer rasierten sich, die Germanen nicht. Wer hat auf Dauer überlebt?
Gehen wir noch weiter zurück: Bereits die alten Ägypter rasierten sich am ganzen Körper, inklusive Haupthaar. Sie setzten stattdessen (Achtung!) rote Henna-Perücken auf. Und die Pharaonen klebten sich Bärte an ihre ganzrasierten Körper. Sollte ihnen wohl Autorität verleihen. Ob die rot waren, weiß man nicht, aber wahrscheinlich. Ob auch Kleopatra so einen Bart hatte? Die war übrigens Griechin und stammte aus einer Dynastie griechischer Eroberer-Pharaonen. Ob die rote Haare hatten? Zumindest waren die Griechen überzeugt, von den Thrakern abzustammen, und die hatten rote Haare.
Hoffe ich habe nicht gelangweilt mit meinen umfassenden Bart- und Busch-Kenntnissen.
Gruß, Pommes
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Und wenn wir mal weit zurückgehen: Die alten Römer rasierten sich, die Germanen nicht. Wer hat auf Dauer überlebt?
Gehen wir noch weiter zurück: Bereits die alten Ägypter rasierten sich am ganzen Körper, inklusive Haupthaar. Sie setzten stattdessen (Achtung!) rote Henna-Perücken auf. Und die Pharaonen klebten sich Bärte an ihre ganzrasierten Körper. Sollte ihnen wohl Autorität verleihen. Ob die rot waren, weiß man nicht, aber wahrscheinlich. Ob auch Kleopatra so einen Bart hatte? Die war übrigens Griechin und stammte aus einer Dynastie griechischer Eroberer-Pharaonen. Ob die rote Haare hatten? Zumindest waren die Griechen überzeugt, von den Thrakern abzustammen, und die hatten rote Haare.
Hoffe ich habe nicht gelangweilt mit meinen umfassenden Bart- und Busch-Kenntnissen.
Gruß, Pommes
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wuerg,
23.02.2018 17:19
Allgemeine Vorstellungen der Menschen von Schönheit schwanken natürlich sehr stark in der Raumzeit. Wo der gesellschaftliche Druck schwach ist, können insbesondere bei der Behaarung persönliche Vorlieben ausgelebt werden. Dazu müssen die meisten nur sich selbst anschauen. Als Schüler hatte ich straff nach hinten gekämmte und gefettete Haare, weil es weitgehend so üblich war. In meinen Revolutiuonsjahren ließ ich das Fett weg und die Haare bis zur Schulter wachsen. Nur kurze Zeit später sah ich aus wie Bertolt Brecht. Lange Zeit hatte ich auch einen Vollbart, den ich nur alle drei Monate beim Friseur stutzen ließ, denn eines kam für mich nicht infrage: Doppelbelastung durch Rasur und Bartpflege. Seit vielen Jahren trage ich keinen Bart mehr. Und nachdem ich mich einmal ordentlich geschnitten hatte, habe ich auch die Naßrasur aufgegeben. So wird es bleiben. Haare auf dem Kopf habe ich noch, weil die blöden Hellhaarigen [1] nicht zu Vollglatzen neigen. Um die üppig wachsenden Augenbrauen und Haare in den Ohren kümmert sich der Friseur. Gelegentlich müssen die mit zunehmenden Alter aus der Nase wachsenden Haare gestutzt werden. Der Rest bleibt dran, denn auf den Zähnen habe ich keine.
Niemals in den Sinn käme mir eine Hühnerbrust oder gar eine Tätowierung. Auch die Sackhaare bleiben dran. Nur einmal ließ ich eine Frau ein kleines Stück entfernen, damit ihr Chef die Kastration durchführen konnte. Ekelhaft finde ich nicht einzelne Menschen, wenn sie nicht gerade als schwanzgepiercter Nacktmull [2] bei "Naked Attraction" im Plastikkäfig stehen, sondern massenhaftes gleichgeschaltetes Nachlaufen modischer Erscheinungen. Eine Zeit lang war es der sidecut genannte Nazihaarschnitt, der Segelohren so schön zur Geltung bringt und mich an meinen Deutschlehrer erinnert. Nicht tot zu kriegen sind sog. Dreitagebärte, die Frauenherzen höher schlagen lassen, gleichwohl sie nicht nur die Bettwäsche durchscheuern. Und in letzter Zeit sind es die schwarzen Vollbärte. Ohne Hornbrille, Turnschuhe und Fixie, imitieren sie einen Nafri oder Terroristen, die bei den Frauen noch besser anzukommen scheinen als der Dreitagebart.
Glücklicherweise gehen diese Zeiten ihrem Ende entgegen. Es wird wieder eine gesunde Mischung geben. Nicht alle Waxing-Studios, Tätowier-Höhlen und orientalischen Männerfriseuere werden verschwinden, auch Sonnen- und Nagelstudios wird es weiterhin geben. Doch wer sie meidet, wird nicht mehr automatisch als ungepflegt oder gestrig gelten. Einige lassen sich wieder überall die Haare wachsen, stehen sogar darauf oder leben schon lange unter der Bärenflagge. [3] Daß man Achselhaare als Achselbusch bezeichnet, ist mir neu. Auch haben meine nicht die Ausmaße eines Busches. Natürlich kenne ich diese Bezeichnung für die weibliche Schambehaarung auch von Demonstrantinnen gegen George W. Bush. In meiner Jugend hieß der Busch Bär. Daran erinnert mich ein Witz: Welcher Bär springt am höchsten? Der von Ulrike Meyfarth. [4]
[1] Deniz Yücel: Blond, blöd, gewalttätig. Taz, 21.05.2014. Die Überschrift hat ein unbekannter Redakteur vorangestellt.
[2] Nadia Wattad: Mulle groß in Mode. "Du und das Tier" 04/2107.
[3] Die International BärenFlagge. Auch nicht gerade schön, aber konsequent.
[4] Erst wollte ich den geneigten Leser die Antwort bei Google suchen lassen. Doch findet er dort zumeist nur eine billige Kopie mit Heike Henkel, die es nicht in mein Gedächtnis schaffte. Diese Ehre gebührt Ulrike Meyfarth, der einzigen Sportlerin, die mir neben Steffi Graf spontan einfällt.
Selektive Wahrnehmung | Nafri | Feuerbärte
Niemals in den Sinn käme mir eine Hühnerbrust oder gar eine Tätowierung. Auch die Sackhaare bleiben dran. Nur einmal ließ ich eine Frau ein kleines Stück entfernen, damit ihr Chef die Kastration durchführen konnte. Ekelhaft finde ich nicht einzelne Menschen, wenn sie nicht gerade als schwanzgepiercter Nacktmull [2] bei "Naked Attraction" im Plastikkäfig stehen, sondern massenhaftes gleichgeschaltetes Nachlaufen modischer Erscheinungen. Eine Zeit lang war es der sidecut genannte Nazihaarschnitt, der Segelohren so schön zur Geltung bringt und mich an meinen Deutschlehrer erinnert. Nicht tot zu kriegen sind sog. Dreitagebärte, die Frauenherzen höher schlagen lassen, gleichwohl sie nicht nur die Bettwäsche durchscheuern. Und in letzter Zeit sind es die schwarzen Vollbärte. Ohne Hornbrille, Turnschuhe und Fixie, imitieren sie einen Nafri oder Terroristen, die bei den Frauen noch besser anzukommen scheinen als der Dreitagebart.
Glücklicherweise gehen diese Zeiten ihrem Ende entgegen. Es wird wieder eine gesunde Mischung geben. Nicht alle Waxing-Studios, Tätowier-Höhlen und orientalischen Männerfriseuere werden verschwinden, auch Sonnen- und Nagelstudios wird es weiterhin geben. Doch wer sie meidet, wird nicht mehr automatisch als ungepflegt oder gestrig gelten. Einige lassen sich wieder überall die Haare wachsen, stehen sogar darauf oder leben schon lange unter der Bärenflagge. [3] Daß man Achselhaare als Achselbusch bezeichnet, ist mir neu. Auch haben meine nicht die Ausmaße eines Busches. Natürlich kenne ich diese Bezeichnung für die weibliche Schambehaarung auch von Demonstrantinnen gegen George W. Bush. In meiner Jugend hieß der Busch Bär. Daran erinnert mich ein Witz: Welcher Bär springt am höchsten? Der von Ulrike Meyfarth. [4]
[1] Deniz Yücel: Blond, blöd, gewalttätig. Taz, 21.05.2014. Die Überschrift hat ein unbekannter Redakteur vorangestellt.
[2] Nadia Wattad: Mulle groß in Mode. "Du und das Tier" 04/2107.
[3] Die International BärenFlagge. Auch nicht gerade schön, aber konsequent.
[4] Erst wollte ich den geneigten Leser die Antwort bei Google suchen lassen. Doch findet er dort zumeist nur eine billige Kopie mit Heike Henkel, die es nicht in mein Gedächtnis schaffte. Diese Ehre gebührt Ulrike Meyfarth, der einzigen Sportlerin, die mir neben Steffi Graf spontan einfällt.
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