Adolf Merckle
Als vor Jahren die sich mit den letzten Millionen absetzenden Unternehmer Modethema waren, sagte mir ein vorwiegend mit Firmenpleiten beschäftigter Kollege sinngemäß: Auf jeden Unternehmer, der es sich nach der Pleite seiner Firma im Ausland mit dem zur Seite geschafften Geld die Sonne auf den Bauch scheinen läßt, kommen neun, die bis zuletzt an den Fortbestand ihrer Firma glaubten, mit ihrem Privatvermögen haften mußten und letztlich mit nichts außer Schulden dastehen. Mir fehlt zwar das Mitleid mit beiden Arten von Bankrotteuren, doch an dieser Einsicht muß etwas sein, sonst hätte ich sie mir nicht gemerkt.

Gestern hat sich der bis vor kurzem auch mir völlig unbekante Adolf Merckle vor den Zug gestellt, obwohl er seine Millionenverluste aus dem Milliardenbesitz hätte finanzieren können. Möglicherweise konnte er nicht verwinden, sein Leben lang eine letztlich falsche Idee verfolgt zu haben, nämlich zum eigenen Ruhme ein ständig wachsendes Familenimperium aufzubauen und auf die Umsicht der Erben zu hoffen, die daraus ein Traditionsunternehmen machen würden. Damit ist er wohl in mehrfacher Hinsicht gescheitert.

Ist daraus über die Binsenweisheit hinaus, daß Geld allein nicht glücklich mache, etwas zu lernen? Für mich schon: Vererbung sollte rigoros besteuert, wenn nicht abgeschafft werden! Wer dann immer noch scheffelt und sich abrackert, kann dies in dem guten Gefühl tun, mit dem Tode der Allgemeinheit nicht wie derzeit üblich nur Lasten, sondern auch Vermögen zu hinterlassen. Er muß nicht auf die Sippschaft setzen, die alles besser weiß und anders machen will oder im schlimmsten Falle binnen weniger Jahre auf den Kopf haut. Und wer sich verspekuliert, hat nur sein eigenes Geld verzockt, nicht das Erbe.

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Schaltsekunde
Was haben Blogger und Zeitungsredakteure gemeisam? Es geht ihnen mitunter am Arsch vorbei, ob Überschriften etwas mit dem Inhalt zu tun haben oder ihm wenigstens nicht zuwider laufen. So vermeldet Welt-Online [1], daß "die letzte Minute des Weltjahres 2008 61 statt 60 Sekunden haben" wird unter der Überschrift "Erste Minute des Jahres wird 61 Sekunden lang".

Gestern noch wollte ich heute morgen auf meinen Funkwecker schauen, ob er bei 00:59:59 oder 01:00:00 eine Sekunde länger stehen bleibt oder erst im Laufe der Zeit synchronisiert. Ich habe im entscheidenen Moment aber nicht daran gedacht. Es war wohl nicht so wichtig.

[1] Erste Minute des Jahres wird 61 Sekunden lang, Welt-Online, 17. Dezember 2008

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1.1.1430
Bei einem Benzinpreis unter einem Euro zehn habe ich mir für 19 Euro 99 Feuerwerk geleistet und damit unterm Arm meinen türkischen Obsthändler gefragt, ob er bereits gestern seine Raketen gezündet habe. Doch wußte er gar nicht, wovon ich überhaupt spreche. Den ersten Muharram vermutete er im Frühling, was natürlich nicht sein kann, wenn das auch von ihm befolgte Fasten des Ramadan im September stattfindet. Er entschuldigte sich damit, daß es sich ja nur um den arabischen Kalender handele, den es in der Türkei schon lange nicht mehr gäbe. Ich sollte es als ein beruhigendes Zeichen der Normalität nehmen, wenn den meisten Türken Atatürk doch wichtiger ist als der Prophet.

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Handwerker
Es wird ja gerne auf Handwerker geschimpft, aber heute morgen haben sie zu zweit in 80 Minuten mein Badezimmer gestrichen. Dazu hätte ich mindesten fünf Stunden benötigt. Was es kostet, weiß ich nicht. Doch für den Preis hätte ich es sicher nicht gemacht.

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Das Ende von MumbaI
Mit den jüngsten Attentaten heißt Mumbai wieder Bombay. Und bald wird es in Bangkok auch wieder Mörder und Plünderer statt MörderInnen und Plünder(er)Innen geben.

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Das Super-Schmalz-Talent
Gibt es nicht eine Myriade von Deutschen, die besser und mit weniger Schmalz Mund­harmonika spielen? Sollten unter ihnen nicht tausend mit einer ähnlich herzzer­reißenden Geschichte zu finden sein? Und vielleicht haben hundert davon auch einen Offen­barungseid geleistet.

Fernsehen

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Mogadischu
Der gerade im Fernsehen laufende Film Moga­dischu soll angeb­lich nicht beschö­nigen und auch nicht über­treiben. In jedem Falle bestätigt er mein seit über vierzig Jahren unver­ändertes Gefühl, lieber neben einem schwer bewaff­neten Israeli als einem gefes­selten Palästi­nenser zu stehen.

Fernsehen

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