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2. Schwanzvergleich
wuerg, 04.07.2021 01:44
Vergleich von Ländern normaler Entwicklung (png)
Im zweiten Schwanzvergleich geht es um Staaten, deren erste Welle halbwegs normal verlief. Unter Normalität verstehe ich nicht schwarz, weiblich und homosexuell, sondern in der Spitze der ersten Welle eine der Mortalität angemessene Letalität. Konkret meint das eine Letalität L in Prozent von ln((M+e)/2) bis ln((M+e)·2), worin M die Mortalität in ppm ist. Dieser Normalitätsstreifen ist grau hinterlegt. [1] Alle acht betrachteten Staaten liegen mit der Spitze der ersten Welle in diesem Streifen, vom ganz dünn besiedelten und wenig getroffenen Australien (M=4, L=1,4) bis hin zu den stark gebeutelten USA (M=265, L=6,1), deren katastrophaler Teilstaat New York (M=1662, L=8,1) ebenfalls gerade noch als normal einzustufen ist. [2] Ebenso natürlich alle deutschen Bundesländer von Mecklenburg-Vorpommern bis Bayern. [3]
Liefe die erste Welle normalverteilt ab, käme es zu einem Anstieg, der in der Nähe der Spitze des ersten Berges erstirbt. Mangelndes Durchhaltevermögen führte aber dazu, daß sich auf dem absteigenden Ast weiterhin sehr viele infizierten, die aber dank ihrer Jugendlichkeit einfach nicht sterben wollten. So tropfte die Kurve herab, und der Stillstand würde später bei größerem M und geringerem L erreicht, schlüge die Krankheit nicht wieder auf die Gesamtbevölkerung durch. So kommt es zu einer zweiten Welle, die wegen der Arglosigkeit der Menschen mit deutlich höherer Mortalität verbunden ist, jedoch wegen der Vorsicht der Alten und ihrer Impfungen nicht mehr so tödlich verläuft.
Österreich zeigt meines Erachtens am besten den typischen Verlauf. Der Anstieg der ersten Welle endete mit einer für Europa bescheidenen Mortalität von 77 ppm. Von den positiv Getesteten starben 4 Prozent. Jetzt sind es über 15 mal soviele Tote und fast 40 mal soviele positiv Getestete, von denen jeder 61. gestorben ist. Das ist nur einer von 836 aller Österreicher. Doch ein Blick auf andere Staaten zeigt, daß es auch deutlich schlimmer geht und es ohne jede Maßnahme zu einer Katastrophe gekommen wäre, nicht nur in Österreich.
Portugal hatte ich eigentlich nur zum Vergleich zu Spanien betrachten wollen. Später machte es unerwartet negative Schlagzeilen, weil die Gesundheitsversorgung zusammenzubrechen drohte, obgleich Portugal im Vergleich zu Österreich die ganze Zeit über nur doppelt soviel Tote hatte und von den positiv Gestesteten letztlich nicht mehr und nicht weniger starben.
Auch Tschechien kommt zur Zeit auf die gleiche Letalität wie Portugal und Österreich, die jedoch nur durch übermäßiges Testen erreicht werden konnte, denn die Mortalität wird 2800 ppm noch überschreiten. Einer von 359 Tschechen ist bereits an Corona verstorben, obwohl es in der ersten Welle um Größenordnungen besser aussah als in den Nachbarländern Deutschland und Österreich. Nur jeder hunderste Tote verstarb vor Juni 2020. Es folgte eine grandiose Fehlleistung.
Selbst die USA brachten es auf eine Letalität von etwas unter zwei Prozent, auch durch Runtertesten. Die Mortalität liegt bei 1830 ppm und damit 66 Prozent unter der tschechischen, aber ebenfalls 66 Prozent über der deutschen. Eine zweite Welle ist kaum zu erkennen. Sie ist allenfalls eine kleine Beule im Abklingen der riesigen ersten. Das hat die Situation Amerikas im Vergleich zum Rest der Welt verbessert, sie bleibt aber schlecht. Trotz der sehr hohen Letalität von 6% in der Spitze liegen die USA noch im Normalbereich, wenn auch mit sehr hoher Betroffenheit. Das anfängliche Gerede von der Überlastung eines maroden amerikanischen Gesundheitssystems ist deshalb größtenteils nicht gerechtfertigt.
Daß Deutschland mit einer deutlich höheren Letalität von 2,5 Prozent endet, ist nur insofern ein Makel als sie anzeigt, daß nicht so intensiv getestet wurde wie anderswo, vielleicht auch schärfere Kriterien für eine wirkliche Erkrankung angelegt wurden, weshalb der Vorwurf, PCR-Tests würden mit zuvielen Zyklen ausgeführt, für Deutschland wenig zutreffen sollte. Wichtig ist nicht die Letalität, sondern die Mortalität von bald 1100 ppm, also etwas weniger als in Österreich, das den leichten Vorsprung gegenüber Deutschland nach der ersten Welle mit der zweiten verspielt hat.
Dänemark hat gezeigt, wie man dazulernt und in der zweiten Welle anwendet. Die Mortalität entsprach in der ersten Welle ziemlich genau der Deutschlands, doch wurde wohl weniger getestet, weshalb die Letaliät dauerhaft etwa ein Prozent höher lag. Danach konnten sie uns abhängen. Die aktuelle Mortalität ist weniger als halb so hoch wie die deutsche. Daß zudem die Letalität unter einem Prozent liegt, ist unter diesen Umständen weniger verwunderlich, da die überschüssigen Tests die Dunkelziffer drücken und damit die Inzidenz hoch treiben.
Südkorea war und ist eigentlich noch ein Musterknabe, hat sich aber ganz klar eine dritte Welle geleistet. Die Mortalität von winzigen 5 ppm der ersten Welle wurde in der zweiten verdoppelt und in der dritten noch einmal vervierfacht. Trotzdem wird es bei 40 ppm bleiben, das ist ein Toter auf 25.000 Koreaner. Wohl nicht so sehr ein Erfolg des Maskentragens, eher Ergebnis rigoroser Maßnahmen und konsequenter Eindämmung.
In Australien sah es mit 4 ppm in der ersten Welle noch besser aus als in Korea. Dann galoppierte eine zweite Welle voran. Die Mortalität verneunfachte sich, liegt aber dank der koreanischen Aufholjagd wieder auf dem letzten Platz. Bemerkenswert ist vor allem, daß die zweite Welle auch die Letalität verdreifacht hat, während sie in allen anderen Ländern deutlich sank. Wahrscheinlich wurde kaum getestet. [4]
[1] Zwei Gründe fallen mir zur Erklärung ein. Der charmatere: In gering betroffenen Gebieten (Mortalität M niedrig) können die vorhandenen Tests auch an Personen mit geringen Symptomen verschwendet werden. Das veringert die Dunkelziffer, erhöht die Inzidenz I und senkt dadurch die errechnete Letalität L=M/I. Weniger freundlich: Wer sich stark durchseuchen läßt, zeigt die gleiche Nachlässigkeit auch in der Behandlung der Kranken.
[2] Für die Stadt New York habe ich keine Zahlen. Ich gehe aber davon aus, daß sie den Streifen der Normalität nach oben durchbrochen hat, also weitaus mehr Menschen gestorben sind als man ohnehin bei der hohen Betroffenheit erwarten darf.
[3] Das waren zur ersten Welle die beiden Länder mit der niedrigsten bzw. höchsten Inzidenz. Im weiteren Verlaufe der Epidemie übernahm Schleswig-Holstein die rote Laterne, Bayern wurde letztlich von Sachsen und Thüringen überflügelt.
[4] Ich hatte kurz die Gelegenheit fernzusehen. Und da erzählte eine Frau, wie katastrophal die Lage in Indonesien sei. Und für Asien zuständig hakte sie auch gleich Australien ab, wo trotz rigoroser Abschottung nach außen, sich Corona immer mehr ausbreite. Was soll dieses Gerede, wenn über zwei Monate kein einziger verstarb. Und was soll ich zu Indonesien mit mehr als dreimal sovielen Einwohnern, aber weniger Positiven und Toten als Deutschland sagen? Soll ich sie bedauern, weil sie nun zur Ehrlichkeit gefunden haben und Verhältnisse zutage treten wie bei uns Ende Mai? Da müssen sie durch, und sie werden es schaffen. Gefühlsduselnde Berichte, die fremde Völker zu bedauernswerten Kleinkindern degradieren, sind einfach überflüssig.
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