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Ethnomathematik
wuerg, 27.02.2021 19:12
Gestern las ich in in einer Mathematik-Gruppe etwas zur Frage, ob Mathematik rassistisch sein kann. Natürlich ging es gleich um 1+1=3 und sofort waren Charakteristik 2 und andere Spaßbeiträge nicht weit. Was soll man sonst auch dazu sagen? Und prompt bietet Google-News mir heute einen Artikel über Ethnomathematik zum Kauf an. Deshalb habe ich die allwissende Müllhalde bemüht und gelesen, daß es schon ein halbes Jahrhundert Ethnomathematik gibt. Es hätten wie bei Erbbiologie und Rassenhygiene auch mehr als hundert Jahre sein können, wenn man schon früher das Bedürfnis verspürt hätte, sich wichtig zu machen, Lehrstühle zu besetzen und einen eigenen Wissenschaftszweig zu begründen.
Gegen ein Oberseminar zu ethnischen Aspekten im Rahmen der Geschichte der Mathematik ist nichts einzuwenden, wenn ich auch das Wort "ethnisch" weglassen würde, da es darauf abhebt, Art und Umfang der Mathematik hinge von der Ethnie oder gar der Rasse ab, nicht vom Wissensstand, den religiösen und politischen Rahmenbedingungen, den Lebensumständen, dem Wohlstand, der Muße und anderen Feldern der Erkenntnis. Es sind doch gerade Mathematiker, die sich für Zahlen, Rechnereien, Geometrie, Kalender und Astronomie unserer Vorfahren interessieren und ihre Leistungen würdigen, wozu viele Weißseinsforscher gar nicht in der Lage sind.
Wenn man als Blödmann der Meinung ist, es gebe unter fremden Völkern eine andere Mathematik zu entdecken, so ist das seinem naiven Verständnis von anders oder seinem unbändigen Verlangen nach überlegener Andersartigkeit geschuldet. Es mag eine andere Art, eine andere Sichtweise, eine andere Vorstellung, eine andere vermutete Verbindung der Zahlen mit der Welt vorliegen, aber keine andere Mathematik. Sie ist für alle Menschen und Außerirdische gleich, auch wenn sie eine andere Tiefe, andere Schwerpunkte hat, in anderer Darstellung und Notation erscheint. Ich bin nie auf die Idee gekommen, russische Mathematik sei schlechter, weil ich mit deren Literatur in DDR-Übersetzung Schwierigkeiten hatte.
Ein bißchen erinnert mich die Ethnomathematik an die Blüte der weichen W-Wissenschaften, darunter auch die Wirtschaftsmathematik. Gerne darf man sie so nennen, wenn darin mathematische Methoden zum Verständnis der Wirtschaft genutzt werden. Auch wenn umgekehrt versucht wird, mathematische Methoden speziell für die Wirtschaft zu entwickeln, meinetwegen auch in der Mathematik wirtschaftlich zu denken. Letzteres ist ja auch gut gelungen, weil man durch den W-Präfix an Gelder gekommen ist, die man im Fachbereich Wahrscheinlichkeitstheorie gerne genommen hat. Es ist natürlich eine Versuchung, wenn man für Ethnomathematik, kritische Zahlentheorie, Moral-Informatik, Computer-Hygiene, abstrakte Haltungstheorie und Exo-Geometrie, Geld, Lehrstühle, Ruhm oder gar Nobelpreise bekommen kann.
Immer mehr Saubermänner wollen nicht nur die Mathematik vom Rassismus befreien, sondern die gesamte Welt, Wissenschaft und Technik, insbesondere die Raumfahrt. So wollte die Tagesschau anläßlich der Landung der letzten Marssonde Vielfalt zeigen und wies darauf hin, daß es nun auch eine „islamische Rakete“ gäbe. Gemeint war wohl die Sonde der Arabischen Emirate, die von einer japanischen Rakete in eine Mars-Umlaufbahn gebracht wurde. Die ist so islamisch wie der Burj Khalifa. Wer sich für politisch korrekt hält, die Hauptstadt von Portugal Lizhabon nennt und Studierende demonstrieren sieht, sollte Nachrichten vor ihrer Verlesung vielfältiger prüfen.
Ich bin ein alter weißer politsch inkorrekter cis-Mann, nenne Hauptstadt von Portugal Lissabon, habe noch einen Studentenausweis und hatte „Mathematik in den Ländern des Islam“ [1] verteidigt, gleichwohl mit der griechischen, äyptischen, mittelalterlichen Mathematik etwas korrekter von Völkern und Zeitaltern die Rede ist. Die Griechen litten unter einer miserablen Zahlschreibweise und malten gerne Bilder. Das sollten Moslems meiden und wurden große Rechenkünstler. Alle arbeiteten unter verschiedenen Voraussetzungen, erzielten andere und früher auch weniger tiefliegende Ergebnisse. Doch eine andere Mathematik wegen einer abweichenden Ethnie gab und gibt es nicht.
Die gegenwärtige Betonung von Ethnomathematik ist für mich ein Zeichen zeitgeistlichen Kampfes gegen den von uns Weißen versprühten Mikrorassismus, der auch die mathematischen Leistungen fremder Völker geringschätzt. Gerne kann dieser Verdacht untersucht und erhärtet werden, doch ist das für mich keine Ethnomathematik, weil es sich nicht um Mathematik handelt. Es würde mich nicht wundern, wenn diese Disziplin eines Tages auch die Anerkennung fehlerhafter Ergebnisse verlangt, sofern sie aus exotischer Feder stammen. [2]
[1] Hans Wußing: 6000 Jahre Mathematik. Band 1, Springer, Berlin, Heidelberg, 2008. Seite 41ff.
[2] Mohammed-Reza Mehdinia: The Correct Value for π. Nicht mehr im Netz, aber als Buch. Nicht kaufen!
Mathematik des Islam | Geburtstag
Gegen ein Oberseminar zu ethnischen Aspekten im Rahmen der Geschichte der Mathematik ist nichts einzuwenden, wenn ich auch das Wort "ethnisch" weglassen würde, da es darauf abhebt, Art und Umfang der Mathematik hinge von der Ethnie oder gar der Rasse ab, nicht vom Wissensstand, den religiösen und politischen Rahmenbedingungen, den Lebensumständen, dem Wohlstand, der Muße und anderen Feldern der Erkenntnis. Es sind doch gerade Mathematiker, die sich für Zahlen, Rechnereien, Geometrie, Kalender und Astronomie unserer Vorfahren interessieren und ihre Leistungen würdigen, wozu viele Weißseinsforscher gar nicht in der Lage sind.
Wenn man als Blödmann der Meinung ist, es gebe unter fremden Völkern eine andere Mathematik zu entdecken, so ist das seinem naiven Verständnis von anders oder seinem unbändigen Verlangen nach überlegener Andersartigkeit geschuldet. Es mag eine andere Art, eine andere Sichtweise, eine andere Vorstellung, eine andere vermutete Verbindung der Zahlen mit der Welt vorliegen, aber keine andere Mathematik. Sie ist für alle Menschen und Außerirdische gleich, auch wenn sie eine andere Tiefe, andere Schwerpunkte hat, in anderer Darstellung und Notation erscheint. Ich bin nie auf die Idee gekommen, russische Mathematik sei schlechter, weil ich mit deren Literatur in DDR-Übersetzung Schwierigkeiten hatte.
Ein bißchen erinnert mich die Ethnomathematik an die Blüte der weichen W-Wissenschaften, darunter auch die Wirtschaftsmathematik. Gerne darf man sie so nennen, wenn darin mathematische Methoden zum Verständnis der Wirtschaft genutzt werden. Auch wenn umgekehrt versucht wird, mathematische Methoden speziell für die Wirtschaft zu entwickeln, meinetwegen auch in der Mathematik wirtschaftlich zu denken. Letzteres ist ja auch gut gelungen, weil man durch den W-Präfix an Gelder gekommen ist, die man im Fachbereich Wahrscheinlichkeitstheorie gerne genommen hat. Es ist natürlich eine Versuchung, wenn man für Ethnomathematik, kritische Zahlentheorie, Moral-Informatik, Computer-Hygiene, abstrakte Haltungstheorie und Exo-Geometrie, Geld, Lehrstühle, Ruhm oder gar Nobelpreise bekommen kann.
Immer mehr Saubermänner wollen nicht nur die Mathematik vom Rassismus befreien, sondern die gesamte Welt, Wissenschaft und Technik, insbesondere die Raumfahrt. So wollte die Tagesschau anläßlich der Landung der letzten Marssonde Vielfalt zeigen und wies darauf hin, daß es nun auch eine „islamische Rakete“ gäbe. Gemeint war wohl die Sonde der Arabischen Emirate, die von einer japanischen Rakete in eine Mars-Umlaufbahn gebracht wurde. Die ist so islamisch wie der Burj Khalifa. Wer sich für politisch korrekt hält, die Hauptstadt von Portugal Lizhabon nennt und Studierende demonstrieren sieht, sollte Nachrichten vor ihrer Verlesung vielfältiger prüfen.
Ich bin ein alter weißer politsch inkorrekter cis-Mann, nenne Hauptstadt von Portugal Lissabon, habe noch einen Studentenausweis und hatte „Mathematik in den Ländern des Islam“ [1] verteidigt, gleichwohl mit der griechischen, äyptischen, mittelalterlichen Mathematik etwas korrekter von Völkern und Zeitaltern die Rede ist. Die Griechen litten unter einer miserablen Zahlschreibweise und malten gerne Bilder. Das sollten Moslems meiden und wurden große Rechenkünstler. Alle arbeiteten unter verschiedenen Voraussetzungen, erzielten andere und früher auch weniger tiefliegende Ergebnisse. Doch eine andere Mathematik wegen einer abweichenden Ethnie gab und gibt es nicht.
Die gegenwärtige Betonung von Ethnomathematik ist für mich ein Zeichen zeitgeistlichen Kampfes gegen den von uns Weißen versprühten Mikrorassismus, der auch die mathematischen Leistungen fremder Völker geringschätzt. Gerne kann dieser Verdacht untersucht und erhärtet werden, doch ist das für mich keine Ethnomathematik, weil es sich nicht um Mathematik handelt. Es würde mich nicht wundern, wenn diese Disziplin eines Tages auch die Anerkennung fehlerhafter Ergebnisse verlangt, sofern sie aus exotischer Feder stammen. [2]
[1] Hans Wußing: 6000 Jahre Mathematik. Band 1, Springer, Berlin, Heidelberg, 2008. Seite 41ff.
[2] Mohammed-Reza Mehdinia: The Correct Value for π. Nicht mehr im Netz, aber als Buch. Nicht kaufen!
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