Deutschbindestricher
Zum Tag der deutschen Einheit reicht nicht mehr ein Tag der offenen Moschee eben­falls am 3. Ok­tober, der einst zumin­dest vorgab, Moslems und Christen seien eins wie Ost und West. [1] Jetzt wird zur Unmenge an Flücht­lings-, Aus­länder-, Rassis­mus- und Frauen­tagen auch noch ein Tag der Viel­falt gefor­dert, obgleich das Wort Viel­falt zusammen mit Bereiche­rung sich auf dem abstei­genden Ast befindet und bald zur Lach­nummer wird wie dereinst die blühenden Land­schaften, während Rotkäpp­chensekt und der Solida­ritäts­zuschlag sich gehalten haben.

Im Zusammenhang dieser Kampagne von Türken, Schwarzen, Moslems und Persern [2] taucht auch das Wort Binde­strich­deutscher auf, offen­sicht­lich analog zum Biodeut­schen konstru­iert. [3] Es hebt wohl auf stigma­tisie­rende Bil­dungen wie Deutsch-​Türken ab und nutzt eiskalt die Tatsache, daß selbst Einhei­mische Deutsch­binde­stricher sind, weil sie gerne auch deutsche Wörter mit einem Binde­strich zusammen­setzen. Doch es gibt keine Deutsch-​Amerikaner, keine Mit-​Bürger, keine Beute-​Deutschen, eigentlich auch keine E-Mail. [4] Ich warte noch auf die Minus-​Deutschen, für die Binde-, Gedanken-, Geviert-, Spiegel-, Trenn­strich und Weniger­zeichen immer Minus heißen.

[1] Interessant ist der Zusammenhang zur von Christen getragenen Interkul­turellen Woche der auslän­dischen Mitbürger. Laut Wiki­pedia ist es die christ­liche Woche vor dem Ernte­dankfest, das dieses Jahr auf das späteste Datum 7. Okto­ber fällt. Das war einmal so. Jetzt kann es jeder wie ein Dach­decker hand­haben, wie auch den Erntedank­gottes­dienst. Ich hasse Gedenk- und Feier­tage, deren Termine sich nicht aus einem noch so kompli­zierten Algo­rithmus ergeben, die somit in Kalender­programmen und tausend­jährigen Kalen­dern nicht nur wegen ihrer Bedeu­tungs­losigkeit fehlen. Dieses Jahr fiel das Los auf die Woche vom 23. bis 29. Sep­tem­ber 2018 unter dem Motto "Vielfalt verbindet". Für den Tag des Flücht­lings am Freitag, den 28. Sep­tember mußte ein weiteres her: Rettet das Recht auf Asyl! Da ich keine Doktor­arbeit zum Thema "Christ­liche Feiertags­vielfalt" schreiben will, gehe ich auf der Basis der wenigen mir vorlie­genden Daten davon aus, daß die Interkul­turelle Woche nicht die letzte oder zweit­letzte christ­liche Woche vor dem Ernte­dankfest ist, auch nicht die letzte im September oder die erste nach dem Herbst­anfang, sondern die des letzten Freitags­gebetes im September. In Wirklich­keit ist es wohl die Vielfalt der Regionen abbil­dende Willkür, ähnlich den Schul­ferien, an denen Erntedank­gottes­dienste gerne ausge­richtet werden.
[2] Manche mögen Iraner als einzig politisch korrekt sehen. Doch seit gestern hat der mit wem auch immer bestückte Inter­natio­nale Gerichtshof die Ameri­kaner auf einen Vertrag aus dem Jah­re 1955 mit dem Schah von Persien ver­pflich­tet. Ginge es nicht um Sank­tionen der Ameri­kaner, sondern der Griechen, hätte man sicherlich noch eine Tontafel aus der Zeit vor Alexander dem Großen gefunden. Auch die Reichs­bürger sollten vor dem Inter­natio­nalen Gerichtshof ihr Glück versuchen, obwohl er sich bereits für die Bundes­republik als Rechtsnach­folger des Dritten Reiches entschieden hat.
[3] Wolfgang Hebold: Tag der deutschen Einfalt. Freie Welt, 04.10.2018.
[4] Aus ästhetischen Gründen oder um Sterne und Binnen­versalien aufzu­lösen, sind Sql-Plus statt Sql*Plus, I-Pod statt iPod oder Kaffee-Ernte natürlich angezeigt. Auch gegen Geschirr-Rückgabe hätte ich nichts, so man Geschirrückgabe für veraltet hält. Auf Schildern bietet sich eine zweizeilige Darstellung an.

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