Deutschkubaner
Als Schüler wurden in Röntgen­reihen­unter­suchungen auch von mir Schirm­bilder ange­fertigt. Jetzt sitze ich vor dem Bild­schirm, weil in zusammen­gesetzten Wörtern der deutschen Sprache das Grundwort zumeist rechts steht. Ist x die Bezeich­nung für einen Menschen nach seiner Staats­angehö­rigkeit, so kann ein Zusatz y deutlich machen, welcher Nationa­lität er früher war, zusätz­lich noch ist, woher er, seine Eltern oder auch nur deren Vor­fahren stammen.

Parade­beispiel für eine klare Wortbildung yx ist der Deutsch­amerikaner, der sich selbst­verständ­lich als Ameri­kaner x fühlt, aber auf seine deutsche Abstam­mung y wert legt, evtl. auch deut­sches Brauchtum pflegt. Legt man deutsch genügend weit aus, bilden sie die größte Gruppe nach den Anglo­ameri­kanern. Die Afroame­rikaner fallen nur mehr auf.

Für Deutsche mit den berühmten auslän­dischen Wurzel sind analoge Zusammen­setzungen yx weniger gebräuchlich, auch wenn es Rußland­deutsche und in letzter Zeit auch poli­tisch korrekte Afro­deutsche gibt, die bisher einfach Deutsch­afrikaner hießen. Verwech­selungs­gefahr besteht nicht, da sich für Deutsche in Afrika keiner inter­essiert.

Wenn wir gerne umge­kehrt von xy sprechen, so hat das zumeist lautliche Gründe, sofern es sich um alte Bildungen aus der Zeit sprach­licher Unschuld handelt. Heute wollen solche Wörter korrekt abge­wogen sein. Trotzdem ist aktuell ist der Deutsch­kubaner in aller Munde. Der laut Joachim Hermann wunder­bare Neger Roberto Blanco ist seit 1971 Deutsch­kubaner (xy), denn seine Eltern sind beide Afro­kubaner (yx).

So wie die Bezeich­nung Deutsch­kubaner für Roberto Blanco wenig informativ ist, so entsteht auch kein Deutsch­kubaner, wenn eine deutsche Frau ein Kind von einem Kubaner gebiert, der genetisch nicht weit entfernt von Fidel Castro ist. Nie würde ich mich als Halbjude sehen, wenn nach Jahr­zehnten heraus­käme, daß die leib­lichen Eltern meiner Mutter nicht nur einen jüdischen Namen trugen. Ich bleibe einfach deut­scher Nach­fahre von Norddeut­schen, Ostpreußen, Germanen, Römern, Wikingern und Neander­talern.

Man wird auch kein Linker durch den Besuch eines Gratis­konzertes gegen Rechts. Auch nicht posthum, wenn man den Springer­stiefeln entwachsen mit Kunst­glatze auf Face­book einen linken Daumen gehoben oder eine fernöst­liche Weisheit absondert hatte. Ich muß mir noch einmal überlegen, welche Instru­mentali­sierung mir im Himmel lieber gewesen wäre, hätte mich die RAF wegge­sprengt: Die Unzufrie­denheit des Volkes bis an den rechten Rand oder ein linkes Image wegen langer Haare und rotem Pullover.

Zurück zur entlar­venden Sprache. Je mehr man sich in den Bereich begibt, da sich die x aus y gar nicht als x sehen und y vor sich hertragen, wird die Bezeich­nung xy dem Standard yx vorgezogen, das Hauptgewicht auf y gelegt. Harmlos war es bei den Deutsch­italienern, zumal Italo­deutscher wie ein schlechter Film klingt. Später ging es weiter mit den Deutsch­türken, die bezeich­nender­weise oft nur in Deutsch­land lebende Türken heißen. Irgend­wann wird es wie für die Afro­deut­schen eine poli­tisch korrekte Bezeich­nung für sie geben.

... link (0 Kommentare)   ... comment