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Venti
wuerg, 11.04.2018 01:18
Der moderne Mensch möchte nicht angesprochen werden, auch nicht von Personal in Gaststätten, besonders Cafes. Lieber stellt er sich an, sagt kurz und vollständig, was er haben will, nimmt alles regungslos entgegen und dackelt in eine Ecke, wo wenig andere ihn stören und er lange rumlungern kann, ohne gefragt zu werden, ob er noch etwas möchte. In einem unauffälligen Moment steht er auf, verkrümelt sich und läßt seinen Dreck stehen, denn auf dem Weg zur Geschirrückgabe besteht die Gefahr: „Darf ich Ihnen das abnehmen?“
Fragt oder diskutiert man bei der Bestellung zu lang, sagt aus der Schlange heraus natürlich keiner etwas, es wird lediglich genervt das Gesicht verzogen oder nervös von einem Fuß auf den anderen gewechselt. Auch das Personal ist nicht gerade begeistert, wenn man den Rahmen der üblichen Erkundigungen sprengt. So ging es mir, als ich im letzten Jahr erstmalig einen Starbucks-Laden betrat, um einen Kaffee zu trinken. Wo ein üblicher Betrieb neben dem normalen Latte Macchiato allenfalls noch einen großen anbietet, sind es bei Starbucks nicht der kleine, mittlere oder große, auch nicht wie bei Unterhosen small, medium und large, sondern tall, grande und venti.
„Zwanzig was?“ habe ich nicht nur mich, sondern auch den Mann hinter dem Tresen gefragt. Er wußte es nicht. Und schon wurden die Leute hinter mir nervös. Ich habe die einmalige Gelegenheit genutzt und einen Venti mit Karamell genommen. Letzteres kann auf den Magen schlagen und einen Kaffee zu einer Süßspeise machen. Man benötigt eine gewisse Zeit um solche Riesendinger zu schlucken. Sie kommen aber dem amerikanischen Hang zum Gigantismus entgegen und vermeiden Nachbestellungen, die erneut den Umgang mit Menschen erfordern. So kann man stundenlang ungestört mit dem Smartphone spielen oder sich hinter einem Notebook verstecken.
Beides habe ich nicht in der Tasche oder gar in einem Rucksack, doch zuhause konnte ich mich erkundigen: Für Kaffee stehen die Größen tall, grande und venti für 12, 16 bzw. 20 Unzen. Es müssen fl oz (US), also amerikanische Flüssigkeits-Unzen zu 29,5735 Millilitern sein, denn das Internet nennt 355, 473 bzw. 591 Milliliter. Da es sich um Kaffee handelt, darf in solch merkwürdigen Größen ausgeschenkt werden. Wie und ob man sich an die deutschen Ausschankmaße für Kaltgetränke hält, weiß ich nicht. Die gibt es zumindest in den USA als venti zu 24 Unzen und in der Monstergröße trenta mit 30 oder auch 31 Unzen. Mit letzterem frönt man der angloamerikanischen Unsitte eines Aufschlages oder Rabattes wie der Guinee zu 21 Schilling oder dem Score zu 21 Chaldron.
Früher müssen auch die Amerikaner sich gemäßigt haben, denn es gibt auch kleinere Becher. Nicht etwa small oder medium, aber short mit 8 und demi mit 3 Unzen. Das alles mag Amis und Liberianern geläufig sein, kann aber Menschen der metrischen Welt auch dann verwirren, wenn sie mit der englischen Sprache und den angloamerikanischen Maßen vertraut sind. Einem solchen erzählte ich von der Größenbezeichnung venti, die Starbucks sich hat schützen lassen, und den 20 Unzen. Spontan meinte er, es handele sich um ein Pint. Doch gefehlt: Das amerikanische Pint hat nur 16 amerikanische Unzen und ist mit 473 Milliliter deutlich kleiner als das englische Pint mit 568 Millilitern aus 20 etwas kleinerern englischen Unzen. Venti ist deshalb mit 591 Millilitern noch etwas größer.
Hohlmaße | Metrisierung | Score
Fragt oder diskutiert man bei der Bestellung zu lang, sagt aus der Schlange heraus natürlich keiner etwas, es wird lediglich genervt das Gesicht verzogen oder nervös von einem Fuß auf den anderen gewechselt. Auch das Personal ist nicht gerade begeistert, wenn man den Rahmen der üblichen Erkundigungen sprengt. So ging es mir, als ich im letzten Jahr erstmalig einen Starbucks-Laden betrat, um einen Kaffee zu trinken. Wo ein üblicher Betrieb neben dem normalen Latte Macchiato allenfalls noch einen großen anbietet, sind es bei Starbucks nicht der kleine, mittlere oder große, auch nicht wie bei Unterhosen small, medium und large, sondern tall, grande und venti.
„Zwanzig was?“ habe ich nicht nur mich, sondern auch den Mann hinter dem Tresen gefragt. Er wußte es nicht. Und schon wurden die Leute hinter mir nervös. Ich habe die einmalige Gelegenheit genutzt und einen Venti mit Karamell genommen. Letzteres kann auf den Magen schlagen und einen Kaffee zu einer Süßspeise machen. Man benötigt eine gewisse Zeit um solche Riesendinger zu schlucken. Sie kommen aber dem amerikanischen Hang zum Gigantismus entgegen und vermeiden Nachbestellungen, die erneut den Umgang mit Menschen erfordern. So kann man stundenlang ungestört mit dem Smartphone spielen oder sich hinter einem Notebook verstecken.
Beides habe ich nicht in der Tasche oder gar in einem Rucksack, doch zuhause konnte ich mich erkundigen: Für Kaffee stehen die Größen tall, grande und venti für 12, 16 bzw. 20 Unzen. Es müssen fl oz (US), also amerikanische Flüssigkeits-Unzen zu 29,5735 Millilitern sein, denn das Internet nennt 355, 473 bzw. 591 Milliliter. Da es sich um Kaffee handelt, darf in solch merkwürdigen Größen ausgeschenkt werden. Wie und ob man sich an die deutschen Ausschankmaße für Kaltgetränke hält, weiß ich nicht. Die gibt es zumindest in den USA als venti zu 24 Unzen und in der Monstergröße trenta mit 30 oder auch 31 Unzen. Mit letzterem frönt man der angloamerikanischen Unsitte eines Aufschlages oder Rabattes wie der Guinee zu 21 Schilling oder dem Score zu 21 Chaldron.
Früher müssen auch die Amerikaner sich gemäßigt haben, denn es gibt auch kleinere Becher. Nicht etwa small oder medium, aber short mit 8 und demi mit 3 Unzen. Das alles mag Amis und Liberianern geläufig sein, kann aber Menschen der metrischen Welt auch dann verwirren, wenn sie mit der englischen Sprache und den angloamerikanischen Maßen vertraut sind. Einem solchen erzählte ich von der Größenbezeichnung venti, die Starbucks sich hat schützen lassen, und den 20 Unzen. Spontan meinte er, es handele sich um ein Pint. Doch gefehlt: Das amerikanische Pint hat nur 16 amerikanische Unzen und ist mit 473 Milliliter deutlich kleiner als das englische Pint mit 568 Millilitern aus 20 etwas kleinerern englischen Unzen. Venti ist deshalb mit 591 Millilitern noch etwas größer.
Hohlmaße | Metrisierung | Score
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