Periodensystem
Heute ist bekannt, warum sich die chemischen Elemente in einer gewissen Ordnung in Form eines Perioden­systems auf­schreiben lassen. Weil die chemi­schen Eigen­schaften im wesent­lichen von den Elek­tronen abhängen, bei gleicher äußerer Konfi­guration ähnliche Eigen­schaften auf­treten und sie sich in Schalen n=1,2,3,4,5,6,… (K,L,M,N,O,P,…) tummeln, die jeweils n Unter­schalen l=0,1,2,3,…,n−1 (s,p,d,f,g,h,…) mit bis zu 2l+1 Elek­tronen­paaren aufweisen.
Schale    Anzahlen in den    Anzahl
 n        den Unterschalen   gesamt
 1   K    2                     2


 2   L    2  6                  8
            /
           /
 3   M    2  6 10              18
            /  /
           /  /
 4   N    2  6 10 14           32
            /  /  /
           /  /  /
 5   O    2  6 10 14 18        50
            /  /  /  /
           /  /  /  /
 6   P    2  6 10 14 18 22     72
            /  /  /  /  /
           /  /  /  /  /
 7   Q    2  6 10 14 18 22 26  98
Unter-    s  p  d  f  g  h  i
schale l  0  1  2  3  4  5  6
Doch werden die freien Plätze nicht schalen­weise belegt. Im allgemeinen geht es entlang der schrägen Linien. [1] Das gliedert die Elemente wie folgt in Gruppen:

2 ∣ 2 ∣ 6 2 ∣ 6 2 ∣ 10 6 2 ∣ 10 6 2 ∣ 14 10 6 2 ∣ 14 10 6 …

Daraus ergäbe sich eine systema­tische Anord­nung in einem Perioden­system
n       (n−4)g           (n−3)f       (n−2)d   (n−1)p ns 
1                                                     ss
2                                                     ss
3                                              pppppp ss
4                                              pppppp ss
5                                   dddddddddd pppppp ss
6                                   dddddddddd pppppp ss
7                    ffffffffffffff dddddddddd pppppp ss
8                    ffffffffffffff dddddddddd pppppp ss
9 gggggggggggggggggg ffffffffffffff dddddddddd pppppp ss
auf die ansatz­weise schon Lothar Meyer 1864 kam. Nur fehlte den sieben ‚Tönen der Oktaven‘ (ppppp.ss) die dritt­letzte Spalte mit den noch unbe­kannten Edel­gasen. Statt sie vor die zweit­letzte Spalte mit den Alkali­metallen zu quet­schen, wechselte man die Zeilen (Perioden) zwei Elemente früher. So entstanden die acht Gruppen I bis VIII, einiger­maßen im Einklang mit ihren Wertig­keiten in folgendem Schema, das zu meiner Schul- und Ausbil­dungs­zeit noch weit ver­breitet war: [2,3]
    I   II III  IV   V  VI VII  VIII
    ab  ab  ab  ab  ab  ab  ab   a b
1.  s                              s
2.  s   s    p   p   p   p   p     p
3.  s   s    p   p   p   p   p     p
4.  s   s   d   d   d   d   d   ddd
     d   d   p   p   p   p   p     p
5.  s   s   d   d   d   d   d   ddd
     d   d   p   p   p   p   p     p
6.  s   s   f*  d   d   d   d   ddd
     d   d   p   p   p   p   p     p
7.  s   s   f*
Heutzutage hat man sich vom Korsett der Oktaven befreit und trägt die Elemente der Neben­gruppen nicht mehr unterhalb der Haupt­gruppen-​Elemente auf, sondern als Kompromiß der beiden voran­gehenden Schemata gemäß
    1  2  3  4  5  6  7  8  9 10 11 12 13 14 15 16 17 18    Anzahl
1.  s                                                  s     2   2
2.  s  s                                p  p  p  p  p  p     8  10
3.  s  s                                p  p  p  p  p  p     8  18
4.  s  s  d  d  d  d  d  d  d  d  d  d  p  p  p  p  p  p    18  36
5.  s  s  d  d  d  d  d  d  d  d  d  d  p  p  p  p  p  p    18  54
6.  s  s f*  d  d  d  d  d  d  d  d  d  p  p  p  p  p  p    32  86
7.  s  s f*  d  d  d  d  d  d  d  d  d  p  p  p  p  p  p    32 118
An den mit f* gekenn­zeichneten Stellen ist im Geiste ffffffffffffffd einzu­setzen. Sie stehen für die Lantha­niden (Seltene Erden) und die Akti­niden (politisch korrekt Lathanoide und Actinoide).

Spätestens jetzt höre ich, daß Lanthan selbst gar kein f‑Elektron hätte, sondern statt dem geplanten 4f¹ bereits 5d¹. Das haut nicht vom Sockel, denn schon Chrom weicht mit 3d⁵ statt 4s² vom Belegungs-​Schema ab. Es kommt auf die Energie der Gesamt­konfigu­ration an. Addierbare Einzel­energien der Elektronen gibt es streng genommen nicht. [4] Offen­sicht­lich erscheint die mit 5 statt 4 Elek­tronen genau halb gefüllte 3d‑Schale so günstig, daß dafür auf 4s² ver­zichtet wird. Solche Verzichte habe ich durch ein rotes d hevor­gehoben. Für Palla­dium (fett) sind es sogar zwei.

An dieser Stelle könnte ich ein gewisses Ver­ständnis für Kritik an Physikern zeigen, die ihr Belegungs-​Schema über die Rea­lität stellen. Doch ehrlicher­weise muß man sagen: Nicht die Esote­riker haben die Unregel­mäßig­keiten erforscht, sondern die Wissen­schaftler. Ihnen ist deshalb eine schema­tische Denk­hilfe gestattet. Für weniger erhel­lend halte ich andere Schemata. So betrachtet Peter Plichta [5] nur die Haupt­gruppen­elemente (s und p) der 81 stabilen Elemente
Hauptgruppe   I   II  III   IV    V   VI  VII VIII
1. Periode    1    2
2. Periode    3    4    5    6    7    8    9   10
3. Periode   11   12   13   14   15   16   17   18
4. Periode   19   20 | 31   32   33   34   35   36
5. Periode   37   38 | 49   50   51   52   53   54
6. Periode   55   56 ‖ 81   82   83
und stellt fest, daß es 1+19+19 sind. Zunächst der Wasser­stoff als eigent­lich gruppen­lose Ausnahme, dann 19 Elemente bis zur ersten Unter­brechung mit 10 Neben­gruppen­elemen­ten (|), und schließ­lich die rest­lichen 19 bis zum letzten stabilen Element Wismut mit der Nummer 83. Stabil sind 83−2=81, denn das 43. Ele­ment Techne­tium und das 61. Ele­ment Prome­thium sind nicht stabil. Von 43 bis 61 sind es wieder 19 Ele­mente, das 19. Ele­ment Kalium ist das erste mit einer unvoll­stän­digen inneren Schale (4s wird gefüllt, obwohl 3d noch leer ist), und bis zum Lanthan mit der Nummer 57=3⋅19 bleiben die f‑Unter­schalen leer.

Einmal davon abgesehen, daß man Wismut als instabil sehen könnte, handelt es sich dabei um eine nette Spie­lerei, und sicher­lich nicht um einen gött­lichen Plan für ein Perioden­system. Die Zahlen 19 und 81 gene­rieren nicht die Natur, so sehr Peter Plichta sich das auch wünschen mag.

[1] Dieses Belegungs-​Schema resultiert aus der Tatsache, daß die Elektronen der inneren Schalen stärker gebunden sind, also energetisch günstiger sind, aber als Fermionen nach dem Pauli-​Prinzip keinen gemeinsamen Zustand einnehmen dürfen.

[2] Gerthsen, Kneser: Physik. Springer, Berlin, Heidel­berg, New York, 10. Auf­lage, 1969. Perioden­system in dieser Form auf Seite 430.

[3] Holleman, Wiberg: Lehrbuch der anorga­nischen Chemie. Walter de Gruyter, Berlin, 57.–70. Auf­lage, 1964. Eine unschöne Syste­matik ist auf den Seiten 445 und 456 an den Gruppen­bezeich­nungen zu erkennen: Haupt­gruppen Ia, IIa und IIIb–VIIIb (heute 1,2,13–18). Neben­gruppen Ib, IIb und IIIa–VIIIa (heute 3‐12).

[4] Man kann es mit dem Kauf von Bier­flaschen bei einem Händler mit kreativer Preis­gestal­tung ver­gleichen. Paar­weise sind sie etwas billiger als einzeln. Es scheint günstig, einen halben Zehner- oder Vier­zehner­kasten (d⁵ oder f⁷) zu nehmen und dafür eine Flasche mehr oder weniger aus einem Zweier­pack (s² oder d²). Noch günstiger sind volle Kästen. So lohnt es sich für Palla­dium den Zehner­kasten mit zwei Flaschen auf 4d¹⁰ aufzu­füllen und auf das zuvor günsti­gere Paar 5s² ganz zu ver­zichten.

[5] Peter Plichta: Der Erfinder und Entdecker.

19 | 81 | Isotope | Elemente des Glaubens

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