Mir ist nicht nach Afrika
Unter dieser kleinen Überschrift gibt die Frankfurter Rundschau heute auf Seite 9 "Stimmen aus Blog und Mails" [1] wieder, mit denen sich die noch schneller als zuvor durch­geblätterte erste Qualitäts-Zeitung im Tabloid-Format selbstkritisch gibt und noch einmal rettet, nachdem eine ganze Ausgabe nicht mit aktuellen Information zum Tages­geschehen, sondern mit allgemeinen über Afrika gefüllt war, an einem Tage, da Geldoof als Chefredakteur der Bildzeitung das gleiche etwas schlichter ausbreiten durfte.

Ich darf hoffentlich abmahnungsfrei zwei Sätze herausgreifen: "Mir ist weder heute danach, mich nur mit Afrika zu befassen, noch morgen mit Benno Ohnesorg. ... Wenn Sie sich als aktuelle Tageszeitung verabschieden, ..." Für Benno Ohnesorg gab es eine Gedenk­veranstaltung in Rostock von der Art, auf die Demon­stranten vor vierzig Jahren ohne Hammer im Rucksack besser vorbereitet waren, denn es wurde seinerzeit kein von deeskalie­renden Polizisten beschützter grün-naiver Karneval der tribalisierten Kulturen veranstaltet. Hoffentlich wird in zwanzig Jahren keiner Außenminister, der seine Steine im Einkaufs­wagen mitgebracht hat.

Und mit welchem Recht kommen allenthalben Popstars zu Wort? Weil sie ihre Popularität und meinetwegen auch ihr Vermögen in weitere Anerkennung oder gar Ruhm wandeln wollen? Gäben sie wirklich ihren ganzen Besitz hin, würde ich ihnen nachsehen, daß sie, ihre Manager, die Musikproduzenten und die ganze Korona einfachen Menschen ohne materiellen Gegenwert die hundertfache Summe abgenommen haben, die nun den armen Afrikaner fehlt, die sich im Gegensatz zu Bono noch nicht einmal eine affige rosa Brille leisten können.

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[1] Bildet Blog den Plural anders als Mail? Nein: Aus dem einen Blog der FR und den vielen Mails an die Redaktion! Da sind noch Feinarbeiter der deutschen Sprache am Werke.

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Was ausgerechnet Popstars qualifiziert,
sich für Afrika ins Zeug zu legen? Für meinen Vater, einen einfachen Menschen mit eher diffus-volkstümlichem Musikgeschmack und Malocher-Ethos, wäre das sonnenklar gewesen: "Na, ist doch klar: Diese langhaarigen Gammler machen Negermusik, kein Wunder, dass sie jetzt trommeln für Afrika."

Nicht, dass ich mir das in der Simplizität zu eigen machen würde. Aber mir gehen diese entwicklungspolitischen Seiteneinsteiger aus dem Unterhaltungsgewerbe auch nicht zu knapp auf die Gonaden. In der Welt rumjetten, Gigawattstunden an Strom verblasen bei Konzerten, heiße Luft verbreiten, das ist nichts, was den dunklen Kontinent und den Restplaneten klimatisch weiterbringt.

Mit einem künftigen Außenminister, der mal Stromgitarre gespielt hat, könnte ich aber leben.

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Mittlerweile habe ich etwas zu Geldoof und die Frage, wieviele Nullen eine Billion hat, herumgegoogelt und einen schönen Aufsatz gefunden:

Bartholomäus Grill

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