Elemente des Glaubens
Die Natur rechnet nicht. Das ist eigentlich eine Binsen­weisheit. Die Natur funkti­oniert nach uns letztlich unbe­kannten Prinzi­pien, aus denen heraus sich oftmals ein durch Rechen­formeln angenä­hertes Ver­halten einstellt. Wer diese einfache Erkenntnis mit deutlich mehr Nachdruck verbreitet als ich es gerade tue, will möglicher­weise sagen, daß die bösen Physiker sich für die Natur nur interes­sieren, soweit sie mit ihren Formeln im Einklang steht, und blind sind für die ihre Rech­nungen über­steigenden Zusammen­hänge. Schnell sind solche Jungs dabei, die von den Natur­wissen­schaftlern gelassene Lücke zu füllen, mit null, eins und unend­lich, mit Materie, Geist und Energie, mit Yin, Yang und Orgon. Viele erklären uns damit die ganze Welt, einige können sogar von diesen Prinzi­pien getriebene Motoren bauen.

Besonders aufgefallen ist mir die Binsen­weisheit, die Natur rechne nicht, mit dem Zusatz, sie zähle nur. Was soll uns das sagen? Warum sollte sie zählen? Ergeben sich Zählungen nicht in der gleichen Art und Weise aus den grund­legenden Prinzi­pien wie auch die Formeln aus ihnen entstehen? Zunächst ist der pythago­reische Grund­gedanke gemeint, die Grundlage der Natur seien Zahlen und ihren Bezie­hungen. Diese Vermutung oder Hoffnung hege auch ich, eindeu­tige Belege dafür sind mir aller­dings nicht bekannt, zumal unser Makro­kosmos ein so komplexes Gebilde darstellt, daß mögliche Zahl­prinzipen ihm kaum unmit­telbar zu entnehmen sind. Anders einige Esote­riker, die unsere Natur auch im Alltag zählen sehen. Überall finden sie Zahl­prinzipien, als seien sie das Ziel der Schöpfung.

Besonders die Chemiker unter ihnen begeben sich dazu gerne auf die Ebene der Atome und lassen unbe­darfte Gemüter glauben, diese unter­lägen wegen ihrer Winzig­keit direkt den Zahl­prinzipien der Natur. Behilf­lich ist dabei ein Meer von Zahlen, in dem die Atome schwimmen. Uran hat mit 92 die höchste Ordnungs­zahl unter den 83 Ele­menten, die in der Natur mit ausrei­chender Stabi­lität in nennes­werter Menge vorkommen. Oberhalb von Blei sind alle instabil, ebenso Nummer 43 und 61, womit 80 stabile Elemente bleiben. Mit Wismut wären es 81. Je nach Zählung gibt es 20 oder 21 Rein­elemente, wovon nur eines gerader Ordnung ist. Die Haupt­schalen fassen 2, 8, 18, 32, 50, … Elektronen. Die Reihen­folge ihrer Auffül­lung führt zu den Edelgasen mit 2, 10, 18, 36, 54, … als Ordnungs­zahl. Protonen und Neutronen verhalten sich ähnlich. Sie führen auf die magi­schen Zahlen 2, 8, 20, 28, 50, 82, 114, … der besonders stabilen Atomkerne.

Mit diesen Zahlen ist reichlich Manövrier­masse vorhanden. Zusätz­lich kann man kleine Elemente als Ausnahme sehen, die Stabi­litäts­grenze frei wählen oder einfach behaupten, es gebe insgesamt 243=3⋅81 natürliche stabile Isotope. Das macht den Weg frei zur gelieb­ten 81 samt ihrem Part­ner 19 und dem Vier­teilungs­gedanken. Und da sich alles nicht nur in der Mathe­matik, sondern auch in den heiligen Schriften wieder­findet, ist die ganze Welt erklärt und der rechte Glaube endlich bewiesen.

[1] Fereydun Majidi: Quran, Chemistry and Code 19.

19 | 81 | Periodensystem | Isotope

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Zufälligkeiten werden Auffälligkeiten
Auch wenn ich zum Beispiel einen christlichen Hintergrund habe, so kann es für mich nicht darum gehen, einen "rechten Glauben" zu beweisen.

Dennoch betrachte ich als Mathematiker materielle Tatsachen, wie jene der stabile Elemente und ihrer Ordnungszahlen, die ja die Eigenschaften der chemischen Elemente begründen, und vorhandene Lücken in der durchgehenden Existenz dieser Elemente, aus einem evtl. Zufallsprozess als viel zu auffällig, um nicht doch - unabhängig von religiösen Dogmen und Schriften - wie bei gleichen Auffälligkeiten in zum Beispiel Radiosignalen auch einen intelligenten Sender für eine solche Struktur zu verdächtigen und diesem Verdacht mal nachzugehen.

Dabei muss man sich aber an dem, was ist, halten, und nicht an dem, was man gerne hätte.

Auf der anderen Seite könnten wir uns aber auch einiges an Forschungsgelder über die Entstehung bestehender Strukturen sparen zu können. Schließlich scheint das einzig wahre "wissenschaftliche" Ergebnis von vornherein festzustehen: Es ist halt alles, wie es ist, weil es zufällig so geworden ist...

Mir persönlich reicht eine solche Antwort nicht, ich wills schon genauer wissen und Alternativen überprüfen dürfen.

Jenseits von Esoterik, Numerologie oder Vorabinterpretationen religiöser oder weltanschaulicher Schriften oder Prämissen.

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