Friedmanzahlen
Unter den Bedeutsamkeiten der Zahl 153 bleibt gele­gent­lich 153=3⋅51 nicht uner­wähnt. Es ist also möglich, aus den Ziffern der Zahl 153 einen arith­meti­schen Ausdruck zu bilden, der wieder diese Zahl ergibt. Das mag zunächst als Aller­welts­eigen­schaft ange­sehen werden, weil man doch aus drei oder gar noch mehr Ziffern sehr viele Aus­drücke bilden kann, von denen mit ansehn­licher Wahr­schein­lich­keit einer treffen sollte.

Genauer gesagt heißt eine Zahl Friedman­zahl, wenn man aus ihren Ziffern zwei oder mehr neue Zahlen bildet und diese unter Verwen­dung von Addition, Subtrak­tion, Multipli­kation, Divi­sion, Poten­zie­rung und Klammer­set­zung zu einem Ausdruck ver­bindet, dessen Wert wieder die Ausgangs­zahl ist. [1] Die Friedman­zahlen unter­halb von 1000 lauten:

 25 = 52
121 = 112
125 = 51+2
126 = 6⋅21
127 = 27−1
128 = 28−1
153 = 3⋅51
216 = 61+2
289 = (8+9)2
343 = (3+4)3
347 = 73+4
625 = 56−2
688 = 8⋅86
736 = 7+36

Es sind weniger als ich zunächst erwartet habe, doch die Anfangs­vermutung, es sei eine Aller­welts­eigen­schaft wurde 2013 bestätigt. Nicht alle Zahlen, aber 100% sind Friedman­zah­len. [2]

Unter den Friedman­zahlen bis 1000 sind nur drei, nämlich 126, 153 und 688, die auf das Poten­zieren verzich­ten können. [3] Und nur 127, 343 und 736 heißen nice, orderly, good oder gar deutsch geord­net, weil der Ausdruck die Ziffern in der richtigen Reihen­folge ent­halten kann, wobei ich 127=−1+2⁷ eigentlich nicht mit­zählen möchte, denn ein nega­tives Vorzei­chen ist keine Sub­traktion.

[1] The On-Line Ecyclopedia of Integer Sequences. Friedman­zahlen A036057, darunter A080035 geord­nete in der korrek­ten Reihen­folge.

[2] Michael Brand: Friedman numbers have density 1. Discrete Applied Mathe­matics 161(16-17), S. 2389-2395, 2003.

[3] Die nächsten sind 1206=6⋅201, 1255=5⋅251 und 1260=6⋅210. Alle drei Vampir­zahlen mit zwei ungleich großen Zähnen. Erst 1395=15⋅93 ist eine Vampir­zahl im engeren Sinne mit zwei gleich­großen Zähnen. Und 11439=9⋅31⋅41 ist die erste mit dreien. So geht es eine Weile weiter, doch nicht alle Friedman­zahlen ohne Poten­zierung sind auch Vampir­zahlen. So ist 1288957=(9+8)⋅75821 keine.

153 | Vampirzahlen

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Mit jeder weiteren Stellen­zahl wächst die Anzahl der bild­baren Rechen­aus­drücke um immer größer wer­dende Fak­toren, die bald die Basis 10 über­steigen. Es ist also nicht ver­wunder­lich, wenn es nur wenige Fried­man­zahlen mit geringer Stellen­zahl gibt, sie aber hin zu grö­ßeren immer häu­figer werden und letzt­lich 100% aus­machen, was im Jahre 2013 bewiesen wurde (Anmer­kung [2] meines Haupt­beitrages). Voll­ständige Suche mit dem Computer hat ergeben:
bis Stellenzahl     1  2   3    4      5       6         7
Friedmanzahlen      0  1  14   72    844    9812    124307
Wachstumsfaktor              5    12     12      13
darunter geordnet   0  0   3   14    107     637      4228
Wachstumsfaktor              5     8      6       7
Anteil in Prozent   0  0  21   19     13       6         3
Deutlich zu sehen ist, daß sich die Friedman­zahlen ab 10.000 mit jeder weiteren Stelle um mehr als das Zehn­fache vermehren. Dagegen scheint der Anteil der geordneten (meine Über­setzung für nice, orderly, good) Exem­plare darunter beständig zu fallen, weil wegen der Beschrän­kung auf fünf Opera­tionen kaum mit jeder Ziffer mehr zehnmal soviel Ausdrücke möglich sind, wenn die Klammer­setzung die Faktoren nicht bei sehr großer Stellen­zahl darüber hinaus treibt.

Bei kleinen Friedmanzahlen handelt es sich vor allem um Zufalls­treffer in der Nähe von Potenzen:

 25 = 52
121 = 112
125 = 51+2
127 = 27−1
128 = 28−1
216 = 61+2

Divisionen werden erst später benötigt, um Werte zu ver­kleinern oder über­schüssige Ziffern zu elimi­nieren:

1296 = 6(9−1)/2
2048 = 84/2+0
3281 = 39+1)/2

Durch diese Divi­sionen sind Teilaus­drücke möglicher­weise keine ganzen Zahlen mehr, was die Bestim­mung der Friedman­zahlen mit dem Computer nicht gerade erleich­tert:

26244 = (2/6)-2⋅4⋅4

In diesem Beispiel könnte man noch durch Umstellung des Ausdruckes gebrochene Zwischen­ergeb­nisse ver­meiden. Die verquere Dar­stel­lung soll zeigen, daß 26244 eine geord­nete Fried­man­zahl ist, der Ausdruck also die Ziffern in der rich­tigen Reihen­folge enthält.

Klar ist, daß Nullen und Einsen zumeist von Vorteil sind, weil man sich ihrer bei Bedarf durch +0 bzw ⋅1 entledigen kann kann. Auch andere Ziffern n sind zum Beispiel durch 1 oder 0⋅n zu ver­nichten. Es kommen auch gerne Aus­drücke wie n/n ins Spiel:

69984 = 6-9/9+8/4

Will man sehr große Friedman­zahlen finden, scheidet eine Suche mit dem Computer aus. Dann muß man eine Kon­struk­tion ver­suchen. Teil­aus­drücke wie n/n=1 und (nn-n)/n=10 helfen dabei. Damit können so schöne Friedmanzahlen wie

99999999 = 108−1 =
(9+9/9)9-9/9−9/9

99999999999999999 = 1017−1 =
(9+9/9)9+9-9/9−99999/99999

99999999999999999999999999 = 1026−1 =
(9+9/9)9+9+9-9/9−999999999/999999999

gebildet werden. Diese Reihe läßt sich natür­lich ins Unend­liche fort­setzen.

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Ich kann es nur noch einmal wieder­holen: Es ist ver­wunder­lich, wie gering der Anteil der Friedman­zahlen unter denen mit wenig Stellen ist. So ist unterhalb von

99999999 = (108)−1 = (9+9/9)9-9/9−9/9

keine Friedmanzahl aus lauter gleichen Ziffern bekannt, gleichwohl ab 25 Stellen alle Zahlen aus gleichen Ziffern Friedman­zahlen sind. Die Zahl aus n Zif­fern a wird gemäß

aaaa = (10n−1)⋅(a/9) = [((aaa)/a)na/a]⋅aa/(aaaa)

konstruiert. Es bleiben für n noch n−12 mal die Zif­fer a übrig. Bildet man n gemäß

n = m + 24 = m + 52 − 1 = m + [(a+a+a+a+a)/a](a+a)/aa/a

so stehen für m=n−24 noch (n−12)−11=n−23=m+1 Zif­fern a zur Verfügung. Dazu wird ein­fach m‑mal a addiert und durch a geteilt. Diese Konstruktion ist für m>0, also n>24 möglich. Ein Beispiel für 36 Sechsen:

666666666666666666666666666666666666 = (1024+12−1)⋅(6/9) =
[((66-6)/6)(6+6+6+6+6)/6)(6+6)/6−6/6+(6+6+6+6+6+6+6+6+6+6+6+6)/6−6/6]⋅6⋅6/(66−6−6)


Das ist zwar interessant, ergibt aber nicht besonders viele Friedman­zahlen. Eine bessere Idee ist, eine n‑stel­lige Zahl b zu finden, aus deren Ziffern man neben b selbst noch 10 und n bilden kann. Dann erhält man für jedes a eine Friedman­zahl a·10+b.

Erfolgreich sind Quadratzahlen b=c², die alle Ziffern von c nebst einer 2 ent­halten und die übrig­blei­benden Ziffern die Kon­struk­tion einer 10 und der Länge n der Zahl b erlauben. Zum Beispiel c=3548 und b=3548²=12588304. Die rest­lichen Ziffern 1, 8 und 0 bilden direkt die&nbsop;10 und die Stellen­zahl 8 von b. So erhält man zum Beispiel für die belie­bige Zahl a=4711 die Friedman­zahl

471112588304 = 4711⋅108+35482

Etwas trickreicher geht es mit b=46656=6⁶. Es bleiben 4, 5 und 6 übrig für 10=4+6 und n=5. Wieder ein Beispiel mit a=4711:

471146656 = 4711⋅(4+6)5+66

Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, daß n auch größer als die Stellen­zahl von b sein darf, da die zusätz­lichen Nullen einfach verbraten werden können. Eine kann sogar zur Bil­dung der 10 heran­gezogen werden. Dies ist für b=19683=3⁹ der Fall. Es kann n=6+8=14 gebildet werden, was die Stellen­zahl von b um 9 über­steigt. Eine der zusätz­lichen Nullen fließt mit der verblie­be­nen 1 in die 10. Die rest­lichen acht werden verbraten. Es ent­stehen die Fried­man­zahlen a⋅10¹⁴+3⁹. Wieder für a=4711:

471100000000019683 = 4711⋅106+8+39+0+0+0+0+0+0+0+0

Da 10¹⁴ und 3⁹ teiler­fremd sind, muß die arithme­tische Pro­gression a⋅10¹⁴+3⁹ unend­lich viele Prim­zahlen ent­halten. Es gibt also unend­lich viele prime Friedman­zahlen. Dieser Beweis geht auf Ron Kaminsky zurück. So schreibt es Erich Friedman, von dem ich die hier aufge­führten Ideen über­nommen habe. [1]

[1] Erich Friedman: Problem of the Month (August 2000)

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Mittlerweile wurde auch bei Heise Online etwas zu den Friedman­zahlen geschrie­ben. [1] Darin lautet eine Über­schrift: „Fast alle Zahlen sind Friedman.“ Man kann es redlich inter­pre­tieren und damit meinen, daß a(n)/n mit wach­sen­dem n gegen 1 konver­giert, also 100% alle Zahlen Friedman­zahlen sind. Aber es ist in unend­lichen Bereichen auch üblich, von fast allen nur dann zu sprechen, wenn es nur endlich viele Aus­nahmen gibt. Und das führt sofort zu der Frage: Gibt es unendlich viele Zahlen, die keine Friedman­zahlen sind?

Wenn 0⁰ nicht erlaubt ist, dann können keine Zehner­potenzen gebildet werden, da man mit einer Eins und nichts als Nullen den Bereich aus 0, 1 und −1 nicht ver­lassen kann. Das gleiche gilt, wenn man 0⁰ für 0 hält. Üblicher­weise aber ist 0⁰=1. Dann kann man aus zwei Nullen eine wei­tere 1 bilden, kommt so zu 2 und kann weiter auf­steigen. Insbe­sondere ist dann

100000000 = 100002 = 1000000+00
1000000000 = 10003 = 100000+00+00

Um über diese beiden glück­lichen Einzel­fälle hinaus zu zeigen, daß alle Zehner­potenzen ab einer gewissen Länge Friedman­zahlen sind, muß man kaum mehr Gehirn­schmalz rein­stecken, aber etwas rechnen:

10n = 104k+l+0m   mit
4 = (00⋅00)+(00+00) aus 8 Nullen
k = (00+00+…00) aus 2k Nullen
l = (00+00+…00) aus 2l Nullen
0m = 0 = 0+0+…+0 aus m Nullen

Die Zehnerpotenz linker­hand besteht aus einer Eins und n Nullen. Der Ausdruck auf der rechten Seite enthält eben­falls eine 1, aber 1+8+2k+2l+m Nullen. Wählt man k=n/4 und l=n−4k, so muß 4k+l=n=1+8+2k+2l+m oder m=2kl−9 sein. Für n≥24 ist m≥0,weshalb jede Zehner­potenz ab einer Quadril­lion eine Friedman­zahl ist. Die ersten:

100000000000000000000000000000000 = 1024 = 104⋅8+0+0⋅3 =
10(00+00)⋅(00+00)⋅(00+00+00+00+00+00)+0+0+0
1000000000000000000000000000000000 = 1025 = 104⋅8+1+0⋅2 =
10(00+00)⋅(00+00)⋅(00+00+00+00+00+00)+00+0+0
10000000000000000000000000000000000 = 1026 = 104⋅8+2+0⋅1 =
10(00+00)⋅(00+00)⋅(00+00+00+00+00+00)+00+00+0
100000000000000000000000000000000000 = 1027 = 104⋅8+2+0⋅1 =
10(00+00)⋅(00+00)⋅(00+00+00+00+00+00)+00+00+00
1000000000000000000000000000000000000 = 1028 = 104⋅8+0+0⋅5 =
10(00+00)⋅(00+00+00)⋅(00+00+00+00+00+00)+0+0+0+0+0

Das bedeutet nicht, daß es nur endlich viele Nicht-​Fried­man­zahlen gibt, doch wird es dadurch recht plau­sibel, denn mit jeder weiteren Ziffer ungleich 0 gibt es immer mehr Möglich­keiten, die gege­bene Zahl zu kon­stru­ieren.

[1] Harald Bögelholz: Zahlen bitte! Die selbst­repro­duzie­renden Friedman-​Zahlen. Heise Online, 22.01.2019.

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Da die The On-Line Ecyclopedia of Integer Sequences keine Liste der Friedman­zahlen ohne Poten­zierung aufweist, nahm ich naiver­weise zunächst an, sie wären mit den Vampir­zahlen iden­tisch, weil die Verwen­dung einer Addition keine genügend großen Zahlen erlaube. Doch dem ist nicht so. Mit n Ziffern können Aus­drücke trotz einer Addition Werte bis (9+9)999...999=18⋅(10⁻²−1) gebildet werden. Darunter sind durchaus n‑stellige Zahlen, wenn auch mit einer 1 an füh­render Stelle. Trotzdem sind für große Zahlen viele Treffer zu erwarten. Es ver­bleibt also nur die Frage, wie man welche findet, am besten auch die kleinste.

Mit einem Programm habe ich alle Ausdrücke der Form (x+y)abcdef abge­grast und stolze 76 Tref­fer gefunden. Darunter sechs mit f=0, zu denen es auch eine sieben­stel­lige Lösung gibt:

(9+8)75821 = 1288957 = 17⋅75821
(9+8)81734 = 1389478 = 2⋅17⋅40867
(8+6)92312 = 1292368 = 24⋅7⋅11⋅1049
(8+4)91032 = 1092384 = 25⋅32⋅3793
(7+7)81341 = 1138774 = 23⋅137⋅1039
(7+7)84131 = 1177834 = 2⋅7⋅84131

Da unter ihnen keine Zahl mehr auf 0 endet, gibt es auch keine klei­neren vom unter­suchten Typ. Wie steht es aber mit den übrigen? Zunächst ist festzu­stellen, daß die Addition eine ein­stellige Zahl umfaßt, da die Summe soviel Stellen haben muß wie in ihr Ziffern ver­braten werden. Die in der Summe gebil­deten Faktoren sind deshalb von Typ x+y, 9x+y oder 99x+y, die maximal Faktoren 18, 108 und 1008 ergeben. 999x+y und höher scheiden aus, da sie es für sieben­stel­lige Zahlen maximal auf 10008⋅99 bringen. Bleiben nur noch ver­schie­dene Zerle­gungen der verblie­benen Zif­fern a bis maxi­mal e zu betrach­ten:
möglicher Ausdruck maximal erreichbar        Lösung         
(x+y)⋅abcde        (9+9)⋅99999=1799982       1. Programm
(x+y)⋅a⋅bcde       (9+9)⋅9⋅9999=1619838      2. Programm
(x+y)⋅ab⋅cde       (9+9)⋅99⋅999=1780218      3. Programm
(x+y)⋅a⋅b⋅cde      (9+9)⋅9⋅9⋅999=1456542     4. Programm
(x+y)⋅a⋅bc⋅de      (9+9)⋅9⋅99⋅99=1587762     5. Programm
(x+y)⋅a⋅b⋅c⋅de     (9+9)⋅9⋅9⋅9⋅99=1299078    1,≤2 unmöglich
(x+y)⋅a⋅b⋅c⋅d⋅e    (9+9)⋅9⋅9⋅9⋅9⋅9=106282    1,0 unmöglich
(9x+y)⋅abcd        (99+9)⋅9999=1079892       6. Programm
(9x+y)⋅a⋅...       (99+9)⋅9⋅9999=971028      nicht 7-stellig 
(9x+y)⋅ab⋅cd       (99+9)⋅99⋅99=1058508      1,0 unmöglich
(99x+y)⋅abc        (999+9)⋅999=1006992       1,0,0 unmöglich
Das erste Programm liefert die bereits genannten 6 Lö­sun­gen, die übrigen keine. Insbe­sondere auch keine mit 0 am Ende, also auch keine mit weniger als 7 Stellen. Alle 6 Zahlen sind keine Vampir­zahlen, was man durch Betrach­tung der ange­geben Prim­faktor­zerle­gung leicht heraus­findet. Sofern kein Denk- oder Programm­fehler vorliegt, ist damit 1092384 die kleinste ohne Poten­zierung aus­kom­mende Friedman­zahl, die keine Vampir­zahl ist.

Natürlich dachte ich, ich könne doch nicht der erste sein, der sich mit dieser Frage beschäf­tigte, doch die Online-​Encyclo­dedia of Integer Sequen­ces kennt die Zahl 1092384 nicht, Google nur als Nummer für ein Lenk­getriebe.

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