Thilo Sarrazin
Bisher hielt ich es mit vielen Talkshow­gästen und hatte das Buch „Deutsch­land schafft sich ab“ von Thilo Sarra­zin [1] gar nicht gelesen, auch wegen seiner Ähnlich­keit mit einem Kolle­gen, der eben­falls sehr lang­weilig sprach. Soweit mir seine Thesen in Wort und Bild vorge­tragen wurden, konnten sie mich nicht vom Hocker reißen. Ich sah aber, daß sie so manchen Bil­dungs­bürger zur Weiß­glut brachten. Wie schön!

Nun habe ich es gelesen, gleichfalls nicht voll­ständig, weil ich lang­wei­lige wirt­schaft­liche Überle­gungen und witz­lose Stati­stiken aus­ließ. Thilo Sarrazin beklagt den Rück­gang der deut­schen Bevöl­kerung nach Zahl und Intel­ligenz, den wir noch dadurch fördern, vorzugs­weise bil­dungs­ferne Muslime ins Land zu lassen. Das war es auch schon.

Man mag ihm Antisemi­tismus und Biolo­gismus zugleich vor­werfen, weil er jahr­hunderte­langen Selek­tions­druck für einen angeb­lich 15 Pro­zent höheren Intel­ligenz­quo­tienten der Juden anführt. Eher bezwei­fele ich, daß umge­kehrt die Bildungs­ferne einer beque­men Unter­schicht zu einer gravie­renden Einbuße im Vergleich zur übrigen Pisa-​Welt führen wird. Zwar mögen seine Hoch­rech­nungen im Moment gültig sein, doch lang­fristig wird es nach der Lenz­schen Regel nicht so drama­tisch kommen. Es reicht aber, was wir uns nach Erschei­nen seines Buches bereits gelei­stet haben.

Auch wenn Erbbiologie und Rassen­kunde nicht mehr an deut­schen Univer­sitäten gelehrt werden, so bleibt es dennoch richtig, daß Verer­bung einen deut­lichen Einfluß auf Größe, Fett­leibig­keit und Intel­ligenz hat. Nur gibt es meines Erach­tens auch andere Ein­flüsse, die zumindest kurz­fristig deut­lich schnel­ler durch­schlagen: Unge­hemmte Einwan­derung primitv denkender Menschen, Verwahr­losung dank ohne Arbeit mögli­chen erheb­lichen Konsums, Vernach­lässi­gung intelli­genter Schüler im Sumpfe anspruchs­losen Unter­richtes, Verach­tung von Erkenntnis zugun­sten einer persön­lichen Über­zeugung und an Univer­sitäten anderer Schwach­sinn als damals.

Trotzdem bin ich zuver­sicht­lich: Wie immer reagieren Bevöl­kerung und Poli­tiker zu spät, dann aber umso heftiger. An vor­derster Front werden die ent­täuschten Gutmen­schen stehen, nicht die Vernünf­tigen, die immerdar die Reali­tät nicht aus dem Blick ver­lieren. Der Fort­schritt kommt nicht aus der Masse derer, die ihn nur konsu­mieren. Es wird nicht so schlimm werden wie Thilo Sarrazin extra­poliert. Doch könnte es deut­lich besser sein, setzte sich die Vernunft instantan durch.

[1] Thilo Sarrazin: Deutschland schafft sich ab. Random House, 5. Auf­lage, 2010 (vor der Selbst­zensur).

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