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Hetzjagd
wuerg, 05.09.2018 18:52
Jeder normale Mensch kennt den Unterschied zwischen jagen und verjagen, auch zwischen einer normalen und einer Hetzjagd, bei der das Opfer verfolgt wird, bis es in die Enge getrieben oder erschöpft ist. Wer so jung ist, dies nicht mehr zu wissen, der sollte seinen Blick über den Rand von Facebook und Twitter Richtung Wikipedia schweifen lassen.
Jeder normale Mensch kennt auch den Unterschied zwischen eine realen Jagd auf Menschen und Tiere, der Jagd nach dem Glück und der geistigen Jagd mit dem Ziel, Denkgebäude anderer einzureißen, ohne sie zu schikanieren oder körperlich zu beeinträchtigen. Zu dieser Jagd hat die AfD aufgerufen. Dabei kommt es auf beiden Seiten, vom Jäger und vom Gejagten zu beschämenden Übertreibungen.
Wenn man in einer geistigen oder politischen Auseinandersetzung gerade mit dem Arsch an der Wand steht, sollte man erwägen, kleinlaut stehen zu bleiben, vielleicht ein Ofer darzubieten oder notfalls die Waffen zu stecken, statt unter Getöse den Angreifer noch ein letztesmal abzuwehren, um dann an der nächsten Ecke wieder gestellt zu werden. Am Geldautomatem mit Syrern im Rücken sieht das anders aus.
Wir alle wissen, daß es am Rande von Demonstrationen und Menschenaufläufen zu Gewalttaten, zu Panik und auch Toten kommen kann, zumeist durch Herzkasper und Unfälle. In Chemnitz aber war trotz Handy-Seuche nur einziges Filmchen in Sekundenlänge zu sehen, weshalb die Bundesregierung zumindest einen spontanen Auflauf als Hetzjagd einstufte. Das war mit dem Arsch an der Wand dumm, weil nur die immer weniger werdenden Jünger einen solchen Schwachsinn glauben. [1,2]
Und nun ist es passiert: Auch der "sprachlose Schwätzer" [3] Kretschmer, der beim Bürgergespräch durch verlegenes Ausweichen und bei Anne Will durch freche Bevormundungen auffiel, hat zugegeben oder besteht sogar darauf, daß es in Chemnitz "keinen Mob, keine Hetzjagd und keine Pogrome" gab. Natürlich im Verein mit Beschimpfung von Rechten, Relativierung von Chemnitz auf ganz Deutschland und Aufforderung an die auf seiner Seite gewähnte schweigende Mehrheit. Mit dem Arsch an der Wand müssen eben Opfer gebracht werden, auch wenn sie Merkel heißen.
[1] Henryk M. Broder: Chemnitz: Die Regierung leistet einen Offenbarungseid. Achgut, 05.09.2018. Darin wird Herr Seibert zitiert: "Ich werde hier keine semantische Debatte führen. Wenn die Generalstaatsanwaltschaft das sagt [keine Hetzjagd], dann nehme ich das natürlich zur Kenntnis." Und wenn Herr Broder in Zukunft nicht nur seine elektronische Post klein schreibt, dann kann ich ihn nicht mehr lesen. Das ist ja schlimmer als Stern, Unterstrich und Binnenversalien zusammen!
[2] Am schmierigsten fand ich den belehrend menschendeln Lanz, der noch nicht die Sprache gefunden hat, gewisse Dinge zu artikulieren und es nicht für möglich hielt, daß Ausländer über eine vierspurige Straße getrieben werden. Gut, einer wurde in einem sehr weiten Sprachsinne auf eine(r) mehrspurige(n) Fahrbahn gejagt. Nur hat ihn keiner verfolgt, und alle standen auf der Straße, die deshalb nicht befahren wurde.
[3] BRODER ÜBER SACHSENS REGIERUNGSCHEF: "Der Mann ist ein sprachloser Schwätzer" Welt, 30.08.2018.
Jeder normale Mensch kennt auch den Unterschied zwischen eine realen Jagd auf Menschen und Tiere, der Jagd nach dem Glück und der geistigen Jagd mit dem Ziel, Denkgebäude anderer einzureißen, ohne sie zu schikanieren oder körperlich zu beeinträchtigen. Zu dieser Jagd hat die AfD aufgerufen. Dabei kommt es auf beiden Seiten, vom Jäger und vom Gejagten zu beschämenden Übertreibungen.
Wenn man in einer geistigen oder politischen Auseinandersetzung gerade mit dem Arsch an der Wand steht, sollte man erwägen, kleinlaut stehen zu bleiben, vielleicht ein Ofer darzubieten oder notfalls die Waffen zu stecken, statt unter Getöse den Angreifer noch ein letztesmal abzuwehren, um dann an der nächsten Ecke wieder gestellt zu werden. Am Geldautomatem mit Syrern im Rücken sieht das anders aus.
Wir alle wissen, daß es am Rande von Demonstrationen und Menschenaufläufen zu Gewalttaten, zu Panik und auch Toten kommen kann, zumeist durch Herzkasper und Unfälle. In Chemnitz aber war trotz Handy-Seuche nur einziges Filmchen in Sekundenlänge zu sehen, weshalb die Bundesregierung zumindest einen spontanen Auflauf als Hetzjagd einstufte. Das war mit dem Arsch an der Wand dumm, weil nur die immer weniger werdenden Jünger einen solchen Schwachsinn glauben. [1,2]
Und nun ist es passiert: Auch der "sprachlose Schwätzer" [3] Kretschmer, der beim Bürgergespräch durch verlegenes Ausweichen und bei Anne Will durch freche Bevormundungen auffiel, hat zugegeben oder besteht sogar darauf, daß es in Chemnitz "keinen Mob, keine Hetzjagd und keine Pogrome" gab. Natürlich im Verein mit Beschimpfung von Rechten, Relativierung von Chemnitz auf ganz Deutschland und Aufforderung an die auf seiner Seite gewähnte schweigende Mehrheit. Mit dem Arsch an der Wand müssen eben Opfer gebracht werden, auch wenn sie Merkel heißen.
[1] Henryk M. Broder: Chemnitz: Die Regierung leistet einen Offenbarungseid. Achgut, 05.09.2018. Darin wird Herr Seibert zitiert: "Ich werde hier keine semantische Debatte führen. Wenn die Generalstaatsanwaltschaft das sagt [keine Hetzjagd], dann nehme ich das natürlich zur Kenntnis." Und wenn Herr Broder in Zukunft nicht nur seine elektronische Post klein schreibt, dann kann ich ihn nicht mehr lesen. Das ist ja schlimmer als Stern, Unterstrich und Binnenversalien zusammen!
[2] Am schmierigsten fand ich den belehrend menschendeln Lanz, der noch nicht die Sprache gefunden hat, gewisse Dinge zu artikulieren und es nicht für möglich hielt, daß Ausländer über eine vierspurige Straße getrieben werden. Gut, einer wurde in einem sehr weiten Sprachsinne auf eine(r) mehrspurige(n) Fahrbahn gejagt. Nur hat ihn keiner verfolgt, und alle standen auf der Straße, die deshalb nicht befahren wurde.
[3] BRODER ÜBER SACHSENS REGIERUNGSCHEF: "Der Mann ist ein sprachloser Schwätzer" Welt, 30.08.2018.
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Sommerzeit
wuerg, 02.09.2018 02:18
Es war noch keine 100 Jahre her, daß in Deutschland zur Vereinfachung des Bahnverkehrs die zeitliche Kleinstaaterei durch eine einheitliche Mitteleuropäische Zeit (MEZ) beendet wurde, da kamen auch bundesdeutsche Politiker auf den Trichter, der DDR nachzueifern und die um eine Stunde vorgehende Sommerzeit (MESZ) einzuführen, um damit den in Kriegszeiten eingeübten und von Nachbarn gepflegten Schwachsinn ins neue Jahrtausend zu retten. Der Grundgedanke bestand in der Hoffnung, die Menschen würden aus reiner Gewohnheit, aber auch durch Arbeitszeiten und Tagesschau genötigt im Sommer einfach eine Stunde früher aufstehen und an den lauen und langen Sommerabenden weniger Strom verbrauchen. Die erhoffte Ersparnis trat nicht ein. Die Menschen blieben nach der Tagesschau einfach eine Stunde länger sitzen. In früheren Zeiten, da um 18:30 der Supermarkt, um 22 Uhr die Küche und um 23 Uhr das Lokal schloß, hätte es vielleicht gefruchtet.
Ich erinnere mich noch an den ersten Wechsel zur Sommerzeit. Eine automatische Umstellung gab es nicht, den Rechnern waren Zeitfürze der gesamten Welt unbekannt. Ich wollte mich korrekt verhalten und habe zur Sommerzeit nicht die interne Uhr, sondern nur die Zeitzone umgestellt. Gefährdete Crontab-Einträge gab es nicht. Daß dadurch alte Dateien nicht mit der Winterzeit ihrer Erzeugung angezeigt wurden, war unerheblich oder gar erwünscht. Doch dauerte es nicht lange, bis die erste Schreibkraft sich über eine falsche Uhrzeit beklagte. Dem deutschen Textverarbeitungssystem ging die Zeitzone am Arsch vorbei. Es nahm selbstherrlich an, in einem Deutschland mit Mitteleuropäischer Zeit zu arbeiten und schlug der Unix-Zeit einfach eine Stunde zu. Also zurück zu quick an dirty. Sich Arbeit und Gedanken machen, vielleicht sogar systematisch vorzugehen, war wieder einmal für die Katz.
Zu dieser erstmaligen Umstellung weigerte sich mein Ortsvereinsvorsitzender, seine Uhr umzustellen, weil es der Regierung nicht zukäme, die Zeit zu ändern, auch nicht unter Helmut Schmidt. Ich war ebenfalls der Meinung, man hätte die Tagesschau auf 19 Uhr legen sollen, gewohnte anderthalb Stunden nach Ladenschluß dann um 17:30. Zur Erinnerung lasse ich noch heute auf meinem Funktelefon die Winterzeit durchlaufen. Faulheit führte wie so oft zu bequemen, auf den ersten Blick überlegenen Entscheidungen. Man wollte kein Gesetz ändern, keine Vorschrift jahreszeitenspezifisch gestalten und nutzte aus, daß überall stillschweigend von der gerade gültigen Uhrzeit ausgegangen wird. Dieses juristische Vergehen an der Zeit hat auch in Deutschland Tradition. [1]
Nachdem nun durch jahrelange Übung und Automatisierung die nächtlichen Probleme an den Tagen der Umstellung beherrscht werden, kommt man wieder zur Vernunft. Doch nicht vollständig. Statt zur Normalzeit zurückzukehren und sich durch Verschiebung von Uhrzeiten dem modernen Leben anzupassen, kommt es möglicherweise durch Ausdehnung der Sommerzeit auf das ganze Jahr zu einer dauerhaften Verlagerung nach Osten. Stand früher die Sonne in Hamburg auch erst um 12:20 am höchsten, wird es in Zukunft Sommers wie Winters sogar 13:20 sein. Noch eine Stunde bis zur Mekka-Zeit. [2] Ein Blick in den Ramadan-Kalender meines türkischen Gemüsehändlers belegt die Diskrepanz zur überkommenen 12‑Uhr-Noon-Vorstellung: Im laufenden Jahr 1439 war unter Ögle 13:30 plusminus zwei Minuten angegeben. Und ich fragte mich, wie ich seinerzeit mit meinem frommen Kommilitonen und seiner offenhaarigen Schwester um 20 Uhr ins Theater gehen konnte, wenn er erst beten mußte und wir dann noch in Ruhe seine vorbereiteten Speisen aßen? Es muß Mitte September gewesen sein. Doch in 14 Tagen geht die Sonne erst um 19:30 unter. Problemlösung: Es gab noch keine Sommerzeit!
Die Sommerzeit ganzjährig zu behalten und so dauerhaft in UTC+2 weit östlich der Ortszeit zu fallen, ist nicht nur moslemfeindlich. Es knüpft an die Jahre 1940 bis 1942 an und verletzt das Prinzip, die Zeitzone des Landmassenschwerpunktes zu wählen. So ist es in China vernünftig und eingeübt, nur eine Zeitzone zu haben. Bleiben aber die Spanier und Portugiesen im kontinentalen europäischen Verbund, dann liegen sie ganze zwei Stunden daneben. Ich hoffe, die Engländer werden bei ihrer Greenwich Mean Time (GMT) bleiben. Eine anständige Reform wäre, überall die Baryzentrische Dynamische Zeit TDB einzuführen. Dann würden die Uhren auf der ganzen Welt gegenwärtig ungefähr GMT anzeigen und der Schwachsinn mit der Datumsgrenze entfiele. Die Marsianer ohne Wohnsitz in einer Zeitzone hätten die gleiche Zeit. Sie könnten damit leben, daß 86400 Sekunden fast einem Erdentag entsprechen, der Marstag Sol aber 40 Minuten länger dauert. Und wer jetzt voreilig die englische weiße Kolonialzeit GMT ablehnt, möge bedenken: Der Längengrad, dessen Ortszeit mit der TDB übereinstimmt, wandert langsam um die Erde herum.
[1] Im ersten und zweiten Weltkrieg gab es bereits unregelmäßig eine Sommerzeit. Im Jahre 1947 sogar eine um zwei Stunden verschobene Hochsommerzeit. Damals mag die Umstellung der Uhr das an feste Zeiten gebundene Verhalten der Menschen noch mitgenommen haben.
[2] Soldt, Rüdiger: Mekka-Zeit aus Calw. FAZ, 15.02.2012.
Oktoberrevolution
Ich erinnere mich noch an den ersten Wechsel zur Sommerzeit. Eine automatische Umstellung gab es nicht, den Rechnern waren Zeitfürze der gesamten Welt unbekannt. Ich wollte mich korrekt verhalten und habe zur Sommerzeit nicht die interne Uhr, sondern nur die Zeitzone umgestellt. Gefährdete Crontab-Einträge gab es nicht. Daß dadurch alte Dateien nicht mit der Winterzeit ihrer Erzeugung angezeigt wurden, war unerheblich oder gar erwünscht. Doch dauerte es nicht lange, bis die erste Schreibkraft sich über eine falsche Uhrzeit beklagte. Dem deutschen Textverarbeitungssystem ging die Zeitzone am Arsch vorbei. Es nahm selbstherrlich an, in einem Deutschland mit Mitteleuropäischer Zeit zu arbeiten und schlug der Unix-Zeit einfach eine Stunde zu. Also zurück zu quick an dirty. Sich Arbeit und Gedanken machen, vielleicht sogar systematisch vorzugehen, war wieder einmal für die Katz.
Zu dieser erstmaligen Umstellung weigerte sich mein Ortsvereinsvorsitzender, seine Uhr umzustellen, weil es der Regierung nicht zukäme, die Zeit zu ändern, auch nicht unter Helmut Schmidt. Ich war ebenfalls der Meinung, man hätte die Tagesschau auf 19 Uhr legen sollen, gewohnte anderthalb Stunden nach Ladenschluß dann um 17:30. Zur Erinnerung lasse ich noch heute auf meinem Funktelefon die Winterzeit durchlaufen. Faulheit führte wie so oft zu bequemen, auf den ersten Blick überlegenen Entscheidungen. Man wollte kein Gesetz ändern, keine Vorschrift jahreszeitenspezifisch gestalten und nutzte aus, daß überall stillschweigend von der gerade gültigen Uhrzeit ausgegangen wird. Dieses juristische Vergehen an der Zeit hat auch in Deutschland Tradition. [1]
Nachdem nun durch jahrelange Übung und Automatisierung die nächtlichen Probleme an den Tagen der Umstellung beherrscht werden, kommt man wieder zur Vernunft. Doch nicht vollständig. Statt zur Normalzeit zurückzukehren und sich durch Verschiebung von Uhrzeiten dem modernen Leben anzupassen, kommt es möglicherweise durch Ausdehnung der Sommerzeit auf das ganze Jahr zu einer dauerhaften Verlagerung nach Osten. Stand früher die Sonne in Hamburg auch erst um 12:20 am höchsten, wird es in Zukunft Sommers wie Winters sogar 13:20 sein. Noch eine Stunde bis zur Mekka-Zeit. [2] Ein Blick in den Ramadan-Kalender meines türkischen Gemüsehändlers belegt die Diskrepanz zur überkommenen 12‑Uhr-Noon-Vorstellung: Im laufenden Jahr 1439 war unter Ögle 13:30 plusminus zwei Minuten angegeben. Und ich fragte mich, wie ich seinerzeit mit meinem frommen Kommilitonen und seiner offenhaarigen Schwester um 20 Uhr ins Theater gehen konnte, wenn er erst beten mußte und wir dann noch in Ruhe seine vorbereiteten Speisen aßen? Es muß Mitte September gewesen sein. Doch in 14 Tagen geht die Sonne erst um 19:30 unter. Problemlösung: Es gab noch keine Sommerzeit!
Die Sommerzeit ganzjährig zu behalten und so dauerhaft in UTC+2 weit östlich der Ortszeit zu fallen, ist nicht nur moslemfeindlich. Es knüpft an die Jahre 1940 bis 1942 an und verletzt das Prinzip, die Zeitzone des Landmassenschwerpunktes zu wählen. So ist es in China vernünftig und eingeübt, nur eine Zeitzone zu haben. Bleiben aber die Spanier und Portugiesen im kontinentalen europäischen Verbund, dann liegen sie ganze zwei Stunden daneben. Ich hoffe, die Engländer werden bei ihrer Greenwich Mean Time (GMT) bleiben. Eine anständige Reform wäre, überall die Baryzentrische Dynamische Zeit TDB einzuführen. Dann würden die Uhren auf der ganzen Welt gegenwärtig ungefähr GMT anzeigen und der Schwachsinn mit der Datumsgrenze entfiele. Die Marsianer ohne Wohnsitz in einer Zeitzone hätten die gleiche Zeit. Sie könnten damit leben, daß 86400 Sekunden fast einem Erdentag entsprechen, der Marstag Sol aber 40 Minuten länger dauert. Und wer jetzt voreilig die englische weiße Kolonialzeit GMT ablehnt, möge bedenken: Der Längengrad, dessen Ortszeit mit der TDB übereinstimmt, wandert langsam um die Erde herum.
[1] Im ersten und zweiten Weltkrieg gab es bereits unregelmäßig eine Sommerzeit. Im Jahre 1947 sogar eine um zwei Stunden verschobene Hochsommerzeit. Damals mag die Umstellung der Uhr das an feste Zeiten gebundene Verhalten der Menschen noch mitgenommen haben.
[2] Soldt, Rüdiger: Mekka-Zeit aus Calw. FAZ, 15.02.2012.
Oktoberrevolution
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Evolution
wuerg, 31.08.2018 03:37
Da sitzen sie nun bei Maybrit Illner und verurteilen einstimmig die Ausschreitungen von Chemnitz. Vier sülzen, nur einer ist die Furcht anzumerken, etwas falsches zu sagen. Ob sie im Verlaufe der Sendung ihre Grundsatzposition zementieren konnte, um auch einmal einen alternativen Gedanken zu äußern, weiß ich nicht, denn mir wurde schlecht und mußte abschalten.
Was ich überhaupt nicht hören kann, ist das Gerede von Trauer, die auch zu einer friedlichen Kundgebung hätte Anlaß geben dürfen. Doch wenn ich einmal von Verwandten, Bekannten, Arbeits- und Wohnumfeld abesehe, kann ich keinen Grund erkennen, der einen normal veranlagten Menschen zur Traurigkeit bewegen sollte, denn Tote, auch Ermordete und in letzter Zeit Gemesserte sind Alltag unter Millionen von Menschen.
Wut ist daher das richtigere Gefühl. Sie gründet nicht auf Mitleid oder persönlicher Betroffenheit. Sie kommt einfach hoch, wenn wieder einmal Verhältnisse sichtbar werden, die wir nicht wollen, gegen die nichts getan wird, ja verharmlost werden. Gewiß fallen die meisten eher von einer Haushaltsleiter oder sterben hinter dem Steuer als das sie von einem Goldstück abgestochen werden. Doch ist die Evolution offensichtlich nicht der Meinung, daß solche Relativierungen, Populismusfreiheit und gutmenschliche Ignoranz in jedem Falle zu favorisieren sind.
Gewiß hat der Mensch es weit gebracht und sich in funktionierenden Nationalstaaten so gut organisiert, daß der Gerechtigkeit weitgehend im Detail nachgegangen werden kann, auch keine Übergriffe oder gar Hetzjagden geduldet werden müssen, weder in Chemnitz, noch in Hamburg. Aber der Staat kann nicht alles regeln. Vieles bleibt alten Formen der Selbstorganisation überlassen. Dazu gehören vor allem unsere Familien, in die nur ungern eingegriffen wird und in denen viel Unrecht und Gewalt herrscht. Warum regt man sich also über ein paar übergriffige Priester oder Ausländerschubsereien auf?
Da die Evolution moralfrei arbeitet, schämt sie sich nicht, in kleinen Bereichen ein Optimum anzustreben, obgleich viel größere Probleme von ihr nicht in Angriff genommen werden. Sie hat kein besseres Deutschland aus Barleys und G20-Gegnern hervorgebracht, sondern eines mit Rechten und Ausländerfeinden. In uns allen steckt mehr oder minder die Furcht vor dem Fremden. Wie wertvoll diese uns eingepflanzte Vorsicht ist, können wir seit Jahren zunehmend erkennen. Sie verhindert, von anderen einfach überschwemmt zu werden.
Jahrtausende hat man in Verteidigung investiert und Kriege geführt, um nicht von anderen verdrängt zu werden. Und weil man auch selbst gerne andere eroberte, durfte und darf man davon ausgehen, daß die Fremden, die Feinde genauso gestrickt sind. Es ist geradezu menschenverachtend anzunehmen, die anderen seien Dummköpfe, hättem ihre Schwerter zu Pflugscharen geschmiedet und seinen begierig, sich unsere Kultur überstülpen zu lassen.
Der Nationalstaat kann sich zwar in Detailgerechtigkeit üben, doch sind alle übrigen Mechanismen der Evolution eher statistischer Natur. Es ist ganz normal und bisher durch keine gesteuerte Gesellschaft überboten, gute und schlechte Erfahrungen wertend mit allgemeinen Prinzipien oder Menschengruppen zu verbinden. Wenn Frauen vor mir Angst haben, nur weil ich ein Mann bin, so muß ich damit leben und dankbar sein, daß trotz der Gewalttätigkeit meiner Geschlechtsgenossen unsere Ausrottung nicht von evolutionärem Vorteil zu sein scheint.
Als Ausländer muß man selbst in Deutschland damit leben, für vieles verantwortlich gemacht zu werden, was einige Fremde sich leisten: Lärm, Müll, Extrawürste, Messerstechereien. So funktioniert nun einmal die Evolution. Und es gibt Ausländer, die dieses Prinzip verstanden haben, die nicht beleidigt sind, wenn ihretwegen eine Frau die Straßenseite wechselt. Sie wissen: Das gilt nicht mir, sondern meinen hier eingefallenen Artgenossen. Ich muß damit leben oder der Situation ausweichen, zum Beispiel in meiner Heimat.
Früher war auch ich beseelt von umfassender Detailgerechtigkeit, habe sogar an eine kommunistische Gesellschaft geglaubt. Inzwischen habe ich meinen Frieden mit der Evolution und ihrer Krone, dem Menschen gemacht. Es gibt überall ernorme Reibungsverluste, in der Familie, in der Schule, zwischen Arm und Reich, zwischen Einheimischen und Zugewanderten. In Ermangelung wirklich funktionierender Alternativen gab und gibt es Religionen, Adelige, Superreiche, die sog. Märkte, Nationalstolz, Fremdenangst.
Noch immer bin ich der Meinung, den Reichen stünde ihr weitgehend leistungsloses Einkommen und ererbter Besitz nicht zu, habe deshalb aber nie den gerne unterstellten Neid empfunden und bin der Meinung, daß es bei aller Kritik, notwendigen Beschneidungen und dringend erforderlichen Regelungen derzeit kein besseres System zu sehen ist, das sich mit evolutionärem Vorteil durchsetzen könnte. Wir müssen damit leben, den Reichen den Arsch zu putzen, um an das Geld zu kommen, was sie moralisch verwerflich den weniger Betuchten abgenommen haben. Eine Alternative sieht die Evolution derzeit wohl nicht.
Und ich sehe derzeit auch kein System, das mir auf der Straße zu jedem sofort anzeigt, ob er gewaltbereit ist oder nicht. Auch keines, das Kriminelle automatisch aussondert oder an der Umsetzung ihrer Bösartigkeit hindert. Wir können die Gefahr nur statistisch mindern, zum Beispiel gefährliche Situationen meiden. Aber solange wir uns noch in der Öffentlichkeit bewegen wollen und dürfen, bleibt vor allem die Einschätzung nach dem Aussehen, so ungerecht sie auch sein mag: Der Tote von Chemitz mag ein netter und hilfsbereiter Mensch gewesen sein, doch seinem Aussehen nach hätte ich ihm nicht gerne im Dunkeln begegnen wollen.
Das Problem mit unseren anonymen Mitmenschen kann der einzelne kaum lösen, noch nicht einmal für sich selbst. Jeden Menschen für zivilisiert zu halten, kann ich keinem raten, auch wenn die meisten es sind. Persönlich kann man allenfalls gefährlichen Begegnungen aus dem Wege gehen, auch wenn man es haßt, daß widerwärtige Menschen Räume besetzen, die ihnen nicht zustehen. Doch vom Nationalstaat als Spitzenleistung der Evolution können wir verlangen, daß er wenigstens die Statistik verbessert, indem er kriminelles und gewalttätiges Handeln hart bestraft, Täter aussondert und unsere Ängste durch eine sinnvolle Politik mindert.
Für die in den letzten Jahren alles dominierende Ausländerproblematik heißt das: Kein Bonus für fremde Kriminelle, sofortige Abschiebung oder Festsetzung bei illegalem Aufenthalt, Begrenzung der Einreise, Auswahl nach Qualifikation und Goldgehalt. Doch nicht nur wir und unsere Obrigkeit können etwas tun. Viele Ausländer können demonstrative Andersartigkeit ablegen, sich zivilisiert kleiden und benehmen. Wunder bewirkt auch die Höflichkeitsform. Wenn die Sippenhaft reduziert werden soll, dann rate ich allen ausländischen Gruppen und Vertretungen, weniger zu jammern, zu leugnen und zu fordern, sondern am eigenen Image zu arbeiten und die Disziplinierung ihrer schwarzen Schafe in Angriff zu nehmen.
Was ich überhaupt nicht hören kann, ist das Gerede von Trauer, die auch zu einer friedlichen Kundgebung hätte Anlaß geben dürfen. Doch wenn ich einmal von Verwandten, Bekannten, Arbeits- und Wohnumfeld abesehe, kann ich keinen Grund erkennen, der einen normal veranlagten Menschen zur Traurigkeit bewegen sollte, denn Tote, auch Ermordete und in letzter Zeit Gemesserte sind Alltag unter Millionen von Menschen.
Wut ist daher das richtigere Gefühl. Sie gründet nicht auf Mitleid oder persönlicher Betroffenheit. Sie kommt einfach hoch, wenn wieder einmal Verhältnisse sichtbar werden, die wir nicht wollen, gegen die nichts getan wird, ja verharmlost werden. Gewiß fallen die meisten eher von einer Haushaltsleiter oder sterben hinter dem Steuer als das sie von einem Goldstück abgestochen werden. Doch ist die Evolution offensichtlich nicht der Meinung, daß solche Relativierungen, Populismusfreiheit und gutmenschliche Ignoranz in jedem Falle zu favorisieren sind.
Gewiß hat der Mensch es weit gebracht und sich in funktionierenden Nationalstaaten so gut organisiert, daß der Gerechtigkeit weitgehend im Detail nachgegangen werden kann, auch keine Übergriffe oder gar Hetzjagden geduldet werden müssen, weder in Chemnitz, noch in Hamburg. Aber der Staat kann nicht alles regeln. Vieles bleibt alten Formen der Selbstorganisation überlassen. Dazu gehören vor allem unsere Familien, in die nur ungern eingegriffen wird und in denen viel Unrecht und Gewalt herrscht. Warum regt man sich also über ein paar übergriffige Priester oder Ausländerschubsereien auf?
Da die Evolution moralfrei arbeitet, schämt sie sich nicht, in kleinen Bereichen ein Optimum anzustreben, obgleich viel größere Probleme von ihr nicht in Angriff genommen werden. Sie hat kein besseres Deutschland aus Barleys und G20-Gegnern hervorgebracht, sondern eines mit Rechten und Ausländerfeinden. In uns allen steckt mehr oder minder die Furcht vor dem Fremden. Wie wertvoll diese uns eingepflanzte Vorsicht ist, können wir seit Jahren zunehmend erkennen. Sie verhindert, von anderen einfach überschwemmt zu werden.
Jahrtausende hat man in Verteidigung investiert und Kriege geführt, um nicht von anderen verdrängt zu werden. Und weil man auch selbst gerne andere eroberte, durfte und darf man davon ausgehen, daß die Fremden, die Feinde genauso gestrickt sind. Es ist geradezu menschenverachtend anzunehmen, die anderen seien Dummköpfe, hättem ihre Schwerter zu Pflugscharen geschmiedet und seinen begierig, sich unsere Kultur überstülpen zu lassen.
Der Nationalstaat kann sich zwar in Detailgerechtigkeit üben, doch sind alle übrigen Mechanismen der Evolution eher statistischer Natur. Es ist ganz normal und bisher durch keine gesteuerte Gesellschaft überboten, gute und schlechte Erfahrungen wertend mit allgemeinen Prinzipien oder Menschengruppen zu verbinden. Wenn Frauen vor mir Angst haben, nur weil ich ein Mann bin, so muß ich damit leben und dankbar sein, daß trotz der Gewalttätigkeit meiner Geschlechtsgenossen unsere Ausrottung nicht von evolutionärem Vorteil zu sein scheint.
Als Ausländer muß man selbst in Deutschland damit leben, für vieles verantwortlich gemacht zu werden, was einige Fremde sich leisten: Lärm, Müll, Extrawürste, Messerstechereien. So funktioniert nun einmal die Evolution. Und es gibt Ausländer, die dieses Prinzip verstanden haben, die nicht beleidigt sind, wenn ihretwegen eine Frau die Straßenseite wechselt. Sie wissen: Das gilt nicht mir, sondern meinen hier eingefallenen Artgenossen. Ich muß damit leben oder der Situation ausweichen, zum Beispiel in meiner Heimat.
Früher war auch ich beseelt von umfassender Detailgerechtigkeit, habe sogar an eine kommunistische Gesellschaft geglaubt. Inzwischen habe ich meinen Frieden mit der Evolution und ihrer Krone, dem Menschen gemacht. Es gibt überall ernorme Reibungsverluste, in der Familie, in der Schule, zwischen Arm und Reich, zwischen Einheimischen und Zugewanderten. In Ermangelung wirklich funktionierender Alternativen gab und gibt es Religionen, Adelige, Superreiche, die sog. Märkte, Nationalstolz, Fremdenangst.
Noch immer bin ich der Meinung, den Reichen stünde ihr weitgehend leistungsloses Einkommen und ererbter Besitz nicht zu, habe deshalb aber nie den gerne unterstellten Neid empfunden und bin der Meinung, daß es bei aller Kritik, notwendigen Beschneidungen und dringend erforderlichen Regelungen derzeit kein besseres System zu sehen ist, das sich mit evolutionärem Vorteil durchsetzen könnte. Wir müssen damit leben, den Reichen den Arsch zu putzen, um an das Geld zu kommen, was sie moralisch verwerflich den weniger Betuchten abgenommen haben. Eine Alternative sieht die Evolution derzeit wohl nicht.
Und ich sehe derzeit auch kein System, das mir auf der Straße zu jedem sofort anzeigt, ob er gewaltbereit ist oder nicht. Auch keines, das Kriminelle automatisch aussondert oder an der Umsetzung ihrer Bösartigkeit hindert. Wir können die Gefahr nur statistisch mindern, zum Beispiel gefährliche Situationen meiden. Aber solange wir uns noch in der Öffentlichkeit bewegen wollen und dürfen, bleibt vor allem die Einschätzung nach dem Aussehen, so ungerecht sie auch sein mag: Der Tote von Chemitz mag ein netter und hilfsbereiter Mensch gewesen sein, doch seinem Aussehen nach hätte ich ihm nicht gerne im Dunkeln begegnen wollen.
Das Problem mit unseren anonymen Mitmenschen kann der einzelne kaum lösen, noch nicht einmal für sich selbst. Jeden Menschen für zivilisiert zu halten, kann ich keinem raten, auch wenn die meisten es sind. Persönlich kann man allenfalls gefährlichen Begegnungen aus dem Wege gehen, auch wenn man es haßt, daß widerwärtige Menschen Räume besetzen, die ihnen nicht zustehen. Doch vom Nationalstaat als Spitzenleistung der Evolution können wir verlangen, daß er wenigstens die Statistik verbessert, indem er kriminelles und gewalttätiges Handeln hart bestraft, Täter aussondert und unsere Ängste durch eine sinnvolle Politik mindert.
Für die in den letzten Jahren alles dominierende Ausländerproblematik heißt das: Kein Bonus für fremde Kriminelle, sofortige Abschiebung oder Festsetzung bei illegalem Aufenthalt, Begrenzung der Einreise, Auswahl nach Qualifikation und Goldgehalt. Doch nicht nur wir und unsere Obrigkeit können etwas tun. Viele Ausländer können demonstrative Andersartigkeit ablegen, sich zivilisiert kleiden und benehmen. Wunder bewirkt auch die Höflichkeitsform. Wenn die Sippenhaft reduziert werden soll, dann rate ich allen ausländischen Gruppen und Vertretungen, weniger zu jammern, zu leugnen und zu fordern, sondern am eigenen Image zu arbeiten und die Disziplinierung ihrer schwarzen Schafe in Angriff zu nehmen.
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Seicht aber unfair
wuerg, 28.08.2018 00:24
Eben blieb ich kurz bei "Hart aber fair" hängen. Wieder geht es um Rassismus, wieder die üblichen Versatzstücke und natürlich in unausgewogener Besetzung. Diesen abgedroschenen Begriff habe ich abgehakt. Doch der in seinem Schutze geäußerte Schwachsinn ärgert mich dennoch.
Ein kürzlich durch die Medien gedrücktes Schuldiktat wurde erwähnt: Murat erhielt auf die gleiche Leistung einen Punkt weniger, für meine Generation eine drittel Note schlechter. Ja und! Ist es nicht ganz normal, daß Vorurteile einfließen? Würde Kevin nicht ebenfalls schlechter abschneiden als Johannes oder gar Annemarie? Jeder wird auch nach seiner Gruppe beurteilt, sonst hätte ich als Arbeiterkind nicht den zweiten Bildungsweg einschlagen müssen. Da sollen mir bei solchen Kleinigkeiten die Tränen kommen? Differenzen im Furz-Bereich werden immer bleiben. Wenn sie in die andere Richtung ausschlagen sollen, muß die sich diskriminiert fühlende Gruppe an ihrem Image arbeiten.
Ein Gemeinplatz wird erwähnt: Ausländische Gruppen heiraten in Deutschland vorwiegend untereinander. Das meint für einen denkenden Menschen, daß die gruppenübergreifenden Ehen weit zahlreicher wären, wenn es nach den Wünschen der Heiratsfähigen ginge oder gemischte Freundschaften mit wenigstens halber Wahrscheinlichkeit zu Ehen führten als gleichrassische. Und zu welchem Argument entblödet sich der in der Diskussionsrunde sitzende türkische Anwalt: Die Rate der ethnienübergreifenden Ehen ist unter den Türken hierzulande deutlich höher als unter den Deutschen. Ja, es heiraten immer zwei! Die größere Gruppe hat also immer den kleineren Anteil.
Ein kürzlich durch die Medien gedrücktes Schuldiktat wurde erwähnt: Murat erhielt auf die gleiche Leistung einen Punkt weniger, für meine Generation eine drittel Note schlechter. Ja und! Ist es nicht ganz normal, daß Vorurteile einfließen? Würde Kevin nicht ebenfalls schlechter abschneiden als Johannes oder gar Annemarie? Jeder wird auch nach seiner Gruppe beurteilt, sonst hätte ich als Arbeiterkind nicht den zweiten Bildungsweg einschlagen müssen. Da sollen mir bei solchen Kleinigkeiten die Tränen kommen? Differenzen im Furz-Bereich werden immer bleiben. Wenn sie in die andere Richtung ausschlagen sollen, muß die sich diskriminiert fühlende Gruppe an ihrem Image arbeiten.
Ein Gemeinplatz wird erwähnt: Ausländische Gruppen heiraten in Deutschland vorwiegend untereinander. Das meint für einen denkenden Menschen, daß die gruppenübergreifenden Ehen weit zahlreicher wären, wenn es nach den Wünschen der Heiratsfähigen ginge oder gemischte Freundschaften mit wenigstens halber Wahrscheinlichkeit zu Ehen führten als gleichrassische. Und zu welchem Argument entblödet sich der in der Diskussionsrunde sitzende türkische Anwalt: Die Rate der ethnienübergreifenden Ehen ist unter den Türken hierzulande deutlich höher als unter den Deutschen. Ja, es heiraten immer zwei! Die größere Gruppe hat also immer den kleineren Anteil.
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Butterkuchen
wuerg, 23.08.2018 23:26
Wahrscheinlich wird mir der Papst nie die Füße küssen, weil ich es nicht mehr zum Schwerverbrecher bringe, vor allem nicht als Italiener mit guten Kenntnisses der Landessprache in einem einheimischen Gefängnis.
Auch für Butterkuchen bei meinem Staatspräsidenten steht es schlecht. Zwar hält er mich als Biodeutschen nicht für minderwertiger als einen auf Bewährung, doch kann ich selbst als weißer Mann nicht mit einem Diskriminierungsgefühl dienen.
Auch für Butterkuchen bei meinem Staatspräsidenten steht es schlecht. Zwar hält er mich als Biodeutschen nicht für minderwertiger als einen auf Bewährung, doch kann ich selbst als weißer Mann nicht mit einem Diskriminierungsgefühl dienen.
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Kofi Annan
wuerg, 20.08.2018 23:40
Mit zunehmenden Alter sterben viele Menschen, die man kennt. Zumeist ungenau und nicht persönlich, doch mit einem Bild vor Augen, weil sie über Jahre in den Nachrichten präsent und in der Tagesschau zu sehen waren. Dazu gehört auch Kofi Annan, der vorgestern verstarb, über den ich heute einen Bericht in der Frankfurter Rundschau las.
Und schon gestern kam mir eine Frage in den Sinn: Warum erinnere ich mich an Kofi Annan als einen Menschen, nicht als people of color, Afrikaner oder gar Neger? Warum ging es mir ähnlich mit Nelson Mandela, sogar mit Martin Luther King ohne weiße Haare. Und mehr noch: Warum war Khomenei im französischen Exil für mich ein Mensch und kein Mohammedaner, Moslem oder gar Muslim?
Weil erst in letzter Zeit die Hauptfarbe im Vordergrund steht und allenthalben weiße von anderen Menschen zu unterscheiden sind, ja von mir verlangt wird, people of color stets als solche wahrzunehmen und sie vor Rassismus zu schützen. Und im Falle des Islam, weil er in den letzten Jahrzehnten eine unselige Entwicklung nahm und sich in den Vordergrund drängte.
Und schon gestern kam mir eine Frage in den Sinn: Warum erinnere ich mich an Kofi Annan als einen Menschen, nicht als people of color, Afrikaner oder gar Neger? Warum ging es mir ähnlich mit Nelson Mandela, sogar mit Martin Luther King ohne weiße Haare. Und mehr noch: Warum war Khomenei im französischen Exil für mich ein Mensch und kein Mohammedaner, Moslem oder gar Muslim?
Weil erst in letzter Zeit die Hauptfarbe im Vordergrund steht und allenthalben weiße von anderen Menschen zu unterscheiden sind, ja von mir verlangt wird, people of color stets als solche wahrzunehmen und sie vor Rassismus zu schützen. Und im Falle des Islam, weil er in den letzten Jahrzehnten eine unselige Entwicklung nahm und sich in den Vordergrund drängte.
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Wegemaße
wuerg, 19.08.2018 17:49
Früher maß man gerne verschiedene Dinge in getrennten Systemen, selbst die Längen, Breiten, Dicken, Entfernungen. Heute ist es ganz selbstverständlich, alles dezimal in Metern anzugeben, zumindest umrechnen zu können. [1] Trotzdem werden noch Klein- und Wegemaße unterschieden, nur Schiffer-, Garn- und Dickenmaße sind so gut wie verschwunden.
Bei den Kleinmaßen orientierte man sich Jahrtausende am menschlichen Körper. Und es liegt natürlich nahe, die Wegemaße einfach als glatte Vielfache davon zu sehen. [2] So war es zumindest in der Frühzeit, in der sich die Stadie von etwa 600 Fuß um 185 Meter besonderer Beliebtheit erfreute. Dummerweise entspricht das ungefähr einer zehntel Seemeile, deren Uneinheitlichkeit weitere Verwirrung stiftet.
[1] Noch immer werden auch außerhalb des englischen Sprachraumes besondere Längen benutzt: Fermi, X‑Einheit, Angström, My, Planck-Länge, natürliche und atomare Längeneinheit, Astronomische Einheit, Lichtjahr, Parsec. Sie erleichtern Renungen und den Umgang mit Längen weit außerhalb der alltäglichen Welt.
[2] Während man in der Antike um geometrische, vorzugsweise rationale Verhältnisse bemüht war (600 kyrenaische Fuß sind 625 römische), sie aber nur auf ein Promille genau realisieren konnte (angegebene Längen beruhen auf der metrologischen Nippurelle zu 518616 Mikrometern), sind moderne Definitionen zwar sehr genau, doch leider nicht einheitlich.
[3] Die um 2 ppm längeren Landmaße der Amerikaner wurden mit dem Jahre 2023 abgeschafft.
[4] Hier glänzt Verwirrung: So lese ich für den Einzelschritt (gradus, pes sestertius) pace oder step und für den Doppelschritt (passus) grade und ebenfalls pace oder step.
Megalithisches Yard | 518616 | Seemeile
Bei den Kleinmaßen orientierte man sich Jahrtausende am menschlichen Körper. Und es liegt natürlich nahe, die Wegemaße einfach als glatte Vielfache davon zu sehen. [2] So war es zumindest in der Frühzeit, in der sich die Stadie von etwa 600 Fuß um 185 Meter besonderer Beliebtheit erfreute. Dummerweise entspricht das ungefähr einer zehntel Seemeile, deren Uneinheitlichkeit weitere Verwirrung stiftet.
158,7600 m - chaldäische Stadie - 600 reale Gudea-Fuß 182,8800 m - imperial cable length - 600 imperial foot 185,2200 m - kyrenaische Stadie - 600 kyrenaische Fuß 185,2200 m - römische Stadie - 625 römische Fuß 189,0000 m - biblische Stadie - 625 hebräische Fuß 189,6653 m - griechische Stadie - 600 gemeingriechische Fuß 194,9036 m - encablure - 600 Pariser Fuß 201,1680 m - imperial furlong - 660 imperial foot 201,1684 m - survey furlong - 660 amerik. survey foot [3] 219,4564 m - US cable length - 720 survey foot [3] 234,1011 m - ghalva - 720 persische FußFür Wegemaße liegt es natürlich nahe, einfach Schritte zu zählen. Leider fügt sich die menschliche Schrittlänge von etwa 75 Zentimetern nicht unmittelbar in das Zoll-Fuß-Raster. Aber schon früh sah man den Schritt normalerweise als 2,5 und den Doppelschritt demnach zu 5 Fuß. [4] Auf ihren riesigen Meilensteinen gaben die Römer die Entfernung in 1000 Doppelschritten (MP, milia passuum) an. Doch leider wird oftmals auch eine Meile genannt, was deutlich von diesen anderthalb Kilometern abweicht. Hier nur solche unterhalb von zweien:
907,200 m - Sabbatweg - 2000 hebräische Ellen 1481,760 m - römische Meile - 1000 römische passus 1528,000 m - roman mile - 5000 imperial foot 1574,160 m - byzantinische milion - 2016 bema 1580,544 m - gemeingriechische milion - 2000 bema 1609,344 m - international mile - 5280 imperial foot 1609,347 m - survey mile - 5280 amerik. survey foot [3] 1852,000 m - internationale SeemeileNatürlich gibt es viele weitere Wegemaße, zum Beispiel für die Landvermessung. Sie heißen Vermessungsmaß, Rohr, Rute, Seil oder Kette unterteilt durch Kerben, Knoten oder Glieder. Hier nur einige der kürzeren:
2,721600 m - qaneh - 6 hebräische Ellen 2,963520 m - pertica decempeda - 10 römische Fuß 2,976750 m - gi, kanu - 6 reale Gudea-Ellen 3,008824 m - chulon - 9,5 gemeingriechische Fuß 3,167182 m - akaina - 10 gemeingriechische Fuß 3,840722 m - daca trayas - 6 persische Ellen 4,490411 m - kurze Schnur - 60 altägyptische Hände 5,029200 m - rod - 16,5 imperial foot 5,388493 m - mittlere Schnur - 72 altägyptische Hände 5,953500 m - gar, kudurru - 12 reale Gudea-Ellen 6,286575 m - lange Schnur - 84 altägyptische HändeInnerhalb eines antiken Maßsystemes stehen fast alle Längen in einem 5‑glatten Verhältnis. Nur vereinzelt taucht der Faktor 7 auf. Im Einzelfall steckt auch eine Wurzel drin. Man hat damals weniger gerechnet, sondern mehr gezeichnet und konstruiert. Daß gelegentlich 7- oder 11‑fache Längen einen eigenen Namen erhielten (septunx, deunx) verletzt noch nicht die 5‑Glattheit. Das angloamerikanische Maßsystem ist dagegen wirklich nur 11‑glatt, weil auf dem Elffachen eine ganze Palette von Wegemaßen aufbaut: rod, chain, furlong, mile. Der Faktor 7 kommt kaum vor, auch wenn die Höheneinheit von 19‑Zoll-Schränken aus 2 finger zu 7/8 inch besteht und manche Garnmaße Siebenfache enthalten.
[1] Noch immer werden auch außerhalb des englischen Sprachraumes besondere Längen benutzt: Fermi, X‑Einheit, Angström, My, Planck-Länge, natürliche und atomare Längeneinheit, Astronomische Einheit, Lichtjahr, Parsec. Sie erleichtern Renungen und den Umgang mit Längen weit außerhalb der alltäglichen Welt.
[2] Während man in der Antike um geometrische, vorzugsweise rationale Verhältnisse bemüht war (600 kyrenaische Fuß sind 625 römische), sie aber nur auf ein Promille genau realisieren konnte (angegebene Längen beruhen auf der metrologischen Nippurelle zu 518616 Mikrometern), sind moderne Definitionen zwar sehr genau, doch leider nicht einheitlich.
[3] Die um 2 ppm längeren Landmaße der Amerikaner wurden mit dem Jahre 2023 abgeschafft.
[4] Hier glänzt Verwirrung: So lese ich für den Einzelschritt (gradus, pes sestertius) pace oder step und für den Doppelschritt (passus) grade und ebenfalls pace oder step.
Megalithisches Yard | 518616 | Seemeile
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