518616
Die metrolo­gische Näherung von 518616 Mikrometern liegt im Vertrauens­bereich von einem Promille der empi­risch gefun­denen Länge der mesopo­tamischen Nippur­elle von 0,51835 Metern. Zur Begrün­dung wird angegeben, daß n=0,518616 eine 7-glatte Zahl sei. Das stimmt, ist aber nicht die ganze Wahrheit, denn von einer solchen Zahl ist noch mehr zu fordern oder zu wünschen.

Eine Zahl heißt p-glatt, wenn sie sich als Produkt aus Potenzen von Prim­zahlen bis p darstellen läßt. [1] Nur die Zweier­potenzen ..., 1/4, 1/2, 1, 2, 4, ... sind 2-glatt. Dagegen kann jede positive Zahl beliebig genau durch eine 3-glatte genähert werden. Weniger syste­matisch, dafür aber musika­lisch gelangt man zu einer 3-glatten Näherung von e=0,51835:
(1)  5 Quinten ≈  3 Oktaven:  2^8/3^5  = 1 + 0,0535
(2) 12 Quinten ≈  7 Oktaven: 2^19/3^12 = 1 - 0,0135
(3) 53 Quinten ≈ 31 Oktaven: 2^84/3^53 = 1 - 0,0021
Als 0. Näherung von e=0,51835 kann e0=1/2 gewählt werden. Es ist e=e0·(1+0,0367). Diese Abwei­chung korri­giert man gut durch die Kombi­nation von (1) und (2). Damit wird die 1. Nähe­rung e1 erreicht:
e1 = e0·(2^8/3^5)·(2^19/3^12) = 2^26/3^17 = 0,51966
 e = (2^26/3^17)·(1-0,0025)
Die Abweichung von zu großen 2,5 Promille kann größten­teils durch (3) beseitigt werden:
e2 = e1·(2^84/3^53) = 2^110/3^70 = 0,51858
 e = (2^110/3^70)·(1-0,0004)
Mit e2 ist also eine hinrei­chend genaue Näherung durch eine 3-glatte Zahl erreicht. [2]

Das ist aber nicht, was der Metro­loge sich wünscht. Da bei der Ablei­tung antiker Maße oftmals durch 7 zu teilen ist, beschränkt er sich auf 7-Glatt­heit. Dafür soll es sich aber um eine Dezimal­zahl mit möglichst wenig Stellen handeln, die mehr­fach durch 7 und auch 3 zu teilen ist, um Periodi­zitäten in der Dezimal­darstellung zu vermeiden. Also Zahlen der beiden Formen:
n = z / 10^d = 2^a·3^b·7^c·x / 10^d
n = z / 10^d = 5^a·3^b·7^c·x / 10^d
Die Exponenten dürfen nicht negativ sein, b und c sollten mindestens 2, besser noch größer sein. Der Faktor x ist ein nicht durch 2, 5 und 7 teilbarer mitzu­schlep­pender ganz­zahliger Rest, der am besten ein­fach 1 ist.

Für den im Rahmen der Genauig­keit kleinsten Exponen­ten d=3 ist nur z=518=2·7·37 möglich. Zwar mit Glück ein Faktor 7, doch leider nicht durch 3 teilbar. Außerdem ist ein nutz­loser Faktor 37 mitzu­schleppen. Für d=4 darf z von 5183,5 höch­stens um 5,2 abwei­chen. Verlangt man Teilbar­keit durch 7, so kann y=z/7 nur 740 oder 741 sein. Im ersten Falle erhält man nichts neues gegen­über d=3. Und 741=3·247 ist nicht besser, zumal ein Faktor 247 mitge­schleppt werden muß. Für d=5 darf z von 51835 nur um 52 abwei­chen. Verlangt man zwei­fache Teilbar­keit durch 7, so kann y=z/49 nur 1057 oder 1058 sein, bei leichter Grenz­über­schrei­tung auch 1059. In allen drei Fällen ergeben sich zu große mitzu­schleppende Faktoren 151, 529 bzw. 353. Deshalb nun d=6 mit z im Bereich von 517832 bis 518868. Bei drei­facher Teilbar­keit durch 7 ergeben sich für y=z/343 die Werte 1510, 1511 und 1512. Der erste ist durch 10 teilbar, also schon bei d=5 berück­sichtigt, der zweite enthält leider keinen Faktor 2, 3, 5 oder 7. Doch y=1512=2·2·2·3·3·3·7 erweist sich als perfekt:
z = 7^3·y = 343·1512 = 518616 = 2·2·2·3·3·3·7·7·7·7
Deshalb gilt 0,518616 Meter als der metrolo­gische Wert der Nippurelle. Er ist nur ein halbes Promille größer als der mitt­lere Wert und liegt deutlich im Rahmen der Meßge­nauig­keit. [3] Wegen der vielen Teilbar­keiten ergeben sich für fast alle antiken Maße in Metern endliche Dezimal­zahlen: Drei 7er-Potenzen verbrät der ägyp­tische Königsfuß von 200/343 Nippur­ellen, metro­logisch exakt 0,3024m. Der reale Gudea­fuß benötigt mit 0,2646m eben­falls nur 4 Nach­komma­stellen. Beim römi­schen Fuß bleibt es mit 0,296352m bei sechs Stellen.

[1] Sloane: A002473. Liste der ersten 10000 humble numbers, also 7-glatte natürliche Zahlen. Ich lasse für glatte Verhältnisse auch negative Exponenten, also rationale Zahlen mit glattem Nenner und Zähler zu.
[2] Man mag nun einwenden, es ginge auch mit kleineren Exponenten, denn 5184=2^6·3^4. Doch 0,5184=2^2·3^4/5^4 ist keine 3-glatte Zahl, sie ist ledig­lich 5-glatt. Wenn es einem nur um die Dezimal­ziffern­folge geht, dann darf man wegen 10=2·5 nicht unter 5-glatt gehen.
[3] Ebenfalls 7-glatt mit maximal einem Promille Abwei­chung von 518350 ist 518400, die nicht gefunden wurde, weil aus metrolo­gischer Sicht Teil­barkeit durch 7 gefordert war. Andere gibt es nicht. Laut [1] ist die 1080. ganze 7-glatte Zahl 516096 zu klein und die 1083. mit 524288 zu groß. Dieser Tabelle ist auch zu entnehmen, daß eine Dezimal­stelle mehr (d=7) nichts bringt. Mit einer weiteren Dezimalen liegt die 3020. Zahl 51883209=3^2·7^8 gerade noch im Vertrauens­bereich von 5183500. Doch jede in der Antike so beliebte Zwei­teilung lieferte noch eine Stelle mehr. Und nur der Vollstän­digkeit halber: Die 6831. Zahl lautet 5184974592=2^8·3^10·7^3, eine 11. Dezi­male bringt nichts mehr.

Klafter | Wunschdenken | Gerstenkorn | Megalithisches Yard | Sekundenpendel

... comment