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Lsd
wuerg, 12.04.2018 01:03
Auch wenn ich den Amis, Liberianer und Burmesen rate, möglichst schnell zum metrischen System zu wechseln, so habe ich an meinen ersten Besuch in London doch keine schönere Erinnerung als die an das £sd-System und Bezeichnungen wie farthing, ha'penny, sixpence, half crown für Münzen. Lege ich den Kurs aus dem Jahre 1970 von 8,74 Mark für ein Pfund zugrunde, so erhielt ich für einen Zehnmarkschein magere £1-2s-10½d, wahrscheinlich ausgezahlt als pound, half crown, three pence, penny und ha'penny. Ob es damals auch noch Münzen zu anderthalb pence (penny ha'penny) gab, weiß ich nicht. Um 1975 mußte man für ein Pfund nur noch einen Heiermann hinlegen. Heute reichen 1,15 Euro.
Mein Besuch war kurz vor dem Decimal Day 15.02.1971, an dem sich Großbritannien vom karolingischen Münzsystem verabschiedete, das von Karl dem Großen im Jahre 793 oder 794 eingeführt wurde. [1] Er legte das Gewichtspfund irgendwo zwischen 406 und 408 Gramm fest. Ein solches Karlspfund aus reinem Silber bildete das Pfund (£) als Zahlungsmittel. Heute bekäme man es für 175 Euro. Es teilte sich in 20 solidi zu je 12 denarii. Ein solidus (Schilling) aus Silber hätte ein Gewicht von etwas mehr als 20 Gramm gehabt, auch noch zu schwer und wertvoll für den normalen Beutel. Einen denarius (Pfennig) aber gab es als Münze aus 1,7 Gramm Silber, das heute einen Wert von 75 Eurocent hat.
Das £sd-System überlebte in Großbritannien. Ein pound sterling zu 20 shilling bzw. 240 pence, in denen sich 1970 bei einem Wert von 2 Eurocent kein Silber mehr befand. Auch die Stückelung der darauf basierenden Münzen war lustig. An einen farthing (¼d) und florin (2s) kann ich mich nicht erinnern, aber an den half penny oder ha'penny (½d), den penny (1d), an three pence (3d), sixpence (6d), shilling (1s), half crown (2s-6d) und crown (5s). Größere Werte waren Banknoten. Nur noch als Rechnungseinheit gab es die Guinee (guinea). Sie dient bis heute als psychologischer Preis, weil sie mit 21 Schilling das Pfund um nur 5 Prozent übersteigt. Zu verdanken haben wir sie dem Physiker Isaac Newton, der als Leiter des Münzamtes diese Goldmünze für 21 Schilling unter ihrem Materialwert auf den Markt warf.
Da die Amis mit Dollar und Cent zumindest beim Geld dezimal denken, sind sie nicht die letzten im £sd-System. Das ist der Malteserorden ohne Staatsgebiet. Man sollte nicht nur sein Währungssystem einfach vergessen. Er trägt auch nichts mehr dazu bei, daß so schöne Bezeichnungen wie two and six nicht in Vergessenheit geraten. Die half crown aus zwei shilling und sechs pence gibt es als Umlaufmünze nicht mehr. Aber two and six können immer noch zwei Fuß und sechs Zoll (2'6") sein. Auch nach Ende der Übergangszeit zum metrischen System ist eine british imperial door normalerweise two and six, also 76,2 Zentimeter breit. Die Höhe ist 6'6", die Dicke 1 und 3/8 Zoll. Mit dem metrischen System wurden die Türen höher und dicker.
[1] Dank der Mohammedanerin wissen wir, daß im Jahre 793 die Wikinger in England einfielen.
Venti
Mein Besuch war kurz vor dem Decimal Day 15.02.1971, an dem sich Großbritannien vom karolingischen Münzsystem verabschiedete, das von Karl dem Großen im Jahre 793 oder 794 eingeführt wurde. [1] Er legte das Gewichtspfund irgendwo zwischen 406 und 408 Gramm fest. Ein solches Karlspfund aus reinem Silber bildete das Pfund (£) als Zahlungsmittel. Heute bekäme man es für 175 Euro. Es teilte sich in 20 solidi zu je 12 denarii. Ein solidus (Schilling) aus Silber hätte ein Gewicht von etwas mehr als 20 Gramm gehabt, auch noch zu schwer und wertvoll für den normalen Beutel. Einen denarius (Pfennig) aber gab es als Münze aus 1,7 Gramm Silber, das heute einen Wert von 75 Eurocent hat.
Das £sd-System überlebte in Großbritannien. Ein pound sterling zu 20 shilling bzw. 240 pence, in denen sich 1970 bei einem Wert von 2 Eurocent kein Silber mehr befand. Auch die Stückelung der darauf basierenden Münzen war lustig. An einen farthing (¼d) und florin (2s) kann ich mich nicht erinnern, aber an den half penny oder ha'penny (½d), den penny (1d), an three pence (3d), sixpence (6d), shilling (1s), half crown (2s-6d) und crown (5s). Größere Werte waren Banknoten. Nur noch als Rechnungseinheit gab es die Guinee (guinea). Sie dient bis heute als psychologischer Preis, weil sie mit 21 Schilling das Pfund um nur 5 Prozent übersteigt. Zu verdanken haben wir sie dem Physiker Isaac Newton, der als Leiter des Münzamtes diese Goldmünze für 21 Schilling unter ihrem Materialwert auf den Markt warf.
Da die Amis mit Dollar und Cent zumindest beim Geld dezimal denken, sind sie nicht die letzten im £sd-System. Das ist der Malteserorden ohne Staatsgebiet. Man sollte nicht nur sein Währungssystem einfach vergessen. Er trägt auch nichts mehr dazu bei, daß so schöne Bezeichnungen wie two and six nicht in Vergessenheit geraten. Die half crown aus zwei shilling und sechs pence gibt es als Umlaufmünze nicht mehr. Aber two and six können immer noch zwei Fuß und sechs Zoll (2'6") sein. Auch nach Ende der Übergangszeit zum metrischen System ist eine british imperial door normalerweise two and six, also 76,2 Zentimeter breit. Die Höhe ist 6'6", die Dicke 1 und 3/8 Zoll. Mit dem metrischen System wurden die Türen höher und dicker.
[1] Dank der Mohammedanerin wissen wir, daß im Jahre 793 die Wikinger in England einfielen.
Venti
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Venti
wuerg, 11.04.2018 01:18
Der moderne Mensch möchte nicht angesprochen werden, auch nicht von Personal in Gaststätten, besonders Cafes. Lieber stellt er sich an, sagt kurz und vollständig, was er haben will, nimmt alles regungslos entgegen und dackelt in eine Ecke, wo wenig andere ihn stören und er lange rumlungern kann, ohne gefragt zu werden, ob er noch etwas möchte. In einem unauffälligen Moment steht er auf, verkrümelt sich und läßt seinen Dreck stehen, denn auf dem Weg zur Geschirrückgabe besteht die Gefahr: „Darf ich Ihnen das abnehmen?“
Fragt oder diskutiert man bei der Bestellung zu lang, sagt aus der Schlange heraus natürlich keiner etwas, es wird lediglich genervt das Gesicht verzogen oder nervös von einem Fuß auf den anderen gewechselt. Auch das Personal ist nicht gerade begeistert, wenn man den Rahmen der üblichen Erkundigungen sprengt. So ging es mir, als ich im letzten Jahr erstmalig einen Starbucks-Laden betrat, um einen Kaffee zu trinken. Wo ein üblicher Betrieb neben dem normalen Latte Macchiato allenfalls noch einen großen anbietet, sind es bei Starbucks nicht der kleine, mittlere oder große, auch nicht wie bei Unterhosen small, medium und large, sondern tall, grande und venti.
„Zwanzig was?“ habe ich nicht nur mich, sondern auch den Mann hinter dem Tresen gefragt. Er wußte es nicht. Und schon wurden die Leute hinter mir nervös. Ich habe die einmalige Gelegenheit genutzt und einen Venti mit Karamell genommen. Letzteres kann auf den Magen schlagen und einen Kaffee zu einer Süßspeise machen. Man benötigt eine gewisse Zeit um solche Riesendinger zu schlucken. Sie kommen aber dem amerikanischen Hang zum Gigantismus entgegen und vermeiden Nachbestellungen, die erneut den Umgang mit Menschen erfordern. So kann man stundenlang ungestört mit dem Smartphone spielen oder sich hinter einem Notebook verstecken.
Beides habe ich nicht in der Tasche oder gar in einem Rucksack, doch zuhause konnte ich mich erkundigen: Für Kaffee stehen die Größen tall, grande und venti für 12, 16 bzw. 20 Unzen. Es müssen fl oz (US), also amerikanische Flüssigkeits-Unzen zu 29,5735 Millilitern sein, denn das Internet nennt 355, 473 bzw. 591 Milliliter. Da es sich um Kaffee handelt, darf in solch merkwürdigen Größen ausgeschenkt werden. Wie und ob man sich an die deutschen Ausschankmaße für Kaltgetränke hält, weiß ich nicht. Die gibt es zumindest in den USA als venti zu 24 Unzen und in der Monstergröße trenta mit 30 oder auch 31 Unzen. Mit letzterem frönt man der angloamerikanischen Unsitte eines Aufschlages oder Rabattes wie der Guinee zu 21 Schilling oder dem Score zu 21 Chaldron.
Früher müssen auch die Amerikaner sich gemäßigt haben, denn es gibt auch kleinere Becher. Nicht etwa small oder medium, aber short mit 8 und demi mit 3 Unzen. Das alles mag Amis und Liberianern geläufig sein, kann aber Menschen der metrischen Welt auch dann verwirren, wenn sie mit der englischen Sprache und den angloamerikanischen Maßen vertraut sind. Einem solchen erzählte ich von der Größenbezeichnung venti, die Starbucks sich hat schützen lassen, und den 20 Unzen. Spontan meinte er, es handele sich um ein Pint. Doch gefehlt: Das amerikanische Pint hat nur 16 amerikanische Unzen und ist mit 473 Milliliter deutlich kleiner als das englische Pint mit 568 Millilitern aus 20 etwas kleinerern englischen Unzen. Venti ist deshalb mit 591 Millilitern noch etwas größer.
Hohlmaße | Metrisierung | Score
Fragt oder diskutiert man bei der Bestellung zu lang, sagt aus der Schlange heraus natürlich keiner etwas, es wird lediglich genervt das Gesicht verzogen oder nervös von einem Fuß auf den anderen gewechselt. Auch das Personal ist nicht gerade begeistert, wenn man den Rahmen der üblichen Erkundigungen sprengt. So ging es mir, als ich im letzten Jahr erstmalig einen Starbucks-Laden betrat, um einen Kaffee zu trinken. Wo ein üblicher Betrieb neben dem normalen Latte Macchiato allenfalls noch einen großen anbietet, sind es bei Starbucks nicht der kleine, mittlere oder große, auch nicht wie bei Unterhosen small, medium und large, sondern tall, grande und venti.
„Zwanzig was?“ habe ich nicht nur mich, sondern auch den Mann hinter dem Tresen gefragt. Er wußte es nicht. Und schon wurden die Leute hinter mir nervös. Ich habe die einmalige Gelegenheit genutzt und einen Venti mit Karamell genommen. Letzteres kann auf den Magen schlagen und einen Kaffee zu einer Süßspeise machen. Man benötigt eine gewisse Zeit um solche Riesendinger zu schlucken. Sie kommen aber dem amerikanischen Hang zum Gigantismus entgegen und vermeiden Nachbestellungen, die erneut den Umgang mit Menschen erfordern. So kann man stundenlang ungestört mit dem Smartphone spielen oder sich hinter einem Notebook verstecken.
Beides habe ich nicht in der Tasche oder gar in einem Rucksack, doch zuhause konnte ich mich erkundigen: Für Kaffee stehen die Größen tall, grande und venti für 12, 16 bzw. 20 Unzen. Es müssen fl oz (US), also amerikanische Flüssigkeits-Unzen zu 29,5735 Millilitern sein, denn das Internet nennt 355, 473 bzw. 591 Milliliter. Da es sich um Kaffee handelt, darf in solch merkwürdigen Größen ausgeschenkt werden. Wie und ob man sich an die deutschen Ausschankmaße für Kaltgetränke hält, weiß ich nicht. Die gibt es zumindest in den USA als venti zu 24 Unzen und in der Monstergröße trenta mit 30 oder auch 31 Unzen. Mit letzterem frönt man der angloamerikanischen Unsitte eines Aufschlages oder Rabattes wie der Guinee zu 21 Schilling oder dem Score zu 21 Chaldron.
Früher müssen auch die Amerikaner sich gemäßigt haben, denn es gibt auch kleinere Becher. Nicht etwa small oder medium, aber short mit 8 und demi mit 3 Unzen. Das alles mag Amis und Liberianern geläufig sein, kann aber Menschen der metrischen Welt auch dann verwirren, wenn sie mit der englischen Sprache und den angloamerikanischen Maßen vertraut sind. Einem solchen erzählte ich von der Größenbezeichnung venti, die Starbucks sich hat schützen lassen, und den 20 Unzen. Spontan meinte er, es handele sich um ein Pint. Doch gefehlt: Das amerikanische Pint hat nur 16 amerikanische Unzen und ist mit 473 Milliliter deutlich kleiner als das englische Pint mit 568 Millilitern aus 20 etwas kleinerern englischen Unzen. Venti ist deshalb mit 591 Millilitern noch etwas größer.
Hohlmaße | Metrisierung | Score
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Liberien
wuerg, 10.04.2018 00:30
Wenn einer dorthin gehen soll, wo der Pfeffer wächst, dann denkt man zunächst an Indien oder Madagaska. Richtiger aber ist die Pfefferküste, an die Donald Trump die geduldeten Liberianer zurückschicken möchte, zumal die Diktatur seit 28, der Bürgerkrieg seit 12 Jahren vorüber ist. Man mag den Amerikaner eine gewisse Schuld in die Schuhe schieben, weil sich vor 200 Jahren weiße Amerikaner mit ihren freigelassenen Sklaven dort ansiedelten, um die Einheimischen auszubeuten und am Kolonialismus teilzuhaben. Den Niedergang nach dem zweiten Weltkrieg aber haben die Liberianer, die laut Wikipedia nur Neger und von Neger abstammende Menschen einbürgern, selbst geschafft. Nur eine Altlast rechne ich den Amerikanern zu: Es gibt auf der ganzen Welt nur noch drei Staaten, die nicht das metrische System verwenden, die Amis, Liberien und Birma. Sobald sie davon abschwören, nenne ich sie USA, Liberia und Myanmar.
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Tatort Münster
wuerg, 08.04.2018 02:54
Als am Abend verkündet werden konnte, daß der Fahrer des Wagens, der heute in eine Menschenmenge fuhr, ein Deutscher ohne Migrationshintergrund sei, war die Erleichterung mit Händen zu greifen, denn wir wissen alle, wen Amokfahrer oder Messerstecher nachahmen. Ein Deutscher aus dem linken Umfeld oder dem Dunstkreis der großen Koalition würde auch noch gehen. Ins Schwitzen käme so mancher bei Migrationshintergrund oder fehlender deutscher Staatsangehörigkeit. Das zweitschlimmste wäre ein Islamist, an der Spitze steht ein muslimer Einzeltäter. So kommen die Politiker noch einmal mit Worthülsen davon.
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Diether Dehm
wuerg, 07.04.2018 12:22
Diether Dehm hat Heiko Maas einen Nato-Strichjungen genannt. Wer ist Diether Dehm? Die Wikipedia weiß es. Und ich erwähne ihn hier nicht wegen Maas, seiner Bespitzelung von Wolf Biermann, seines Verrates der SPD, seiner Umtriebigkeit oder dem Versuch, die Gitarre zu schlagen, sondern weil er mir bereits in jungen Jahren dumm auffiel. Wenn ich mich recht erinnere, war es ein Straßenfest der Jusos Hoechst im Jahre 1968, auf dem Diether Dehm als Lerryn seine langweiligen Lieder vortrug. Dort schlug er mir auf die Schulter, als würde er mich gut oder überhaupt kennen. Diese herablassende Geste habe ich mir gemerkt und hielt ihn wohl auch deshalb immer für älter als mich. Er hat sich nicht geändert. Meine Meinung auch nicht.
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Maybrit Illner
wuerg, 06.04.2018 15:54
Als ich mich hier vor fast genau zwölf Jahren erstmal zu einer Diskussion mit Sandra Maischberger ausließ, ging es bereits um gewalttätige Moslems. Gestern bei Maybrit Illner standen sie immer noch im Vordergrund, obgleich es doch um Gewalt an Schulen gehen sollte. Nur Naivlinge wie die der Huffington Post wundern sich darüber. [1] Ärgerlich finden sie auch, daß ihr Lager nicht mehr die Mehrheit der Geprächsteilnehmer stellte, es sich geradezu umgekehrt hatte. So ist das nun einmal mit dem Mainstream-Journalismus. Er ist nicht von Natur aus links, sondern hängt seine Fahne in den Wind.
Ich habe leider nur das letzte Drittel gesehen. Das reichte mir schon: Ein zum Paulus gewandelter Schläger mit dem berühmten Einser-Abitur durfte von seiner kriminellen Vergangenheit und seinem nunmehr anständigen Leben berichten. Dabei ist dieser Menschenschlag zumindest ohne Abitur gar nicht selten. Wer heute noch mit dem Krummsäbel um den Hals Menschen terrorisiert, schiebt morgen bereits einen Kinderwagen durch die Gegend. Ob sie den angerichteten Schaden jemals wieder gutmachen können oder wollen, bezweifele ich für die meisten. Ich bevorzuge Musterschüler, die immer schon gelernt und nie geprügelt haben.
Danach ging es um den hohen Migrantenanteil an Schulen mancher Wohngebiete. Der Idee, Kinder mit Schulbussen in die besseren Gegenden zu schaffen oder schlimmer noch in die andere Richtung, konnte keiner etwas abgewinnen, auch Franziska Giffey nicht. Ihrer gouvernantenhaften Einlassung aber entnahm ich, daß sie auf keinen Fall Bürgerskinder in Migrantenschulen sehen möchte. Sie fürchtete wohl, die Teddybären-Werfer und Ihresgleichen zu verlieren. Ihre Empfehlung war wieder einmal: Fördern und fördern!
Laut Huffington Post soll sie zuvor ein "Machtwort" gesprochen haben. Dem [1] beigefügten Filmausschnitt kann ich aber nur entnehmen, daß sie wieder einmal Differenzierung in der Debatte forderte, um sogleich die Generalverdachtskeule zu schwingen. Und das in einem Duktus, der mir Übelkeit bereitet. Immerhin ist Differenzierung schon ein Zugeständnis, eine Abkehr von den Goldstücken und der flächendeckenden Bereicherung. Jetzt heißt es nur noch, daß diese Menschen eben hier seien und wir uns um sie zu kümmern haben. Das wird mit Rücksicht auf die rechtschaffende Mehrheit auch geschehen.
[1] Lennart Pfahler: "Maybritt Illner": Alle prügeln auf Muslime ein - dann spricht Giffey Machtwort. Huffington Post, 06.04.2018.
Fernsehen | Islam | Sandra Maischberger | Hassan Dabbagh | Moslemversteher
Ich habe leider nur das letzte Drittel gesehen. Das reichte mir schon: Ein zum Paulus gewandelter Schläger mit dem berühmten Einser-Abitur durfte von seiner kriminellen Vergangenheit und seinem nunmehr anständigen Leben berichten. Dabei ist dieser Menschenschlag zumindest ohne Abitur gar nicht selten. Wer heute noch mit dem Krummsäbel um den Hals Menschen terrorisiert, schiebt morgen bereits einen Kinderwagen durch die Gegend. Ob sie den angerichteten Schaden jemals wieder gutmachen können oder wollen, bezweifele ich für die meisten. Ich bevorzuge Musterschüler, die immer schon gelernt und nie geprügelt haben.
Danach ging es um den hohen Migrantenanteil an Schulen mancher Wohngebiete. Der Idee, Kinder mit Schulbussen in die besseren Gegenden zu schaffen oder schlimmer noch in die andere Richtung, konnte keiner etwas abgewinnen, auch Franziska Giffey nicht. Ihrer gouvernantenhaften Einlassung aber entnahm ich, daß sie auf keinen Fall Bürgerskinder in Migrantenschulen sehen möchte. Sie fürchtete wohl, die Teddybären-Werfer und Ihresgleichen zu verlieren. Ihre Empfehlung war wieder einmal: Fördern und fördern!
Laut Huffington Post soll sie zuvor ein "Machtwort" gesprochen haben. Dem [1] beigefügten Filmausschnitt kann ich aber nur entnehmen, daß sie wieder einmal Differenzierung in der Debatte forderte, um sogleich die Generalverdachtskeule zu schwingen. Und das in einem Duktus, der mir Übelkeit bereitet. Immerhin ist Differenzierung schon ein Zugeständnis, eine Abkehr von den Goldstücken und der flächendeckenden Bereicherung. Jetzt heißt es nur noch, daß diese Menschen eben hier seien und wir uns um sie zu kümmern haben. Das wird mit Rücksicht auf die rechtschaffende Mehrheit auch geschehen.
[1] Lennart Pfahler: "Maybritt Illner": Alle prügeln auf Muslime ein - dann spricht Giffey Machtwort. Huffington Post, 06.04.2018.
Fernsehen | Islam | Sandra Maischberger | Hassan Dabbagh | Moslemversteher
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Jocelyn Bell Burnell
wuerg, 05.04.2018 00:23
Nach Chien-Shiung Wu, Rosalind Franklin und Lise Meitner auf den Plätzen 7, 1 und 5 der in [1] genannten Frauen, deren Ruhm Männer ernteten, nun Jocelyn Bell Burnell auf Platz 10 als die letzte, die keinen Nobelpreis erhielt. Während die ersten drei nur mittelbar beteiligt waren, hat Jocelyn Bell tatsächlich eine Entdeckung gemacht, weil sie mit Radioteleskopen aufgefangene Signale nicht als Störung abtat, sondern zusammen mit ihrem Doktorvater Antony Hewish untersuchte und heute als Entdeckerin des ersten Pulsares gilt.
Obwohl sie in der zugehörigen Veröffentlichung an zweiter Stelle genannt ist, erhielt neben Antony Hewish nicht sie den Nobelpreis, sondern der Institutsleiter Martin Ryle, der zuvor Grundlagen der Radioteleskopie schuf. Jocelyn Bell war in den Augen des Nobelkomitees nur eine mit Datenauswertung beschäftigte Doktorandin. „'Die Daten kamen auf Tabellenblättern heraus', erklärt sie. 'Damals gab es nur sehr, sehr wenige Computer, stattdessen ließ man die Ergebnisse einfach durch uns Absolventen auswerten.' […] Viele Forscher hätten diese Signale als technische Störung abgetan. Aber Bell und Hewish waren erstklassige Wissenschaftler, die es genau wissen wollten.“ [2]
Vom Nobelpreis abgesehen haben Männer nicht den größten Ruhm eingefahren. In einem Lehrbuch für Studenten steht Jocelyn Bell unter der Überschrift „Wie wurden Neutronensterne entdeckt?“ ganz vorne: „Die ersten Beobachtungshinweise auf Neutronensterne stammen aus dem Jahr 1967, als eine 24‑jährige Doktorandin namens Jocelyn Bell eine seltsame Radioquelle entdeckte. Bell hatte ihren Betreuer, Anthony Hewish, beim Bau eines Radioteleskopes unterstützt, […] Nachdem sie andere Möglichkeiten ausgeschlossen hatte, kam sie zu dem Schluss, dass irgendwo aus der Nähe des Sternbilds Schwan (Cygnus) gepulste Radiostahlung empfangen wurde. Die Intervalle betrugen genau 1,337301 Sekunden.“ [3]
Auch die Bibel der Astrophysik widmet sich nicht nur der Entdeckung, sondern in einer Fußnote auch der Kontroverse: „In 1974 Hewish was awarded a share of the Nobel Prize, along with Martin Ryle, for their work in radio astronomy. Fred Hoyle and others have argued that Jocelyn Bell should have shared the prize as well; Hewish had designed the radio array and observational technique, but Bell was the first to notice the pulsar signal. This controversial omission has inspired references to the award as the 'No-Bell' prize.“ [4]
Es war wohl nicht Frauenfreundlichkeit allein, die Hoyle die Nobelpreisvergabe kritisieren ließ. Er mochte vor allem Ryle nicht, der den Urknall bevorzugte, während Hoyle dem statischen Universum anhing. Vielleicht hat es ihn um den eigenen Nobelpreis gebracht. „Daß Hoyle übergangen wurde, ist eine der größten Ungerechtigkeiten in der Geschichte des Nobelpreises. Das Komitee brüskierte Hoyle vor allem, weil er sich über die Jahre mit seiner unverblümten Art zahlreiche Feinde gemacht hatte. Zum Beispiel hatte er sich lautstark beschwert, als der Nobelpreis für Physik 1974 für die Entdeckung der Pulsare vergeben wurde. Er räumte ein, daß die Entdeckung dieser pulsierenden Sterne ein wichtiger Durchbruch war, empörte sich jedoch, weil der Preis nicht mit der jungen Astronomin Jocelyn Bell geteilt wurde, der die entscheidenden Beobachtungen gelungen waren.“ [5]
Auch wenn der Nobelpreis an vielen Männern wie Hoyle vorbeiging und Verbrecher einen für den Frieden erhielten, ist die Frauenquote weiterhin sehr gering, was natürlich auch der Tatsache geschuldet ist, daß Frauen es in derartige Höhen auch heute nur selten schaffen. Deshalb ist der Nobelpreis kein guter Maßstab für die Gleichberechtigung. Werden Frauen nicht nominiert oder gehen trotzdem leer aus, zeigt dies allenfalls, daß die Männer im Vergabekomitee Frauen den Ruhm vorenthalten, ohne ihn selbst einheimsen zu können. Die Kollegen der übergangenen Frauen haben ihn zwar im gutmeinenden Wortsinne geerntet, aber nicht gestohlen, wie die Überschrift von [1] suggeriert.
[1] Jessica Samakow: Diese 11 Frauen haben Bahnbrechendes geschafft - den Ruhm ernteten Männer. Huffington Post, 31.03.2018. Link inzwischen ungültig.
[2] Couper, Henbest: Die Geschichte der Astronomie. Frederking & Thaler Verlag München, 2007. Seite 251.
[3] Bennett, Donahue, Schneider, Voit: Astronomie ‒ Die kosmische Perspektive. Pearson Studium, 5. Auflage 2010. Seite 835.
[4] Carroll, Ostlie: An Introduction to Modern Astrophysics. Addison Wesley, San Francisco, 2. Auflage, 2007. Seite 587.
[5] Simon Singh: Big Bang ‒ Der Ursprung des Kosmos und die Erfindung der modernen Naturwissenschaft. Büchergilde Gutenberg, 2005, Seite 409.
Chien-Shiung Wu | Rosalind Franklin | Lise Meitner
Obwohl sie in der zugehörigen Veröffentlichung an zweiter Stelle genannt ist, erhielt neben Antony Hewish nicht sie den Nobelpreis, sondern der Institutsleiter Martin Ryle, der zuvor Grundlagen der Radioteleskopie schuf. Jocelyn Bell war in den Augen des Nobelkomitees nur eine mit Datenauswertung beschäftigte Doktorandin. „'Die Daten kamen auf Tabellenblättern heraus', erklärt sie. 'Damals gab es nur sehr, sehr wenige Computer, stattdessen ließ man die Ergebnisse einfach durch uns Absolventen auswerten.' […] Viele Forscher hätten diese Signale als technische Störung abgetan. Aber Bell und Hewish waren erstklassige Wissenschaftler, die es genau wissen wollten.“ [2]
Vom Nobelpreis abgesehen haben Männer nicht den größten Ruhm eingefahren. In einem Lehrbuch für Studenten steht Jocelyn Bell unter der Überschrift „Wie wurden Neutronensterne entdeckt?“ ganz vorne: „Die ersten Beobachtungshinweise auf Neutronensterne stammen aus dem Jahr 1967, als eine 24‑jährige Doktorandin namens Jocelyn Bell eine seltsame Radioquelle entdeckte. Bell hatte ihren Betreuer, Anthony Hewish, beim Bau eines Radioteleskopes unterstützt, […] Nachdem sie andere Möglichkeiten ausgeschlossen hatte, kam sie zu dem Schluss, dass irgendwo aus der Nähe des Sternbilds Schwan (Cygnus) gepulste Radiostahlung empfangen wurde. Die Intervalle betrugen genau 1,337301 Sekunden.“ [3]
Auch die Bibel der Astrophysik widmet sich nicht nur der Entdeckung, sondern in einer Fußnote auch der Kontroverse: „In 1974 Hewish was awarded a share of the Nobel Prize, along with Martin Ryle, for their work in radio astronomy. Fred Hoyle and others have argued that Jocelyn Bell should have shared the prize as well; Hewish had designed the radio array and observational technique, but Bell was the first to notice the pulsar signal. This controversial omission has inspired references to the award as the 'No-Bell' prize.“ [4]
Es war wohl nicht Frauenfreundlichkeit allein, die Hoyle die Nobelpreisvergabe kritisieren ließ. Er mochte vor allem Ryle nicht, der den Urknall bevorzugte, während Hoyle dem statischen Universum anhing. Vielleicht hat es ihn um den eigenen Nobelpreis gebracht. „Daß Hoyle übergangen wurde, ist eine der größten Ungerechtigkeiten in der Geschichte des Nobelpreises. Das Komitee brüskierte Hoyle vor allem, weil er sich über die Jahre mit seiner unverblümten Art zahlreiche Feinde gemacht hatte. Zum Beispiel hatte er sich lautstark beschwert, als der Nobelpreis für Physik 1974 für die Entdeckung der Pulsare vergeben wurde. Er räumte ein, daß die Entdeckung dieser pulsierenden Sterne ein wichtiger Durchbruch war, empörte sich jedoch, weil der Preis nicht mit der jungen Astronomin Jocelyn Bell geteilt wurde, der die entscheidenden Beobachtungen gelungen waren.“ [5]
Auch wenn der Nobelpreis an vielen Männern wie Hoyle vorbeiging und Verbrecher einen für den Frieden erhielten, ist die Frauenquote weiterhin sehr gering, was natürlich auch der Tatsache geschuldet ist, daß Frauen es in derartige Höhen auch heute nur selten schaffen. Deshalb ist der Nobelpreis kein guter Maßstab für die Gleichberechtigung. Werden Frauen nicht nominiert oder gehen trotzdem leer aus, zeigt dies allenfalls, daß die Männer im Vergabekomitee Frauen den Ruhm vorenthalten, ohne ihn selbst einheimsen zu können. Die Kollegen der übergangenen Frauen haben ihn zwar im gutmeinenden Wortsinne geerntet, aber nicht gestohlen, wie die Überschrift von [1] suggeriert.
[1] Jessica Samakow: Diese 11 Frauen haben Bahnbrechendes geschafft - den Ruhm ernteten Männer. Huffington Post, 31.03.2018. Link inzwischen ungültig.
[2] Couper, Henbest: Die Geschichte der Astronomie. Frederking & Thaler Verlag München, 2007. Seite 251.
[3] Bennett, Donahue, Schneider, Voit: Astronomie ‒ Die kosmische Perspektive. Pearson Studium, 5. Auflage 2010. Seite 835.
[4] Carroll, Ostlie: An Introduction to Modern Astrophysics. Addison Wesley, San Francisco, 2. Auflage, 2007. Seite 587.
[5] Simon Singh: Big Bang ‒ Der Ursprung des Kosmos und die Erfindung der modernen Naturwissenschaft. Büchergilde Gutenberg, 2005, Seite 409.
Chien-Shiung Wu | Rosalind Franklin | Lise Meitner
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