Frauenärztinnen
Wir wissen, daß Frauen die besseren Auto­fahrerinnen sind. Möglicher­weise sind auch Frauen­ärztinnen die besseren Frauen­ärzte, denn ist der Arzt eine Frau, überleben mehr Kranke, vor allem Frauen. [1] Möglicher­weise war es nur eine Übung von Studenten der Wirtschafts­wissen­schaften, die ihre Statistik­künste unter Berück­sichtigung persön­licher Vorlieben ihrer Profes­sorin [2] auf medizi­nischem Gebiet probieren durften. Ich will nicht bezweifeln, daß den Männern mehr wegsterben und Frauen eher einem Herz­infarkt erliegen. Möglicherweise haben die männlichen Ärzte tatsächlich Probleme mit kranken Frauen, die häufiger "untypische Symptome" zeigen. Sind Männer für diese Symptome blind? Tragen sie zu der insgesamt hohen Frauen­sterb­lichkeit bei?

Die Ärtzezeitung [3] vermeidet Abartig­keiten in der Über­schrift und nennt etwas mehr Zahlen über die Aussichten der als Notfall mit der Diagnose Herz­infarkt einge­lieferten Patienten, die Klinik nur tot zu verlassen:
          Sterberate   Modell aus
          in Prozent   4 Faktoren
Arzt:     Mann  Frau   Mann  Frau
Männer:   12,6  11,8    rs    qr 
Frauen:   13,3  12,0    pr   pqrs
Der Wert p=1,036 steht für eine um 3 bis 4 Pro­zent höhere Sterb­lichkeit der Frauen im Vergleich zu Männern, q=0,919 be­deuten fast 9 Pro­zent höhere Über­lebens­chancen in der Obhut von Frauen, und s=0,982 lassen einen Gleich­geschlecht­lichkeits­bonus von 2 Pro­zent erkennen. Eine Frau hat bei einer Ärztin also mehr als 10 Pro­zent bessere Aussichten als bei einem männ­lichen Arzt.

Immerhin gibt das Ärzteblatt zu bedenken, daß Männer sich möglicher­weise mit den schweren Fällen rumschlagen müssen und ihnen deshalb mehr wegsterben. Es bleibt dann aber bei einem kleinen Gleich­geschlecht­lichkeits­bonus, der geradezu menschlich ist und nochmals verdeutlicht, daß es doch einen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt. Aber warum sterben Frauen ganz allgemein leichter an einem Herz­infarkt? Weil sie im Mittel älter werden und mit Herz­infarkt wohl auch sind? Weil Männer in jungen Jahren von Säufer­leber oder Arbeits­unfall dahin­gerafft wurden? Weil Frauen leichte Infarkte als etwas anderes ausgelegt werden? Aber das sind Fragen, die sich allein mit Statistik für Wirtschafts­wissen­schaftler nicht beant­worten lassen.

[1] Ist der Arzt eine Frau, überleben mehr Frauen einen Herz­infarkt. Neue Zürcher Zeitung, 07.08.2018.
[2] Schön für Laura Huang, daß sie als Asiatin in Harvard lehren darf und sich auch für #equality anderer stark macht. Gerne kann sie auch den bei der Rettung der Fußball­jungen verstor­benen (Landsmann?) Saman Gunan als strah­lenden Helden feiern. Leider sind die statistischen Zahlen zu mager für eine Bachelo­rarbeit: Von einem Dutzend Tauchern ist einer gestorben und einer war ein Thai. Besteht ein Zusammen­hang?
[3] Frauen überleben Herzinfarkt häufiger, wenn sie von einer Ärztin behandelt werden. Ärzte­blatt, 07.08.2018. Sie ordnen dem Artikel die Kate­gorien Herz­infarkt und Gender­medzin zu!

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