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Lise Meitner
wuerg, 03.04.2018 19:37
Viele Menschen wurden und werden als Frau oder homosexuell, wegen ihres Aussehens oder Herkunft benachteiligt. Hinzu kommen widrige Umstände, die jedem widerfahren können. Auch sie können als Diskriminierung ausgeben werden, wenn man nicht gerade cis-heterosexueller weißer Mann ist. Wer anhand von Einzelschicksalen eine Lanze für Frauen brechen will, kann schlecht zu uninteressanten, unbedeutenden oder gar unbekannten Beispielen greifen. Da müssen auch Wissenschaftlerinnen her, an denen wie an so manchem Mann der Nobelpreis vorbeiging, weil sie in Ermangelung weiterer Frauen von Männern eingeheimst wurden, die weibliche Leistungen vorsätzlich verschwiegen.
Bereits zweimal zitierte ich einen Artikel [1] dieser Kategorie. Zum einen zu Chien-Shiung Wu auf Platz 7, die leider nur experimentell nachwies, was andere zuvor zumindest für möglich hielten. Zum anderen Rosalind Franklin auf Platz 1, die durch eine Röntgenaufnahme zur Verbesserung einer mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Theorie beitrug. In beiden Fällen hätte es sich gehört, den Anteil dieser Frauen für jederman hörbar zu würdigen. Das versäumt zu haben, kann den durch die Nobelpreise berühmten Männern vorgeworfen werden. Man kann aber auch den Allmächtigen anklagen, Rosalind Franklin bereits im Alter von 37 Jahren abberufen zu haben.
Mit Lise Meitner auf Platz 5 ist es ganz anders. Sie hat über zwei Weltkriege hinweg mit Otto Hahn gearbeitet. Er verhalf im Sommer 1938 der Protestantin jüdischer Eltern zur Flucht nach Schweden. Ein halbes Jahr später entdeckte er zusammen mit Fritz Straßmann die Kernspaltung. Zunächst informierte er nur Lise Meitner, ein nicht ungefährliches Unterfangen. [2] Sie lieferte sofort eine Erklärung. [3] Den Nobelpreis für Chemie des Jahres 1944 erhielt Otto Hahn. Nicht nur Lise Meitner und ihr Neffe und Mitarbeiter Otto Frisch gingen leer aus, auch Fritz Straßmann und erneut ein fünftes Rad am Wagen: Die Chemikerin Ida Noddack, die bereits 1934 die falsche Entdeckung von Transuranen bezweifelte und gegen den Zeitgeist eine Kernspaltung für möglich hielt.
Was den Nobelpreis betrifft hatte Lise Meitner trotz vieler Nominierungen Pech gehabt, führte aber ein langes und zufriedenes Leben in Freundschaft mit Otto Hahn. In der Wikipedia kann man nachlesen, daß sie nie mit der Entscheidung des Nobelpreiskomitees haderte. Ohne ihre Flucht hätte sie nach dem Krieg zusammen mit Otto Hahn den Nobelpreis entgegennehmen oder im Konzentrationslager enden können. Die Mär von der jüdischen Pazifistin, die durch einen Nazi um ihren Ruhm gebracht wurde, ist eine verbreitete und auch in [1] wieder einmal abgeschriebene feministische Lüge. Die Überschrift „Lise Meitner entdeckte die Kernspaltung“ setzt noch einen drauf. Das ist grottenfalsch. Sie hatte aber einen vorbereitenden Anteil an der Entdeckung und erklärte die Kernspaltung, mit der ihr Name auf ewig verbunden bleiben wird.
[1] Jessica Samakow: Diese 11 Frauen haben Bahnbrechendes geschafft - den Ruhm ernteten Männer. Huffington Post, 31.03.2018. Link inzwischen ungültig.
[2] Otto Hahn und Fritz Straßmann: Über den Nachweis und das Verhalten der bei der Bestrahlung des Urans mittels Neutronen entstehenden Erdalkalimetalle. Naturwissenschaften 27:11, 1939. Zitiert nach [3], S. 346 schrieb Hahn an Meitner: „Ich habe mit Strassmann verabredet, dass wir vorerst nur Dir dies sagen wollen. Vielleicht kannst Du irgendeine phantastische Erklärung vorschlagen.“
[3] Jörn Bleck-Neuhaus: Elementare Teilchen. Springer Spektrum, 2. Auflage 2013. Seite 346: „Meitner (mit O. Frisch) gelang es innerhalb von zwei Wochen, aus dem kurz vorher entdeckten Tröpfchen-Modell die noch heute gültige Deutung zu entwickeln.“
Jocelyn Bell Burnell | Rosalind Franklin | Chien‑Shiung Wu
Bereits zweimal zitierte ich einen Artikel [1] dieser Kategorie. Zum einen zu Chien-Shiung Wu auf Platz 7, die leider nur experimentell nachwies, was andere zuvor zumindest für möglich hielten. Zum anderen Rosalind Franklin auf Platz 1, die durch eine Röntgenaufnahme zur Verbesserung einer mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Theorie beitrug. In beiden Fällen hätte es sich gehört, den Anteil dieser Frauen für jederman hörbar zu würdigen. Das versäumt zu haben, kann den durch die Nobelpreise berühmten Männern vorgeworfen werden. Man kann aber auch den Allmächtigen anklagen, Rosalind Franklin bereits im Alter von 37 Jahren abberufen zu haben.
Mit Lise Meitner auf Platz 5 ist es ganz anders. Sie hat über zwei Weltkriege hinweg mit Otto Hahn gearbeitet. Er verhalf im Sommer 1938 der Protestantin jüdischer Eltern zur Flucht nach Schweden. Ein halbes Jahr später entdeckte er zusammen mit Fritz Straßmann die Kernspaltung. Zunächst informierte er nur Lise Meitner, ein nicht ungefährliches Unterfangen. [2] Sie lieferte sofort eine Erklärung. [3] Den Nobelpreis für Chemie des Jahres 1944 erhielt Otto Hahn. Nicht nur Lise Meitner und ihr Neffe und Mitarbeiter Otto Frisch gingen leer aus, auch Fritz Straßmann und erneut ein fünftes Rad am Wagen: Die Chemikerin Ida Noddack, die bereits 1934 die falsche Entdeckung von Transuranen bezweifelte und gegen den Zeitgeist eine Kernspaltung für möglich hielt.
Was den Nobelpreis betrifft hatte Lise Meitner trotz vieler Nominierungen Pech gehabt, führte aber ein langes und zufriedenes Leben in Freundschaft mit Otto Hahn. In der Wikipedia kann man nachlesen, daß sie nie mit der Entscheidung des Nobelpreiskomitees haderte. Ohne ihre Flucht hätte sie nach dem Krieg zusammen mit Otto Hahn den Nobelpreis entgegennehmen oder im Konzentrationslager enden können. Die Mär von der jüdischen Pazifistin, die durch einen Nazi um ihren Ruhm gebracht wurde, ist eine verbreitete und auch in [1] wieder einmal abgeschriebene feministische Lüge. Die Überschrift „Lise Meitner entdeckte die Kernspaltung“ setzt noch einen drauf. Das ist grottenfalsch. Sie hatte aber einen vorbereitenden Anteil an der Entdeckung und erklärte die Kernspaltung, mit der ihr Name auf ewig verbunden bleiben wird.
[1] Jessica Samakow: Diese 11 Frauen haben Bahnbrechendes geschafft - den Ruhm ernteten Männer. Huffington Post, 31.03.2018. Link inzwischen ungültig.
[2] Otto Hahn und Fritz Straßmann: Über den Nachweis und das Verhalten der bei der Bestrahlung des Urans mittels Neutronen entstehenden Erdalkalimetalle. Naturwissenschaften 27:11, 1939. Zitiert nach [3], S. 346 schrieb Hahn an Meitner: „Ich habe mit Strassmann verabredet, dass wir vorerst nur Dir dies sagen wollen. Vielleicht kannst Du irgendeine phantastische Erklärung vorschlagen.“
[3] Jörn Bleck-Neuhaus: Elementare Teilchen. Springer Spektrum, 2. Auflage 2013. Seite 346: „Meitner (mit O. Frisch) gelang es innerhalb von zwei Wochen, aus dem kurz vorher entdeckten Tröpfchen-Modell die noch heute gültige Deutung zu entwickeln.“
Jocelyn Bell Burnell | Rosalind Franklin | Chien‑Shiung Wu
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