Widerstandslinie
In den sinnleeren Börsennachrichten ist gelegent­lich von Wider­stands­linien die Rede, besonders gerne bei Kursen mit mehreren Nullen am Ende. Das kann nur inso­fern einen Funken von Wahrheit enthalten, als viele Anleger diese Linien fürchten, zumindest annehmen, ihre Mitbewerber an der Börse würden sie beachten. Keine Linien, doch Wider­stand gibt es wirklich. Oben riskiert man, mit der Gier zu spät zu kommen und über­teuerte Papiere zu kaufen, die bald in den Keller fallen. Unten hat es mit den Massen­verkäufen aus Angst oder trif­tigem Grund späte­stens dann ein Ende, wenn der wahre Wert des Unter­nehmens erreicht ist oder ein Großteil der Aktien sich in Händen derer befindet, die nicht handeln, sondern halten und auf bessere Zeiten warten.

Mit Corona ist es ählich. Um eine Siebetageinzidenz von 500 setzt Panik ein, und sobald sie wieder unter 50 fallen könnte [1] nicht nur Nach­lässig­keit, es macht sich auch der Boden­satz derer bemerk­bar, die sich nie an Regeln hielten und zu Zeiten hoher Inziden­zien [2] in der Masse unter­gingen. Es mag sein, daß neben allge­meiner Müdig­keit auch der Kar­neval den R‑Wert wieder über die Eins getrieben hat. Wegen der Über­lage­rung mit anhal­tender Reni­tenz im Süden, in der Zone und wie jetzt in Bremen auftre­tenden begrenz­ten Ausbrü­chen, kann ich das den Zahlen nicht entnehmen. Wahr­schein­lich auch kein Mathe­matiker, der beruf­lich damit befaßt ist, auf viele Daten zugrei­fen kann und es bei Herrn Lanz [3] auch nur auf eine Palette extre­mer Szena­rien bringt, für die Detail­wissen über­flüssig ist.

Immerhin konnte Herrn Lanz seine offen­sicht­lich frische Erkenntnis bestä­tigt werden, daß es von 50 auf 25 genauso lange dauert wie von 200 auf 100, auch wenn das Bild vom brem­senden Auto völlig falsch war. Das bilden sich nämlich nur Raser ein. Und ganz richtig ist die Vorstel­lung kon­stanter rela­tiver Abnahme der Infi­zierten auch nicht. Oben kann man im Bild des Auto­fahrers bleiben, der mit zuneh­mender Geschwindigkeit kaum noch gegen den Fahrtwind ankommt. Unten ist es jedoch anders. Es geht auch loga­rith­misch immer schwä­cher bergab. Wie ein Eimer Wasser nicht leer wird, wenn das Loch an der Seite und nicht im Boden ist, um ein weiteres blödes Bild zu bemühen und die Frage zu stellen: Müssen wir den Boden mühsam aus­schöpfen oder lassen wir ihn langsam ver­dunsten?

[1] Eine Siebentageinzidenz von 50 bedeutet 6000 Infi­zierte jeden Tag. Eine Zahl, die vor einem Jahr noch Angst und Schrecken ver­breitet hätte und in der ersten Welle nur wenige Tage erreicht wurde.

[2] Diesen sich bildungssprachlich gebenden Plural höre ich immer wieder.

[3] Ekelhaft, wie auch Herr Lanz sich begierig einreiht in die Riege der vermeint­lichen Bildungs­bürger, die mit ihrer mathe­mati­schen Unbe­leckt­heit koket­tieren.

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Eine Zahl, die vor einem Jahr noch Angst und Schrecken ver­breitet hätte?
Die Zahl selbst wohl nicht, sondern die befürchtete exponentielle Explosion. Im März bestand ja die Befürchtung, dass es binnen Wochen Millionen Infizierte geben würde (wohlgemerkt gleichzeitig).

Das hätten die Krankenhäuser natürlich nicht verkraftet.
Die derzeit 6000 Neuinfektionen täglich kann man gut bewältigen.

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Ja, Angst und Schrecken! Über 6.000 Infizierte gab es in der ersten Welle nur an vier Tagen als es nicht mehr bergauf ging, sondern das Maxi­mum offen­sicht­lich erreicht war. Heute sind wir mit 7.500 noch deut­lich drüber und halten es für einen Erfolg, weil es zu Weih­nachten noch 25.000 waren. Es wird zwar nicht mehr so leicht gestorben, doch sind es von 900 Toten am Tag kommend immer noch 400. Auf dem Sterbe­höhe­punkt Mitte April waren es gerade einmal 250. Natür­lich stecken wir die mit mehr Betten und einge­spielter Einäsche­rung besser weg.

Trotzdem bleibt es dabei: Als die 50 festge­legt wurde, orien­tierte man sich an den schlimm­sten Tagen im März und April mit einer Sieben­tage­inzi­denz von (6000⋅7)/(83.500.000/100.000)=50 und hielt dies für eine Ober­grenze, die wahr­schein­lich nie über­schritten würde, andern­falls erheb­liche Maß­nahmen nach sich ziehen werde. Als wir vorbei­zogen, passierte lange Zeit nichts. Jetzt kommen wir von oben und meinen, alles würde mit 49 wieder gut. Und selbst das schaffen wir nicht.

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wir können es selbst mit einer inzidenz von 200 schaffen
die 3 monate können wir noch durchhalten und haben unendlich luft nach oben

wir haben eine völlig andere situation als im märz
als sich alle panikartig an der lombardei orientierten

immer schön cool bleiben
alles wird gut!

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Selber cool bleiben, und nicht aufregen, wenn Maßnahmen ergriffen, Buß­gelder erhoben und Arbeits­lose zum Ausheben von Gräbern verpflichtet werden. Meinet­wegen können 1000 pro Tag sterben. Dann steht Krebs mit 600 eben dauer­haft an dritter Stelle. Den vier Drogen­toten (Corona-Niveau Mitte 2020) weine ich so und so nicht nach. Und Aids ist endlich als Fliegen­schiß erkannt.

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Inzwischen (April 2023) sind es drei Jahre lang durch­schnitt­lich über 30.000 Infi­zierte und 150 Tote pro Tag gewesen. Und natür­lich hätten wir uns auch alle dreimal anstecken und eine halbe Million über den Jordan gehen lassen können. Nur hätte man dann nicht erst christ­liche Nächsten­liebe heucheln und gleich auf das Rezept der Corona-​Leugner und späteren Impf­gegner hören sollen: Die Natur wird es schon richten! Aber ich bin sicher, wir werden den moralischen Makel auch leicht weg­stecken, solange wir frei unserem Vergnügen nach­gehen können. Die Oma wäre auch so gestorben!

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