Hausaufgaben, Teil 5
wuerg, 04.05.2007 00:52
Hier eine unausgegorene Aufgabe zu linearen Funktionen und ihre Darstellung, wenn ich mich einmal derart schlicht und direkt ausdrücken darf:
Wer das so liest, könnte mich für pingelig halten, sollte aber beachten, daß er möglicherweise den kleinen Schwachpunkt ohne meine Erläuterung einfach übersehen hätte oder bei der Lösung an ganz anderen Kleinigkeiten gescheitert wäre, zum Beispiel an dem feinen Unterschied zwischen linear und proportional oder an dem breiten Graphen-Geschwafel. Selbstverständlich können nicht nur Mathematiker solche leichten Schwächen korrigieren, und es wäre mir auch lieb, wenn in der Schule eine derartige Fehlertoleranz geübt würde, auf daß jeder Abiturient in der Lage wäre, auch sehr formale Sachverhalte weitgehend in geläufiger Umgangssprache exakt zu beschreiben. Doch leider sehe ich eher das Gegenteil: In der Schulmathematik werden Begriffe und Bezeichnungen eingeführt, die in der wirklichen Mathematik ungebräuchlich oder einfach unsinnig sind, um mich anderer Vokabeln zu enthalten. Auch das demonstriert die eingangs erwähnte Aufgabe.
Dem flüchtigen Leser wird "die Punkte P(8|9) und Q(1|2)" gar nicht irritieren. Ich aber frage mich, was an der traditionellen Schreibweise "die Punkte P=(8,9) und Q=(1,2)" auszusetzen ist. Etwa die Gleichsetzung der Punkte P und Q mit den Paaren (8,9) und (1,2)? Soll der senkrechte Strich irgendetwas andeuten? Daß es sich um Koordinaten handelt? Soll P(8|9) etwa für "Punkt P mit Abszisse 8 und Ordinate 9" stehen? Oder gar für den Punkt mit den Koordinaten 8 und 9? Nein, letzteres geht nicht, dann wäre Q(1,2) ja ein Qunkt! Wahrscheinlich soll z(x|y) eine triviale Relation über E×R×R sein, die immer dann erfüllt ist, wenn der Punkt z der Ebene E die Koordinaten x und y hat, obgleich dann P und Q die Punkte wären, nicht P(8|9) und Q(1|2). Und da man diese Ungereimtheiten einem Achtkläßler zu erklären nicht in der Lage ist, bleibt wieder einmal kritiklose Aneignung von Schulkonventionen, wo schlichtes Verstehen so einfach wäre.
Liste aller Hausaufgaben
Dem Mathematiker fällt reflexhaft die Bezugnahme auf eine nicht bezeichnete Funktion f auf, denkt sich aber sofort, daß wohl die lineare Funktion f durch die Punkte P und Q gemeint ist. Er setzt in Teil a der Aufgabe sofort eine proportionale Funktion g an und wundert sich somit nicht über das Erscheinen von h im Teil b. Auf der anderen Seite bemerken selbst Schulbuchautoren gar nicht die Unbestimmtheit von f und wundern sich auch nicht über das Fehlen von g, obgleich doch von f und h die Rede ist. Und Lehrer stehen auf dem Schlauch, wenn Schüler sie um eine Erläuterung bitten. Zur Schulbuchkritik oder Streichung der Aufgabe fehlt es oft an Souveränität.Der Graph einer linearen Funktion geht durch die Punkte P(8|9) und Q(1|2). a) Bestimme den Term einer proportionalen Funktion, deren Graph parallel zu dem Graphen von f ist. b) Bestimme den Term der linearen Funktion h, deren Graph parallel zu dem Graphen von f ist und durch den Punkt R(2|-3) geht.
Wer das so liest, könnte mich für pingelig halten, sollte aber beachten, daß er möglicherweise den kleinen Schwachpunkt ohne meine Erläuterung einfach übersehen hätte oder bei der Lösung an ganz anderen Kleinigkeiten gescheitert wäre, zum Beispiel an dem feinen Unterschied zwischen linear und proportional oder an dem breiten Graphen-Geschwafel. Selbstverständlich können nicht nur Mathematiker solche leichten Schwächen korrigieren, und es wäre mir auch lieb, wenn in der Schule eine derartige Fehlertoleranz geübt würde, auf daß jeder Abiturient in der Lage wäre, auch sehr formale Sachverhalte weitgehend in geläufiger Umgangssprache exakt zu beschreiben. Doch leider sehe ich eher das Gegenteil: In der Schulmathematik werden Begriffe und Bezeichnungen eingeführt, die in der wirklichen Mathematik ungebräuchlich oder einfach unsinnig sind, um mich anderer Vokabeln zu enthalten. Auch das demonstriert die eingangs erwähnte Aufgabe.
Dem flüchtigen Leser wird "die Punkte P(8|9) und Q(1|2)" gar nicht irritieren. Ich aber frage mich, was an der traditionellen Schreibweise "die Punkte P=(8,9) und Q=(1,2)" auszusetzen ist. Etwa die Gleichsetzung der Punkte P und Q mit den Paaren (8,9) und (1,2)? Soll der senkrechte Strich irgendetwas andeuten? Daß es sich um Koordinaten handelt? Soll P(8|9) etwa für "Punkt P mit Abszisse 8 und Ordinate 9" stehen? Oder gar für den Punkt mit den Koordinaten 8 und 9? Nein, letzteres geht nicht, dann wäre Q(1,2) ja ein Qunkt! Wahrscheinlich soll z(x|y) eine triviale Relation über E×R×R sein, die immer dann erfüllt ist, wenn der Punkt z der Ebene E die Koordinaten x und y hat, obgleich dann P und Q die Punkte wären, nicht P(8|9) und Q(1|2). Und da man diese Ungereimtheiten einem Achtkläßler zu erklären nicht in der Lage ist, bleibt wieder einmal kritiklose Aneignung von Schulkonventionen, wo schlichtes Verstehen so einfach wäre.
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