Waschmaschinen
In letzter Zeit höre ich immer öfter, daß nicht nur alles teurer würde, sondern es mit der deut­schen Wirt­schaft ganz allge­mein bergab ginge. Das Marken­zeichen „Made in Germany“ soll einem „german free“ gewichen sein. Es soll helfen, kein noch so kleines Bauteil aus Deutsch­land zu ver­arbeiten, das schon in naher Zukunft nicht mehr lie­ferbar ist oder zu teuer wurde, weil neue Auf­lagen zu beachten sind. Das gilt nicht nur für die klassi­schen regu­lierten Pro­dukte wie Waffen. Von neuen Sank­tionen einmal ganz abge­sehen.

Ich konnte mir das gar nicht vorstellen. Deshalb bin ich Anna­lena Baer­bock für ein schönes Bei­spiel dankbar, sei es von ihr selbst oder ihrer Paro­die: Sie nennt Wasch­maschi­nen als ein deut­sches Spitzen­produkt, in dem Prozes­soren verbaut sind, die nicht nur den Wasch­vorgang steuern, sondern auch mit dem Benutzer kommuni­zieren. Die könnten aus­gebaut und umpro­gram­miert Drohnen, Panzer und Raketen steuern. Ja, dachte ich mir, und dann dürfen Wasch- und Spül­maschi­nen nicht mehr nach Israel gelie­fert werden.

Ich nehme einmal an, daß Haushalts­geräte wie meine Personen­waage heute aus Kosten­gründen mit Uni­versal­prozes­soren ausge­stattet sind, die auch andere Tätig­keiten steuern können. Nur frage ich mich: Sind diese schlauen Chips nicht kisten­weise zu kaufen und damit viel billiger als eine ganze Wasch­maschine? Und reicht deren Lei­stungs­fähig­keit tatsäch­lich für eine beweg­liche Objekte erken­nende oder auch nur fern­steuer­bare Drohne? Wenn ja, so sollte doch jedes Land in der Lage sein, solche Prozes­soren selbst herzu­stellen oder von befreun­deten Schurken zu kaufen, auch pro­gram­mieren zu lassen.

Weshalb schreibe ich das? Es erinnert mich an eine Zeit, da ich den Begriff Wasch­maschi­nenpro­zessor erfand oder unbewußt von anderen über­nahm. Es war die 8080-Z80-Zeit, und man konnte nicht überall diese teuren Bau­teile ein­setzen. Zudem waren sie nicht arbeits­fähig, wenn sie ihr Pro­gramm ver­loren. Ein Wasch­maschinen­prozes­sor war dagegen klein, aber von einge­schränk­ter Funk­tiona­lität. Dafür hatte er ein festes Pro­gramm auf dem gleichen Chip und lief nach dem Ein­schalten sofort los. Sie steckten damals noch in keiner Wasch­maschine, deren elektro­mechani­sche Steue­rung noch viel, viel bil­liger war. Aber zum Bei­spiel in Hand­funk­geräten der Polizei, um dem naiven Leser eine Brücke zu bauen: Dann müssen heutige Pro­zesso­ren doch von noch höherer Sicher­heits­rele­vanz sein.

Leider habe ich keine techni­schen Unter­lagen oder gar Pro­gramme zu meinem Wasch­maschi­nenpro­zessor mehr. Er bestand aber aus einer kleinen CPU, die nur wenige Befehle verar­beiten konnte. Das fest zu bren­nende Programm durfte zwei Kilo­byte nicht über­schreiten und war in Blöcken zu 256 Byte zu glie­dern. Ein paar wenige Daten konnten gespei­chert werden, waren aber mit dem Abschal­ten weg. Es war eine schöne Aufgabe, heute würde man Chal­lenge sagen. Das Ziel war nicht eine Drohne in Gaza, sondern eine mög­lichst ein­fache, billige und robuste Geräte­steue­rung. Mein erster pri­vater Computer war kaum größer: 4 Kilo­byte ROM, 1 Kilo­byte RAM. Ich habe ihn samt Nach­folger an einen Lieb­haber verkauft, der hoffent­lich keinen Krieg damit führt.

Im Nachgang wollte ich mich infor­mieren, ob dies alles ein Spaß sei, da lese ich von unserem Waffen­spezia­listen Hof­reiter, in russi­schen Panzern hätte man Bau­teile gefunden, die auch in unseren Wasch­maschi­nen stecken. Haben die Russen unter einem Pro­zessor­mangel leidend mit über­mensch­licher Fähig­keit sie aus Wasch­maschi­nen gebro­chen und neu pro­gram­miert? Oder haben sie einen Sack voll davon in China gekauft, woher auch unsere für Wasch­maschi­nen stam­men? Haupt­sache german free!

Fettwaage

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