Schaltsekunde
Was haben Blogger und Zeitungsredakteure gemeisam? Es geht ihnen mitunter am Arsch vorbei, ob Überschriften etwas mit dem Inhalt zu tun haben oder ihm wenigstens nicht zuwider laufen. So vermeldet Welt-Online [1], daß "die letzte Minute des Weltjahres 2008 61 statt 60 Sekunden haben" wird unter der Überschrift "Erste Minute des Jahres wird 61 Sekunden lang".

Gestern noch wollte ich heute morgen auf meinen Funkwecker schauen, ob er bei 00:59:59 oder 01:00:00 eine Sekunde länger stehen bleibt oder erst im Laufe der Zeit synchronisiert. Ich habe im entscheidenen Moment aber nicht daran gedacht. Es war wohl nicht so wichtig.

[1] Erste Minute des Jahres wird 61 Sekunden lang, Welt-Online, 17. Dezember 2008

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Wo sich rumgesprochen hat, daß der 1.Januar in unserer Zeitzone eine Sekunde länger dauert, wird auch gleich noch ein Superlativ daraus gemacht: Längster Tag des Jahres. Das klingt ja fast wie eine Rätselfrage von Neun-Live, wo es mehr falsche als richtige Antworten gibt, denn wer würde nächste Woche noch wegen der einen Sekunde auf den heutigen Neujahrstag kommen?

Wenn man sich schon nicht auf die Weltzeit bezieht, die natürlich den 31. Dezember um eine Sekunde verlängert, und auf die normale Zeit abhebt, dann sollte man die Sommerzeit nicht vergessen, die dem 25. Oktober 2009 eine Stunde mehr zukommen läßt, womit weder Januar noch Dezember die längsten Monate sind. Es ist der Oktober.

Es ist auch nicht abwegig, die Tageslänge vom Aufgang der Sonne bis zu ihren Untergang zu bemessen. Dann träfe es den 21. Juni 2009, weil an diesem Tage um 7 Uhr 45 für alle Germanen die Sommersonnenwende zu feiern ist. Möglicherweise ist es bei Sarah Palin in Alaska der 20. Juni. In Kapstadt aber der 21. Dezember.

[1] 1. Jänner - längster Tag des Jahres, ORF, 30. Dezember 2008

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Es gibt aber auch Zeitungen, die es hinbekommen:

Der Tanz eines ungleichen Paares
Warum Silvester diesmal eine Sekunde länger dauert

von Alexander S. Kekulé. Tagesspiegel, 10. Dezember 2008, Seite 6.

Ihnen jedenfalls alles Gute für 2009 - jede Sekunde lang. ;-)

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Gewiß, es gibt ja auch Blogger, die nicht der dauerenden Versuchung erliegen, ihre gesamte Originalität in die Überschrift zu legen.

Der Artikel von Alexander S. Kekulé ist genauer, auch wenn nicht alles mit der Schaltsekunde zu tun hat, wie die Bedeutung eines großen Mondes für die Entwicklung von Leben. Vielmehr hätte er beim Thema bleibend erklären sollen, warum "schon 33 Mal [...] die Weltzeit in den letzten 50 Jahren gestoppt" wurde, obgleich die "kosmische Backenbremse den Erdentag [nur] um etwa zwei Tausendstelsekunden pro Jahrhundert" verlangsamt.

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