Adolf Merckle
Als vor Jahren die sich mit den letzten Millionen absetzenden Unternehmer Modethema waren, sagte mir ein vorwiegend mit Firmenpleiten beschäftigter Kollege sinngemäß: Auf jeden Unternehmer, der es sich nach der Pleite seiner Firma im Ausland mit dem zur Seite geschafften Geld die Sonne auf den Bauch scheinen läßt, kommen neun, die bis zuletzt an den Fortbestand ihrer Firma glaubten, mit ihrem Privatvermögen haften mußten und letztlich mit nichts außer Schulden dastehen. Mir fehlt zwar das Mitleid mit beiden Arten von Bankrotteuren, doch an dieser Einsicht muß etwas sein, sonst hätte ich sie mir nicht gemerkt.

Gestern hat sich der bis vor kurzem auch mir völlig unbekante Adolf Merckle vor den Zug gestellt, obwohl er seine Millionenverluste aus dem Milliardenbesitz hätte finanzieren können. Möglicherweise konnte er nicht verwinden, sein Leben lang eine letztlich falsche Idee verfolgt zu haben, nämlich zum eigenen Ruhme ein ständig wachsendes Familenimperium aufzubauen und auf die Umsicht der Erben zu hoffen, die daraus ein Traditionsunternehmen machen würden. Damit ist er wohl in mehrfacher Hinsicht gescheitert.

Ist daraus über die Binsenweisheit hinaus, daß Geld allein nicht glücklich mache, etwas zu lernen? Für mich schon: Vererbung sollte rigoros besteuert, wenn nicht abgeschafft werden! Wer dann immer noch scheffelt und sich abrackert, kann dies in dem guten Gefühl tun, mit dem Tode der Allgemeinheit nicht wie derzeit üblich nur Lasten, sondern auch Vermögen zu hinterlassen. Er muß nicht auf die Sippschaft setzen, die alles besser weiß und anders machen will oder im schlimmsten Falle binnen weniger Jahre auf den Kopf haut. Und wer sich verspekuliert, hat nur sein eigenes Geld verzockt, nicht das Erbe.

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