Männertag
Da bin ich nun ein monopolarer cis-Mann und habe noch nie etwas von einem Männer­tag gehört, der heute gefeiert wird. Gewiß sind mir Diskrimi­nierungen aufgrund meines Geschlechtes bekannt, doch habe ich bis heute keinen Gefallen an der Opfer­rolle gefunden und inter­nationale Solida­rität einge­fordert. Und ich war wegen meiner nächt­lichen Toiletten­gänge auch noch nicht beim Arzt, gleichwohl Prostata-Vorsorge ein Haupt­anliegen der Männer­gruppen zu sein scheint. In Lustig­keit stehen sie den Frauen um nichts nach.

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Vielleicht interessiert Sie das Feature, das es heute Abend um 19.30 Uhr im Deutschlandfunk Kultur zu hören gibt:

Darüber spricht Mann (nicht)
Männergruppen als Weg zur Selbstfindung
Von Ralf Bei der Kellen und Tim Zülch

Im Zuge der sogenannten 68er-Generation kritisierten die Frauen immer stärker und immer öffentlicher ihre Ungleichstellung gegenüber den Männern. In Frauencafés, Frauenbuchläden und Frauengruppen wurden die Mechanismen dekuvriert und die eigene Rolle innerhalb der Gesellschaft analysiert. Männer, die sich in linken und/oder alternativen Gruppen engagierten, sahen sich zunehmend unter Druck, ähnliche Gruppen zu gründen. Wo diese anfänglich von Frauen angeregt wurden oder auch aus Verunsicherung über das Verschwinden alter Klischees - und nicht zuletzt auch aus sexueller Frustration - entstanden, sind Männergruppen heute an einem ganz anderen Punkt. So wie die Frauen nach 1968 verstärkt ihre unterdrückte Position hinterfragten, so hinterfragen seit einigen Jahren Männer die in der Gesellschaft vorherrschenden Normen bezüglich Männlichkeit. Müssen Männer immer stark sein? Wie vereinbare ich Karriere und Vatersein? Wie ist das mit der Männergesundheit? Schließlich sterben Männer immer noch viel früher als Frauen. In diesem Prozess fühlen sich viele Männer hin- und hergerissen; die Rolle des scheinbar heute geforderten Alphasoftie, der stark ist und trotzdem gefühlvoll, überfordert viele. Der Besuch einer Männergruppe kann eine gute Möglichkeit sein, den eigenen Weg zwischen den Herausforderungen zu finden.

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An der Sexfront der Achtund­sechziger wußte man noch nicht, wann welche Para­grafen fallen werden, daß Sex im Kinder­garten sich nicht durch­setzt und was für Truppen im Schlepp­tau der Frauen- und Schwulen­bewegung sich nach 50 Jahren wichtig machen werden. Als cis-Mann waren mir Frauen­gruppen fern und Männer­gruppen peinlich. An Selbst­hilfe­gruppen für geschlechts­spezi­fische Krankheiten kann ich mich nicht erinnern. Auch solche für Unter­halts­zahler fielen mir erst später auf.

Wenn Gruppen, die sich auf der Basis eines gemeinsamen Inter­esses bilden, aus­schließlich aus Männern bestehen, mag man sie Männer­gruppen nennen. Mit solchen im engeren Wortsinne, die sich am eigenen Geschlecht und den übrigen abar­beiten, habe ich nichts am Hut. Wahr­scheinlich war und bin ich zu mittel­mäßig, weder Macho noch verweib­licht, eher des als cis.

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