Nuhr im Zweiten
In Ermagelung eines Fernseher sah ich erst heute den Versuch des Jan Böhmer­mann, Dieter Nuhr und seine Gäste zu paro­dieren. Wenn man krampf­haft versucht zu belehren wie in der Anstalt, in allem Ernst reden muß wie Oliver Welke oder in die rechte Ecke stellen will wie Jan Böhmer­mann, dann kann ich über solche Nach­ahmungen eigent­lich nur lachen, wo sie so echt sind, daß man den Spaß wohl­wol­lend den Origi­nalen zuschreibt.

Schon lange vor seiner Verortung im rechten Bereich fand ich Dieter Nuhr wegen seiner Sprache und Art recht nervig, Luke Mock­ridge war weit vor den Sexis­musvor­würfen schon ein elender unlu­stiger Lang­weiler und die omni­prä­sente Lisa Eckhart geht mir wegen ihres Gehabes und der öster­reichi­schen Sprache auf den Sack. Nun aber sollte ich dank Böhmer­mann mir doch das eine oder andere von ihnen wieder antun.

Am lehrreichsten fand ich die Stelle, da der Anschein erweckt werden soll, man habe einen Juden­witz von Lisa Eckhart heraus­ge­schnit­ten. Danach lacht das darge­stellte Publi­kum derart stark, daß man den Eindruck haben kann oder soll, sie habe tatsäch­lich einen guten Juden­witz erzählt. Was könnte es sonst gewesen sein? Ein poli­tisch kor­rekter Witz kann unmög­lich solche Lacher hervor­bringen.

Wie bei großen Zauber­tricks mit Publi­kums­massen auf der Bühne, die in Wirk­lich­keit alle­samt einge­weihte Stati­sten sind, dienten wohl alle Zuschauer allein dazu, an der rechten(!) Stelle zu jolen, um Verblö­dung, Ras­sismus und Frauen­feind­lich­keit des Publi­kums der mar­kierten Sati­riker aufzu­zeigen. Den Rest besorgen die Tontech­niker. In einer wirk­lichen Satire-​Satire würde man mehr über eine gute Nach­ahmung, denn die persi­flier­ten Inhalte lachen.

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John Strelecky
Erstmalig vernahm ich Strelecky als Antwort auf eine Fern­seh­quiz­frage, dann erblickte ich ihn in der Best­seller­liste, und nun in meiner mit Bahn­hofs­lite­ratur ange­füll­ten Bibli­othek am Rande der Stadt. Dort habe ich mir sein zweites Werk [1] ausge­liehen, fand es zunächst recht kurz­weilig, bis mir auf den Sack ging, welch Schwach­sinn [2] darin immer und immer wieder zele­briert wird: Die naive Glücks­findung gut situ­ierter Menschen.

Heutzutage hätte ich ChatGPT vermutet: Schreibe mir ein Buch über ein freies Leben, in dem ein Notiz­buch über ein freies Leben vor­kommt. Verwende das beliebte Wort Cafe im Titel, spiele auf das Restau­rant am Ende des Uni­ver­sums an, welches Gott ersetzt und wie ein Navi­gations­gerät funk­tio­niert. Füge abschnitts­weise Einga­ben für Mid­journey bei, die ein paar naive Bilder gene­rieren, um den schmalen Band aufzu­motzen.

[1] John Strelecky: Wiedersehen im Café am Rande der Welt. dtv, München, 2. Auf­lage, 2017.

[2] Holger Kreitling: Vorsicht vor Billigtipps aus dem Psycho-Baumarkt! Welt, 10.09.2015.

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Fettwaage
Meine neue Waage malt auf dem Mobil­telefon schöne Kurven zu 14 vers­chie­denen Körper­werten. Hinzu kommen zwei weitere täg­lich ange­zeigte Kenn­zahlen. Für kaum zuneh­mendes Alter, gleich­blei­bende Größe und bestän­diges Geschlecht können die täg­lichen Messungen als Punkte in einem 16-​di­men­sio­nalen Raum gesehen werden, die in ihrer Gesamtheit bis auf kleine Abwei­chungen einen n-dimen­sio­nalen Unter­raum auf­spannen. Dazu muß ich nicht die Waage mit künst­lichen Gewich­ten und Draht­brücken zwi­schen den Fuß­kon­takten durch­testen. Es reicht, die realen Ergeb­nisse der letzten zwei Wochen auf Unab­hängig­keit zu über­prüfen. Und das erwartete Ergebnis ist n=2. Es wird also neben dem Gewicht nur ein Wider­stands­wert gemes­sen. Das Geschwafel von der Impedanz kann man ver­gessen.

Nach welchen Formeln aus dem Gewicht und dem Wider­stand zwischen den Füßen die Viel­zahl der Werte bestimmt wird, ent­zieht sich meiner Kennt­nis. Da mein Gewicht aber nur leicht schwankt und der Wider­stand es auch nicht wilder trei­ben wird, kann die These n=2 dadurch belegt werden, daß ein zwei­dimen­sionaler line­arer Ausgleich aller meiner Werte der letzten zwei Wochen in sehr guter Nähe­rung die Meß­werte trifft. Aus dem Gewicht g in Kilo­gramm und dem Wasser­anteil w in Pro­zenten ergibt sich:
Fettanteil (%)          = + 0,12·g - 0,26·w + 35,2 ± 0,04
Eiweiß (%)              = - 0,13·g - 0,75·w + 62,7 ± 0,03
Knochen (%)             = + 0,00·g + 0,01·w +  2,6 ± 0,03
Knochensalzgehalt (kg)  = + 0,04·g + 0,01·w -  1,2 ± 0,04
Muskeln (%)             = - 0,12·g + 0,25·w + 61,9 ± 0,04
Skelettmuskulatur (%)   = + 0,00·g + 0,89·w +  0,0 ± 0,03
vizerales Fett (Index)  = + 0,08·g - 0,30·w + 28,0 ± 0,25
subkutanes Fett (kg)    = + 0,50·g - 0,30·w -  5,9 ± 0,06
aktive Körpermasse (kg) = + 0,44·g + 0,32·w +  7,2 ± 0,06
Wie ist das zu lesen? Die erste Zeile als Beispiel: Derzeit senkt jedes abge­nommene Kilo­gramm meinen Fett­anteil um 0,12 Pro­zent. Eine Stei­gerung meines Wasser­gehaltes um ein Prozent schafft 0,26 Pro­zent Fett weg. Der feste Anteil von 35,2 Pro­zent Fett ist rein rechne­risch der eines Menschen, der nichts wiegt und völlig ausge­trock­net ist.

Ich sehe zwar noch ein, daß man aus Gewicht und Wider­stand den Wasser­gehalt einiger­maßen bestim­men und den Fett­anteil daraus schät­zen kann. Zweifel­haft wird es aber, das Fett in subku­tanes und vize­rales teilen zu wollen. Und die Grenze ist über­schrit­ten, wenn man daraus einen Knochen­anteil berech­nen will, weshalb ich mich von Anfang wun­derte, warum ich als fett­leibig und wasser­arm einge­stuft werde, aber mein Knochen­anteil ausge­zeich­net sein soll. Wahr­schein­lich ist er das, es bleibt aber geraten.

Es werden weitere Werte gezeigt, die noch schlichter gestrickt sind. So sind BMI, BMR und AMR ein­fache Umrech­nungen des Gewich­tes, unab­hängig vom Wasser­gehalt. Die Muskel­masse ist die Summe aus Wasser und Eiweiß, der Rest sind Fett und Knochen. Die Skelett­musku­latur ergibt sich aus 90 Pro­zent des Wassers. Daraus ist ableit­bar, daß die Nicht-​Skelett-​Muskeln sich aus 10 Pro­zent des Wassers und dem gesam­ten Eiweiß addie­ren. Das ist recht schlicht, auch wenn es nur eine Addi­tion im Rahmen eines Modelles ist und nicht bedeu­tet, daß dort das gesamte Eiweiß ver­braten wird.

Kurz gesagt ist alles wie erwartet: Die Fülle der Werte errechnet sich allein aus dem Gewicht und einem ein­fachen Wider­stand. Ob es Waagen gibt, die wirk­lich die Impe­danz messen und einen drei­dimen­sio­nalen Raum aufspannen, oder solche mit Hand­kon­takten nicht nur genauer sind, sondern noch mehr Dimen­sionen beherr­schen, weiß ich nicht. Geld werde ich dafür nicht ausge­ben, denn mit meiner Waage für 22 Euro bin ich zufrie­den, solange sie noch das Gewicht anzeigt.

Fettleibigkeit

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Fettleibigkeit
Ich habe mir für 22 Euro und paar Zer­quetschte eine Waage gekauft, die Ströme verschie­dener Fre­quen­zen durch meine Beine jagt und nach hoffent­lich ange­mes­se­nem Wider­stands­modell versucht, alles mög­liche zu bestim­men, nicht nur meinen Fett- und Wasser­gehalt. Und was muß ich da zum Gewicht lesen: Fett­leibig­keit.

Das geht doch nicht in einer woken Welt. Es ist schlim­mer als nur inter­nali­siertes Fat­sha­ming, wie es aller­letzt in den sog. sozia­len Medien eine gut gekleide Wucht­brumme einem sprach­losen Arzt diag­nosti­zierte. [1] Natür­lich gab es danach einen Shit­storm gegen diese Dame, und der Arzt bat darum, sich dessen zu ent­halten. Die Unter­werfung kennt keine Gren­zen. Die adi­pöse Frau hielt sich für normal und bevor­zugte den Termi­nus mehrge­wichtig, ich neige zu gravi­tativ benach­teiligt.

Wahrscheinlich hat das alles der Reich­weite und den Verkaufs­erfol­gen nicht geschadet. Ich persön­lich kaufe nicht im Inter­net und bevor­zuge Hirmer, wo ich sofort von einem Ver­käufer bedient wurde, der ziel­sicher eine passende über­große Hose zur Hand hatte und dann wegen unglei­cher Beine den Schnei­der kommen ließ, der sich dann als Schnei­derin ent­puppte. Was will man mehr? Sollte ich tatsäch­lich im Denken meiner Waage von Fett­leibig­keit ins Über­gewicht rutschen, dann kaufe ich wieder von der Stange.

[1] Hyperbole TV: #BodyPositivity: Toxi­scher Hype oder echtes Empower­ment? unbubble, ZDF, Novem­ber 2022.

Fettwaage

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Thilo Sarrazin
Bisher hielt ich es mit vielen Talkshow­gästen und hatte das Buch „Deutsch­land schafft sich ab“ von Thilo Sarra­zin [1] gar nicht gelesen, auch wegen seiner Ähnlich­keit mit einem Kolle­gen, der eben­falls sehr lang­weilig sprach. Soweit mir seine Thesen in Wort und Bild vorge­tragen wurden, konnten sie mich nicht vom Hocker reißen. Ich sah aber, daß sie so manchen Bil­dungs­bürger zur Weiß­glut brachten. Wie schön!

Nun habe ich es gelesen, gleichfalls nicht voll­ständig, weil ich lang­wei­lige wirt­schaft­liche Überle­gungen und witz­lose Stati­stiken aus­ließ. Thilo Sarrazin beklagt den Rück­gang der deut­schen Bevöl­kerung nach Zahl und Intel­ligenz, den wir noch dadurch fördern, vorzugs­weise bil­dungs­ferne Muslime ins Land zu lassen. Das war es auch schon.

Man mag ihm Antisemi­tismus und Biolo­gismus zugleich vor­werfen, weil er jahr­hunderte­langen Selek­tions­druck für einen angeb­lich 15 Pro­zent höheren Intel­ligenz­quo­tienten der Juden anführt. Eher bezwei­fele ich, daß umge­kehrt die Bildungs­ferne einer beque­men Unter­schicht zu einer gravie­renden Einbuße im Vergleich zur übrigen Pisa-​Welt führen wird. Zwar mögen seine Hoch­rech­nungen im Moment gültig sein, doch lang­fristig wird es nach der Lenz­schen Regel nicht so drama­tisch kommen. Es reicht aber, was wir uns nach Erschei­nen seines Buches bereits gelei­stet haben.

Auch wenn Erbbiologie und Rassen­kunde nicht mehr an deut­schen Univer­sitäten gelehrt werden, so bleibt es dennoch richtig, daß Verer­bung einen deut­lichen Einfluß auf Größe, Fett­leibig­keit und Intel­ligenz hat. Nur gibt es meines Erach­tens auch andere Ein­flüsse, die zumindest kurz­fristig deut­lich schnel­ler durch­schlagen: Unge­hemmte Einwan­derung primitv denkender Menschen, Verwahr­losung dank ohne Arbeit mögli­chen erheb­lichen Konsums, Vernach­lässi­gung intelli­genter Schüler im Sumpfe anspruchs­losen Unter­richtes, Verach­tung von Erkenntnis zugun­sten einer persön­lichen Über­zeugung und an Univer­sitäten anderer Schwach­sinn als damals.

Trotzdem bin ich zuver­sicht­lich: Wie immer reagieren Bevöl­kerung und Poli­tiker zu spät, dann aber umso heftiger. An vor­derster Front werden die ent­täuschten Gutmen­schen stehen, nicht die Vernünf­tigen, die immerdar die Reali­tät nicht aus dem Blick ver­lieren. Der Fort­schritt kommt nicht aus der Masse derer, die ihn nur konsu­mieren. Es wird nicht so schlimm werden wie Thilo Sarrazin extra­poliert. Doch könnte es deut­lich besser sein, setzte sich die Vernunft instantan durch.

[1] Thilo Sarrazin: Deutschland schafft sich ab. Random House, 5. Auf­lage, 2010 (vor der Selbst­zensur).

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Hamed Abdel-Samad
Nunmehr neben einer Stadt­rand­biblio­thek, die soziale Auf­gaben vor litera­ischen zu erfül­len hat, wohnend fiel mir ein wei­teres schnell veral­tendes Buch „Der isla­mische Faschis­mus“ von Hamed Abdel-​Samad [1] in die Hände. Schon der Titel läßt die Frage aufkommen, ob man trotz ver­ständ­licher Ver­suchung einen Faschis­musver­gleich nicht spä­teren Gene­rati­onen von Histo­rikern über­lassen sollte.

Im Buch wird keine isla­mische Bewe­gung, kein Revo­lutions­versuch ausge­lassen und eine schier end­lose Reihe von Exper­ten mit unaus­sprech­lichen Namen zitiert, um zu belegen, was ich schon wußte: Der Islam ist eine säbel­ras­selnde Reli­gion, über­legen wird zuge­schlagen, in der Defen­sive gejammert, eine gefähr­liche Mischung aus Über­heb­lich­keit und Minder­wertig­keits­gefühl. Rück­besin­nun­gen auf die Quellen führen gerne zu Gewalt. Das wird erst ein Ende finden, wenn der Koran mit der Bibel neben Grimms Märchen im Regal steht.

[1] Abdel-Samad, Hamed: Der islamische Faschismus. Droemer, 2014.

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Gabriele Krone-Schmalz
Als Jugend­licher kaufte und las ich 1965 das Buch "Formeln zur Macht", in dem Wil­helm Fuchs dar­legte, wie sich die Macht vieler Staa­ten ent­wickeln würde. Er sah in naher Zukunft eine Gefahr für den Welt­frie­den, wenn China zusam­men mit der Sowjet­union den Ameri­kaner eben­bürtig wird. Daraus wurde nichts. Die Chine­sen hielten sich mit ihrer Vermeh­rung zurück, die Indu­stria­lisie­rung lief schlep­pender als gedacht, zu einer gemein­samen Sache mit der Sowjet­union kam es nicht. Und die war militä­risch nie so stark wie von Ameri­kanern uns im kalten Krieg meiner Jugend einge­bläut.

Eine Anerkennung der DDR hätte die Mauer erübrigt und die Gefahr eines Atom­krieges gemin­dert, denn damals konnte man nicht ahnen, daß der Ostblock samt DDR fried­lich zusam­men­bre­chen würde. Das war im wesent­lichen den Sowjets zu ver­danken, die wir zum Dank weiter­hin demü­tigen und auf den Pelz rücken, statt unter Ein­schluß Ruß­lands eine eura­sische Union anzu­streben, die es ernst­haft mit China und den USA auf­nehmen kann. Wir ließen uns ein­span­nen von Ameri­kanern und den Waden­beißern von der Ostsee bis zum Schwar­zen Meer.

Zuletzt blieb Nord Stream 2 als ein kleiner wieder von den Ameri­kanern torpe­dierter Rest. Und Putin war so dumm, ihnen in die Karten zu spielen, die Ukraine anzu­greifen, sein Bild in den Ge­schichts­bücher zu ver­sauen und uns nicht nur die Ukraine an die Backe zu nähen. Es wäre besser gewesen, auch hier wegzu­schauen. Doch das ist nicht im Inter­esse der Ameri­kaner, die mit ihren Ärschen, Waffen und einem veral­teten Maß­system weit weg hausen.

Gabriele Krone-Schmalz, die mir bisher wegen ihrer Frisur recht wunder­lich vorkam und deren lang­weili­gen Ein­lassun­gen ich nie rich­tig zuhö­ren mochte, be­schreibt das alles detail­genauer in ihrem Buch "Ruß­land verstehen" aus dem Jahre 2015, das mir in den letz­ten Tagen in die Hände fiel. Und ich glaube, sie kommt darin auch der aktuel­len Wahr­heit näher als Hal­tungs­men­schen, die in den Ukrai­nern die noch bes­seren Flücht­linge sehen und dem zum Paulus gewan­del­ten Geld­wäscher Selens­kyj einen wei­teren Frie­dens­nobel­preis oder ESC-Sieg nach­werfen wollen.

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