Seicht aber unfair
Eben blieb ich kurz bei "Hart aber fair" hängen. Wieder geht es um Rassismus, wieder die üblichen Versatz­stücke und natür­lich in unausg­ewogener Besetzung. Diesen abgedro­schenen Begriff habe ich abgehakt. Doch der in seinem Schutze geäußerte Schwach­sinn ärgert mich dennoch.

Ein kürzlich durch die Medien gedrücktes Schul­diktat wurde erwähnt: Murat erhielt auf die gleiche Leistung einen Punkt weniger, für meine Gene­ration eine drittel Note schlechter. Ja und! Ist es nicht ganz normal, daß Vorurteile einfließen? Würde Kevin nicht ebenfalls schlechter abschneiden als Johannes oder gar Anne­marie? Jeder wird auch nach seiner Gruppe beurteilt, sonst hätte ich als Arbeiter­kind nicht den zweiten Bildungs­weg einschla­gen müssen. Da sollen mir bei solchen Kleinig­keiten die Tränen kommen? Diffe­renzen im Furz-Bereich werden immer bleiben. Wenn sie in die andere Richtung aus­schlagen sollen, muß die sich diskri­miniert fühlende Gruppe an ihrem Image arbeiten.

Ein Gemeinplatz wird erwähnt: Auslän­dische Gruppen heiraten in Deutsch­land vorwiegend unter­einander. Das meint für einen denkenden Menschen, daß die gruppen­über­grei­fenden Ehen weit zahl­reicher wären, wenn es nach den Wünschen der Heirats­fähigen ginge oder gemischte Freund­schaften mit wenig­stens halber Wahr­schein­lichkeit zu Ehen führten als gleich­rassische. Und zu welchem Argument entblödet sich der in der Diskus­sions­runde sitzende türki­sche Anwalt: Die Rate der ethnien­über­grei­fenden Ehen ist unter den Türken hier­zulande deutlich höher als unter den Deutschen. Ja, es heiraten immer zwei! Die größere Gruppe hat also immer den klei­neren Anteil.

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Butterkuchen
Wahrscheinlich wird mir der Papst nie die Füße küssen, weil ich es nicht mehr zum Schwer­ver­brecher bringe, vor allem nicht als Italiener mit guten Kennt­nisses der Landes­sprache in einem einhei­mischen Gefängnis.

Auch für Butterkuchen bei meinem Staats­präsi­denten steht es schlecht. Zwar hält er mich als Biodeut­schen nicht für minder­wertiger als einen auf Bewährung, doch kann ich selbst als weißer Mann nicht mit einem Diskrimi­nierungs­gefühl dienen.

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Kofi Annan
Mit zunehmenden Alter sterben viele Menschen, die man kennt. Zumeist ungenau und nicht persönlich, doch mit einem Bild vor Augen, weil sie über Jahre in den Nach­richten präsent und in der Tages­schau zu sehen waren. Dazu gehört auch Kofi Annan, der vorgestern verstarb, über den ich heute einen Bericht in der Frank­furter Rund­schau las.

Und schon gestern kam mir eine Frage in den Sinn: Warum erinnere ich mich an Kofi Annan als einen Menschen, nicht als people of color, Afri­kaner oder gar Neger? Warum ging es mir ähnlich mit Nelson Mandela, sogar mit Martin Luther King ohne weiße Haare. Und mehr noch: Warum war Khomenei im französischen Exil für mich ein Mensch und kein Mohamme­daner, Moslem oder gar Muslim?

Weil erst in letzter Zeit die Haupt­farbe im Vorder­grund steht und allent­halben weiße von anderen Menschen zu unter­scheiden sind, ja von mir verlangt wird, people of color stets als solche wahrzu­nehmen und sie vor Rassismus zu schützen. Und im Falle des Islam, weil er in den letzten Jahr­zehnten eine unselige Entwick­lung nahm und sich in den Vorder­grund drängte.

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Wegemaße
Früher maß man gerne verschiedene Dinge in getrennten Systemen, selbst die Längen, Breiten, Dicken, Entfernungen. Heute ist es ganz selbst­verständ­lich, alles dezimal in Metern anzu­geben, zumindest umrechnen zu können. [1] Trotzdem werden noch Klein- und Wegemaße unter­schieden, nur Schiffer-, Garn- und Dicken­maße sind so gut wie verschwunden.

Bei den Kleinmaßen orien­tierte man sich Jahr­tausende am mensch­lichen Körper. Und es liegt natür­lich nahe, die Wegemaße einfach als glatte Viel­fache davon zu sehen. [2] So war es zumindest in der Frühzeit, in der sich die Stadie von etwa 600 Fuß um 185 Meter beson­derer Beliebt­heit erfreute. Dummer­weise entspricht das ungefähr einer zehntel Seemeile, deren Unein­heitlich­keit weitere Verwirrung stiftet. [3]
158,7600 m - chaldäische Stadie - 600 reale Gudea-Fuß
182,8800 m - imperial cable length - 600 imperial foot
185,2200 m - kyrenaisches stadion - 600 kyrenaische Fuß
185,2200 m - römisches stadion - 625 römische Fuß
189,0000 m - biblische Stadie - 625 hebräische Fuß
189,6653 m - griech. stadion - 600 gemeingriechische Fuß
194,9036 m - encablure - 600 Pariser Fuß
201,1680 m - imperial furlong - 660 imperial foot
201,1684 m - survey furlong - 660 amerik. survey foot
219,4564 m - US cable length - 720 survey foot
234,1011 m - ghalva - 720 persische Fuß
Für Wegemaße liegt es natürlich nahe, einfach Schritte zu zählen. Leider fügt sich die mensch­liche Schritt­länge von etwa 75 Zen­timetern nicht unmit­telbar in das Zoll-Fuß-Raster. Aber schon früh sah man den Schritt normaler­weise als 2,5 und den Doppel­schritt demnach zu 5 Fuß. [4] Auf ihren riesigen Meilen­steinen gaben die Römer die Entfer­nung in 1000  Dop­pel­schritten (MP, milia passuum) an. [5] Doch leider wird oftmals auch eine Meile genannt, was deut­lich von diesen andert­halb Kilo­metern abweicht. Hier nur solche unterhalb von zweien:
 907,200 m - Sabbatweg - 2000 hebräische Ellen
1481,760 m - römische Meile - 1000 römische passus
1528,000 m - roman mile - 5000 imperial foot
1574,160 m - byzantinische milion - 2016 bema
1580,544 m - gemeingriechische milion - 2000 bema
1609,344 m - international mile - 5280 imperial foot
1609,347 m - survey mile - 5280 amerik. survey foot
1852,000 m - internationale Seemeile
Natürlich gibt es viele weitere Wegemaße, zum Beispiel für die Land­vermes­sung. Sie heißen Vermes­sungsmaß, Rohr, Rute, Seil oder Kette unter­teilt durch Kerben, Knoten oder Glieder. Hier nur einige der kürzeren:
2,721600 m - qaneh - 6 hebräische Ellen
2,963520 m - pertica decempeda - 10 römische Fuß
2,976750 m - gi, kanu - 6 reale Gudea-Ellen
3,008824 m - chulon - 9,5 gemeingriechische Fuß
3,167182 m - akaina - 10 gemeingriechische Fuß
3,840722 m - daca trayas - 6 persische Ellen
4,490411 m - kurze Schnur - 60 altägyptische Hände
5,029200 m - rod - 16,5 imperial foot
5,388493 m - mittlere Schnur - 72 altägyptische Hände  
5,953500 m - gar, kudurru - 12 reale Gudea-Ellen
6,286575 m - lange Schnur - 84 altägyptische Hände
Innerhalb eines antiken Maßsystemes stehen fast alle Längen in einem 5-glatten Verhältnis. Nur verein­zelt taucht der Faktor 7 auf. Unter­einander ist die Umrech­nung normaler­weise 7-glatt, im Einzel­fall steckt auch die Wurzel aus zwei drin. Man hat damals weniger gerechnet, sondern mehr gezeichnet und konstru­iert. Daß gelegent­lich 7- oder 11-fache Längen einen eigenen Namen erhielten (septunx, deunx) verletzt noch nicht die 5-Glatt­heit. Das anglo­amerika­nische Maßsystem ist dagegen wirklich nur 11-glatt, weil auf den Elf­fachen eine ganze Palette von Wege­maßen aufbaut: rod, chain, furlong, mile. Der Faktor 7 kommt nicht richtig vor, auch wenn die Höhen­einheit von 19-Zoll-​Schrän­ken aus 2 finger zu 7/8 inch besteht und manche Garnmaße Sieben­fache enthalten.

[1] Noch immer werden auch außerhalb des englischen Sprach­raumes besondere Längen benutzt: Fermi, X-Einheit, Angström, My, Planck-​Länge, natür­liche und atomare Längen­einheit, Astrono­mische Einheit, Lichtjahr, Parsec. Sie erleichtern Rechnungen und den Umgang mit Längen weit außerhalb der alltäg­lichen Welt.
[2] Während man in der Antike um geometrische, vorzugs­weise rationale Verhält­nisse bemüht war (600 ky­rena­ische Fuß sind 625 römi­sche), sie aber nur auf ein Promille genau reali­sieren konnte (angegebene Längen beruhen auf der metrolo­gischen Nippur­elle zu 518616 Mikrometer), sind moderne Defini­tionen zwar sehr genau, doch leider nicht einheit­lich (zwei ameri­kanische Füße mit 2 ppm Unterschied).
[3] Eine zehntel Seemeile heißt auch Kabel­länge. Unter Seemeile sind zahl­reiche Varianten aufgeführt, hier dagegen nur die Viel­fachen von 600, 625, 660 und 720 eines Fußes. Bis auf die 11-glatte 660 sind sie allesamt 5-glatt.
[4] Auch hier glänzen die letzten Mohi­kaner wieder mit Verwir­rung: So nennen sie den Schritt (gradus, pes sestertius) pace oder step, dafür den Doppelschritt (passus) grade oder ebenfalls pace.
[5] Man kann sich wunderbar darüber streiten, wie Fremd­wörter über­nommen und verändert wurden, wie sie zu dekli­nieren sind. Bei Maßan­gaben kommt hinzu, daß sie nicht dekli­niert werden müssen oder gar sollen. Ich orien­tiere mich an deutschen Regeln und sprach­licher Schönheit: Ein Kaffer, zwei Espressos, drei Meter lang, nach vier Metern, fünf Fuß, sechs Yard, sieben Stadien, acht Faden, zwei Nähfäden aber drei Wagen, keine Visas, ein Sinus, zwei Sinus, drei Lemmata, vier Prozent, null Punkte, Semmeln­knödeln.

Klafter | Wunschdenken | Megalithisches Yard | 518616 | Seemeile

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Spurwechsel
Ich möchte in einer Gesellschaft leben, in der ich denken kann, die Plastik­flasche sei wohl übersehen worden, als man seinen Grill­platz aufräumte und verließ, und in der ich von Ortsunkun­digkeit, besonderer Eile oder Unver­mögen ausgehen kann, wenn ein Auto­fahrer zu spät oder straßen­verkehrs­widrig in meine Spur wechseln möchte. Leider ist dem nicht so.

Um in diesem Bild zu bleiben: Jeder würde der SPD Platz machen und geduldig hinter dem Signal warten, wenn sie die Spur wechseln, also vom Abstell­gleis rückwärts auf die Strecke möchte. Doch der von Daniel Günther vorge­schlagene und sofort auch von der SPD begrüßte Spur­wechsel ist leider nur ein Euphe­mismus für Vordrängeln Ausreise­pflichtiger. Das soll ihre Anzahl reduzieren, ohne auch nur einen Finger krumm zu machen. Ähnlich den präkär oder teilweise Beschäf­tigten außerhalb der Arbeits­losensta­tistik.

Was machen eigentlich die Japaner in Deutsch­land? Haben sie Asyl beantragt und die Spur gewech­selt? Sind sie massen­weise von Ausweisung bedroht, obwohl sie in Deutsch­land einer regel­mäßigen Beschäf­tigung nach­gehen? Müssen sie hier ohne Familie in Männer­wohn­heimen leben? Unter­liegen sie dem betreuten Arbeiten und erlernen einen Beruf im Rahmen einer Image-Kampagne der Wirtschaft? Oder studieren sie alle kostenlos Musik?

Nein, der Spurwechsel ist nur ein Hilferuf von CDU, SPD und Konsorten, eine letzte Hoffnung, ohne grund­legende Änderung davon­zukommen. Den gut deutsch sprechenden Lehrling heraus­zukehren, der die Fach­arbeiter­lücke schließt, ist reine Augen­wischerei. Ganz abgesehen von der Frage, wie ein Asyl­bewerber oder Ausreise­pflichtiger hier eine Lehre beginnen und amtliche Entschei­dungen privat­wirt­schaftlich unter­laufen kann. Wäre es nicht besser, im Ausland begabte junge Leute anzuwerben, die sich nicht vordrängeln?

Man mag es für ungerecht halten, wenn arbeitende, deutsch sprechende und integrierte, aber leider abgelehnte Asylbe­werber dank fester Wohn­adresse abge­schoben werden, während ihre unter­getauchten Lands­leute sich jahre­lang durch­mogeln. Die Konse­quenz wären flächen­deckende Kontrollen der Ausweis­papiere, Erhebung eines Bußgeldes mit anschlie­ßender kosten­günstigen Abschie­bung in die Botschaft oder an die deutsche Landes­grenze. Dann könnten die wenigen gedul­deten Ausländer mit festem Wohnsitz und ausrei­chendem Einkommen als bedeutungs­loses Problem geduldet werden.

[1] Beifall für Daniel Günthers Vorstoß in der Einwan­derungs­politik. Zeit Online, 14.08.2018.
[2] Tobias Heimbach: "Deutsche haben den Eindruck, dass die falschen Leute abge­schoben werden" Welt, 17.08.2018. Was die Anführungs­striche in der Über­schrift sollen, bleibt mir verborgen. Leser­meinungen und Abstim­mung machen dagegen deutlich: Deutsche haben den Eindruck, daß die richtigen Leute nicht abge­schoben werden.

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Hallalabad
Frei-, Fahrten- und Jugendschwimmen bewahrten mich vor einer Fünf im Sport und erlaubten mir ein Abzeichen an der Badehose, ohne das man als Kind im Schwimmer­becken nichts verloren hatte. Auch wer sinnlos rumpad­delte oder mehr als einmal vom Becken­rand sprang, sah sich bald im Plansch­becken oder vor der Tür. Ohne Badekappe, die Haare in der Umwälz­anlage verhindern sollte, konnte man wieder nach Hause gehen.

Außerhalb des Schwimmunterrichtes kam ich nur selten in ein Frei- oder gar Hallenbad. Wir gingen zu Fuß zum Bagger­loch, wo es keine Bade­meister, aber auch keine Imbiß­buden gab. Ab und zu soff natür­lich einer ab, denn das Wasser konnte schnell sehr tief, kalt und strudelig werden. Wenn ich die aktuellen Meldungen lese, so scheint das wieder so zu sein.

Warum meiden die Menschen die zwischenzeitlich gebauten Hallen-, Frei-, Spaß- und Erlebnis­bäder mit ihren Wasser­rutschen, lauschigen Ecken, Sauna­anlagen, Wirlpoolen und Vollbe­wirtung? Die einen sind zu teuer, andere defekt oder geschlossen und alle durch­setzt mit allerlei Volks, das einem um ein mehr­faches stärker auf die Nerven geht als seiner­zeit die Radio­hörer mit den drei Tran­sistoren.

Erst wurden die Bäder geschlossen, weil sie marode wurden und kein Geld zur Verfügung stand, jetzt sind sie nur noch unter erheb­lichem Aufwand zu betreiben: Mehr und geschultes Personal, reich gebil­derte Hinweis­tafeln, Sicher­heitsleute und Müll­männer, die dank Disziplin­losigkeit und Gewalt­bereit­schaft gut zu tun haben. Und die Wasser­reinigung muß nicht nur mit Haaren und ungewa­schenen Bade­gästen, sondern auch mit deren Straßen­kleidung fertig werden. Beim Frauen­schwimmen gelegent­lich mit mehr.

Übergriffe, Lärm, Müll, Pöbeleien, Disziplin­losigkeit, Deutschen- und Frem­denhaß halten auch Leute fern, die sich ein Spaßbad leisten können. Sie ersaufen lieber hinter der Staustufe. Das könnte man den Dauer­meldungen der letzten Tage entnehmen, die trotz ihrer Vielfalt gar nicht für eine erhöhte Risko­bereit­schaft sprechen müssen, sondern nur einen letzter Versuch der Zeitungen darstellen könnten, sich mit Bade­unfällen über Wasser zu halten.

Ein Hallalabad [1] ist praktisch nur noch erträglich und seinen Preis wert, wenn man dank einer Jahres­karte regel­mäßig seine hundert Bahnen zieht und sich dann wieder aus dem Staub macht. Für Kinder und Frauen ist es wenig geeignet. Ob man als Mann mit seiner Tochter noch durch die Wasch­räume gehen sollte, weiß ich in Erman­gelung von Enkelinnen nicht. Früher mußte man mit ihnen nur an schwulen Rücken­duschern vorbei. Heute sollte man viel­leicht aufmerk­samer und abwehr­bereiter sein.

[1] Es gibt gewisse Flachwitze, die man sich ein Lebtag merkt: Wie heißt der chine­sische Polizei­hund? Langfing­fangwau! Wo gehen Moslems schwimmen? Im Hallalabad! Ein Witz aus der Zeit, da das Fremd­wort halal noch nicht in die deutsche Sprache einge­drungen war.

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Personalausweis
Im Laufe meines langen Lebens bat mich die Polizei nur selten, einen Personal­ausweis vorzu­zeigen. Den hatte ich obrig­keitstreu auch immer dabei und nicht von der Aida während einer Kreuz­fahrt ins Mittel­meer geworfen oder unter der Matratze versteckt. In meinen jungen Jahren waren es die Kontrollen des Schweine­systems. Nur weil ich lange Haare trug und Volvo fuhr, wurde ich ange­halten. Das war hair and car profiling und wurde damals wegen mangelnder Englisch­kenntnisse auch Raster­fahndung genannt.

Später war ich einmal Zeuge eines Verkehrs­unfalles und konnte natürlich meinen Personal­ausweis vorzeigen, obgleich es eine Kranken­kassen­karte wohl auch getan hätte. Den Ausweis sehen wollen weniger Polizisten, mehr Bankange­stellte und People of Color, die Post­schalter frei­schaffend verwesen. Zwar habe ich für eine sichere Authenti­fizierung und die ausge­bliebenen Segnungen der Digitali­sierung meinen Finger­abdruck speichern lassen, doch wegen Nutz­losigkeit das Paßwort vergessen.

Sollte ich einmal versehent­lich schwarz fahren, dann zeige ich meinen Ausweis vor und reiche für 7 Euro meine Fahr­karte nach. Besitze ich keine, bedankt sich der Kontrolleur ohne jede Über­prüfung für die über­reichten 60 Euro. Wenn man aber nicht bereit ist, irgend­etwas nachzu­weisen oder zu zahlen und sich dem Hausrecht wider­setzt, dann kann man schon einmal mit Gewalt auf den Bahn­steig verbracht werden. Früher ist man gerne wegge­laufen und hat sich späte­stens vor der Haustür freundlich von den Kontrol­leuren verab­schiedet.

Leider bin ich ein alter weißer Mann und werde keine Berühmt­heit erlangen, weil ich von Gutmen­schen wider­rechtlich gefilmt werde, während mich dunkel­häutige Kontrol­leure aus der Bahn zerren. Umgekehrt sieht das anders aus. Kontrol­leure sind gut beraten, reni­tente POCs einfach gewähren zu lassen. Von ihnen gibt es wie von Pennern so und so kein Geld, und im Gegen­satz zu letz­teren droht ihnen auch keine Geld­strafe oder gar Gefängnis.

Polizisten sind so und so vorsichtig bei der Kontrolle von POCs, verlieren sie am besten aus den Augen und damit auch aus dem Sinn. Das löst ihr Problem mit den Vorge­setzten, wenn sie wieder einmal die Kriminali­tätsrate viel­fältiger Gruppen durch über­fällige Kontrollen oder gar Anzeige von Beamten­beleidi­gungen in die Höhe treiben und dadurch das politisch vorge­gebene Maß zu überschreiten drohen, das durch Schwer­krimi­nelle bereits gut ausge­schöpft ist. "Sie sind nur dann auf der sicheren Seite, wenn sie wegschauen und nichts tun." [1] Nicht nur Diskri­mierung sieht anders aus, auch Gleich­behandlung.

[1] Polizisten stehen unter Rassis­mus-Ver­dacht. Freie Welt, 10.08.2018.

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