Medaillenspiegel
Putin wurde bescheiden. Er sei mit einer Medaille zufrieden, wenn es die goldene im Eishockey ist. Sie sei ihm gegönnt, auch wenn Deutsch­land dadurch hinter Norwegen nur den zweiten Platz im Medaillen­spie­gel 2018 erreichte. Sollte sich ein russischer Eishockey­spieler noch als gedopt erweisen, würden wir an Norwegen vorbei­ziehen, also das Jahr 2002 wieder ausgleichen, in dem Norwegen wegen Dopings anderer nachträg­lich aufrückte. Im ewigen winter­lichen Medaillen­spiegel aber bleibt Deutsch­land vor den Russen und den Norwegern in Führung, wenn­gleich die Deu­tschen nur fünfmal die Nationen­wertung anführten, weniger oft als die Russen und die Norweger. Die deutsche Leistung scheint konstanter. Eine gerechte Bewer­tung fällt schwer, denn Deutsch­land trat lange Zeit mit zwei Mann­schaften an, deren Medaillen später addiert wurden.

Man kann durchaus der Meinung sein, der olympische Schwanz­vergleich sei ungerecht, weil er weder die Größe der Länder berück­sichtige noch deren winter­sportliche Möglich­keiten. Das erinnert mich an Polen, die unbedingt mehr Stimmen im Rat der EU haben wollten. Sie erhielten wie das größere Spa­nien 27, während Frank­reich und Großbri­tannien, vor allem aber Deutsch­land nur 29 haben. Mir graut schon vor den Türken, die sich nicht so bescheiden wie Deutsch­land geben werden. Der grund­legende Wider­spruch besteht ameri­kanisch ausge­drückt zwischen "one country, one vote" und "one man, one vote". Wollte man bei den olym­pischen Spielen von der ersten zur zweiten Zähl­weise übergehen, müßte man konse­quenter­weise auch die Mann­schafts­größen nach den Einwohner­zahlen bemessen.

Solche Überlegungen ändern nichts an der Tatsache, daß südlich des 30. Breiten­grades nur Austra­lien und Neusee­land es je zu einer Medaille brachten. Das ist sicherlich dem Klima geschuldet, das die weiße Rasse im weißen Schnee bevorzugt. Doch sieht es bei den Sommer­spielen kaum besser aus. China auf Platz 3 ragt etwas nach Süden, gefolgt von Kuba auf Platz 16. Danach kommt bis Kenia auf dem 31. Platz nichts. Wohl aus diesem Grunde schlägt Ralf Hutter [1] vor, den einzelnen Sportler und nicht seine Nation in den Vorder­grund zu stellen. Das ist ein schöner Gedanke, doch steht der Medaillen­gewinner bereits im Rampen­licht, zumindest dem seiner Nation. Das macht klar, wie sehr die persön­lichen Leistun­gen als natio­nale gesehen werden, selbst in Deutsch­land. Und solange Nationen viele Milli­onen in den Spitzen­sport stecken, dürfen sie sich auch mit anderen verglei­chen.

Die Stoßrichtung des Herrn Hutter ist klar, wird nur noch als Gerech­tigkeit getarnt. Es geht nicht um den einzelnen Sportler, nicht um gerechte Punkte­systeme, auch nicht um die Abschaf­fung des Medaillen­spiegels, den es früher nicht gegeben haben soll. Es geht noch nicht einmal darum, die Minder­leistung weiter Land­striche zu kaschieren. Vielmehr soll die Nation bedeu­tungslos gemacht werden. Ralph Hutter traut sich nur bis zum Wort "Nationa­lismus". Und es wundert mich, noch nicht das Wort "Rassismus" im Zusammen­hang mit der Nationen­wertung oder den olym­pischen Spielen als solchen gehört zu haben. In zwei Jahren gibt es dazu Gelegen­heit.

[1] Ralf Hutter: Weg mit dem Medaillenspiegel! Deutsch­landfunk, 22.02.2018.

Opfer | Quadratwurzelgesetz

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Stickstoffdioxide
Unsere Luft ist stark belastet, mit Pollen und Staub, weniger mit Stäuben, mehr mit Stick­oxiden und Kohlen­dioxid, weniger mit Stick­stoff­dioxiden. Natürlich darf ein Pkw mit Diesel­motor der Norm Euro 4 über drei mal zehn hoch achtzehn Stick­stoff­dioxide pro gefah­renem Meter ausstoßen. Aber eigent­lich sind es nur viele Mole­küle des einen Stoffes Stick­stoff­dioxid, wie es Butter und Butter­stücke, aber keine Bütter gibt. Viel­leicht sollte man unseren Überschrift­akro­baten einmal sagen, daß Stick­oxide statt drama­tischer Stick­stoff­dioxide kürzer, richtiger und volksnäher sind. Im eigent­lichen Text ist es dann oft richtig. [1]

Ich weiß: Eigentlich heißt es nicht Stick­oxide, sondern Stick­stoff­oxide, auch Kohlen­stoff­dioxid und nicht Kohlen­dioxid, Kohlen­dioxyd oder gar Kohle­dioxid. Schließ­lich ist Wasser nicht Wasser­dioxid, sondern Wasser­stoff­dioxid. Ich weiß auch, daß man immer irgendwie einen Plural bilden kann: Mißt man Stick­stoff­dioxid von zwei Autos, so hat man zwei Stick­stoff­dioxide gemessen. Und mir ist bekannt, daß es neben NO2 auch N2O2, also im weite­sten Sinne zwei Stick­stoff­dioxide gibt. Doch das ist bei Abgasen nicht gemeint. Entweder inter­essiert man sich nur für NO2 oder für alle NxOy, also allein für Stick­stoff­dioxid oder für alle Stick­oxide ein­schließ­lich Lachgas.

Lachgas müssen auch viele AfD-ler und deren Sym­pathi­santen inha­liert haben, wenn sie meinen, Stick­oxide seien nicht gefähr­lich, weil Stick­stoff in Luft reich­lich vorkäme. Gleiches gelte für Kohlen­dioxid, denn es ist natür­licher Bestand­teil der Atmo­sphäre. Doch nicht alle behaup­ten so plump wie der Verschwö­rungstheo­retiker Gerhard Wisnewski, daß Auto­abgase harmlos seien. Sie glauben nur, in Wohn­räumen könne die Stick­oxid­konzen­tration höher sein als draußen. Und richtig liegen sie mit dem Hinweis, daß die zuläs­sigen Werte an manchen Arbeits­plätzen deutlich darüber liegen. Aber wir wissen schon lange: Wer nicht lüftet, sorgt in seinem Wohn­zimmer für reich­lich radio­aktives Radon aus seinen vier Wänden. Und wer Asbest­platten schneidet, muß mehr krebs­erre­gende Fasern einatmen als in Klassen­zimmern erlaubt.

Neues Meßgerät erfaßt Stickstoffdioxide im Abgas eines vorausfahrenden Fahrzeugs. Universität Heidelberg, Pressemitteilung 216/2015, 22.12.2015.

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Titanic 3
Die letzten Ausgaben der Titanic haben sich als nicht so lustig erwiesen. Das neueste Heft 3/2018 hat sich aber schon auf den ersten Seiten gelohnt. Auf dem Titel­bild Seehofer mit einem Affen und "Heimat-Versuche AN AFFEN!". Lustig wird das erst mit der Fort­setzung auf Seite 3: "... und die schreck­lichen Folgen! HIRNTOD VERWACH­SUNGEN HAAR­AUSFALL!" mit Bildern von Bayern beim Schuh­plattler und Finger­hakeln, in Leder­hosen und mit Zwergen-Filz­hüten. Und unten links einer, der aussieht wie Don Alphonso. Da ich nie seinen Twitter-Account besucht habe, wußte ich nicht, daß es sich um sein Profil­foto handelt.

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Halal hat Vorfahrt
Das bedeutet zum Beispiel, Muslime vor Christen zur Tafel einzu­lassen, um sich die glaubens­konformen Lebens­mittel zu sichern. [1] Das hatte ich wieder vergessen, weil es keinen Sinn hat, sich über jede Ungleich­behand­lung aufzu­regen, zumal sie auch vernünf­tige Gründe haben kann. Schließ­lich leben wir in einer Gesell­schaft, in der Kinder, Schüler, Studenten, Beamte, Luft­hansa-Mitar­beiter, Mitglieder der National Rifle Asso­ciation allent­halben weniger zahlen. Behin­derten und Frauen werden Plätze reser­viert. Umfang­reiche Baumaß­nahmen für Roll­stuhl­fahrer, Markie­rungen für Blinde sind selbst­verständ­lich geworden. Auch geistig Behin­derte können umsonst mit dem Bus fahren. Warum sollten wir dann Menschen, die eine strenge Diät halten müssen oder unter einer krank­haften Ernäh­rungs­angst leiden, nicht die verträg­lichen Nahrungs­mittel bevor­zugt anbieten?

Früher nahmen wir Rücksicht auf Raucher und haben uns im Restau­rant einnebeln lassen. Irgend­wann hatten sie ihre Rück­sichts­losig­keit über­trieben und müssen nun draußen paffen. Dafür gehen wir vorzugs­weise in Restau­rants, die nicht nur vege­tarische, sondern auch vegane Gerichte führen. Ich habe nichts dagegen, einem Veganer mein Gemüse zu geben, wenn ich dafür sein Fleisch erhalte. Doch damit geben sie sich nicht zufrieden. Es darf nicht der Hauch eines tieri­schen Produk­tes verar­beitet sein oder dem Gericht anhaften. Und wenn halal nur meinte, kein Schweine­fleisch zu essen, dann wäre alles kein Problem. Aber unsere islami­schen Gäste verlangen mehr. Sie wollen sicher sein, daß ihre guten Speisen nicht neben bösen lagen, daß mög­lichst kein Ungläu­biger sie ange­tatscht hat. Das alles gibt es in teuren Hotels mit geson­derter Küche. In der Tafel nehmen sie auch Rinder, die haram ums Leben kamen. Und sicher­lich auch alles andere, was gut, frisch und teuer ist.

Nun ist das Umgekehrte passiert. Die Essener Tafel nimmt für eine Weile nur noch Deutsche Neukunden auf. [2] Das schlug weit höhere Wellen, obgleich es auch dafür gute Gründe gibt, denn nur noch jeder vierte Kunde war ein Deut­scher. Darunter viele allein­erzie­hende Frauen und alte Menschen, die im Vertei­lungs­kampf uner­fahren von den Horden zumeist junger Männer abge­schreckt wurden. [3] Da nicht jeder aufge­nommen werden kann und es sich um eine soziale Einrich­tung handelt, ist es geboten, die Bedürf­tigkeit von Neukunden zu berück­sichtigen und dafür Sorge zu tragen, daß sie nicht durch Stärkere verdrängt werden. Da eine Einzel­fall­prüfung über Mindest­bedin­gungen hinaus nicht gewünscht, möglich oder erlaubt ist, hat man sich in Essen für eine Quotie­rung entschie­den. Bis die Quote erreicht ist, werden nur noch Deutsche aufge­nommen. Das wird nicht lange dauern, denn gerade Migranten kommen schnell nicht mehr und werden deshalb gestri­chen.

Ich hätte beide Fälle hier in meinem Blog nicht erwähnt, wären da nicht die Reak­tionen der übli­chen Verdäch­tigen meiner Partei. Voran Sawsan Chebli, die bei Twitter offen­sicht­lich keine Probleme mit der Wahrheit und ableh­nenden Kommen­taren hat: "Mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Essen nur für Deutsche. Migranten ausge­schlos­sen." [4] Wesent­lich geschick­ter ist Sahra Wagen­knecht. [5] Sie aner­kennt den Verdrän­gungswett­bewerb unter den Armen, denen nicht ausrei­chend gehol­fen wird, obgleich sie die Lasten der Zuwan­derung tragen müssen. Das wird sich auszah­len, hat die Linke viel­leicht gerade zur stärk­sten Partei in Berlin gemacht. Und es ist nicht nur takti­sches Gerede, sondern konse­quente Vertre­tung der Arbeiter­klasse, die nicht in Vertei­lungs­kämpfe geführt werden darf, während die Verant­wortli­chen nur ihren Teddy­bären gegeben haben.

[1] Halal hat Vorfahrt! Zukunftskinder, 2017.
[2] Essener Tafel beschließt Aufnahmestopp für Nichtdeutsche. Welt, 22.02.2018.
[3] Gerd Buurmann: Die Esserner Tafel ist ein Ort des Bürgerkriegs. Achgut, 26.02.2018.
[4] Sawsan Chebli: Mir läuft es eiskalt ... Twitter, "@SawsanChebli", 22.02.2018.
[5] "Über alle Maßen scheinheilig": Sahra Wagenknecht äußert sich zu Essener Tafel-Streit". Focus, 25.02.2018.

Islam | Chebli

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Experimentierfreude
Die starke Zuwanderung seit dem Jahre 2015 hat in Deutsch­land nicht unbedingt einen Rechts­ruck verur­sacht, doch erblühte am rechten Rand eine Gegen­bewegung, die es mit der AfD in den Bundestag schaffte. Das war nur möglich, weil die CDU die mora­lisch gerecht­fertigte Entschei­dung von Angela Merkel nicht korri­gierte und in zumut­bare Bahnen lenkte. Die SPD wurde an den linken Rand gedrückt, brachte es nicht übers Herz, die CDU in dieser Frage rechts zu über­holen und zahlt nun die Zeche. Die Folge ist eine gespal­tene Repu­blik. Links fühlen sich viele wohl und werden täglich belo­bigt, rechts spricht man weniger. Falls doch, ist es Popu­lismus.

Die Verhärtung der Fronten verleitet, sich einem der beiden Lager unter­zuordnen, alle Ansichten der eigenen Seite zu vertei­digen und die der anderen zu verwerfen. Die Klappe zu halten, ist eine Alter­native, den apodik­tischen Meinungen beider Lager zu wider­stehen die andere. Ich versuche es mit gesundem Menschen­verstand, der zahl­reiche auf beiden Seiten sogar in Partei­programme einge­flossene Glaubens­stand­punkte nicht akzep­tieren kann. Und damit meine ich nicht die Ränder beider Lager oder die gewalt­bereiten Anhänger, sondern einfache grund­legende Auffas­sungen.

Rechts ist mir die Klima­leugnung aufge­fallen. Im Partei­programm der AfD ist dazu eine bunte Mischung aus zutref­fenden Allgemein­plätzen und falschen Behaup­tungen zu lesen. [1] Natür­lich merken auch die Anhänger, daß es so platt nicht sein kann. Deshalb wird die Erder­wärmung als solche nicht mehr geleugnet, auch nicht ein Anteil des Menschen daran. Bald muß zuge­geben werden, daß wir doch die Haupt­verur­sacher sind, weil natür­liche Verände­rungen sehr lange dauern. Deshalb ziehen sich voraus­schauende Klima­leugner schon heute darauf zurück, daß eine Erwär­mung nicht nur Nach­teile bringt. Demnächst werden sie fordern, die Vorteile einer Warmzeit zu nutzen, ohne die es Menschen gar nicht gäbe. Ein Expe­riment mit zu erwar­tendem posi­tiven Ausgang.

Links ist natürlich die Reaktion auf unkon­trollierte Zuwan­derung das Problem. Viele Deutsche und vor allem die SPD sterben lieber aus als zuzu­geben, daß drastisch gegen­zusteuern ist. Späte­stens mit den näch­sten Wahlen werden die Felle davon­schwimmen. Keiner wird mehr an Berei­cherung oder gar pures Gold glauben. Besten­falls wird man die hohen Flücht­lings­zahlen als eine Aufgabe oder Verpflich­tung sehen. Und weil es so schwer ist, sich von eigenen Fehl­einschät­zungen und Lebens­lügen zu verab­schieden, bieten einige schon heute zu deren Rettung an, alles als ein Expe­riment mit zu erwar­tendem posi­tiven Ausgang zu zu sehen.

Dieses Experiment sei die Heraus­bildung einer multi­ethni­schen und nicht­mono­kulturel­len [2] Gesell­schaft in Deutsch­land und morgen der ganzen Welt. Soche Experi­mente können gelingen, zum Beipiel beim CERN, wo nicht nur Wissen­schaftler der ganzen Welt mit allen Hautfarben, vielen Reli­gionen und eigenen Sitten und Gebräuchen forschen und arbeiten. Ihr fried­liches Leben verdanken sie nicht nur ihrem Streben nach Erkenntnis, ihrer Suche nach Wahr­heit und ihrer Ableh­nung von Verblen­dung, sondern auch ihrer Zivili­sation. Wo die herrscht, ist Kultur nicht irgend­eine archaische Welt­anschauung einer rück­ständigen Gesell­schaft oder Religion. Eine offene Gesell­schaft zivili­sierter Menschen ist kein Experi­ment mit kata­stro­phalem Ausgang.

[1] Harald Lesch: Das AfD-Programm wissenschaftlich geprüft. Youtube, "Terra X Lesch & Co", 29.06.2016.
[2] Johannes Thiesen: Tagesthemen: Experi­ment zur Abschaf­fung Deutsch­lands. Youtube, "Philo­sophie Workout - Johannes Thiesen", 21.02.2018. Wahrschein­lich treffen hier die Tages­themen nicht auf unge­trübte Philo­sopie, doch erst durch dieses Film­chen habe ich bemerkt, daß nicht von "multi­kulturell" gespro­chen wird, weil dieser Begriff verbrannt ist.

Islam

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Wer zum Schwert greift
Da sprach Jhesus zu jm / Stecke dein Schwert an seinen ort / Denn wer das Schwert nimpt / der sol durchs Schwert vmpkomen. [Mt26:52]

Bis auf Anpassungen der Rechtschreibung ist laut Google diese Wendung die häufig­ste, weil sie trotz vieler Umdich­tungen noch immer so in der deutsch­sprachigen Luther­bibel steht. Als Rede­wendung mit "greifen" gewinnt: Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen. Doch sicher ist das nicht. Man kann auch vorher vom Auto über­fahren werden. Egal, was im griechi­schen Urtext steht.

Es ist bekannt, daß Hunde am liebsten ihre Besitzer beißen, Bomben­bastler gelegent­lich in die Luft fliegen, vorzugs­weise Schläger eins in die Fresse bekommen und Waffen auch am Schieß­stand, während der Reini­gung oder beim Spielen zu tödlichen Unfällen führen. Leider sind die Menschen nicht so zivili­siert, daß man auf Schlösser, Mauern, Fire­walls und Waffen verzichten kann. Wir sind aber gut beraten, die Vertei­digung den Termiten gleich einigen Spezia­listen zu über­lassen.

Die Schweizer haben ihr Gewehr im Schrank und die Deutschen lieben Schützen­vereine, weshalb sich immer wieder die Gelegen­heit ergibt, an eine Waffe zu gelangen. Doch nirgendwo in der zivili­sierten Welt ist es so leicht wie in den Verei­nigten Staaten, wo fast jeder­mann eine Waffe kaufen kann und vor allem in der Öffent­lichkeit mitführen darf. Entspre­chend viele Tote gibt es nicht nur durch Unfälle, sondern auch durch Straf­taten bis hin zu den Schieße­reien an Schulen.

Daß Donald Trump menschliche Defizite hat und sich ein paar menschelnde Fragen aufschrei­ben muß, will ich nicht kriti­sieren und möchte daraus auch nicht folgern, er sei dement. Doch der Vorschlag, Lehrer zu bewaffnen, über­steigt auch meine Erwar­tungen. Darauf wäre ich nie gekommen. Es ist schon typisch ameri­kanisch. Sollte es dazu kommen, liegt bald der erste von einem weißen Lehrer erschos­sene schwarze Schüler am Boden. Nicht weit ist auch der erste Amoklauf mit der Waffe aus der Hand­tasche einer Lehrerin.

Ich persönlich habe nie eine Schuß­waffe in der Hand gehabt und besitze auch keine Base­ball­schläger, andere Waffen oder Kampf­sport­kennt­nisse. Bis auf kleine Range­leien geriet ich nie in eine körper­liche oder gar bewaff­nete Ausein­ander­setzung. Außerdem ist mir unnö­tiges Gepäck zuwider. Ich trage weder Schulter­halfter noch Hand­tasche oder Ruck­sack. Und darin sollten Waffen nur sein, wenn sie zur Berufs­ausübung vorge­sehen oder in seltenen Fällen zur Sicher­heit nötig sind.

Messerstescher | Berlin, Jerusalem | Trump, Orban, Erdogan

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Rote Bärte
In der Regel hatten die Germanen rote Bärte. Trotzdem habe ich lange Zeit nur wenige gesehen. Vielmehr schienen alle Männer Terro­risten oder Hipster mit schwarzen Haaren und schwarzem Bart sein zu wollen. Ich kann nicht glauben, daß allein die kultu­relle Berei­cherung mein Klein­hirn zu diesem Eindruck verlei­tete. Vor allem die Werbung hat dazu beige­tragen. Weniger die mageren drei Prozent deut­scher Männer, die sich die Haare färben. Und ganz sicher wurde mein Eindruck durch die gestie­gene Anzahl der Bärte beein­flußt. Die müssen nicht gefärbt sein. Es reicht, wenn nur die Schwarz­haarigen sich einen wachsen lassen, wie nur die Langpim­meligen sich bei "Naked Attrac­tion" bewerben.

Warum schreibe ich das? Weil ich nicht als Prophet gelte, wenn ich eine Mode mitmache, sondern sie vorher­sage: Männer werden sich auch im Gesicht wieder rasieren. Und wenn sie es nicht tun, dann darf der Bart auch wieder rotsti­chig sein. Meine Erwar­tung grün­dete sich zunächst auf die wach­sende Zahl der Rotbarte in der Werbung. Selbst rote Haare waren wieder dabei. Und diese Woche habe ich mir die Gesichter realer junger Männer ange­sehen: Kaum einer trägt noch einen Vollbart, und der ist oftmals nicht mehr schwarz. Bald gibt es wieder gut rasierte Blonde, auch wenn unser Deniz sie für blöd hält. Viel­leicht auch rot behaarte Säcke bei "Naked Attraction".

Eaten und Drinken | K-Wort, M-Wort | Unser Deniz

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Mitgliedervotum
In unserer Demokratie funktioniert es ungefähr so: Alle Wahlberech­tigten dürfen abstimmen. Die Bundes­tags­mandate werden weit­gehend propor­tional zu den abgegebenen Stimmen verteilt. Der Bundestag wählt den Kanzler, der bestellt sein Kabinett. Damit diese Wahl erfolg­reich und die gebil­dete Regie­rung stabil ist, werden normaler­weise Koali­tions­verhand­lungen geführt. Nicht die Wähler, sondern die Parteien entscheiden über die Bildung einer solchen Koali­tion. Wovon diese Parteien ihre Zustim­mung abhängig machen, ist weitge­hend ihre Angele­genheit. Eine Zustimmung des Partei­vorstandes, der Delegierten oder aller Mitglie­der ist zulässig, ein Orakel wahr­schein­lich nicht. Es ist daher nicht undemo­kratisch, wenn nun die SPD-Mit­glieder abstimmen, seien sie auch Kinder oder Aus­länder. Sie stimmen über das Verhalten ihrer eigenen Partei ab. Hier meine Stimme:



Am rechten Rand gibt es Unmut darüber, daß auch auslän­dische Sozial­demokraten abstimmen dürfen. Wer das nicht möchte, muß das Parteien­gesetz ändern. Theore­tisch könnten nur Deutsche Mitglieder sein. Das aber würde zu schweren Ausein­ander­setzungen führen, vor allem dann, wenn auch Verbände wie die Gewerk­schaften einbe­zogen würden, die ihre Ausländer mit hohem Organi­sations­grad nicht kampflos auf­gäben. Auch volljährig zu sein, ist eine unge­rechte Forde­rung, zumal man sich bereits mit 14 Jahren für jede Gemein­schaft entschei­den kann, die sich Reli­gion nennen darf.

Es wäre aber denkbar, für gewisse Vorgänge inner­halb der Parteien, einige Mitglieder auszu­schließen oder Fremde zuzu­lassen, wie das in den US-Vor­wahlen oftmals der Fall ist. Grund­sätz­lich gibt es das auch in Deutsch­land: Im Jahre 1970 kandi­dierte der Juso-Vorsit­zende und spätere Bundes­tagsabge­ordnete Kar­sten D. Voigt zum hessi­schen Landtag. [1] Zur inner­partei­lichen Aufstel­lung waren alle Dele­gierten seines Wahl­kreises stimm­berechtigt. Alle? Ich nicht, obwohl im März 1970 das Wahlalter auf 18 Jahre gesenkt wurde. Nicht nur daraus schließe ich messer­scharf, daß die Nomi­nierung früher statt­fand.

[1] Am Wahlabend hatte er einen hauch­dünnen Vorsprung vor Ruth Beck­mann von der CDU, doch nach Auszäh­lung der Brief­wähler war er dahin.

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Unser Deniz
Er ist frei! Gabriel hat einen guten Abgang, wenn nicht mehr. Die Türkei ist ein Problem los und darf auf weitere Panzer hoffen. Die Meinungs­freiheit ist gerettet, die Welt wieder arbeits­fähig. Nun warten über hundert weitere Häft­linge, die weniger gut in einen Roman von Mankell passen. [1]

Wer es mit einem längeren Beitrag in die Wiki­pedia schafft, muß gegen Ende mit einem kleinen Absatz rechnen, der mit "Kritik" über­schrieben ist. Bei Deniz Yücel ist es unter "Texte" ein riesiger Abschnitt. [2] Unter der ersten fetten Über­schrift ist seine Hetze gegen Gauck erwähnt, dem er Ausländer­feind­lichkeit und Holo­caust-Verharm­losung vorwirft. Die zweite bezieht sich auf Sarrazin und seine halb­seitige Gesichts­lähmung. Yücel wünscht, der nächste Schlag­anfall möge sein Werk gründ­licher verrichten. Unter der dritten Über­schrift ist zu lesen, daß mit dem Wechsel an der Spitze der Katho­liken ein Junta-Kumpel einen Hitler­jungen ablöse.

Wer möchte so einen Schmier­finken in seiner Redak­tion haben? Die Welt! Er hat sie nicht hängen lassen. Sie dürfen nun behaupten, er sei "für zwei Artikel in WELT in Unter­suchungs­haft gesteckt worden". Daran kann kein Journalisten­preis vorbei. Bücher und Talk­shows winken. Das eine Jahr hat sich für alle ausge­zahlt und ist "Verdienst einer unglaub­lich tollen, solida­rischen, für Presse­freiheit und Meinungs­freiheit einste­henden zivil­gesell­schaft­lichen Bewe­gung". [3] Die durfte nicht kommen­tieren, aber bipolar bewerten. Stolze 115 Daumen weisen nach oben, nur 362 in die andere Richtung. Alle­samt AfD-Wähler, denen ein Pickel am Arsch lieber ist.

Um es für die Verstän­digen unter den SJW zusammen­zufassen: Die Unte­rsuchungs­haft in der Türkei war nicht gerecht­fertigt. Ich habe nichts gegen Haß-Poesie, für die Yücel einen Preis abräumte. Ich bin als Deut­scher nicht belei­digt, sondern amü­siert. Ich wünschte, auch andere dürften sich unge­straft einer unflä­tigen Sprache hin­geben. Das hier ist eine Satire. Meine Redak­tion hatte ohne Rücksprache eine diffamierende Überschrift voran­gestellt. Die habe ich geändert.

[1] Deniz Yücel: Blond, blöd, gewalttätig. Taz, 21.05.2014. Die Über­schrift hat ein unbe­kannter Redak­teur vorange­stellt.
[2] Deniz Yücel - Texte Yücels (Auswahl). Wikipedia, 17.02.2018.
[3] Ulf Poschardt: Deniz ist frei, wir freuen uns so. Welt, 16.02.2018.
[4] Deniz Yücel: Super, Deutschland schafft sich ab! Taz, 04.08.2011. Ich muß an meiner Humor­erkennung arbeiten, denn ich habe nicht gesehen, daß ledig­lich das Deutschtum der Rechten persi­fliert wird.

Opfer | Deutsche sollen aussterben | Kartoffeln

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