Das andere Ufer
Heute habe ich wenig davon, nicht mehr so schüch­tern wie als junger Mann zu sein, der nie in trauter Zwei­samkeit gesehen wurde und sich deshalb dem durchaus ausge­spro­che­nen Verdacht ausge­setzt sah, von anderem Ufer zu sein. Von 175ern wurde nur gespro­chen, wenn man es auch zu wissen glaubte. Freddy Quinn, der Sanges­held meiner Mutter galt als homo­sexuell, weil von seiner Frau nichts an die Öffent­lich­keit drang. Ewig­keiten ist das nicht her, denn Alan Turing, der Schwulen­held war bereits tot. Anders als Schnee­wittchen über­lebte er nicht den vergif­teten Apfel, in den er biß, nach­dem eine Therapie ihn depres­siv gemacht hatte. Die Alter­native war eine Gefäng­nis­strafe. Sechzig Jahre später hat die eng­lische Königin ihren Kriegs­helden reha­bili­tiert.

Inzwischen sind Homosexuelle zwar nicht flächen­deckend akzep­tiert, doch recht­lich weit­gehend gleich­gestellt. Viele haben noch vor Weih­nachten gehei­ratet. Mir unter­gekommen sind nur Promi­nente wie Volker Beck, Barbara Hendricks, Hape Kerle­ling und Jens Spahn, deren Veran­lagung lange bekannt und im Politik- und Vergnü­gungs­betrieb auch akzep­tiert ist. Zumin­dest die unver­heira­teten Männer ohne Weiber­ge­schichten waren schon immer Schwarm vieler Fersehe­rinnen. Daß Alfred Biolek schwul war, dachte eigent­lich jeder, bevor Rosa von Praun­heim 1991 auf dem heißen RTL-Stuhl sitzend ihn und Hape Kerke­ling als homosexuell outete.

Von Turing bis zur Ehe für alle ist etwas mehr als ein halbes Jahr­hundert ver­strichen, der größte Teil meiner Lebens­zeit. Eine lange Zeit für Menschen, die sich in dieser Frage enga­giert haben und oftmals kein Fort­kommen sahen, doch für einen alten Men­schen und vor allem mit Blick auf die Ge­schichte eine kurze Zeit. Andere Reformen wie die Auf­hebung des Zöli­bats werden länger dauern, das helio­zen­trische Weltbild benö­tigte weit über ein Jahr­hundert. Manchmal gehen für aus­sichts­los gehal­tene Vor­haben wie die UN-Gerichts­barkeit relativ schnell. Andere Rück­schritt­lich­keiten wie der Islam werden sich gegen jede Vernunft noch lange be­haupten.

Daß gewisse Fortschritte mehr Zeit benötigen als manchen lieb ist, weil schnell ihre Lebens­spanne über­schritten ist, liegt nicht nur an der Bös­artig­keit der gerne in den Kirchen gese­henen und gefun­denen ewig Gestri­gen. Auch nicht nur an der Durch­seuchung der Mensch­heit mit reli­giösem und anderem schlich­ten Gedan­kengut. Vielmehr erschei­nen neue Theo­rien und Auf­fassun­gen zunächst als unge­nauer oder unter­legen. Außerdem sind selbst Reformer und Forscher nicht frei von über­komme­nem Gedankengut. Die per­fekten Kreise des Koper­nikus waren den ausge­feilten Epi­zyklen an Genauig­keit unter­legen. Und selbst aufge­schlossene Forscher wie Kinsey und Morgen­thaler sahen in der homo­sexuellen Promis­kuität ein Hindernis. Sie wußten nicht wie bieder AIDS machen würde.

Me2weihnacht | 1 von 25

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Me2weihnacht
Vor vielen Jahren war ich neu im Orts­verein und wurde freud­licher­weise von einem Genos­sen einge­laden. Als ich seine Wohnung betrat, konnte ich einen Blick ins Schlaf­zimmer seiner kleinen Woh­nung werfen. Das Doppel­bett füllte den ganzen Raum, darauf eine dicke Tages­decke und eine riesige Kitsch­puppe. Nach dem Abend­essen faßte er an mein Knie. Erst da fiel mir auf, daß nicht seine Frau, sondern er selbst die Puppe zu verant­worten hatte. Schnell habe ich mich verab­schiedet. Meine Jusos hätten mir das auch vorher sagen können, statt sich hinter­her lustig zu machen.

Wenn ich mich in den Folge­jahren über Homo­sexuelle geär­gert habe, die mit Herz­aus­schnitt am Arsch vor Lokalen lungern und sich mit AIDS vom Täter zum Opfer stili­siert haben, dann kam auch er mir in den Sinn: Der ganz normale homo­sexuelle Prole­tarier und Säufer, wie der Metzger aus dem Film "Der bewegte Mann", nur weniger elo­quent, unauf­fälliger geklei­det und ohne vege­tarisch kochenden Partner zu Hause. Ein arm­seliges Würst­chen, dem die Ehe für alle sicher­lich nie in den Sinn kam, zumal der Para­graph 175 in abge­schwächter Form noch 20 Jahre gelten sollte.

Ich habe keinen Blick für Homo­sexuelle und kenne zumin­dest aus der Zeit nur drei. Alle aus dem gleichen Orstverein, denn im übrigen Leben hielt man sich lieber bedeckt. Der zweite war von eben­solcher Art, nur der dritte entsprach mehr dem Friseur­typ. Leider wohnte ich der Veran­staltung nicht bei, in der sich zwei von ihnen in die Haare bekamen und raus­geworfen wurden, nachdem einer den anderen eine schwule Sau nannte. Da wußte ich, wie sich Ausdrucks­weisen verselb­ständigen können.

Zurück zu meiner sexuellen Belästi­gung. Natürlich war es eine, denn er hatte nicht vorher gefragt und ich natür­lich auch kein Einver­ständnis signa­lisiert. Aber ich habe es ihm nicht nach­getragen. Vielmehr tat er mir leid. Sicher­lich haben sich viele Männer vor allem gegen­über Frauen nicht korrekt verhalten und insbe­sondere ver­dienen sie auch nach vielen Jahren kein Mitleid, wenn sie ihre Macht­position miß­brauchten. Doch arme Würstchen, Verle­genheits­täter, selbst Süß­holz­raspler wegen Klei­nig­keiten hinzu­hängen, kann ich aus meiner Erfah­rung heraus nicht verstehen.

Chebli | Das andere Ufer | 1 von 25

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Wintersonnenwende
Wenn man dem Tag 0.0.0.0.0 der langen Zählung der Mayas das Julia­ische Datum 584284 zuordnet, was dem grego­riani­schen -3113-08-12, also dem 12. August 3114 vor Christus ent­spricht, dann fällt 13·20·20·18·20=1872000 Tage später 13.0.0.0.0 auf den 22.12.2012, weshalb das Ende der Welt zur Winter­sonnen­wende am schön ausse­henden Datum 21.12.2012 vorher­gesagt wurde, gleich­wohl mir 20.12.2012 besser gefallen hätte.

In den Jahren danach hörte ich davon nicht mehr viel, doch dieses Jahr wurde wieder verstärkt von der Winter­sonnen­wende geredet. Ist es ein Zeichen des sich ausbrei­tenden Heiden­tums, das sich dem Weih­nachts­fest abwendet und es neu inter­pretiert als eine arbeits­freie Zeit "zwischen den Jahren" mit Tannen­baumn und Kitsch von der Sonnen­wende bis zum Jahres­anfang oder gar vom Beginn des Kirchen­jahres bis Knut? Oder ist es Rück­sicht­nahme auf muslime Mit­bürger, über denen trotz Mond­kalenders die gleiche Sonne aufgeht?

Bestenfalls eine gelun­gene Kombi­nation aus beidem. Man mag sich über diese Konver­genz und Syn­ergie freuen, möglich ist aber auch eine fort­schrei­tende Polari­sierung, eine Rück­besinnung auf die Geburt Jesu im Kreise der verblie­benen Christen, die viel­leicht wieder zahl­reicher in den Weih­nachts­gottes­dienst strömen und nervigen Krippen­spielen applau­dieren werden. In drei Tagen sehe ich, ob es wieder wie früher ist: Geht man einmal zu Weih­nachten in den Gottes­dienst, nimmt einem das Pack, das jeden Sonntag dort sitzt, auch noch die Plätze weg.

13 | Frühlingserschwachen

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Tod im Netz
Früher ging man zu Beerdi­gungen, sah den Sarg in die Grube fahren und wußte: Der kommt nicht mehr zurück, es ist vorbei. Soziale Medien bieten zunehmend Dienste für diesen Fall an. Gele­gent­lich melden sich Tote, wie mein verstor­bener Neffe über Facebook. Zum einen wurde noch in seinen Bereich geschrie­ben, zum anderen hatte er wohl Automa­tismen losge­treten. Nun aber ist er ganz gestorben, da ich so gut wie nie mehr Facebook aufrufe.

Doch diesen Beitrag schreibe ich nicht, weil Tote im Netz weiter­leben wollen oder müssen, sondern umgekehrt: Sie ver­schwinden sang- und klang­los als seien sie tot. Irgend­wie irri­tiert mich das. Wüßte ich doch gerne, ob es sie noch gibt, gleich­wohl ich sie nie gesehen habe. Nicht, um groß­artig zu trauern, sondern wegen des geschil­derten Rituals: Wer in die Grube fährt, der kommt nicht mehr zurück!

Ich habe mir eine Unzahl von Siedler-IV-Missi­onen unter Youtube angesehen. Eine über­schaubare Gruppe produ­ziert immer noch Filme. Dazu gehörte auch IRClevor, der unter "Settlers Saturday" einmal wöchent­lich seine Bemü­hungen fort­führte. Er betonte wie wichtig es ihm sei, wirklich jeden Samstag etwas hochzu­laden. Und plötz­lich war gar nichts mehr zu sehen. Wäre ein Sinnes­wandel, viel Arbeit oder eine schwere Krank­heit der Grund, könnte er doch wenig­stens eine Kommentar­zeile schreiben, ein Lebens­zeichen senden, um das viele ihn gebeten haben. Es ist, als sei er plötz­lich gestorben. Vielleicht ist er wirklich tot, und keiner seiner Nachfahren konnte oder wollte es mitteilen.

Und da ist die Mohamme­danerin, die kurze Zeit hier auf blogger.de ihren Blog führte. Plötz­lich und uner­wartet wurde auch ich Objekt ihrer chaoti­schen Kritik. Plötz­lich war nichts mehr von ihr zu lesen, der letzte Beitrag sogar entfernt. Und nun habe ich Angst, sie könne sich dem Mann vor der Moschee an den Hals geworfen haben. Ich werde es wohl nie heraus­finden. Es ist eigent­lich schade. Der Streit war völlig über­flüssig. Viel­leicht liest sie dies und meldet sich noch einmal. Viel­leicht reakti­viert sie ihren Blog wieder, schließ­lich war er inter­essanter als viele anderen. Und eine gewisse Kontro­verse ver­größert doch den Leser­kreis. [1]

Im letzten Falle bin ich selbst gestorben. Eines Tages wollte ich wissen, was die Menschen in der Straßen­bahn so hin und her schieben, habe mich bei Candy Crush auf Ebene 160 hochge­spielt und dann aufgehört. Und obwohl die Kommuni­kation dort auf wenige Standard-Meldungen einge­schränkt ist, manche sogar meinen, die Mit­spieler seien vom Computer simu­liert, habe ich ständig auf die Hilfe anderer gewartet und sie auch erhalten, weil ich ihnen meiner­seits half weiter­zukommen. Als ich aufhörte, fehlte mir etwas. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, die noch aktiven Spieler allein gelassen zu haben. Auch könnten sie meinen, ich sei gestorben.

[1] Was ich hier geschrieben habe, ist schon ein paar Tage alt. Und eben sehe ich die Mohamme­danerin wieder in der Liste der letzten Ände­rungen. Sofort hatte sie zehn Klicks von blogger.de zu ver­zeichnen, doch konnte ich keine inhalt­liche Änderung erkennen. Viel­leicht war es wieder eine Löschung.

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Es reicht
Ich bin noch mit dem Caffee-Lied [1] groß geworden, hielt den Musel­mann [2] ausschließlich für einen Moslem und den Islam für säbel­rasselnd. Später war ich fromm, fühlte mich den muslimen Weinbau­studenten im christ­lichen Schulungs­heim näher als den Heiden und durfte auch einen streng­gläubigen Moslem kennen­lernen. Daß ich dem Islam nun nichts mehr abge­winnen kann, liegt nicht an meinem Abfall vom Glauben, auch nicht an fünfzig Jahren Terro­rismus, denn ich bin zu reali­stisch oder auch misan­throp als daß mich ein paar tausend Tote beein­druckten. Es liegt auch nicht an den immer zahl­reicher werden­den Türken, Syrern, Rauschel­bärten, schon gar nicht an den Kopf­tuchträ­gerinnen.

Was also ist es? Zum einem sind mir Volks­gruppen zuwider, die nur sich selbst als Menschen sehen und auf andere herab­blicken. Zum anderen ist es die mir durch ständige Eska­paden, Extra­würste, Diskus­sionen und Bericht­erstattung gestoh­lene Aufmerk­samkeit. Zum dritten die deutsche Nach­giebig­keit und falsche Toleranz, unsere Entschul­digung unzivi­lisierten Verhal­tens als Ausdruck einer anderen Kultur. Und zum Schluß die Herab­würdigung derer, die Fehl­entwick­lungen beim Namen nennen und unsere Zukunft gefährdet sehen. [3]

Naturgemäß kam es zu Gegen­reaktionen. Die AfD erhielt viele Stimmen, es folgte der Koali­tions­zirkus. Man mag auf AfD-Wähler schimpfen, verant­wortlich aber sind Politiker, Journa­listen und Gut­menschen, die uns in diese Situa­tion brachten. Wir können uns kein neues Volk schaffen, aber unser Zusammen­leben nach unserem Geschmack gestalten. Und dazu gehört neben der Offen­heit gegen­über Flücht­lingen auch die Beibe­haltung moderner Errungen­schaften. Es gibt keinen Grund, voll Beklei­dete ins Becken springen zu lassen, Poly­gamie und Kinder­ehen zu akzep­tieren, Auslän­der von Metoo zu befreien, öffent­liche Plätze aufzu­geben und Minde­rbegabte durch­zuwinken.

Doch der Titel meines Beitrages bezieht sich nicht darauf, von alle­dem die Nase voll zu haben. Vielmehr reicht es mir, mich beständig über laute Prediger, keifende Klage­weiber, Fahnen­verbrenner und junge, männliche, arabische Namens­moslems zu beklagen, die den Untergang des Männer­friseurs verhin­dert haben. Es gibt genug, die das für mich erle­digen. Auch deshalb verstehe ich, wenn selbst inte­grierte und vorwie­gend ungläu­bige Moslems von der Dauer­kritik an ihren Lands­leuten genervt sind, obgleich es mich nicht per­sönlich trifft, wenn Deutsche als Nazis diffa­miert werden.

Ich möchte nicht wegen Einlas­sungen zum Islam zu Mißver­ständ­nissen Anlaß geben, die gar nicht ausge­räumt werden wollen. Ich möchte im Moslem oder Flücht­ling weiter­hin den normalen Menschen sehen, der wie ich an einem beschau­lichen und zivili­sierten Leben inter­essiert ist und nicht mehr unan­genehme Seiten hat als alle anderen auch. Ich möchte weiter­hin keine Will­kommens­feste feiern, wenn ein Fremder nebenan einzieht, aber auch keine drei Kreuze schlagen, wenn er wieder ver­schwindet. Ich möchte einfach Norma­lität. Deshalb werde ich mich in diesem Blog wieder anderen Dingen zuwenden.

[1] Karl Gottlieb Hering: C-a-f-f-e-e. Kanon zu 3 Stimmen. "C-a-f-f-e-e, trink nicht so viel Caffee, nicht für Kinder ist der Türken­trank, schwächt die Nerven, macht dich blaß und krank, sei doch kein Musel­mann, der ihn nicht lassen kann." aus Das große Lieder­buch, Lizenz­ausgabe des Deutschen Bücher­bundes. Türken kommen nur inso­fern vor, als daß die in meinen Augen schöne Kaffee-Kultur von den Osmanen über­nommen wurde. Kinder sollen den Kaffee meiden, denn er mache schwach. Zu beanstanden bleibt, daß den Muse­lmännern ange­sichts ihres ausgie­bigen Kaffee-Genus­ses unter­stellt wird, die zum Ver­zicht nötige Stärke nicht aufzu­bringen. Mög­licher­weise hat auch dieses Lied dazu bewogen, einen Schwäch­ling als Musel­mann zu bezeich­nen. So nannten KZ-Häft­linge ihre völlig abge­mager­ten Mitin­sassen. Doch schon vor dem Drit­ten Reich galt dieses Wort nicht mehr als korrekt. Der von Musik­lehrern so geliebte Kanon ver­schwand aus den Lieder­büchern.
[2] "Muselmann" kostet 1200 Euro. Merkur.de, 19.08.2009. Ob die 1200 Euro für ein veral­tetes Wort oder dessen Verwen­dung während der NS-Zeit fällig wurden, bleibt leider offen. Eine gewisse Abschät­zigkeit ist mehrere Jahr­hunderte nach Lessing jedoch nicht zu leugnen.
[3] Peter Grimm: 5 Minuten Rechts-Kunde mit Henryk M. Broder. Achgut, 10.12.2017. Der darin unschein­bar ver­linkte Film ist auch unter Youtube zu sehen. Darin läßt Henryk M. Broder durch­blicken, daß auch ihn die stän­dige Diffa­mierung ermüdet.

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Durchwinken
Bald ist es wieder Zeit für eine Silvester­feier vor dem Kölner Dom. Dort können Nafris erneut zeigen, wem öffent­liche Plätze gehören und Femi­nistin­nen vor weißen Männern schützen. Wie letztes Jahr wird die Polizei etwas genauer hin­schauen und viel­leicht wieder Unschul­dige ein­kesseln, nachdem die Stra­tegie vor zwei Jahren nicht aufging: Nicht so genau hin­sehen, um nicht in die Schlag­zeilen zu geraten und die Krimi­nellen­quote niedrig zu halten. Einige sind bereits abgewählt.

In dieses Bild passen auch Berichte aus einer Berliner Polizei­schule, in der hoffent­lich keine Sauf- und Bums­gelage in fremden Bundes­ländern auf dem Lehr­plan stehen, aber Gruppen, wenn nicht Banden orien­tali­scher Her­kunft oder Fami­lien durch­gewunken werden, um sodann auf unseren Straßen unge­bildet und vorein­genommen für Recht und Ordnung zu sorgen.

Soweit meine Phan­tasie zu den Zeitungs­berichten. Die Rea­lität wird zumeist schlichter sein. Möglicher­weise in dem einen oder anderen Punkt auch bru­taler. Und ich erwähne dies vorweg alles nur, weil ich hier meinen persön­lichen Ärger mit dem Durch­winken minder­begabter Aus­länder nieder­schreiben möchte.

Ich bin kein Freund der Teamarbeit und war froh, wegen ungerader Anzahl ein Prak­tikum allein durch­ziehen zu dürfen. In den übrigen fünf hatte ich es mit sechs Partnern zu tun, vier Deutsche, zwei Aus­länder. Mit den Deut­schen gab es keine Probleme. Sie hatten ihren Anteil erledigt und ihre Proto­kolle eigen­ständig gefertigt.

Zunächst die Frau: Auf den Fluren sitzen viele strebsame Lands­leute, um zu promo­vieren oder zu forschen. Manche sprechen nur schlecht deutsch, doch englisch reicht in diesem Bereich voll­kommen aus. Sie dagegen muß von einer Fach­schule für Funk­tionärs­kinder gekommen sein. Ihr Deutsch war bescheiden, und vom Angebot der eng­lischen Sprache wollte sie wegen noch schlech­terer Kennt­nisse keinen Gebrauch machen. Auf die Frage, welche Strah­lungsart vorliege, konnte sie nicht antworten, und malte nur ein Alpha auf das Papier, was sie nach einem skep­tischen Blick um 90 Grad zum Gamma drehte.

Wenige Wochen später standen wir wegen man­gelnder Vorbe­reitung vor dem Raus­schmiß. Dann gab sie auf. Ich mußte die Arbeit über­nehmen und wurde schließ­lich einer anderen Gruppe zuge­schlagen. Doch an einer Stelle blieb ich hart. Es war eine einfache Aus­gleichs­rechnung samt bild­licher Dar­stellung. Das hat sie dann den Betreuer machen lassen, worauf­hin ihr die eine Hälfte des Prak­tikums beschei­nigt wurde. Sie voll­ständig durch­zuwinken ging ja wegen Total­ausfalles nicht.

Nun der Mann: Auch für den Betreuer mußte klar sein, daß er man­gelnde Kennt­nisse hinter schlech­tem Deutsch verbarg und die flüssig les­baren Zeilen offen­sicht­lich kopiert waren. Natür­lich erhiel­ten wir die Gelegen­heit zur Kor­rektur. Und obwohl ich meinen Teil schon lange erledigt hatte, mußte ich den ganzen Scheiß nicht nur sprach­lich, sondern auch inhalt­lich über­arbeiten. Schließ­lich wünschte sich der Betreuer ein wei­teres Dia­gramm mit dem Ergebnis, daß ich es anfer­tigen und mich dazu in ein Daten­analyse­programm einar­beiten mußte. So waren wir beide erfolg­reich.

Bei der Dame hat mich nur gewundert, daß sie angeblich bereits eine Veran­staltung für Fort­geschrit­tene besucht und bestan­den hat. Wie kann das sein? Gut­mütig wie ich bin, konnte ich ihr nur den Rat geben, von vorne mit den Grund­lagen neu zu begin­nen. Und der Herr hatte nach seinem Bekun­den bereits den Bachelor­grad mit der Note 1,3 erreicht. Wie steht das im Ein­klang mit dem, was ich erleben durfte?

Es reicht

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Hissa Hilal
Eines Tages hatte Unitymedia mir die letzten analogen Sender gestri­chen. Durch meinen Miet­vertrag gebunden konnte ich nicht kündigen. Ein halbes Jahr hielt ich durch, dann habe ich mir einen HD-Empfänger mit Scart-Kabel für meinen Zwanzig­zöller gekauft. Nach dem Suchlauf "zappte" ich durch die Programme und blieb beim Qua­litäts­sender Arte hängen, wo ein gespen­stisches Bild mich fesselte. Lange Gestalten in weißen Tücher wie Außer­irdische standen herum. Es dauerte eine Weile bis ich die um eine Quarte [1] zu hoch darge­stellten Menschen als Araber identi­fizierte. Dann sah ich auch eine Bolly­wood-Frau durch das Bild turnen, wahr­schein­lich die Modera­torin. Und ganz zum Schluß abseits am Bühnen­rand ein schwar­zes Gespenst mit einem goldenen Draht­geflecht in der Hand. Ich dachte, sie sei die ara­bische Uschi Siebert und müsse gleich den Preis herein­tragen. [2] Doch war sie die erste Frau, die jemals das Finale der Sendung "Milion's Poet" erreichte, wohl Dieter Bohlen für Araber mit Text statt Musik.

Ihr Name ist Hissa Hilal, sie schreibt mir unbe­kannte Gedichte, auch gegen die Obrigkeit. [3] Nach vielen Jahren hatte ihr Mann die Aus­reise zum Wett­bewerb gestat­tet. Kaum einer hat je von ihr mehr gesehen als ihre Augen, obgleich sie für eine Ehrung in der Schweiz den Gesichts­schleier ablegen mußte. Ich gehe davon aus, daß sie sich nicht wegen ihres Mannes oder ihrer Kinder bedeckt, nicht zum Schutz vor Verfol­gung, sondern aus Über­zeugung. Hätte ich ein Leben lang meine Kopf­behaarung unter einem Turban verborgen, würde ich ihn auch nicht in der Öffent­lichkeit ablegen, wie ich auch eine Ein­ladung zur Blog­lesung ausschlagen müßte, fände sie am FKK-Strand statt.

Das war im Jahre 2010. Zwischen­zeitlich hat sich in ihrem Teil der Welt für unsere Augen wenig geändert. Ganz allgemein und mit Blick auf die gesamte Mensch­heit bin ich aber zuversichtlich. Der Islam und Arabien haben sich derart in den Vorder­grund gedrängt, daß nur noch wenig einer orien­tali­schen Ver­klärung unter­liegt. Der Zahn der Zeit nagt auch an Arabien. Die Vorzüge der Zivili­sation werden sich schneller durch­setzen als das Öl versiegt. Der Islam ist ent­zaubert, die neueste Inti­fada ein Papier­tiger [4].

[1] Wenn ein 9:16-Bild 3:4 darge­stellt wird, ist es um (3/4)/(9/16)=4/3, also eine Quarte zu hoch.
[2] Die lang­järige Assis­tentin von Hans-Joachim Kulen­kampff, dem Thomas Gott­schalk der sech­ziger Jahre.
[3] Das ist wohl auch besser so. Wahr­schein­lich würden ihre Gedichte mich aufregen.
[4] Worte des Vorsitzenden Mao Tse-Tung. Verlag für fremd­sprach­liche Literatur, Peking, 1967, erste Auflage. Seite 86: Alle Reak­tionäre sind Papier­tiger. Dem Aussehen nach sind sie furcht­erregend, aber in Wirk­lichkeit sind sie nicht gar so mächtig. Auf lange Sicht haben nicht die Reak­tionäre, sondern hat das Volk eine wirk­lich große Macht.

Fernsehen

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