Leistungsträger
Wer einen Haufen Geld hat, ständig über steuer­liche Bela­stungen jammert und sich seiner Wohl­taten wegen umjubeln läßt, steht bei mir auto­matisch im Verdacht zur Klasse derje­nigen zu gehören, die sich trotz ihres vorwiegend leistungs­losen Einkom­mens und Besitzes nicht als Nutz­nießer, Glücks­ritter, Ausbeuter oder Diebe empfinden, sondern für sog. Leistungs­träger halten, die durch hohe Steuern den Staat finan­zieren, der sein Geld nicht immer in ihrem Sinne einsetzt, wodurch sie sie sich berech­tigt fühlen, selbst zu entscheiden, wem sie etwas geben und wem sie im Gegen­zuge etwas oder mehr vorent­halten. Sie sind Teil einer unange­nehmen Elite, die sich durch Besitz, Herkunft oder Promi­nenz von der Ein­haltung der Gesetze befreit fühlt.

Auch wenn Herr Hoeneß mir zuvor sympa­thisch gewesen wäre, hätte es mich nicht verwun­dert, daß gegen ihn ermit­telt wird. Vielen anderen, die gleich­falls öffent­lich den Moral­apostel raus­hängen lassen, traue ich ähnliche Vergehen zu, wenn zumeist auch in beschei­denerem Maße, sowohl den Teil­nehmern der zahl­reichen Fernseh­diskus­sionen als auch deren Leitern. Leider werden wir es wegen des Steuer­geheim­nisses in den meisten Fällen nicht erfahren. Bei Herrn Hoeneß wird deshalb etwas mehr im Spiel sein, zumal er nur noch gegen eine Millionen­kaution auf freiem Fuß ist.

Ich hoffe auf eine deutliche Nieder­lage der Bayern gegen Barce­lona. Dann wird der gemeine Fuß­baller, der Herrn Hoeneß kaum mehr als einen verschos­senen Elfmeter nachträgt, sich gegen ihn wenden, ihn mit der gleichen Selbst­gefällig­keit verant­wortlich machen. Dann wird Herr Hoeneß hoffent­lich zurück­treten. Jeder kleine Dieb wäre sofort entfernt worden, jeder Bank­räuber in die Unter­suchungs­haft gewandert.

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