John Strelecky
Erstmalig vernahm ich Strelecky als Antwort auf eine Fern­seh­quiz­frage, dann erblickte ich ihn in der Best­seller­liste, und nun in meiner mit Bahn­hofs­lite­ratur ange­füll­ten Bibli­othek am Rande der Stadt. Dort habe ich mir sein zweites Werk [1] ausge­liehen, fand es zunächst recht kurz­weilig, bis mir auf den Sack ging, welch Schwach­sinn [2] darin immer und immer wieder zele­briert wird: Die naive Glücks­findung gut situ­ierter Menschen.

Heutzutage hätte ich ChatGPT vermutet: Schreibe mir ein Buch über ein freies Leben, in dem ein Notiz­buch über ein freies Leben vor­kommt. Verwende das beliebte Wort Cafe im Titel, spiele auf das Restau­rant am Ende des Uni­ver­sums an, welches Gott ersetzt und wie ein Navi­gations­gerät funk­tio­niert. Füge abschnitts­weise Einga­ben für Mid­journey bei, die ein paar naive Bilder gene­rieren, um den schmalen Band aufzu­motzen.

[1] John Strelecky: Wiedersehen im Café am Rande der Welt. dtv, München, 2. Auf­lage, 2017.

[2] Holger Kreitling: Vorsicht vor Billigtipps aus dem Psycho-Baumarkt! Welt, 10.09.2015.

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Natürlich benötigt man einen Finanz­berater, um ein Märchen­cafe zu betreiben. Und zwar einen ehr­lichen, der sagt: Legst Du 1000 Dol­lar an und machst im ersten Jahr 50 Pro­zent Verlust, im zweiten aber 50 Pro­zent Gewinn, dann ist nicht alles ausge­glichen, sondern ein Verlust von 250 Euro einge­fahren. Toll, dazu muß ich keine zwei Sei­ten (144–145) schreiben und benö­tige auch keinen Finanz­berater, kann das Geld einfach liegen­lassen. Oder damit ein Seminar des Herrn Stre­lecky besuchen, in dem mir solche Weis­heiten gelehrt werden.

Und hier eine vertiefende Aufgabe aus einem moralisch weniger bela­steten Bereich: Ich habe zwei Gläser, eines mit Kaffee und eines mit Milch, nehme einen Tee­löffel der Milch und gebe sie in den Kaffee, danach einen Tee­löffel des Milch­kaffees in die Milch zurück. Ist nun mehr Milch im Kaffee als Kaffee in der Milch oder umge­kehrt?

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Wie der Chronist [1] schreckt auch Stre­lecky nicht vor Winz­pro­zenten zurück und zeigt die Größe des uns navi­gie­renden Uni­ver­sums dadurch auf, daß die vielen Sterne am Firma­ment nur 0,00000005% aller in unserer Galaxie aus­machen. Tat­sächlich sind die 3000 bis 6000 mit bloßem Auge sicht­baren Punkte am Himmel fast alle Sterne der Milch­straße, die aus 300 bis 600 Milli­arden Sternen besteht. Zu sehen ist also einer von 100 Mil­lionen. Was ist die Stoß­rich­tung, den Kehr­wert 0,00000001 anzu­geben oder ihn gar wie ein Krämer in 0,000001 Pro­zent umzu­rechnen?

Der aufmerksame Leser wird trotz Nullen­wustes bemer­ken, daß Herr Stre­lecky eine um den Fak­tor 20 klei­nere Quote errech­net hat. Das ist für astro­nomi­sche Ver­hält­nisse kein über­mäßi­ger Unter­schied. Es ist aber lustig zu sehen, wie er darauf bei 3000 sicht­baren von nur 100 Mil­liar­den Sternen kommt. [2] Indem er den Fak­tor 63 ansetzt, weil in unserem Sonnen­system 9 Pla­neten und 54 Monde seien und lusti­ger­weise die Sonne selbst ver­gißt. In Wirk­lich­keit gibt es viele wei­tere recht dunkle Objekte in der Milch­straße. Doch keiner ist ver­wun­dert, sie nicht zu sehen. Es gibt 8 Mil­liar­den Men­schen, von denen ich zur Zeit etwa 0,00000001% er­blicke.

[1] Der Chronist nennt statt 2600 nur 0,0031% Neu­infi­zierte. An anderer Stelle steigert er die Zahl der Nullen um zwei durch Weg­las­sung des Pro­zent­zei­chens: „1 in 85 trillion (p = 0.000000000000012).“

[2] John Strelecky: Zehn Anregungen für das Leben Deiner Träume. Big Five for Life Seminar & Consulting GmbH, 2020.

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