Public-Hearing
Der Humor des Mike Krüger ist mir etwas besser bekannt als der anderer Nach­treter der Europa­meister­schaft, weil ich einst­mals seine Schall­platte "Auf der Autobahn nachts um halb eins" geschenkt bekam. Immer wieder verweist er auf seine ent­behrungs­reiche Kind­heit, um daraus mit Hilfe des pflicht­gemäß stöh­nen­den Publi­kums einen sog. Gag zu schlagen. Normaler­weise über­treibt er dazu, doch für das ahnungs­lose und junge Nach­getreten-Publi­kum ist das nicht nötig: Im Jahre 1954 sei er drei Jahre alt gewesen und hätte im Boller­wagen sitzend die Welt­meister­schaft aus dem Tran­sistor­radio verfolgt. Damals habe es nur public hearing gegeben.

Da hat er aber die Möglich­keiten des ersten Welt­meister­jahres beschönigt. Tran­sistor­radios gab es erst seit Weih­nachten 1954, in nennens­werten Stück­zahlen und vor allem in Deutsch­land noch drei Jahre später. Bis zum Errei­chen einer mit dem MP3-Player ver­gleich­baren Ner­vigkeit vergin­gen weitere Jahre. Ich bekam meinen ersten Tran­sistor in einem Kosmos-Elek­tronik-Bau­kasten zu Weih­nach­ten 1961. Was Mike Krüger gehört haben könnte, war ein Koffer­radio mit Röhren.

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