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Biafra, Katalonien, Bayern
wuerg, 28.10.2017 20:22
Wir steuern auf ein Zeitalter unstrukturierter Kleinteiligkeit zu. Das verdanken wir der Automatisierung und einer Unzahl von Menschen mit freien Kapazitäten. Mein geliebtes Schubladendenken ist auf dem Rückzug. Kategorien werden gemieden und geleugnet. Statt großer Rassen gibt es nur noch hunderte von Volksgruppen, deren Sprache und Kultur es zu bewahren gilt, obgleich es für die menschliche Entwicklung recht gleichgültig ist, ob es sie jemals gegeben hat. Was würde die Menschheit missen, wäre Goethe nie geboren worden?
Ich kann mir gerade einmal die fünf Kontinente merken. Hunderte von Staaten und Gebiete sind mir zuviel, vor allem die ständige Übernahme von Eigenbezeichnungen. Demnächst dank Unicode auch noch in fremden Zeichen. In meiner Jugend gab es große Blöcke. Ich dachte, die Kleinstaaterei sei ebenso überwunden wie die Tätowierungen. Doch der moderne Mensch ist unsolidarisch, pflegt seinen Style, seine Musik, seine Sprachverhunzung, sein Arschgeweih. Damit setzt er sich von der Masse ab und formiert sich zu Kleingruppen gleicher Abartigkeit.
Die Zerschlagung des Ostblockes erbrachte viele Staaten und uns deren Probleme. Hinzu kommen die ständigen Befreiungsbewegungen und Unabhängigkeitsbestrebungen. In den sechziger Jahren dachte ich dank der üppigen Berichterstattung, Che Guevara führe einen Befreiungskampf. Ein solcher galt Linken stets als gerechtfertigt. Doch Biafra ließ mich erstmals zweifeln. Dort wollten sich arme Ibo von noch ärmeren Haussa absetzen. Im Ergebnis wären unterdrückte Minderheiten entstanden, die beständig in die Waden beißen, weil sie anderswo die Mehrheit stellen.
Mit den Katalanen ist es nicht anders. Sie wollen kein Geld an Spanien abgeben und einen eigenen Staat, in dem die spanische Bevölkerung und deren Weltsprache zurückgedrängt werden. Eine einvernehmliche Abstimmung in harmonischer Atmosphäre hätte mit 49 Prozent alles beenden können. Doch anfängliches Zuwarten und spätere Härte führten zu 95 Prozent Zustimmung unter den 42 Prozent, die eine Wahlurne erreichten. Es ist nicht davon auszugehen, daß die übrigen zu 80 Prozent dagegen gestimmt hätten.
Damit ist die Unabhängigkeit praktisch besiegelt. Der spanische König hätte gut daran getan, den Abtrünnunen viel Glück in ihrer Republik zu wünschen. Noch besser hätte er abgedankt und ganz Spanien vom Anachronismus der Monarchie befreit. Vielleicht schaffen es ja die anderen Abtrünnigen auf den britischen Inseln, wenn Elisabeth stirbt. Sollte aus der EU einmal etwas werden, dann ist es ziemlich egal, ob es einen Staat mehr oder weniger gibt. Ich könnte mit Bayern in einer funktionierenden EU gut leben.
Das hatte ich vor mehr als einer Woche notiert. Zwischenzeitlich haben sich die Fronten vehärtet. Die Welt entsendet keine Blauhelme und steht pflichtgemäß hinter Spanien, das nach einer Phase der Gesichtswahrung Katalonien in die Unabhängigkeit entlassen kann oder sich auf lange Zeit Konflikte mit einer Region einhandelt, die irgendwann die Gelegenheit ergreifen wird, sich von der Monarchie, dem Zwangskatholizismus, der Arbeitslosigkeit, den Transferleistungen, der Vergreisung und den mit der spanischen Sprache einhergehenden Altlasten zu befreien.
Ich kann mir gerade einmal die fünf Kontinente merken. Hunderte von Staaten und Gebiete sind mir zuviel, vor allem die ständige Übernahme von Eigenbezeichnungen. Demnächst dank Unicode auch noch in fremden Zeichen. In meiner Jugend gab es große Blöcke. Ich dachte, die Kleinstaaterei sei ebenso überwunden wie die Tätowierungen. Doch der moderne Mensch ist unsolidarisch, pflegt seinen Style, seine Musik, seine Sprachverhunzung, sein Arschgeweih. Damit setzt er sich von der Masse ab und formiert sich zu Kleingruppen gleicher Abartigkeit.
Die Zerschlagung des Ostblockes erbrachte viele Staaten und uns deren Probleme. Hinzu kommen die ständigen Befreiungsbewegungen und Unabhängigkeitsbestrebungen. In den sechziger Jahren dachte ich dank der üppigen Berichterstattung, Che Guevara führe einen Befreiungskampf. Ein solcher galt Linken stets als gerechtfertigt. Doch Biafra ließ mich erstmals zweifeln. Dort wollten sich arme Ibo von noch ärmeren Haussa absetzen. Im Ergebnis wären unterdrückte Minderheiten entstanden, die beständig in die Waden beißen, weil sie anderswo die Mehrheit stellen.
Mit den Katalanen ist es nicht anders. Sie wollen kein Geld an Spanien abgeben und einen eigenen Staat, in dem die spanische Bevölkerung und deren Weltsprache zurückgedrängt werden. Eine einvernehmliche Abstimmung in harmonischer Atmosphäre hätte mit 49 Prozent alles beenden können. Doch anfängliches Zuwarten und spätere Härte führten zu 95 Prozent Zustimmung unter den 42 Prozent, die eine Wahlurne erreichten. Es ist nicht davon auszugehen, daß die übrigen zu 80 Prozent dagegen gestimmt hätten.
Damit ist die Unabhängigkeit praktisch besiegelt. Der spanische König hätte gut daran getan, den Abtrünnunen viel Glück in ihrer Republik zu wünschen. Noch besser hätte er abgedankt und ganz Spanien vom Anachronismus der Monarchie befreit. Vielleicht schaffen es ja die anderen Abtrünnigen auf den britischen Inseln, wenn Elisabeth stirbt. Sollte aus der EU einmal etwas werden, dann ist es ziemlich egal, ob es einen Staat mehr oder weniger gibt. Ich könnte mit Bayern in einer funktionierenden EU gut leben.
Das hatte ich vor mehr als einer Woche notiert. Zwischenzeitlich haben sich die Fronten vehärtet. Die Welt entsendet keine Blauhelme und steht pflichtgemäß hinter Spanien, das nach einer Phase der Gesichtswahrung Katalonien in die Unabhängigkeit entlassen kann oder sich auf lange Zeit Konflikte mit einer Region einhandelt, die irgendwann die Gelegenheit ergreifen wird, sich von der Monarchie, dem Zwangskatholizismus, der Arbeitslosigkeit, den Transferleistungen, der Vergreisung und den mit der spanischen Sprache einhergehenden Altlasten zu befreien.
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